Johann Adam Bernhard

deutscher Historiker und Archivar

Johann Adam Bernhard (* 23. März 1688 in Hanau; † 12. Juni 1771 ebenda) war ein Hanauer Historiker und Archivar.

Johann Adam Bernhard war das jüngste von elf Kindern des aus Bernburg stammenden Martin Bernhard und von Anna Clara, Tochter eines lutherischen Kirchenältesten, der aus Gelnhausen in die Hanauer Altstadt übergesiedelt war. Er besuchte in Hanau die lutherische Schule (später: Oberrealschule) und die Hohe Landesschule, studierte an den Universitäten Gießen und Jena und kam nach einer Bildungsreise durch Sachsen, Brandenburg und Thüringen 1712 wieder nach Hanau. Hier sollte er nach dem Willen der Mutter Pfarrer werden. Zwar hielt er auch einige Predigten, konnte sich aber mit dem Beruf nicht anfreunden und wurde auf Fürsprache des Konsistoriums Rektor der lutherischen Schule. Diesen Beruf übte er 18 Jahre aus.

Anfang Mai 1736 wurde er von Landgraf Wilhelm VIII., der nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., im gleichen Jahr die Grafschaft Hanau-Münzenberg geerbt hatte, mit der Leitung und Aufarbeitung des Archivs der Herren und Grafen von Hanau für den neuen Landesherren betraut. Er erhielt den Titel Hessen-Hanauischer Historiographus und Archivarius. Die Besetzung dieser Stelle mit Bernhard war ein Glücksfall, da dieser nicht nur der lokalen Geschichte großes Interesse entgegenbrachte. Er erwies sich als akribischer und unermüdlicher Workaholic. Schon neben seinem Rektorat hatte er zahlreiche Abhandlungen zur Hanauer Geschichte verfasst, die nur zum Teil veröffentlicht, zum Teil als Handschriften erhalten sind.

1731 veröffentlichte er eines seiner bedeutendsten Werke, die Antiquitates Wetteraviae („Altertümer der Wetterau“).[1]

Die wissenschaftliche Leistung Bernhards besteht darin, viele Geschichten von Chronisten und Hofberichterstattern anhand der archivalischen Quellen berichtigt und damit zum ersten Mal wissenschaftlich fundiert die Geschichte der Grafschaft Hanau aufgearbeitet zu haben. Durch seine genaue Kenntnis des gräflichen Archivs orientierte er sich streng an historisch Belegbarem. Damit bereitete er den Boden für die regionale Landesgeschichte.

Bernhards Aufzeichnungen sind heute noch eine wichtige Grundlage zur Erforschung der Geschichte der Grafschaft Hanau. Ein Teil davon, etwa das sogenannte Dienerbuch, befindet sich im Eigentum des Hanauer Geschichtsvereins und kann über das Stadtarchiv Hanau eingesehen werden.[2] Ein weiterer Teil seines Nachlasses gelangte an das Hessische Staatsarchiv Marburg.[3]

Schriften

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  • Schul-Moral, oder Schrifft- und Vernunfft-mäßige Lehr-Sätze, Von denen Pflichten derer Schüler gegen Gott, sich selber, und ihre Neben-Menschen“ (Frankfurt/Leipzig, 1725) - Digitalisat in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern
  • Franc. Irenici Exegesis historiae Germaniae (1728)
  • Antiquitates Wetteraviae (1731)[1]
  • Sammlungen zur Geschichte von Hanau, besonders in den Jahren 1633-45 (aber auch einiges Andere) (o. J.), darin: Der armselige und betrübte Zustand der Stadt Hanau und der dazugehörigen übrigen Lande, 1635-1645[4]
  • Hanauer Kirchengeschichte bis 1642. Handschriftliches Manuskript im Archiv des Hanauer Geschichtsvereins (1734)
  • Drittes Repertorium oder vermehrtes und fortgeführtes Salbuch von Johann Adam Bernhard (1741)[5]
  • Von Johann Adam Bernhard chronologisch angelegtes Repertorium des Hanauer Archivs (um 1750)[6]
  • Dienerbuch (1757/58, im Archiv des Hanauer Geschichtsvereins)
  • Mit Eintragungen von Johann Adam Bernhard versehene und bis 1802 fortgeführte Spezifikation der Lehensreverse und ihrer Lagerung, darin: Verzeichnis der im Hanauer Schloß gefundenen Lehnbriefe, 19. Jh.[7]

Literatur

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  • Karl Bernhardi: Bernhard, Johann Adam. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 458.
  • Karl Ludwig Krauskopf: Johann Adam Bernhard: der Nestor der Hanauer Geschichtsschreibung. In: Stadtzeit 6. 700 Jahre Stadtrechte, 400 Jahre Judenstättigkeit. Hanau 2003, ISBN 3-9806988-8-2, S. 210f.
  • Eckhard Meise: Die Landkarte ‚Comitatus Hanau’ und eine Kontroverse des 18. Jahrhunderts: Woher kommt der Name ‚Bulau’? In: Neues Magazin für Hanauische Geschichte 2010, S. 9–43, bes. S. 12–14.
  • Eckhard Meise: Der Bericht des Johann Adam Bernhard über die Pestzeit und die Not der Hanauer während der Lamboyschen Blockade 1635/36, In: Neues Magazin für Hanauische Geschichte 2002, S. 40–44.
  • Eckhard Meise: Johann Adam Bernhard und sein Bericht über die Anfaenge der Stadt Hanau: Leben u. Werk. In: 675 Jahre Altstadt Hanau. Festschrift zum Stadtjubiläum und Katalog zur Ausstellung im Historischen Museum der Stadt Hanau am Main, hrsg. vom Hanauer Geschichtsverein, Hanau 1978, ISBN 3-87627-242-4, S. 53–74.
  • Karl Siebert: Hanauer Biographien aus drei Jahrhunderten. Hanauer Geschichtsverein, Hanau 1919 (= Hanauer Geschichtsblätter NF 3/4), S. 15–17.
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Einzelnachweise

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  1. a b Johann Adam Bernhard: Antiquitates Wetteraviae oder Alterthümer der Wetterau, darinnen von dem Zustand dieses Landes unter den Völkerschaften, Gowen und Reichsvogteyen, gehandelt und alles mit tauglichen Beweisthümern, auch vielen noch nie gedruckten Dokumenten bestärket wird, wozu noch kommt Erasmi Alberi und Marquardi Freheri unter dem Nahmen Weyrich Wettermanns kurze Beschreibung der Wetterau. Ziegler, Hanau 1731.
  2. Stadtarchiv Hanau (Memento des Originals vom 27. November 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hanau.de
  3. HStAM Bestand 340 Bernhard In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen).
  4. HStAM Best. Slg 1 Nr. 151 a
  5. HStAM Best. R Nr. 1116.
  6. HStAM Best. R Nr. 1130.
  7. HStAM Best. R Nr. 112.