Kurt Edzard

deutscher Maler und Bildhauer

Kurt Conrad Karl Edzard (* 26. Mai 1890 in Bremen; † 22. Oktober 1972 in Braunschweig) war ein deutscher Maler, Bildhauer und Hochschullehrer.

Biografie

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Kurt Edzard war der Sohn des Bremer Rechtsanwalts Conrad Edzard (1858–1930) und dessen Ehefrau Magda Edzard geb. Melchers (1864–1947). Er war ein Bruder des Malers Dietz Edzard (1893–1963) und des Langstreckenfliegers Cornelius Edzard (1898–1962), der berühmt wurde mit Weltrekorden im Dauerfliegen und ab 1933 Direktor des Flughafens Bremen war. Er hatte einen Sohn Andreas Edzard (1941–2023) und einen Enkelsohn Roland Edzard (* 1980).

Kurt Edzard war drei Mal verheiratet:

  1. mit der Polospielerin Ellen genannt Ellenka Retemeyer-Ketschendorf (1899–1989), die 1932 in zweiter Ehe den Springreiter, Olympia-Medaillengewinner und Polotrainer Wilhelm Graf von Hohenau (1884–1957) heiratete und 1950 mit ihrem 30-tägigen Pilgerritt vom Kloster Ettal zum Vatikanpalast in Rom auf große öffentliche Aufmerksamkeit stieß[1]
  2. mit Lena Gildemeister (Hofmann-Degener) (1905–1995), mit der er den Sohn Christoph (1926–1934) und die Tochter Silvia (von Hagen-Lawson) (1928–2007) hatte[2]
  3. mit Franziska genannt Franzis Albrecht (1903–1982), mit der er 1941 den Sohn Andreas bekam[3].

Er wurde auf dem Riensberger Friedhof in Bremen im Familiengrab Melchers (seiner Großeltern mütterlicherseits) beigesetzt (Planquadrat AA 036a).[4]

Ausbildung und Beruf

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Edzard studierte Bildhauerei bei Hermann Volz und Wilhelm Gerstel[5] an der Kunstakademie Karlsruhe.[6]

Anschließend war er bis 1911 in Berlin tätig. 1912 ging er nach Paris, wo er auch die Académie Julian besuchte und sich mit Ernesto de Fiori und Hermann Haller befreundete. 1914 verließ er Paris, im Ersten Weltkrieg wurde er Flieger und er bildete seinen Bruder Cornelius aus. Nach dem Krieg wohnte er in Berlin und teilte sich mit Ernesto de Fiori und Hermann Haller das ehemalige Atelier des 1919 verstorbenen Louis Tuaillon. Jeweils in den Wintermonaten war auch Fritz Huf in diesem Atelier tätig.

Von 1925 bis 1928 war Edzard Professor der Bildhauerklasse an der Karlsruher Kunstakademie und kehrte anschließend vorübergehend nach Berlin zurück, ehe er 1928/1929 erneut nach Paris übersiedelte. Etwa ein Jahrzehnt lang war er in Paris (bis 1934), Berlin (1934/1935) und London (1935–1938) freischaffend tätig und machte sich als Porträtist einen Namen. Alfred Flechtheim nahm ihn 1930 als Künstler seiner Galerie auf und integrierte zuletzt im Mai und Juni 1932 eine Plastik Edzards in eine Gruppenausstellung – zu einem Zeitpunkt, als er und seine Galerie bereits hetzerischen Anfeindungen von Seiten der Nationalsozialisten ausgesetzt war.[5]

1938 kehrte Edzard nach Berlin zurück. Auf der bis 1944 jährlich zu Propagandazwecken im Münchener Haus der Kunst stattfindenden Großen Deutschen Kunstausstellung war er nur einmal, im Jahr 1937, in einem Nebensaal mit einem Porträt seines Sohnes Christoph vertreten.[7] Die Aufnahme dieses Werks in die Ausstellung ist insofern bemerkenswert, als es – unter anderem durch die Merkmale der aufgelockerten Oberfläche und der Bemalung derselben – wie viele der Arbeiten Edzards aus den 1920er Jahren eine „große stilistische Nähe“[8] zu den von den Nazis als „entartet“ diffamierten Arbeiten des ehemaligen Berliner Atelierkollegen Ernesto de Fiori aufweist.

1944 wurde Edzard – möglicherweise auf Betreiben von Arno Breker, mit dem er seit dem zweiten Parisaufenthalt befreundet war – in die Gottbegnadeten-Liste der wichtigsten Künstler des NS-Staats aufgenommen und war dadurch von einem Fronteinsatz freigestellt.[9]

1946 wurde er Professor am Fachbereich Architektur an der Technischen Hochschule Braunschweig. Dort hatte er den Lehrstuhl für Modellieren und Aktzeichnen inne.[6]

Edzard interessierte sich in Paris zuerst für Auguste Rodin und Aristide Maillol, fand seinen Wegweiser dann aber vor allem in Charles Despiau. Angezogen von den reinen Linien der ägyptischen Plastik, schaffte er existenzielle Figuren: Den menschlichen Körper, fein und dünn, aufrecht, sitzend oder liegend, still und statisch konstruktiv. Sein Thema ist Anmut und Stille. Kaum merklich archaisierend und auch Deformierungen zulassend, bildete Edzard schmale, stilisierte Körper, die zwangsläufig sehr jugendlich wirken. So sind die weiblichen Figuren, die Edzard dreimal häufiger thematisiert als männliche, fast immer mädchenhaft: von „zarter Lebendigkeit“ und manchmal „Verletzlichkeit“ – selten erotisch. Seine Figuren sind hauptsächlich klein, die größten unterlebensgroß.

 
Mann mit Hund (1925) am westlichen Eingang von Schröders Elbpark
 
„Den Toten des Krieges, der Gewaltherrschaft, der Vertreibung“ (1962) auf dem Hauptfriedhof Braunschweig

Zwei seiner Figuren aus Muschelkalk, die seit 1925 im Park des Wohnhauses von Sigmund Gildemeister in Hamburg-Hochkamp gestanden hatten, wurden 1956 in den Eingang von Schröders Elbpark unterhalb der Elbchaussee / Einmündung Schlagbaumtwiete versetzt.[10]

Edzards Werke standen für die „junge Skulptur“, wie die von Hermann Haller, Ernesto de Fiori oder Alberto Giacometti im Kreis der internationalen Künstler des Café du Dôme in Paris. Erfolge hatte er in den 1920er und den 1930er Jahren. Bildnisaufträge blieben ein Schwerpunkt während der folgenden, jeweils einige Jahre dauernden Aufenthalte in Paris und London und auch in der Zeit, die er während des Zweiten Weltkriegs wieder in Berlin verbrachte. Seine Modelle waren Aristokraten, Boxer, Schauspieler oder Sänger. Er stellte in den wichtigen Galerien und Salons aus.

Die Bremer Kunsthalle[11] besitzt folgende Werke von Kurt Edzard:

  • Weiblicher Halbakt, Gemälde, undatiert
  • Bildnis der Frau des Künstlers, um 1918
  • Bildnis Hermann Strohm, um 1918
  • Große Stehende, 1919
  • Büste eines Knaben, um 1920
  • Stehende Frau, 1920
  • Liebespaar, 1921
  • Porträt M. H. (Frauenkopf), 1923
  • „Nuna“ (große Stehende), 1923
  • Liegender Akt, 1925
  • Amphitrite, 1929
  • Frau mit aufgestütztem Arm (Brustbild), 1949
  • Kretisches Mädchen, 1959
  • Liegende Frau, undatiert
  • Männliches Bildnis, undatiert

Edzards Figurenauffassung entsprach nicht dem üblichen nationalsozialistischen Menschenbild und lief Gefahr als entartet zu gelten. Sein Name befand sich dennoch auf der Gottbegnadeten-Liste und somit wichtigsten Künstler des NS-Staats.[12] Er war seit den ersten Pariser Jahren eng befreundet mit Arno Breker. 1934 gestaltete Breker eine Bronzebüste von Edzard.[13]

In den 1940er Jahren wurde sein etwas impressionistischer Stil einfacher und stark reduzierend. Die statische Form – meditierend, erdhaft und ausgewogen – blieb das Wesentliche seines Werks, das man in verschiedenen deutschen Museen und Privatsammlungen findet.

Literatur

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  • Peter Lufft: Kurt Edzard, Plastiken, Zeichnungen. Probaris, eine Erzählung. Edition Querschnitt, Braunschweig 1973.
  • Peter Lufft: Kurt Edzard. In: Manfred Garzmann, Wolf-Dieter Schuegraf (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon. Ergänzungsband. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 1996, ISBN 3-926701-30-7, S. 64.
  • Regina Gramse: Zur Eröffnung der Ausstellung „Zarte Lebendigkeit – Plastiken und Zeichnungen von Kurt Edzard“. Galerie Focke, 2007.
  • Ewald Bender: Die Plastik auf der Winterausstellung der Berliner Secession. In: Deutsche Kunst und Dekoration, 1912.
  • Emil Waldmann: Das Bildnis im 19. Jahrhundert. Berlin 1921.
  • Hugo Bieber: Kurt Edzard. In: Die Kunst für alle, 1923.
  • Robert Heinz Heygrodt: Kurt Edzard. In: Der Cicerone, 1924.
  • Peter Lufft: Bildnisbüste Prinz von Hohenlohe. In: Braunschweiger Zeitung, 2.1949.
  • Immer verewigte er die Jugend. In: Die Welt, Mai 1955.
  • Kurt Edzard zum Gruß, für Kunst und Kultur. In: Braunschweiger Blätter, Juni 1955.
  • Ein Bremer Bildhauer. In: Bremer Nachrichten, Mai 1960.
  • Hommage à Kurt Edzard. In: Weltkunst, Dezember 1970.
  • Heinz Ohff: Das Menschenbild bei Kurt Edzard. In: Bremer Nachrichten, März 1959.
  • Harro Siegel: Der Bildhauer Kurt Edzard. In: Berichte aus dem kulturellen Leben. Braunschweig, 2/1960.
  • Heinrich Meersmann: Edzards Jahre. In: Braunschweiger Zeitung, Mai 1965.
  • Ursula Bode: Schmal, schlank, voller Grazie. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung, Mai 1965.
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Commons: Kurt Edzard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Neue Deutsche Wochenschau 14/1950 – Filme des Bundesarchivs. Abgerufen am 28. August 2022.
  2. Hamburger Abendblatt im Archiv vom 5. Februar 1955, Seite 15
  3. grabsteine.genealogy.net
  4. grabsteine.genealogy.net
  5. a b alfredflechtheim.com
  6. a b Camerer, Garzmann, Schuegraf (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon. 4. Auflage, Braunschweig 1996, S. 64.
  7. gdk-research.de
  8. Beatrice Vierneisel: Ernesto de Fiori. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-496-01091-6, S. 95.
  9. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5.
  10. Hamburger Abendblatt vom 25. August 1956
  11. kunsthalle-bremen.de
  12. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5.
  13. Künstler-Archiv im Museum Europäischer Kunst, eingesehen am 14. Oktober 2014.