Der Begriff Liberty Replacement Ship, zu deutsch Liberty-Ersatzschiff, bezeichnet eine Reihe von Standard-Frachtschiffstypen, welche ab Mitte der 1960er Jahre als Ersatz für die damals alternde Flotte der Liberty-Frachter und Victory-Schiffe entwickelt wurden.

Geschichte

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Die ersten Entwürfe zu Liberty-Ersatzschiffen waren die schon ab Anfang der 1950er Jahre im Auftrag der US-amerikanischen Marinebehörde MARAD gebauten Typen C3-S-DX1 (Schuyler Otis Bland) und C4-S-1a (Mariner-Klasse). Die beiden technisch anspruchsvollen Entwürfe für schnelle Linien-Stückgutschiffe fußten auf von der US-Navy schon während des Zweiten Weltkriegs angestellten Überlegungen und hatten anders als die später bekannt gewordenen Liberty-Ersatztypen einen militärischen Hintergrund.

Anders stellte sich die Situation der Trampschifffahrt, Mitte der 1960er Jahre dar. Es fuhren noch ungefähr 700 der insgesamt etwa 3300 produzierten Liberty- und Victory-Standardfrachter sowie einige andere während des Zweiten Weltkriegs gebaute Frachtschiffe in der damaligen Welthandelsflotte. Sogar die jüngsten von ihnen waren inzwischen 20 Jahre und älter, und die Mängel in ihrer Konstruktion und der Verarbeitung führten während ihres Betriebs in den Nachkriegsjahren zu überdurchschnittlich hohen Verlusten. Ab Anfang der 1960er Jahre schnellte der Anteil dieser Schiffsverluste nochmals stark nach oben,[1] woraufhin sich ab Mitte der 1960er Jahre sowohl den Reedereien als auch den Werften die Frage eines Ersatzes dieser Schiffe stellte, die in absehbarer Zeit das Ende ihrer Einsatzdauer erreichen würden.

Die großen Umwälzungen im Seeschiffsverkehr, hervorgerufen durch das Erscheinen von Containerschiffen und Massengutfrachtern, welche die Stückgutschiffe später nahezu völlig ersetzen würden, waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht als solche vorhersehbar, so dass das klassische Stückgutschiff, welches in der damaligen Form seit der Jahrhundertwende mit verhältnismäßig wenigen Änderungen gebaut wurde, noch immer aktuell erschien.

Es war angesichts dieses lukrativ erscheinenden Ersatzbedarfs des Schiffbaumarktes wenig überraschend, dass sich Werften weltweit gegen Ende der 1960er Jahre daran machten, Entwürfe für den Ersatz der Liberty- und Victory-Schiffe zu entwickeln, die sich bei ihren Plänen an Zwischendeckern mit eigenem Ladegeschirr und ca. 15.000 Tonnen Tragfähigkeit orientierten. Diese konservative Bauform war zweifellos auch der Tatsache geschuldet, das die meisten der noch fahrenden Liberty- und Victory-Schiffe zu diesem Zeitpunkt durch eher kleine Trampschiff-Reedereien mit beschränkten Mitteln betrieben wurden. Der Fokus der Werften lag auf diesen kleinen Reedereien, für die zu jenem Zeitpunkt Neubauten eines völlig neuartigen oder wesentlich größeren Schiffstyps, nur schwer finanzierbar gewesen wären.

Die größtenteils sehr erfolgreichen Schiffserien wurden, zum Teil mit wesentlichen Anpassungen, bis in die späten 1980er Jahre gebaut, die darauf aufbauenden Folgetypen zum Teil sogar noch darüber hinaus.

Übersicht

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Liberty-Ersatzschiffstypen (Auswahl)
Name Werften Bauzeit Anzahl
Mariner Sun Shipbuilding, Newport News Shipbuilding 1951 bis 1955 29
Freedom Ishikawajima Harima, Astilleros de Cadiz 1967 bis 1970er 176/26
SD-14 Austin & Pickersgill, Bartram & Sons, Skaramanga Shipyard, Companhia Comércio e Navegação, Robb Caledon ShipbuildersAstilleros y Fábricas Navales del Estado 1967 bis 1988 211
Typ Pioneer Flender-Werke, Blohm & Voss, Hindustan Shipyard 1967 bis 1986 19
Mitsubishi Typ Commonwealth Mitsubishi Heavy Industries 1967 bis 1969 6
Deutscher Mehrzweckfrachter Flensburger Schiffbau-Gesellschaft, Bremer Vulkan, Rickmers Werft 1968 bis 1975 52
Mitsui Concord 18 Mitsui Zosensho, Osaka Zosenho, Nipponkai Heavy Industries 1968 bis 1970er Jahre ?
Unterweser Schiffbau-Gesellschaft Unterweser 1968 bis 1972 11
Rendsburg Schiffswerft & Maschinenfabrik Paul Lindenau, Nobiskrug 1969 bis 1975 21
Typ Unity Cockerill 1969 bis 1979 8
Trampko-Mehrzweckfrachter Orenstein & Koppel, Schlichting-Werft 1969 bis 1978 33
Seebeck 36/36L Seebeck-Werft, AG Weser 1969 bis 1980 61
Mitsubishi MM14 Mitsubishi Heavy Industries 1969 bis? ?
Mitsubishi Seatramp Mitsubishi Heavy Industries 1969 bis? ?
Typ Santa Fe Astilleros Espanoles 1970 bis 1979 ca. 50
Fortune Ishikawajima Harima 1970er 62
Friendship Ishikawajima Harima 1970er ?

Literatur

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  • First four designs are offered by world shipyards in 14,000-dwt range. In: Marine Engineering/Log. Band 72, Nr. 3. Simons-Boardman Publishing Corporation, New York März 1967, S. 57–60.
  • H. Harms: Erstes „Freedom“-Schiff vom Stapel gelaufen. In: Schiff und Hafen. Band 19, Nr. 5, Mai 1967, S. 358–359.
  • John Lingwood: SD14. The Great British Shipbuilding Success Story. World Ship Society, Kendal 1976, ISBN 0-9500044-8-0.
  • John Lingwood: SD14. The Full Story. World Ship Society, Kendal, ISBN 978-1-901703-64-1.
  • Jeder fünfte „Liberty-Ersatz-Frachter“ kam von deutschen Werften. In: Schiffahrt international. Band 29, Nr. 7, Juli 1978, S. 284.
  • Verband Deutscher Reeder (Hrsg.): Güterverkehr über See. Stern Verlag, Lüneburg 1993, ISBN 3-923603-00-2.
  • Verband der Deutschen Schiffbauindustrie e. V., Ausschuß „Marktforschung“: Tendenzen am Schiffbaumarkt. November 1976.
  • Verband der Deutschen Schiffbauindustrie e. V.: Deutscher Schiffbau 1975. 1975.
  • Rolf Schönknecht, Uwe Laue: Hochseefrachter der Weltschiffahrt. Band 1. transpress Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-344-00182-5 (Bibliothek der Schiffstypen).
  • Rolf Schönknecht, Uwe Laue: Hochseefrachter der Weltschiffahrt. Band 2. transpress Verlag, Berlin 1988, ISBN 3-344-00282-1 (Bibliothek der Schiffstypen).
  • Erstes Freedom-Schiff. (Memento vom 28. Juli 2014 im Internet Archive) In: Hamburger Abendblatt, 1967
  • 34 ,Freedom'-Schiffe bereits bestellt. (Memento vom 28. Juli 2014 im Internet Archive) In: Hamburger Abendblatt, 1966

Einzelnachweise

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  1. W. J. Beer: Analysis of World Merchant Ship Losses. Royal Institution of Naval Architects, Lloyd’s Register Publications, Band 54, London, 1968, S. 97, 99, 101.