Iko Iko

Lied aus dem Jahr 1953
(Weitergeleitet von Jock-A-Mo)

Iko Iko [ˈaɪkoʊ ˈaɪkoʊ] ist ein Lied aus dem Jahr 1953 mit dem ursprünglichen Titel Chock-A-Mo, das bei der Erstveröffentlichung irrtümlich unter dem Titel Jock-A-Mo erschien. Die bekannte Melodie stammt aus der Feder des lebenslang in New Orleans beheimateten Musikers James „Sugar Boy“ Crawford und wurde von dem ebenfalls aus Louisiana stammenden Lloyd Price arrangiert.[1]

Geschichte

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Es gibt viele Spekulationen über die im Lied verwendeten nicht-englischen Wörter und eine Reihe von sich teilweise widersprechenden Interpretationen dazu.

Durch die Verwendung des Liedes beim Karneval in New Orleans und den dortigen Mardi-Gras-Umzügen[2] in indianerähnlichen Kostümen vermutete man lange einen indianischen Ursprung der Worte.

Diese Theorie wurde vor allem dadurch unterstützt, dass „Sugar Boy“ Crawford die Herkunft der von ihm benutzten Worte damit erklärte, zwei „Indianerstämme“ am Mardi Gras gehört zu haben, die sich spaßeshalber gegenseitig mit diesem Lied aufgezogen hätten. Und tatsächlich soll chockma bzw. die Wortkombination chockma finha in der Chickasaw-Sprache eine Begrüßung beschreiben, wobei Chockma wörtlich so viel wie „es ist gut“ heißt und finha ein verstärkender Elativ ist, der in diesem Zusammenhang als „sehr“ zu deuten ist.[3]

Einen weitaus größeren Bekanntheitsgrad erzielte das Lied durch die Aufnahme des US-amerikanischen Gesangstrios The Dixie Cups, das 1965 von dem Produzentenduo Leiber/Stoller nunmehr unter dem Titel Iko Iko auf den Markt gebracht wurde. Die Sängerinnen erklärten, das Lied von ihrer Großmutter schwarzafrikanischer Herkunft zu kennen, was neue Spekulationen zu im Lied vorkommenden Wörtern in Gang setzte. Unterstützung fand diese Version vor allem durch die Recherchen des Reporters Drew Hinshaw, der bei einer Parade in Ghana mit den wechselseitigen Rufen Iko Iko! Aayé konfrontiert wurde und dem anschließend ein Professor für Linguistik bestätigte, dass die meisten der im Lied verwendeten Fremdwörter tatsächlich einer westafrikanischen Sprache entstammen sollen. Des Weiteren wurde ihm später von einem Professor für kreolische Studien die Verwandtschaft zur kreolischen Sprachgruppe bestätigt, wonach die im Lied vorkommenden Wörter eine Mischung der in Westafrika vorkommenden Yoruba-Sprache und französischem Kreolisch seien.[4]

So kommt eine Deutung zu dem Ergebnis, dass der Text in einer kreolischen Sprachform verfasst ist, wie sie in Louisiana gesprochen wurde und diese um einige indianische Chickasaw-Wörter angereichert wurde.[3] Diese Annahme stimmt mit anderen Untersuchungen überein, die zu dem Schluss kommen, dass die entsprechenden Wörter der Cajun-Sprache bzw. dem akadischen Dialekt entstammen. In dieser Interpretation werden die Cajuns als eine in Louisiana ansässige frankophone Bevölkerungsgruppe mit auch indianischen und afroamerikanischen Vorfahren beschrieben.[1]

Die nichtenglische Textpassage

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In den folgenden Untersuchungen geht es um diese Textpassage:
Iko iko an day
Jockomo feena a dan day
Jockomo feena nay

Die vielleicht wahrscheinlichste Übersetzung der nichtenglischen Textzeilen des Liedes wird wie folgt interpretiert:[3][1]

Originaltext Sprachliche Herkunft Ursprungsworte Übersetzung
Iko Iko Kreolisches Französisch Akout! Akout! (vom frz. écoute) Hört, hört
An day Kreolisches Französisch an déyè (vom frz. au derrière) Da hinten
Jockomo feena Chickasaw chokma finha Es ist sehr gut (Begrüßung)
A dan day Kreolisches Französisch au dan déyè Da hinten
Jockomo feena a dan day vgl. die beiden oberen Zeilen chokma finha au dan déyè Anmerkung: Zusammenfassung der beiden oberen Zeilen, bei denen es sich um eine Kombination von Chickasaw und kreolischem Französisch zu handeln scheint (wie auch in der nächsten Zeile). Da es eine Begrüßungsformel ist, könnte es in etwa so viel zu bedeuten wie „Geht es euch (da hinten) gut?“ bzw. im übertragenen Sinne: „Seid Ihr gut drauf?“
Jockomo feena nay Chickasaw-Kreolisch ane (vom frz. année) Es ist ein sehr gutes Jahr (diese Feststellung bezieht sich möglicherweise direkt auf den „heutigen“ Faschingsdienstag und den bevorstehenden Umzug, auf den man ja wieder ein Jahr gewartet hat.)

Coverversionen

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Chart­plat­zie­rungen
Erklärung der Daten
Singles[7][8][5][6]
Iko Iko von den Dixie Cups
 UK2319.05.1965(8 Wo.)
 US2003.04.1965(10 Wo.)
Iko Iko von Dr. John
 US7115.04.1972(5 Wo.)
Aiko Aiko von der Saragossa Band
 DE3714.12.1981(11 Wo.)[5]
 AT1515.01.1982(2 Wo.)[6]
Iko Iko von Natasha
 UK1005.06.1982(11 Wo.)
Iko Iko von den Belle Stars
 DE3022.05.1989(8 Wo.)
 AT1315.05.1989(10 Wo.)
 CH616.04.1989(12 Wo.)
 UK3505.06.1982(2 Wo.)
 US1404.03.1989(18 Wo.)
Iko Iko von Unique II
 AT804.10.1992(12 Wo.)
Iko Iko von Captain Jack
 DE2211.06.2001(12 Wo.)
 AT1610.06.2001(14 Wo.)
 CH6210.06.2001(11 Wo.)
Iko Iko (My Bestie) von Justin Wellington & Small Jam
 DE707.05.2021(31 Wo.)
 AT507.05.2021(30 Wo.)
 CH504.04.2021(30 Wo.)
 UK9902.09.2021(1 Wo.)

Der Song wurde immer wieder gecovert, sowohl als Pop-, als auch als Jazz- und Reggae-Song. Coverversionen des Liedes wurden unter anderem aufgenommen von:

Mit verändertem Text und (weitgehend) beibehaltenem Refrain gibt es einige weitere Coverversionen, unter anderem von:

Mit vollständig neuem Text:

Coverversionen mit neuem Text in anderen Sprachen:

Einzelnachweise

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  1. a b c Matt Marshall (American Blues Scene Magazine): Mardi Gras: A Brief History of “Iko! Iko! Jock-a-mo Fee No Nay”. Englisch; Artikel vom 17. Februar 2012
  2. vgl. Christian Neeb (Spiegel Online): Mardi Gras in New Orleans – Die fetteste Party der USA. Artikel vom 9. Februar 2016
  3. a b c Marc Winter (blues news): Iko Iko – New Orleans Stimmungs-Klassiker (Memento vom 8. April 2016 im Internet Archive), Artikel vom 7. Dezember 2014
  4. Arika Okrent (mental floss): Iko iko wan dey: What Do the Words of the Mardi Gras Song Mean?. Englisch; Artikel vom 12. Februar 2013
  5. a b Aiko Aiko (Saragossa Band) in den deutschen Charts
  6. a b Aiko Aiko (Saragossa Band) in den österreichischen Charts
  7. Chartquellen: DE AT CH UK
  8. Top Pop Singles 1955-2006 von Joel Whitburn, Record Research 2007, ISBN 978-0-89820-172-7