Das implizite Euler-Verfahren (nach Leonhard Euler) (auch Rückwärts-Euler-Verfahren) ist ein numerisches Verfahren zur Lösung von Anfangswertproblemen. Es ist ein implizites Verfahren, das heißt, in jedem Schritt muss eine – im Allgemeinen nichtlineare – Gleichung gelöst werden.

Das Verfahren

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Zur numerischen Lösung des Anfangswertproblems

 

für eine gewöhnliche Differentialgleichung wähle man eine Diskretisierungsschrittweite  , betrachte die diskreten Zeitpunkte

 

und berechne die iterierten Werte[1]

 

Der Wert   ist hierbei nicht explizit gegeben, sondern nur implizit, denn   taucht auf beiden Seiten der Gleichung auf. Zur Berechnung von   muss die Gleichung also in jedem Iterationsschritt gelöst werden, z. B. numerisch mit dem Newton-Verfahren. Dieses Problem stellt sich bei linearen Systemen nicht, da nach   aufgelöst werden kann.

Die Werte   stellen dann Approximationen an die tatsächlichen Werte   der exakten Lösung des Anfangswertproblems dar. Je kleiner die Schrittweite   gewählt wird, desto mehr Rechenarbeit muss geleistet werden, aber desto besser werden auch die approximierten Werte.

Wird ein Verfahren über   definiert, erhält man das explizite Euler-Verfahren.

Eigenschaften

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Der rosafarbene Bereich stellt das Stabilitätsgebiet des impliziten Euler-Verfahrens dar.

Das implizite Euler-Verfahren hat Konsistenz- und Konvergenzordnung 1. Es ist A-stabil, sein Stabilitätsgebiet enthält also die komplette linke Halbebene der komplexen Zahlenebene. Es gibt damit für das implizite Euler-Verfahren keine Einschränkungen an die Zeitschritte aufgrund von Stabilitätseinschränkungen, was den Zwang des Lösens von Gleichungssystemen in jedem Schritt wettmacht. Aufgrund der geringen Ordnung ist es damit besonders für Probleme interessant, bei denen die Iteration in einen stabilen Endzustand hineinläuft und die Genauigkeit der Zwischenergebnisse nicht interessant ist.

Literatur

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  • E. Hairer, S. P. Norsett, G. Wanner: Solving Ordinary Differential Equations I. Springer Verlag.
  • M. Hermann: Numerik gewöhnlicher Differentialgleichungen, Anfangs- und Randwertprobleme. Oldenbourg Verlag, München/Wien 2004, ISBN 3-486-27606-9.

Einzelnachweise

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  1. Martin Hermann: Anfangswertprobleme und lineare Randwertprobleme. 2. Auflage. DE GRUYTER, 2017, ISBN 978-3-11-050036-3, S. 16–17 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).