Kampriesenalm

Alm im Obersulzbachtal

Die Kampriesenalm ist eine Alm im Obersulzbachtal in der Venedigergruppe, im Gemeindegebiet Neukirchen am Großvenediger in Salzburg. Sie liegt im Nationalpark Hohe Tauern.

Kampriesenalm (Alm)
Kampriesenalm (Österreich)
Kampriesenalm (Österreich)
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Zell am See (ZE), Salzburg
Gerichtsbezirk Zell am See
Pol. Gemeinde Neukirchen am Großvenediger  (KG Sulzau)
Ortschaft Sulzau
Koordinaten 47° 11′ 38″ N, 12° 15′ 56″ OKoordinaten: 47° 11′ 38″ N, 12° 15′ 56″ O
Höhe 1415 m ü. A.
Statistische Kennzeichnung
Zählsprengel/ -bezirk Neukirchen-Umgebung (50614 001)
Bild
Alte Hütten der Kampriesenalm
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; SAGIS

Lage und Landschaft

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Die Kampriesenalm liegt im vorderen Obersulzbachtal, auf einer Hangschulter an der rechten Talseite auf 1415 m ü. A., knapp 200 Meter über dem Talgrund, wo der Obersulzbach einen schluchtartigen Abschnitt passiert. Da das vordere Tal sonst nicht bewirtschaftet ist, ist sie die erste Alm im Obersulzbachtal, etwa vier Kilometer südlich des Salzachtals bei Sulzau.

Die Alm stellt sich heute noch ursprünglich dar, mit zwei Almhütten, und zwei Stallungen in rohem Blockbau. Die Almgründe erstrecken sich talauswärts hinauf an den Silberofen (2022 m ü. A.), und taleinwärts an den Wechselkamm, sonst ist die Almung von Steilwald umgeben.[1]

 
„O(beres)“ und „U(nteres) Sulzbach Th(al)“. Franzisco-Josephinische Landesaufnahme, Blatt 30–47 Bruneck, um 1900
„Kampriesen A.“ beschriftet
 
Als Jausenstation genutzte neue Hütte der Kampriesenalm

Nachbarlagen

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Hollis
Siggen
  Finkalm (Untersulzbachtal)
Seebachalm Berndlalm

Geologie

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Die Alm liegt auf einem Band altpaläozoischer Schiefer, das sich nordoststreifend über das Untersulzbachtal zum Eingang des Habachtals zieht, und hier im Obersulzbachtal eine der charakteristischen Höhenstufen ausbildet,[2] die sich bis zum Gamseckfall bei der Berndalm und Seebachfall hinüber zieht, dieselbe Formation findet sich auch talauswärts am Hopffeldboden () (erste Stufe des Tals). Die Schiefer (Glimmerschiefer bis Phyllite) gehören zur Habachgruppe, einer Formation des Schieferhülle-Nordrahmens, sonst gehören die umliegenden Berge gänzlich zum Zentralgneis.[2]
Die Schieferserie ist prinzipiell für sein Vorkommen von Bodenschätzen bekannt (etwa Gold bei der Finkalm/Abichlalm im Untersulzbachtal und am Gamskogel im Habachtal, die nördliche Ader Kupfer – das heutige Schaubergwerk Hochfeld bei der Untersulzbacher Knappenwand), zu Bergbauresten hier im Obersulzbachtal ist wenig überliefert.[3] Bekannt ist die Kampriesenalm unter Mineraliensammlern aber als Fundstelle für Rutil (Titandioxid, TiO2),[4] obschon sich die ergiebigeren Fundstellen ebenfalls im Untersulzbachtal befinden. Auch Fuchsit (Chlorglimmer) wurde hier gefunden.[5]

Das Obersulzbachtal ist von der Kampriesenalm bis zur Berndlalm von großen Bergstürzen geprägt, die Alm liegt, wie die Brendl-Hochalm, auf mächtigen postglazialen Schuttsedimenten.[6]

Geschichte und Sage

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Die Alm findet sich in älteren Quellen als Kampfriesen genannt.[7]

Von hier geht die Sage, dass die Kampriesen(-geister) umgingen, Berggeister, die edle Mineralien und Gold bewachten.[8] Die „(Kampf-)Riesen“ sind wohl volksetymologisch,[9] inhaltlich in Bezug zu den Bergmandln, fremdländischen Prospektoren (Bodenschatz- und Mineralsuchern), wie bei vielen ähnlichen Alpensagen mit historischem Kern.
Aus der Zeit, als die Almung dem Bräuerbauern in Wald[10] gehörte, wird erzählt, dass dieser nicht zur Christmette gegangen sei, sondern lieber stattdessen auf die Alm. Dort saßen aber drei „elendslange Männer mit struppigen Bärten und zerzausten Haaren“, einer stand am Kaskessel, der zweite rührte den Butterkübel, der dritte kochte Muas. Als der Bauer aber ihre glühenden Augen sah, beziehungsweise, dass sie statt der Füße Geißbockklauen hatten, rannte er panikerfüllt wieder heim, wurde krank und starb bald darauf.[11][12] Auch dieses Motiv der Berggeister, die den die Christmette Schwänzenden bestrafen, findet sich für etliche Orte.

Seit 1983 gehört die Alm zum Nationalparkgebiet (Pufferzone).[13]

Alpinismus

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Die Kampriesenalm passiert man beim Zugang von Neukirchen oder Wald über Sulzau und Hollis/Siggen durchs Obersulzbachtal (in etwa 2½ Stunden) bzw. vom Parkplatz Hopffeldboden (in 1 Stunde) zur Berndlalm und weiter in das Tal hinein (zur Berndlalm etwa ½ Stunde), wenn man nicht die Route über den Güterweg auf der anderen Talseite wählt (Weggabelung am Hopfboden). Der Weg ist Teil des salzburgweiten Arnoweg (Abschnitt 3 Keesberge, Etappe 21 Kürsinger-Hütte – Neukirchen a. Grv.).[8][14]
Kurz nach der Alm kann man auch Richtung Seebachalm abzweigen.

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Commons: Kampriesenalm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Der Franziszäische Kataster um 1830 zeigt den rechten Talhang noch bis Hopffeldboden () und an den Grat vollständig unbewaldet, und auch von der Brendlalm (seinerzeit Wimmer Alm) nicht getrennt, nur unterhalb Bergwald. Franziszäischer Kataster als Kartenlayer auf SAGIS online.
  2. a b Österreichische Geologische Karte, ÖGK200 Blatt Salzburg und ÖGK50 Blatt Krimml, vergl. auch dazugehörende Aufnahmeberichte;
    detailliert auch Leopold Kölbl: Das Nordostende des Großvenedigermassivs. (Ein Beitrag zur Frage des Tauernfensters). In: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse. Abteilung 1. Band 141. Wien 1932, S. 43 (zobodat.at [PDF] ganzer Artikel S. 39–66).
  3. August Prinzinger d.Ä erwähnt „Comparese, Albe und verfallene Bergwerksgebäude Kampriesen im oberen Sulzbach“, dort ohne Quellenangabe, wohl nach einer mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Quelle. Fundstelle Zur salzburgischen Geographie. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. Jahrgang 40, 1900, S. 21, Fußnote 1) (ganzer Artikel S. 11–28; Webdisgitalisierung Anno, Österr. Nationalbibliothek).
    Auch der Gipfel Silberofen gibt einen Hinweis, kann aber auch auf die Untersulzbacher Seite bezogen sein.
  4. vergl. etwa Eintrag Die Kampriesenalm im Obersulzbachtal, Hohe Tauern. In: mineralienatlas.de; auch Beispielfotos zu Eintrag Rutil, ebenda.
  5. Angabe in Wolfgang Brendler: Mineraliensammlungen: ein Hand- und Hilfsbuch für Anlage und Instandhaltung mineralogischer Sammlungen, Band 2, Verlag W. Engelmann, 1912, S. 288 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Erich Seefeldner; Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (Hrsg.): Salzburg und seine Landschaften: eine geographische Landeskunde. Band 2 von Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Ergänzungsband, Verlag Das Bergland-Buch, Salzburg 1961, S. 120.
  7. Etwa im Franziszäischen Kataster um 1830.
  8. a b Clemens M. Hutter: Arnoweg: der Salzburger Rundwanderweg. Rother Wanderführer spezial, 2. Auflage, Bergverlag Rother, 1999, ISBN 978-3-7633-4293-8, S. 118.
  9. Wortherkunft wahrscheinlich zu Riese ‚Steiltal, Schutthang‘, so o. g. Fußnote 1) in Prinzinger 1900, S. 21 – die Anmerkung bezieht sich auf die Etymologie von „h) Rauris (Rurese 1135), d.i. die Rauhe Riß“ (diese Ableitung gilt aber als überholt, siehe Rauris #Geschichte); vergl. die Kampriesen an der Kampspitze (Dachsteinmassiv).
  10. Bräuern, südöstlich über Vorderkrimml/Bahnhof Krimml.
  11. Die Kampriesengeister im Obersulzbachtal, in: Sagen.at, nach Helene Wallner;
    wörtl. dsslb. auch Die Kampriesengeister im Obersulzbachtal (Memento des Originals vom 3. September 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wald.salzburg.at, wald.salzburg.at.
  12. Die Version mit „glühenden Augen“ bei Hutter 1999, mit den „Bockfüßen“ in Sagen.at/wald.salzburg.at; Zitat wörtlich ebenfalls nach Sagen.at/wald.salzburg.at.
  13. Reichenspitz-, Venediger-, Granatspitz-, Glockner- und Goldberggruppe in Salzburg mit Salzburger Nationalparkgesetz ausgewiesen. LGBl. Nr. 106/1983.
  14. Abschnitt 3 - Die Keesberge (Teil 1). In: arnoweg.com. Abgerufen am 15. Dezember 2012.