Kraxnerkogel

Berg auf der Koralpe in der Steiermark

Der Kraxnerkogel ist ein niedriger Vorberg der Koralm bei Deutschlandsberg in der Steiermark, Österreich. Auf ihm befinden sich die Reste einer Befestigungsanlage, bei der archäologische Funde aus dem Neolithikum,[1] der Kupferzeit (Lasinja-Kultur),[2] der La-Tène-Zeit[3] und dem Mittelalter gemacht wurden.

Kraxnerkogel

Bildmitte rechts: Dächer der Burg Deutschlandsberg, dahinter der bewaldete, ca. 100 m höhere Kraxnerkogel

Höhe 620 m ü. A.
Lage Bezirk Deutschlandsberg, Steiermark, Österreich
Gebirge Koralpe
Koordinaten 46° 48′ 25″ N, 15° 11′ 45″ OKoordinaten: 46° 48′ 25″ N, 15° 11′ 45″ O
Kraxnerkogel (Steiermark)
Kraxnerkogel (Steiermark)
Gestein Kristallin
Erschließung Wanderwege
Normalweg von Deutschlandsberg aus: Fußwege über die Klause, Weinebenstraße per PKW
Besonderheiten spärliche Reste einer jahrtausendelang genützten Befestigungsanlage im Gelände erkennbar

Der Kraxnerkogel liegt kurz westlich des Ortes Deutschlandsberg im Gebiet Warnblick der Gemeinde Deutschlandsberg. Der nächste westlich gelegene Ort ist Trahütten. Südlich des Kraxnerkogels liegt die Weinebenstraße (Landesstraße 619), welche Deutschlandsberg über Trahütten, Glashütten und die Weinebene mit Wolfsberg im Kärntner Lavanttal verbindet. Im Norden liegt das tief eingeschnittene Engtal der Laßnitz. Am Steilhang jenseits dieses Flusses liegt die Burg Deutschlandsberg.

Geologie

Bearbeiten

Der Kraxnerkogel besteht aus dem Kristallin der Koralpe, hauptsächlich aus Gneis und Glimmerschiefer.[4]

Der Kogel liegt kurz westlich jener Linie, an der die Gebirgszüge der Koralm (hier: des Handalmzuges) unter der Schotterfläche des Grazer Beckens versinken. Sein steiler Hang im Osten setzt sich unterhalb der Schotterbedeckung fort und kann unter dieser noch bis an die Grenze des Sausals (Florianer Becken) weiter verfolgt werden.[5] Die Stelle, an welcher der Berg unter dem Schotter verschwindet, ist in der Natur leicht daran zu erkennen, dass dort die lange und bis zu über 10 % steile Gefällstrecke der Weinebenstraße, welche auch eine Spitzkehre notwendig macht, in ein flaches Straßenstück übergeht.

Vegetation

Bearbeiten

Das Gebiet des Kraxnerkogels ist klimatisch begünstigt. Er ist an seinem Osthang mit Laub- und Nadelbäumen bewachsen und Standort der Edelkastanie,[2] an seinen unteren, östlichen Hängen liegen Weingärten. Neben dem Waldweg von der Klause über den Kraxnerkogel ist das Vorkommen der Rostpilzart Coleosporium senecionis dokumentiert.[6]

Siedlungsstelle

Bearbeiten
 
Geländeoberfläche bei der Befestigungsanlage Kraxnerkogel

Etwa 120 m südöstlich der Kuppe des Kraxnerkogels und ungefähr 20 m tiefer liegt der Rest einer Anlage, die als mittelalterlicher Turmhügel[2] betrachtet wird. Sie wurde bei landwirtschaftlichen Arbeiten im Frühjahr 1988 entdeckt und befindet sich auf den Grundstücken Nr. 63/1 und 100/5 der Katastralgemeinde Warnblick.[7] Die Grundflächen stehen in Privatbesitz.[8] Das Grundstück Nr. 63/1 ist für das Gebiet der Fundstelle und seine Umgebung im Rahmen der örtlichen Raumplanung als Bodenfundstelle ausgewiesen.[9] Das Gebiet ist nicht unter Denkmalschutz gestellt, obwohl es in der Literatur als Bodendenkmal[2] dargestellt ist.

Bei der Siedlungsstelle handelt es sich um eine Erhebung, deren höchster Bereich eine ebene Fläche bildet. Diese misst ungefähr zwölf Meter im Durchmesser. Der Hügel ist von Südosten bis Südwesten mit zwei Hangstufen (Bermen) umgeben, die als Standort von Vorwerken interpretiert werden. Im Norden des Hügels wird ein Graben vermutet. Das Gebiet um den Hügel ist durch die landwirtschaftliche Nutzung geprägt, es konnte nicht festgestellt werden, ob es in seiner Umgebung weitere Bauten oder Befestigungsanlagen gab.[2] Umfassende archäologische Grabungen haben seit der Entdeckung der Anlage nicht stattgefunden. Es ist kein Mauerwerk mehr sichtbar, nur Bodenunebenheiten, die auf eine bewusst gestaltete Geländeform hinweisen.

Siedlungsspuren sind schon um 3000 v. Chr., für die Lasinja-Kultur der Kupferzeit, feststellbar.[2] Keramikfragmente wurden in die späte Latènezeit und in das Mittelalter datiert. Als weiterer Fund ist ein stumpfnackiges (am hinteren Teil rundes), seitlich mit Facetten versehenes Beil aus Serpentin publiziert. Funde werden im Burgmuseum Deutschlandsberg aufbewahrt.[10][11]

Die Datierungen der Funde belegen, dass die Fundstelle am Kraxnerkogel ähnlich wie die alte Siedlungsstelle bei der Burg Deutschlandsberg am Hang gegenüber (der „Tanzboden“) über mehrere tausend Jahre zumindest zeitweise besiedelt war.

Der Hügel, auf dem die Reste der Anlage gefunden wurden, liegt 750 m südlich der Burg Deutschlandsberg. Zwischen den beiden Befestigungsanlagen liegt das tief eingeschnittene Engtal der Laßnitz, die Klause. Die Lage kann als Beleg dafür gesehen werden, dass diese Befestigungen einerseits den Weg durch das Laßnitztal, andererseits die nördlich und südlich davon verlaufenden Wege nach Kärnten in Richtung der Koralmübergänge zur Hebalm und zur Weinebene zu bewachen hatten.

Bearbeiten
Commons: Kraxnerkogel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Christoph Gutjahr: Ur- und Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie. S. 26. In: Helmut-Theobald Müller (Hrsg.), Gernot Peter Obersteiner (wissenschaftliche Gesamtleitung): Geschichte und Topographie des Bezirkes Deutschlandsberg. (Bezirkstopographie). Graz-Deutschlandsberg 2005, ISBN 3-901938-15-X. Steiermärkisches Landesarchiv und Bezirkshauptmannschaft Deutschlandsberg 2005. In der Reihe: Große geschichtliche Landeskunde der Steiermark. Begründet von Fritz Posch†. ZDB-ID 568794-9. Erster Teilband, Allgemeiner Teil.
  2. a b c d e f Werner Murgg, Bernhard Hebert: Mittelalterliche und Frühneuzeitliche Wehrbauten im Bezirk Deutschlandsberg: Aufnahme der Bodendenkmale. Mit Zeichnungen von Stefan Karl. Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich BMÖ. Band 10, Jahrgang 1994. Hrsg.: Österreichische Gesellschaft für Mittelalterarchäologie, Wien. ISSN 1011-0062 ZDB-ID 805848-9. S. 56. Lageskizze S. 76. Koordinaten: 46° 48′ 23″ N, 15° 11′ 48″ O.
  3. Gutjahr, Ur- und Frühgeschichte, S. 35.
  4. Geologische Karte der Republik Österreich 1:50.000. Aufgenommen von Peter Beck-Mannagetta, M. Eisenhut, V. Ertl und O. Homann. Erscheinungsjahr: 1991. Herausgegeben von der Geologischen Bundesanstalt Wien (GBA). Blatt 189 Deutschlandsberg.
  5. Helmut W. Flügel: Geologische Karte des prätertiären Untergrundes. In: Geologische Themenkarten der Republik Österreich 1:200.000. Südsteirisches Becken – Südburgenländische Schwelle. Herausgegeben von der Geologischen Bundesanstalt. Wien 1988. Arthur Kröll, Albert Daurer (Redaktion): Erläuterungen zu den Karten über den prätertiären Untergrund des steirischen Beckens und der Südburgenländischen Schwelle. ISBN 3-900312-65-6. Gemeinsam mit Reliefkarte, Aeromagnetischer Karte und Schwerekarte im Plastikumschlag.
  6. Josef Poelt, Paula Remler: Die Rost- und Brandpilze der Sammlung F. Widder aus der Steiermark und angrenzenden Bundesländern. In: Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark. Band 106, Graz 1976, ISSN 0369-1136, ZDB-ID 206167-3, S. 181 (zobodat.at [PDF], abgerufen am 6. April 2015).
  7. Digitaler Atlas der Steiermark (GIS-Steiermark), Kataster (abgerufen am 7. April 2015). Die in der Literatur bei Murgg/Hebert angegebenen Grundstücke und deren Grenzen sind veraltet.
  8. Öffentliches Grundbuch: Katastralgemeinde 61068 Warnblick, Bezirksgericht Deutschlandsberg: Einlagezahlen 19 (Bauernhof Schwemmhoisl) und 112 (abgerufen am 7. April 2015).
  9. Digitaler Atlas der Steiermark (GIS-Steiermark), Ersichtlichmachung im digitalen Flächenwidmungsplan Gemeindenummer 60302, Verfahrensfallnummer 600 (abgerufen am 7. April 2015).
  10. Fundberichte aus Österreich.(FÖ) Herausgegeben von der Abteilung für Bodendenkmale des Bundesdenkmalamtes. Verlag Berger, Horn, ISSN 0429-8926, ZDB-ID 213982-0. Band 27/1988, Wien 1989, S. 270 (Hinweis auch auf S. 290).
  11. Bernhard Hebert, Ernst Lasnik (Hrsg.): Spuren der Vergangenheit. Archäologische Funde aus der Weststeiermark. Katalog zur Ausstellung im Stölzle-Glas-Center Bärnbach, Mai bis September 1992. Bärnbach, Kulturgemeinschaft Oberland. S. 60.