Josefine Jurik

ungarisch-österreichische Komponistin, Dichterin, Kunstkritikerin und Jugendschriftstellerin

Josefine Jurik (* 30. Mai 1857 in Ungarisch Brod[1] oder 30. Mai 1859[2] oder 30. Juni 1859[3][4] in Wien[5]; † 1. August 1895 in Feistritz bei Lembach (Bistrica pri Limbušu), heute zu Ruše) war eine österreichische Zitherspielerin und Schriftstellerin.

Jurik wurde auf der Zither von Marianne Gremling ausgebildet und trat 1875 erstmals bei Konzerten des Wiener Zitherklubs auf, in den 1880ern auch mit ihrer Schwester Hermine bzw. dem „Zitherquartett Jurik“[6]. Sie gab Zitherunterricht, 1882 war sie Mitbegründerin und erste Präsidentin des „Ersten Wiener Damen-Zitherclubs“.[7] Ab 1883 war sie Herausgeberin und Redakteurin der Zeitschrift „Der Zitherfreund“.[8]

Ab 1884 wirkte sie in Marburg an der Drau, wo sie eine antisemitische Publizistik entfaltete. Die Publikation ihrer Propagandaschrift Episteln gegen die allgemeine Verjudung und weiterer Artikel führte zu umfassenden gerichtlichen Auseinandersetzungen und Beschlagnahmungen.[9][10] Jurik trat vor Gericht stets selbst auf und hielt zum Teil längere Reden; in der zeitgenössischen Presse wie vom Gericht wurde dabei ihr Geschlecht besonders hervorgehoben.[11][12] Da sie ihre Schulden bei diversen Druckern nicht zahlen konnte, wurde sie wegen Krida vor Gericht gestellt, aber freigesprochen.[13] Wohl aufgrund dieser häufigen Auftritte vor Gericht wird sie in der Sekundärliteratur zum Teil als Advokatin bezeichnet.[14]

Die folgenden Jahre waren durch verschiedene publizistische Unternehmungen geprägt: 1885 kündigte sie „Die Filarka. Unabhängiges Volksblatt für Humor und Bellestristik“ an, 1889 die Kinderzeitschrift „Himmelsgarten“[15], 1895 die „Gesundheitswarte. Organ für naturgemässe Heil- und Lebensweise“. Sie publizierte zu Fragen der Kinderernährung[16], aber auch zu Heimatdichtern[17], huldigte dem Kaiser[18] und schrieb als „hygienische Schriftstellerin“ Abhandlungen über gesundes Leben. 1891 wurde sie in einen Prozess verwickelt, in dem ihr Mitarbeiter Georg Simoni von Sebastian Kneipp wegen Verstoßes gegen das Urheberrecht angezeigt wurde.[19] Dennoch trat sie in den Folgejahren als „weiblicher Wasserapostel“[20] auf. Zeitgenössische Quellen lobten ihre „gewandte und schlagfertige Stylistik“ und hoben auch hier ihr Geschlecht hervor.[21]

Jurik starb 1895 bei einem Badeunfall in der Drau in der Nähe der Einmündung der Feistritz (Mučka Bistrica).[22] Ihre Leiche wurde in Polstrau angeschwemmt und dort beerdigt.[23]

  • Adress-Buch der Stadt Marburg. Leon, Marburg an der Drau 1884.
  • Episteln gegen die allgemeine Verjudung. Josefine Juriks Verlags Expedition, Marburg a. D. 1885 (Digitalisat).
  • Die Türken vor Marburg. Novelle. 1886.[24]
  • Du sollst nicht Äpfel stehlen. Humoreske. 1894.[25]

Pataky nennt zahlreiche Publikationen[26], die nur teilweise nachweisbar sind.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Juřík (Jurik), Josefine im Bayerischen Musiker-Lexikon Online (BMLO)Vorlage:BMLO/Wartung/Verwendung von Parameter 2 mit weiteren Nachweisen. Kein passender Eintrag im Taufbuch von Ungarisch Brod.
  2. Elisabeth Friedrichs: Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. Ein Lexikon. Metzler, Stuttgart 1981, ISBN 3-476-00456-2, S. 150.
  3. Marianne Nigg: Biographien der österreichischen Dichterinnen und Schriftstellerinnen. Ein Beitrag zur deutschen Literatur in Österreich. Kühkopf, Korneuburg 1893, S. 30 (literature.at).
  4. Jurik, Frl. Josefine. In: Sophie Pataky (Hrsg.): Lexikon deutscher Frauen der Feder. Band 1. Verlag Carl Pataky, Berlin 1898, S. 404 (literature.at).
  5. Sigrid Schmid-Bortenschlager, Hanna Schnedl-Bubeniček: Österreichische Schriftstellerinnen 1880–1938. Akademischer Verlag Hans-Dieter Heinz, Stuttgart 1982, ISBN 3-88099-123-5, S. 91.
  6. Zitherquartett Jurik. In: Leitmeritzer Zeitung, 30. August 1882, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/lmz
  7. Verband österr.-ungar. Zithervereine. In: Deutsche Musik-Zeitung, Heft 3/1882, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dmz
  8. Ilse Korotin (Hrsg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 2: I–O. Böhlau, Wien 2016, S. 1528 (PDF).
  9. Verbotene Druckschrift. In: Znaimer Wochenblatt / Südmährerland, 24. Jänner 1885, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/zwb
  10. Konfiskation. In: Marburger Zeitung, 14. Jänner 1885, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/mbz
  11. Neuigkeits Welt Blatt: Fräulein Verteidiger. In: Neuigkeits-Welt-Blatt, 21. Februar 1885, S. 9 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwb
  12. Marburger Zeitung: Fräulein Verteidiger. In: Marburger Zeitung, 1. April 1885, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/mbz
  13. Eine anti-semitische Crida. In: Die Presse, 6. November 1885, S. 15 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/apr
  14. Elisabeth Friedrichs: Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. Ein Lexikon. Metzler, Stuttgart 1981, ISBN 3-476-00456-2, S. 150.
  15. „Himmelsgarten“. In: Südsteirische Post, 18. Dezember 1889, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/spo
  16. Kinderdiätetik. In: Allgemeine Frauen-Zeitung. Vereins-Zeitung der österreichisch-ungarischen Frauen-Vereine / Allgemeine Frauen-Zeitung. Organ der Schriftstellerinnen, Künstlerinnen und Lehrerinnen, Heft 2/1886, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/afr
  17. Josefine Jurik: ’s Röserl und ’s Ringerl. In: Teplitz-Schönauer Anzeiger, 5. Juni 1886, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tsa
  18. Erzgebirgs-Zeitung. In: Teplitz-Schönauer Anzeiger, 30. August 1890, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tsa
  19. Eine Verkleinerung Kneipp’s. In: Marburger Zeitung, 12. November 1891, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/mbz
  20. Der Wiener Kneipp-Verein. In: Reichspost, 8. Februar 1894, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/rpt
  21. Ein weiblicher Journalist. In: Mährisches Tagblatt, 24. November 1881, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/mtb
  22. Zum Tode der Frau Josefine Jurik. In: Neuigkeits Welt Blatt, 7. August 1895, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwb
  23. Sterbebuch Polstrau, sig. 02737, pag. 301 (Faksimile).
  24. Freie Stimmen, 7. Juli 1886, S. 2
  25. Josefine Jurik: Du sollst nicht Aepfel stehlen!. In: Kärntner Zeitung / Kärntner Tagblatt, 5. Oktober 1894, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/knz
  26. Jurik, Frl. Josefine. In: Sophie Pataky (Hrsg.): Lexikon deutscher Frauen der Feder. Band 1. Verlag Carl Pataky, Berlin 1898, S. 404 (literature.at).