Johann Ernst Brabandt

um 1650 bis 1716 Beruf/Funktion Goldschmied Konfession reformiert?

Johann Ernst Brabandt (auch: Johann Ernst Braband[1] oder Johann Ernst Brabant und Ernst Brabant sowie Ernst Brabandt und Namensvarianten;[2] aber auch Johan Ernst Braband;[3] getauft 16. Juli 1624 in Celle;[4][Anm. 1] gestorben im März 1716)[4][Anm. 2] war ein deutscher Münz-,[1] Medaillen- und Stempelschneider sowie Celler Hof-Goldschmied. Sein Monogramm bildete er aus den Buchstaben E B[4] oder JEB.[1]

Brabandt war ein Enkel des in Braunschweig tätigen Henning Brabandt. Er war der ältere Sohn des Friedrich Brabandt und Bruder des Celler Goldschmiedes Balthasar Brabandt.[4]

Eine zweite Ehe ging Brabandt um 1674 ein. „Seine Tochter“ heiratete den Hofmaler Georg Wilhelm Lafontaine,[4] Brabandt wurde später zum Urgroßvater unter anderem des Schriftstellers August Lafontaine und des Porträtmalers Carl Lafontaine.[2]

1679 heiratete Brabandt erneut; Ilse Margarete Simon war Tochter des Celler Gastwirtes Eberhard Simon.[3] Aus der Ehe ging 1682 der zunächst als Schuster tätige Tobias Brabandt hervor sowie 1692 der spätere Hofgraveur Christoph Christian Braband.[3]

Ein Enkel Brabandts war der Celler Goldschmied Anton Wilhelm Brabandt.[4]

Brabandt stand 1681 Pate bei der Taufe des Sohnes des Goldschmiedes Isaac Pielke, ein weiteres Mal 1697 für den Sohn des Hofgoldschmiedes Levin Dedeke.[4]

Werdegang

Bearbeiten
 
Wohnhaus Brabandts im 17. Jahrhundert: Zöllnerstraße 8 in Celle

In der Stadt Celle war Ernst Johann Brabandt Braubürger, besaß also das Bürgerrecht und die Braugerechtsame. Er arbeitete als bekannter Hofgoldschmied,[4] als Münz- und Stempelschneider sowie Gold- und Silberschmiedemeister am Hof von Herzog Georg Wilhelm.[1] Ernst Brabandt soll zwischen 1670 und 1705 in Celle als Medailleur tätig gewesen sein[5][6] und seine Medaillen teils mit seinem Monogramm EB signiert haben.[5] Nach älterer Darstellung soll er erst ab 1694 und bis 1714 als Stempelschneider tätig gewesen sein.[7] Hierfür bezog er ein Gehalt von 300 Thalern, als „gewesener Stempelschneider“ in den Jahren 1714/15 noch 200 Thaler.[4]

Unterdessen hatte Brabandt 1684 ein Haus mit Hof in der Torstraße in Celle für 475 Reichsthaler gekauft.[3] Er wohnte zudem im Haus Zöllnerstraße 8,[4] das nach seinem Tod für 3700 Reichsthaler verkauft wurde. Noch 1704 hatte der Besitz Brabandts eine Schuldenlast von 1733 Reichstalern.[3]

Ein Amtseintritt Brabandts ist für das Jahr 1706 verzeichnet.[3]

Für den Rat der Stadt Celle wurde Brabandt zu einem der Viermänner Celles gewählt.[4]

Johann Ernst Brabandt signierte die von ihm gestalteten Münzen mit den verschlungenen Buchstaben E B. Davon existieren Abbildungen bei Georg Schnaths Schrift Hannover zur Zeit des Kurhuts sowie von Eduard Fialas Große Münzkunde von den welfischen Herzögen. Zudem nutzte Brabandt als Beschauzeichen ein nach links springendes Pferd mit der Ziffer 12 darunter.[4] Zudem existiert das Monogramm JEB.[1]

 
1690, gefertigt mit Arvid Karlsteen: 50 Golddukaten mit dem geharnischten und drapierten Brustbild des Fürsten Georg Wilhelm unter Allongeperücke; umseitig springendes Sachsenross

Insbesondere für den herzoglichen Hof in Schloss Celle sowie für denjenigen im Leineschloss in Hannover schuf Johann Ernst Brabandt zahlreiche Münzstöcke und Stempel, aber auch Geschirr und Leuchter.[1]

Im Zeitraum von 1687 bis 1706 sind acht Werke Brabandts für den herzoglichen Hof urkundlich dokumentiert, darunter

  • 22. Oktober 1687: Stempel und Stöcke für die fürstliche Münze zu Celle; Preis: 10 Reichthaler (Rthler)[4]
  • 25. Oktober 1700: 24 Leuchter für die Silberkammer; 162 Rthler, 10 Gutegroschen (GG)[4]
  • 4. November 1700: Zuckerdose und ein Mustertopf für Mostrich mit einem Löffel, Baumölkanne, Pfefferbüchse sowie zusätzlich Lötung von Silbergeschirr; 133 Rthler, 3 GG[4]
  • 1705: Stöcke für die dann in der Clausthaler Münzstätte geschlagenen Begräbnisthaler für Herzog Georg Wilhelm; 80 Rthler[4]
  • 18. Mai 1706: Wiegen des Silbergeschirrs von Schloss Celle und das Schloss Ahlden; 8 Rthler.[4]

Eine um 1700 geschaffene silberne, vergoldete Patene[1] für die Kirche von Winsen (Aller) mit einem Durchmesser von 18 cm hat sich erhalten und wird entweder laut dem Kunsthistoriker Wolfgang Scheffler Brabandt zugeschrieben (1965)[4] oder gilt laut RWLE Möller (1987) als nachgewiesenes Werk des Künstlers.[1] Die beiden „Winser Kelche“ passen jedoch nicht zu den bei Scheffler abgebildeten Beschauzeichen Brabandts.[4]

  • Im Bomann-Museum in Celle findet sich eine undatierte Medaille aus der Hand Brabandts, die ein geharnischtes Brustbild Herzog Georg Wilhelms zeigt sowie das Brustbild der Herzogin Eleonore[8]

Im Objektkatalog des Germanischen Nationalmuseums findet sich zudem

Unter den zahlreichen von Brabandt geschaffenen Stöcken für verschenkte Medaillen findet sich unter anderem eine auf den Tod von Ernst August.[7]

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Johann Ernst Brabandt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

Bearbeiten
  1. Davon abweichend wird für Ernst Braband das Geburtsdatum „um 1650“ genannt; vergleiche das Biographische Lexikon der Münzmeister und Wardeine, Stempelschneider und Medailleure; [1] sowie die die Deutsche Biographie; [2]
  2. Davon abweichend gibt die Deutsche Biographie das Sterbejahr 1714 an; Brabandt, Ernst in der Deutschen Biographie

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b c d e f g h RWLE Möller: Braband(t), Johann Ernst, in ders.: Celle-Lexikon, S. 26
  2. a b Brabandt, Ernst in der Deutschen Biographie
  3. a b c d e f Heike Plaß: Celler Bier und Celler Silber. Zwei Ämter und ihr soziokultureller Stellenwert in der Stadt Celle von 1564 bis zur Einführung der Gewerbefreiheit 1867 (= Münsteraner Schriften zur Volkskunde, Europäischen Ethnologie, Bd. 10), zugleich Dissertation 1997 an der Universität Münster, Münster; New York; München; Berlin: Waxmann, 2004, ISBN 978-3-8309-1420-4 und ISBN 3-8309-1420-2, S. 345; Google Books
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s Wolfgang Scheffler: 32) Johann Ernst Brabandt, in ders.: Goldschmiede Niedersachsen. Daten, Werke, Zeichen, Erster Halbband: Aerzen – Hamburg, Walter de Gruyter & Co., Berlin 1965, S. 246; Google-Buch
  5. a b Annelise Stemper (Bearb.): Die Medaillen der Pfalzgrafen und Kurfürsten bei Rhein. Pfälzische Geschichte im Spiegel der Medaille, Band 1: Die Kurlinien, bearbeitet im Auftrag der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Worms: Werner, 1997, ISBN 978-3-88462-133-2 und ISBN 3-88462-133-5, S. 200f., hier v. a. S. 198; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  6. Jochen Luckhardt, Regine Marth (Hrsg.): Lockenpracht und Herrschermacht. Perücken als Statussymbol und modisches Accessoire, Katalog zur Ausstellung im Herzog-Anton-Ulrich-Museum Braunschweig vom 10. Mai bis 30. Juli 2006, Herzog-Anton-Ulrich-Museum Braunschweig, Kunstmuseum des Landes Niedersachsen, Leipzig: Koehler und Amelang, 2006, ISBN 978-3-7338-0344-5 und ISBN 3-7338-0344-2, S. 133
  7. a b Wilhelm Rothert: Braband, Ernst, in ders.: Allgemeine Hannoversche Biographie, Bd. 3: Hannover unter dem Kurhut 1646–1815. Sponholtz, Hannover 1916, S. 482
  8. Andreas Flick, Angelica Hack, Sabine Maehnert: Hugenotten in Celle. Katalog zur Ausstellung im Celler Schloss 9. April – 8. Mai 1994. Stadt Celle, Celle 1994, ISBN 3-925902-19-8, S. 39; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  9. a b Angaben des Germanischen Nationalmuseums
  10. a b Angaben des Germanischen Nationalmuseums
  11. Angaben der Deutschen Nationalbibliothek