Kanadische Unterhauswahl 2004

Wahl
2000Unterhauswahl 20042006
(in %)
 %
40
30
20
10
0
36,73
29,63
15,68
12,39
4,29
0,48
0,80
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2000
 %p
   8
   6
   4
   2
   0
  −2
  −4
  −6
  −8
−10
−4,12
−8,05
+7,17
+1,67
+3,48
+0,34
−0,49

Die 38. kanadische Unterhauswahl (englisch 38th Canadian General Election, französisch 38e élection fédérale canadienne) fand am 28. Juni 2004 statt. Gewählt wurden 308 Abgeordnete des kanadischen Unterhauses (engl. House of Commons, frz. Chambre des Communes). Zwar blieb die regierende Liberale Partei von Premierminister Paul Martin stärkste Kraft, doch verlor sie die absolute Mehrheit der Sitze und bildete eine Minderheitsregierung. Stärkste Oppositionspartei wurde die von Stephen Harper angeführte Konservative Partei, die aus der Fusion von Progressiv-konservativer Partei und Kanadischer Allianz entstanden war.

19
54
135
1
99
19 54 135 99 
Insgesamt 308 Sitze

Die Wahl

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Auf Anraten des Premierministers löste Generalgouverneurin Adrienne Clarkson am 23. Mai 2004 das Parlament auf, knapp ein halbes Jahr vor Ende der Legislaturperiode. Lange Zeit waren politische Beobachter davon ausgegangen, dass Martin den Liberalen die vierte Mehrheitsregierung in Folge sichern würde. Im Februar 2004 begann aber der so genannte Sponsoring-Skandal in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken: Im Bestreben, die Provinz Québec nach dem knapp gescheiterten Unabhängigkeitsreferendum von 1995 wieder stärker an das übrige Kanada zu binden, hatte die Bundesregierung zahlreiche Imagekampagnen zur Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls durchgeführt. Viele Aufträge waren dabei an Werbefirmen gegangen, die Mitgliedern der Liberalen Partei gehörten. Meinungsumfragen ergaben sinkende Zustimmungswerte für die Liberalen. Mit der Ausrufung einer vorgezogenen Neuwahl hoffte Martin, zumindest eine Minderheitsregierung bilden zu können, bevor der Skandal noch weitere Kreise ziehen würde.

 
Wahlkreise im Detail

Ende 2003 waren die Progressiv-konservative Partei und die Kanadische Allianz in den Meinungsumfragen weit abgeschlagen; sie deckten ungefähr dasselbe politische Spektrum ab. Um die seit einem Jahrzehnt bestehende Zersplitterung im rechten Lager zu überwinden, fusionierten beide Parteien am 6. Dezember 2003 zur neuen Konservativen Partei. Diese wurde ab März 2004 von Stephen Harper angeführt. Auch die sozialdemokratische Neue Demokratische Partei (NDP) hatte im Januar 2003 mit Jack Layton einen neuen Vorsitzenden gewählt. Der separatistische Bloc Québécois stieg erneut mit Gilles Duceppe an der Spitze ins Rennen.

Zwar blieben die Liberalen stärkste Kraft, doch erhielten sie (wie in den Meinungsumfragen prognostiziert) keine absolute Mehrheit. Theoretisch hätten sie zusammen mit der NDP und einem Unabhängigen eine Koalition bilden können, doch wäre diese mit nur einer Stimme über der absoluten Mehrheit instabil gewesen. Martin zog es vor, eine Minderheitsregierung zu bilden und von Fall zu Fall mit unterschiedlichen Parteien zusammenzuarbeiten. Obschon die Konservativen über acht Prozentpunkte unter dem kumulierten Ergebnis von Progressiv-Konservativen und Kanadischer Allianz vier Jahre zuvor blieben, führte die wegfallende Zersplitterung zum Gewinn von 21 Sitzen. Harper wurde Oppositionsführer. Sowohl der Bloc Québécois als auch die NDP konnten sich verbessern.

Die Wahlbeteiligung betrug 60,9 % und war so gering wie nie zuvor.[1]

Ergebnisse

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Premierminister Paul Martin
 
Oppositionsführer Stephen Harper
 
Übersicht der Provinzen und Territorien

Gesamtergebnis

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Partei Vorsitzender Kandi-
daten
Sitze
2000
bei Auf-
lösung
Sitze
2004
+/− Stimmen Anteil +/−
  Liberale Partei Paul Martin 308 172 168 135 − 37 4.982.220 36,73 % - 4,12 %
  Konservative Partei 1 Stephen Harper 308 078 072 099 + 21 4.019.498 29,63 % − 8,05 %
  Bloc Québécois Gilles Duceppe 075 038 033 054 + 16 1.680.109 12,39 % + 1,67 %
  Neue Demokratische Partei Jack Layton 308 013 014 019 + 06 2.127.403 15,68 % + 7,17 %
  Unabhängige/ nicht parteigebunden 064 010 001 + 01 64.864 0,48 % + 0,05 %
  Grüne Partei Jim Harris 308 582.247 4,29 % + 3,48 %
  Christian Heritage Ron Gray 062 40.335 0,30 % + 0,30 %
  Marijuana Party Marc-Boris Saint-Maurice 071 33.276 0,25 % − 0,27 %
  Progressive Canadian Party Ernie Schreiber 016 10.872 0,08 % + 0,08 %
  Canadian Action Party Connie Fogal 044 8.807 0,06 % − 0,15 %
  Marxisten-Leninisten Sandra L. Smith 076 8.696 0,06 % − 0,03 %
  Kommunistische Partei Miguel Figueroa 035 4.426 0,03 % − 0,06 %
  Libertarian Party Jean-Serge Brisson 008 1.949 0,01 % + 0,01 %
  vakant 004
Gesamt 1.683 301 301 308 + 7 13.564.702 100,0 %

1 Im Vergleich zum kumulierten Ergebnis der Kanadischen Allianz und der Progressiv-konservativen Partei im Jahr 2000.

Ergebnis nach Provinzen und Territorien

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Partei BC AB SK MB ON QC NB NS PE NL NU NW YK Gesamt
Liberale Partei Sitze 8 2 1 3 75 21 7 6 4 5 1 1 1 135
Anteil in % 28,6 22,0 27,2 33,2 44,7 33,9 44,6 39,7 52,5 48,0 51,3 39,4 45,7 36,7
Konservative Sitze 22 26 13 7 24 2 3 2 99
Anteil in % 36,3 61.7 41,8 39,1 31,5 8,8 31,1 28,0 30,7 32,3 14,4 17,2 20,9 29,6
Bloc Québécois Sitze 54 54
Anteil in % 48,9 12,4
Neue Demokratische Partei Sitze 5 4 7 1 2 19
Anteil in % 26,6 9,5 23,4 23,5 18,1 4,6 20,6 28,4 12,5 17,5 15,2 39,1 25,7 15,7
Unabhängige/ nicht parteigebunden Sitze 1 1
Anteil in % 1,0 <0,1 <0,1 0,1
Grüne Partei Anteil in % 6,3 6,1 2,7 2,7 4,4 3,2 3,4 3,3 4,2 1,6 3,3 4,3 4,6 4,3
Christian Heritage Anteil in % 0,3 0,2 0,3 0,9 0,5 <0,1 0,1 0,1 0,8 0,3
Marijuana Party Anteil in % 0,2 0,2 0,4 0,2 0,4 0,1 0,1 2,4 0,2
Progressive Canadian Party Anteil in % <0,1 0,2 0,3 0,1
Canadian Action Party Anteil in % 0,3 0,1 <0,1 <0,1 <0,1 0,1 0,1
Marxisten-Leninisten Anteil in % 0,1 <0,1 0,1 0,1 0,1 0,1
Kommunistische Partei Anteil in % 0,1 <0,1 0,9 <0,1 <0,1 <0,1
Libertarian Party Anteil in % 0,1 <0,1 <0,1 <0,1
Unabhängige Anteil in % 0,3 <0,1 4,6 <0,1 0,3 0,1 0,2 0,1 0,6 15,7 0,3
Sitze gesamt 36 28 14 14 106 75 10 11 4 7 1 1 1 308
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Einzelnachweise

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  1. Voter Turnout at Federal Elections and Referendums. Elections Canada, 18. Februar 2013, abgerufen am 28. August 2015 (englisch).

Siehe auch

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