Jack Cardiff

britischer Kameramann und Filmregisseur

Jack Cardiff (* 18. September 1914 in Great Yarmouth, Norfolk; † 22. April 2009 in London) war ein britischer Kameramann und Filmregisseur. Er gilt als einer der bedeutendsten Kameramänner der Filmgeschichte, besonders wegen seiner Pionierarbeit in der Anwendung des Technicolor-Verfahrens. Als Regisseur drehte er mit Söhne und Liebhaber (1960) einen der stilbildenden Filme der British New Wave.

Jack Cardiff (2004)

Jack Cardiff wurde in eine Schauspielerfamilie hineingeboren. Seine Eltern waren Tourneeschauspieler und Cardiff verbrachte seine frühe Kindheit buchstäblich in den Garderoben und auf den Bühnen englischer Provinztheater. Seine Eltern arbeiteten auch als Statisten beim Film und verschafften Jack als Kinderdarsteller seine ersten Filmrollen. Als er die Schule beendet hatte, ging er zurück zum Film, zunächst als „Mädchen für alles“ und Laufbote. Er interessierte sich besonders für die Kameraarbeit, weil er hoffte, so an viele exotische Orte reisen zu können.[1]

1936 war er einer der ersten Auszubildenden bei Technicolor. Bald nannte man ihn „Jack O’Lantern“ (der englische Spitzname für einen beleuchteten Halloween-Kürbis) wegen seiner Akribie bei der Beleuchtung der Filmsets. 1937 war er Kameramann bei Wings of the Morning, dem ersten in Technicolor gedrehten Film in England. In den 1940er Jahren wurde er zum ersten Kameramann der Rank Film Organization, für die er in Schwarz-Weiß- und Farbfilm-Produktionen, wie z. B. Caesar und Cleopatra (1945) und Irrtum im Jenseits (1946) arbeitete.

Cardiff war bald ein gesuchter Fachmann für Farbfilme und drehte einige der bedeutendsten Technicolor-Filme, so unter anderem John Hustons African Queen (1951), Joseph L. MankiewiczDie barfüßige Gräfin (1954) und Michael Powells und Emeric Pressburgers Die schwarze Narzisse (1947) und Die roten Schuhe (1948). Die Regisseure schätzten die Brillanz seiner Farben und seine sehr überlegte und effektvolle Beleuchtungsarbeit.

Nach den Erfahrungen als Kameramann bei großen Regisseuren fühlte Cardiff sich reif, selbst eine Karriere als Regisseur zu beginnen. Sein erster bedeutender Film als Regisseur wurde der Thriller Intent to Kill (1958). Söhne und Liebhaber von 1960 wurde ein großer Kritiker- und Kassenerfolg und gilt heute als einer der stilbildenden Filme der British New Wave. Cardiff wurde als Regisseur für den Oscar nominiert und gewann einen Golden Globe Award, Freddie Francis erhielt den Preis für die Kameraarbeit.

Insgesamt führte Cardiff in 15 sehr unterschiedlichen Produktionen Regie, von denen die meisten künstlerisch enttäuschten. Er kehrte in den 1970er-Jahren zu seiner Arbeit als Kameramann zurück, für die er insgesamt fünfmal für den Oscar nominiert wurde, und blieb als Kameramann bis 2007 aktiv.

2000 wurde er von Königin Elisabeth II. mit dem OBE ausgezeichnet. 2001 erhielt er einen Ehrenoscar.

Die Bedeutung des Lichtes war Cardiff durch seine lebenslange Begeisterung für die Malerei bewusst geworden: „Die Hollywood-Kameramänner benutzten eine Menge Hintergrundbeleuchtung, weil dadurch alles klarer konturiert erscheint und glamouröser. Diese Hintergrundbeleuchtung gelang mir auch, weil ich mich auf das verließ, was ich von den Gemälden gelernt hatte: Einfachheit des Lichts. Gemälde bewegen sich nicht, da ist es einfach einen Lichteffekt zu erzeugen, und beim Film, wo Schauspieler aufstehen und durch den Raum gehen, musste man aufpassen. Aber ich hatte begriffen und glaube immer noch daran, dass man bei einer einfachen Beleuchtung bleiben muss.“[2]

Mitunter nahm sich Cardiff bestimmte Maler für bestimmte Filme zum Vorbild, so etwa Vincent van Goghs kräftige Farbwerte und Kontraste für Die roten Schuhe. Auch von den Impressionisten übernahm Cardiff konkrete Ideen: „Wenn jemand auf dem Gras sitzt, lassen sie grünes Licht auf seinem Gesicht widerscheinen. Also benutze ich manchmal raffinierte grüne Filter. […] Ich benutzte feine blaue Filter, wenn es kalt sein sollte, und so benutzte ich ihre Methoden, um die Farbe zu verstärken. Ich hatte immer mit den Leuten von Technicolor zu kämpfen, weil sie ’vollständigen Realismus’ wollten, was immer das sein sollte.“[3]

Filmografie (Auswahl)

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Als Kameramann
Als Regisseur

Auszeichnungen

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Als Kameramann
  • 1947: Die schwarze Narzisse (Black Narcissus): Golden Globe, Oscar
  • 1956: Krieg und Frieden (War and Peace): British Society of Cinematographers-Award, Oscar-Nominierung
  • 1961: Fanny: Laurel Award, Oscar-Nominierung
  • 1984: Palast der Winde (The Far Pavilions): BAFTA-Nominierung
  • 1994: Preis der American Society of Cinematographers für das Lebenswerk, Preis der British Society of Cinematographers für das Lebenswerk
  • 1997: London Critics Circle Film Award für das Lebenswerk
  • 2001: Ehrenoscar
Als Regisseur

Literatur

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  • Peter Ettedgui: Filmkünste: Kamera. 1. Auflage. Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2000, ISBN 3-499-60661-5, S. 10 ff.
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Einzelnachweise

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  1. bfi.org.uk (Memento vom 26. September 2007 im Internet Archive), abgerufen am 19. Mai 2024.
  2. netribution.co.uk
  3. netribution.co.uk