Karl Moser (Architekt)
Karl Coelestin Moser (* 10. August 1860 in Baden; † 28. Februar 1936 in Zürich) war ein Schweizer Architekt, der von 1888 bis 1915 in Gemeinschaft mit Robert Curjel das Büro Curjel & Moser in Karlsruhe führte und ab 1915 als einflussreicher Hochschullehrer in Zürich wirkte.
Biografie
BearbeitenGeboren als Sohn des Architekten Robert Moser, studierte Karl Moser von 1878 bis 1882 Architektur an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Nach einem Studienaufenthalt in Paris, wo er auch Aquarelle und Farbzeichnungen schuf,[1] lernte er während einer Anstellung bei Friedrich Lang in Wiesbaden den Architekten Robert Curjel kennen, mit dem er 1888 das Architekturbüro „Curjel & Moser“ in Karlsruhe eröffnete; zeitweise unterhielten sie auch ein Zweigbüro in Basel. Curjel und Moser errangen schon bald auf dem Gebiet des Kirchenbaus Aufmerksamkeit. Ihr Erfolg zeigt sich aber auch an den verschiedenen repräsentativen Bauaufgaben, mit denen sie betraut wurden. Nach der Fertigstellung des Kollegiengebäudes im Jahr 1914 bekam Moser die Ehrendoktorwürde der Universität Zürich verliehen. Die Bürogemeinschaft mit Curjel endete 1915, anschliessend setzte Moser seine Arbeit alleinverantwortlich in Zürich fort. 1917 heiratete seine Tochter, die Sängerin Helene Moser (1893–1965), den Bildhauer August Suter.
Zum 1. Oktober 1915 wurde Moser zum ordentlichen Professor für Baukunst an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich ernannt. Als Hochschullehrer beeinflusste er viele später bekannte Architekten, unter anderem Max Ernst Haefeli, Rudolf Steiger und seinen Sohn Werner Max Moser (1896–1970), und erlangte so den Ruf als «Vater der Schweizer Moderne». Zum 1. Oktober 1928 trat Moser in den Ruhestand.
Karl Moser war Gründungspräsident des Congrès International d’Architecture Moderne. Einige seiner Bauwerke in der Schweiz und in Karlsruhe liess Karl Moser von seinem engen Freund, dem Bildhauer Oskar Kiefer, ausgestalten.
Sein Nachlass wird im Archiv des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur (GTA) an der ETH Zürich aufbewahrt. Seine letzte Ruhestätte hat Moser auf dem Friedhof Fluntern gefunden. In dem Grab sind auch seine Frau Euphemie, geb. Lorenz (1866–1947), ihr Sohn Werner Max, dessen Frau Silva, geb. Schindler (1895–1986), sowie Doris Moser (1908–1973) und Herta Moser (1901–1982) bestattet.
Bauten und Entwürfe
Bearbeiten1888–1915 (Büro Curjel und Moser)
- 1892–1893: ev.-ref. Johanneskirche in Bern
- 1894: Einstein-Haus der Alten Kantonsschule Aarau
- 1895: kath. Kirche St. Sebastian in Wettingen
- 1896–1897: Villa Boveri in Baden
- 1898–1899: Villa Römerburg (abgerissen 1957) in Baden
- 1899–1900: Villa Langmatt in Baden
- 1897: Bally Kosthaus[2] in Schönenwerd
- 1897–1900: ev. Christuskirche in Karlsruhe
- 1898–1901: ev.-ref. Pauluskirche in Basel
- 1898–1902: kath. Pfarrkirche St. Michael in Zug
- 1898–1902: Schul- und Gemeindehaus in Seon (Karl Moser zugeschrieben[3])
- 1899–1900: Rheinlust in Rheinfelden
- 1901–1904: ev. Johanniskirche mit Pfarrhaus in Mannheim-Lindenhof
- 1902–1904: ev. Kirche Bruggen, Straubenzell / St. Gallen West
- 1902–1903: Wohnhaus Junker (gen. Villa Ottilie[4]) in Karlsruhe, Ludwig-Marum-Straße 10
- 1902–1905: ev.-ref. Pauluskirche in Bern
- 1904–1905: Villa Baumann in Baden
- 1904–1910: Kunsthaus Zürich
- 1905–1907: ev. Lutherkirche mit Pfarrhaus in Karlsruhe
- 1905–1908: Dienstgebäude des Evangelischen Oberkirchenrats in Karlsruhe, Blumenstraße[5]
- 1906–1908: kath. Pfarrkirche St. Anton Zürich
- 1908: ev.-ref. Kirche in Degersheim
- 1911: ev.-ref. Kirche in Flawil
- 1908–1911: Fabrikantenvilla Hämmerle in Dornbirn, Oberdorf
- 1910–1911: Werksiedlung Stahlwerkstrasse in Schaffhausen
- 1910–1913: Badischer Bahnhof in Basel
- 1910–1913: ev.-ref. Kirche Heiligkreuz in St. Gallen
- 1910–1912: kath. Pfarrkirche St. Paul in Luzern
- 1911–1914: Hauptgebäude der Universität Zürich
- 1912–1914: kath. Pfarrkirche St. Josef Zürich
- 1913: Gebäude der Allgemeinen Ortskrankenkasse in Karlsruhe
- 1914: Villa Bassermann in Mannheim
- 1913–1915: Ausstellungshalle und Konzerthaus in Karlsruhe
nach 1915
- 1917–1918: Pestalozzischule Schaffhausen (heute Schulhaus Sandacker)[6]
- 1918–1920: Grosse Kirche Fluntern in Zürich-Fluntern
- 1925–1927: römisch-katholische Pfarrkirche St. Antonius in Basel
Literatur
Bearbeiten- Dorothea Christ, Dorothee Huber; Römisch-Katholische Kirche Basel-Stadt (Hrsg.): Die Antoniuskirche in Basel. Ein Hauptwerk von Karl Moser. Birkhäuser, Basel / Boston / Berlin 1991, ISBN 3-7643-2600-X.
- Hans Curjel: Karl Cölestin Moser (1860–1936). In: Argovia, Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau, Bd. 68–69, 1958, S. 549–554 (Digitalisat).
- Ulrike Jehle-Schulte Strathaus: Das Zürcher Kunsthaus. Ein Museumsbau von Karl Moser. In: Geschichte und Theorie der Architektur. Band 22, Birkhäuser, Basel / Boston / Stuttgart 1982, ISBN 3-7643-1242-4.
- Konrad Krimm, Wilfried Rößling, Ernst Strebel: Curjel & Moser. Städtebauliche Akzente um 1900 in Karlsruhe. Badischer Kunstverein, Karlsruhe 1987, ISBN 3-89309-020-7 (Katalog zur Ausstellung vom 29. März bis 10. Mai 1987, Badischer Kunstverein Karlsruhe / Europäische Kulturtage Karlsruhe 1987 – Jahrhundertwende).
- Stanislaus von Moos, Sonja Hildebrand (Hrsg.): Das Zürcher Universitätsgebäude von Karl Moser, Scheidegger & Spiess, Zürich 2014, ISBN 978-3-85881-422-7.
- Werner Oechslin, Sonja Hildebrand (Hrsg.): Karl Moser. Architektur für eine neue Zeit: 1880 bis 1936. 2 Bände, gta, Zürich 2010, ISBN 978-3-85676-250-6.
- Wilfried Rößling: Curjel & Moser, Architekten in Karlsruhe, Baden. Eine Werkübersicht unter besonderer Berücksichtigung der Christuskirche und der Lutherkirche in Karlsruhe. C. F. Müller, Karlsruhe 1986, ISBN 3-7880-9735-3
- Friedemann Schäfer: Stadtspaziergänge in Karlsruhe – Jugendstil. Braun, Karlsruhe 2007, ISBN 978-3-7650-8360-0.
- Ernst Strebel: Moser, Karl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 196 f. (Digitalisat).
- Andreas Schenk, Stadt Mannheim (Germany): Architekturführer Mannheim. Dietrich Reimer, Berlin 1999, ISBN 3-496-01201-3, S. 122.
- Silvia Siegenthaler: Karl Moser und das Schulhaus Turgi. In: Thurgauer Jahrbuch, Bd. 74, 1999, S. 146–151. (doi:10.5169/seals-324625#156)
- Moser, Karl. In: Register (= INSA Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850–1920. Band 11). 2004, ISBN 3-280-05094-4, S. 193 (e-periodica.ch).
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Karl Moser im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Karl Moser. In: archINFORM.
- Ernst Strebel: Moser, Karl Coelestin. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Karl Moser beim SAAI Karlsruhe
- Kunsthaus Zürich: Biografie Karl Coelestin Moser (1860–1936) (archivierte Version; PDF; 40 kB)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Aquarelle und Farbzeichnungen von Karl Moser
- ↑ ballyhouse.ch - Die Geschichte des Ballyhouse
- ↑ Online-Inventar der Kantonalen Denkmalpflege Aargau: "Vermutlich nach Plänen des bekannten Badener Architekten Karl Moser errichtetes Gemeinde- und Bezirksschulhaus von 1900"
- ↑ Stadtwiki karlsruhe: „Wohnhaus Junker“ auch genannt „Villa Ottilie“, in der Ludwig-Marum-Straße 10. Es ist ein reines Jugendstilgebäude und daher sehr selten. Es wurde 1903 erbaut. Die Fassaden sind sehr uneinheitlich, ebenso wie die Fenster.
- ↑ Werner Oechslin, Sonja Hildebrand (Hrsg.): Karl Moser. Architektur für eine neue Zeit: 1880 bis 1936. gta, Zürich 2010, ISBN 978-3-85676-250-6, Band 2, S. 164.
- ↑ Dokumentation des Umbaus 2020
Personendaten | |
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NAME | Moser, Karl |
ALTERNATIVNAMEN | Moser, Karl Coelestin (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Architekt und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 10. August 1860 |
GEBURTSORT | Baden, Schweiz |
STERBEDATUM | 28. Februar 1936 |
STERBEORT | Zürich |