Auf Düren im heutigen Nordrhein-Westfalen wurden im Zweiten Weltkrieg im Rahmen des Luftkriegs und des dabei angeordneten Flächenbombardements massive Luftangriffe verübt. Über 3000 Menschen kamen dabei ums Leben, fast alle Gebäude der Stadt wurden zerstört.

Hintergrund

Bearbeiten

Nach der Schlacht um Aachen im Oktober 1944 wurde der Raum Düren ein Bereich der Westfront. Die Stadt an der Rurfront war ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt, aber abgesehen von einer Kaserne gab es in der Stadt kaum bedeutende Militäreinrichtungen. Die Dürener Industrie umfasste mit Firmen wie den Dürener Metallwerken und der Maschinenfabrik Brück auch Betriebe, deren Produkte für die Rüstungsindustrie von Bedeutung waren. Der erste Luftangriff fand bereits am 22. Februar 1940 statt. Ab Mitte 1944 dienten die Luftangriffe zur Vorbereitung der Operation Queen.

Zerstörung am 16. November 1944

Bearbeiten
Flug über das zerstörte Düren, Luftaufnahmen des Special Film Project 186 im März 1945

Der Luftangriff vom 16. November 1944 war der letzte und schwerste und sollte die an diesem Tag gestartete Bodenoffensive der Operation Queen unterstützen. Gemäß der von Archibald Sinclair verantworteten Area Bombing Directive bombardierte das von Marshal Arthur Harris geführte RAF Bomber Command der Royal Air Force (britische Luftwaffe) die Stadt Düren von 15.23 bis 15.44 Uhr mit 474 Flugzeugen. Es erfolgte der Abwurf von 95 Zielmarkierern, 5.477 Sprengbomben und 148.980 Brandbomben im Gesamtgewicht von 2.751,9 Tonnen. Ein Flächenbrand behinderte die einsetzenden Bergungsbemühungen. Bis zum 20. November 1944 konnten noch mehrere hundert Verschüttete lebend geborgen werden, 119 nur noch tot. Mehr als 2000 Menschen wurden als vermisst gemeldet.

Zehn Jahre später durchgeführte Ermittlungen der Stadtverwaltung Düren führten zum Ergebnis, dass bei dem Angriff 3126 Menschen umgekommen waren. Die Innenstadt wurde völlig zerstört. Das bauliche Erbe der Stadt ging unter, auch das Wahrzeichen der Stadt, die gotische Annakirche. 6431 Häuser wurden zerstört oder schwer beschädigt, nur 13 Gebäude kamen mit leichten Schäden davon. Der größte Teil der Bevölkerung floh nach dem Angriff aus der Stadt.[1] Drei Tage nach dem verheerenden Bombenangriff ordnete der zuständige Reichsverteidigungskommissar die Räumung der Stadt an. Die Überlebenden mussten ihre Heimat verlassen und wurden nach Mitteldeutschland gebracht, nur vier Menschen blieben in der Stadt.[2]

Weitere Folgen

Bearbeiten

Weil die Operation Queen ein militärischer Fehlschlag gewesen war, wurde Düren erst am 24. Februar 1945 von der 8th Infantry Division der First United States Army eingenommen. Wegen der fast völligen Zerstörung Dürens wurde zunächst erwogen, die Stadt südlich des alten Standortes völlig neu zu errichten. Die Stadt wurde dann jedoch in ihren alten Grundrissen wieder an alter Stelle neu aufgebaut. Die Abräumung des Schutts (1,5 Millionen Kubikmeter Trümmer) zog sich bis in die 1950er Jahre hin.

Liste der Luftangriffe

Bearbeiten

Insgesamt wurden 51 Luftangriffe durchgeführt, bis Düren am 16. November 1944 fast völlig zerstört war. Es ist nicht genau feststellbar, welche Luftwaffe der Westalliierten die einzelnen Angriffe flog, aber es ist meistens von der Royal Air Force auszugehen.

Datum Angreifer Nummer des Angriffs Tote Verletzte Ziele[3] Zerstörung Bombenlast[4]
22. Februar 1940 RAF (?) 2 1 2 Z 5 Häuser 21 Stk.
12. Mai 1940 RAF (?) 1 0 0 Z n. a. 1 Stk.
10. Juni 1940 RAF (?) 3 0 0 IS n. a. 5 Stk.
20. Juni 1940 RAF (?) 4 0 0 IS, Z n. a. 7 SP, 20 BB
30. Juli 1940 RAF (?) 5 0 0 Z n. a. 6 SP, 20 BB
21. Oktober 1940 RAF (?) 6 0 0 IS n. a. 6 SP, 40 BB
7. November 1940 RAF (?) 7 0 0 IS n. a. 2 BB
13. November 1940 RAF (?) 8 0 0 IS n. a. n. a.
10. Januar 1941 RAF (?) 9 0 0 Z n. a. 1 BB
26. Februar 1941 RAF (?) 10 0 0 Z 1 Haus 1 BB
17. Juni 1941 RAF (?) 11 0 0 Z 1 Haus 1 BB
18. Juni 1941 RAF (?) 12 0 0 IS, Z n. a. 3 SB, ? BB
8. Juli 1941 RAF (?) 13 0 0 Z n. a. 5 SB
11. Juli 1941 RAF 14 19 45 IS, Z 20 Industriebetriebe, 525 Häuser 460 SB, 1000 BB
21. Juli 1941 RAF (?) 15 0 0 Z 1 Haus 1 BB
31. August 1941 RAF (?) 16 0 0 Z 1 Haus 1 BB
11. Oktober 1941 RAF (?) 17 0 0 Z n. a. 3 SB
15. Oktober 1942 RAF (?) 18 0 0 Z n. a. 1 SB, 20 BB
14. Januar 1943 RAF (?) 19 0 0 Z 24 Häuser 75 BB
9. Oktober 1943 RAF (?) 20 0 0 Z n. a. 3 SB
20. Oktober 1943 USAAF - - - - - 209 t
30. Januar 1944 RAF (?) 21 6 6 Z 3 Häuser 8 SB
13. April 1944 RAF (?) 22 3 2 Z 2 Häuser 27 SB, 870 BB
21. April 1944 RAF (?) 23 1 4 Z 11 Häuser 15 SB
30. April 1944 RAF (?) 24 1 3 IS, Z 9 Häuser 5 SB
27. Mai 1944 RAF (?) 25 4 7 Z n. a. n. a.
14. Juni 1944 RAF (?) 26 1 17 Z 10 Häuser, 8 Betriebe 3 SB, ?BB
6. Juli 1944 RAF (?) 27 23 70 Z 15 Häuser 7 SB
19. Juli 1944 RAF (?) 28 123 122 Z 60 Häuser 67 SB
21. Juli 1944 RAF (?) 29 12 37 Z 12 Häuser 98 SB, 120 BB
24. Juli 1944 RAF (?) 30 0 0 IS, Z n. a. n. a.
3. September 1944 RAF (?) 31+32 0 0 Z n. a. n. a.
9. September 1944 RAF (?) 33 0 0 Z n. a. n. a.
10. September 1944 RAF (?) 34 0 0 Z n. a. n. a.
11. September 1944 RAF (?) 35 0 0 Z n. a. n. a.
16. September 1944 RAF (?) 36 0 0 Z n. a. n. a.
19. September 1944 RAF (?) 37+38 15 n. a. IS, Z n. a. n. a.
22. September 1944 RAF (?) 39 0 0 Z n. a. n. a.
27. September 1944 RAF (?) 40 1 n. a. Z n. a. n. a.
4. Oktober 1944 RAF (?) 41 3 n. a. IS, Z n. a. n. a.
6. Oktober 1944 RAF (?) 42 18 n. a. Z n. a. n. a.
9. Oktober 1944 RAF (?) 43 0 0 Z n. a. n. a.
12. Oktober 1944 RAF (?) 44 n. a. n. a. IS n. a. n. a.
18. Oktober 1944 RAF (?) 45 9 n. a. Z 3 Häuser n. a.
29. Oktober 1944 RAF (?) 46 n. a. n. a. Z n. a. n. a.
4. November 1944 RAF (?) 47 n. a. n. a. Z n. a. n. a.
5. November 1944 RAF (?) 48 5 n. a. IS, Z n. a. n. a.
9. November 1944 RAF (?) 49 0 0 IS, Z n. a. n. a.
11. November 1944 RAF (?) 50 0 0 IS, Z n. a. n. a.
16. November 1944 RAF, USAAF 51 3.106[5] n. a. Z 90–100 % 5.477 SB, 148.980 BB (2.751,9 t)

Siehe auch

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Hans J. Domsta, Helmut Krebs, Anton Krobb: Zeittafel zur Geschichte Dürens. 747–1997 (= Beiträge zur Geschichte des Dürener Landes. Bd. 23, ISSN 0343-2971). Dürener Geschichtsverein. Düren 1998.
  • Hans J. Domsta: Düren 1940–1947. Krieg, Zerstörung, Neubeginn. Eine Dokumentation aus Tagebüchern, Briefen, Akten und Berichten der Zeit (= Beiträge zur Geschichte des Dürener Landes. Bd. 21). Mit einem Beitrag von Heinz Engelen. Dürener Geschichtsverein. Düren 1994.
  • Horst Wallraff: Düren und der 16. November 1944. Tragödie des „Totalen Krieges“. Düren 1994.
Bearbeiten

Anmerkungen/Quellen

Bearbeiten
  1. „Ein Bombardement unvorstellbaren Ausmaßes setzte ein“
  2. Düren vor 70 Jahren: „Nur noch ein Überbleibsel einer Stadt“. Aachener Nachrichten, 25. Februar 2015, abgerufen am 3. Dezember 2019.
  3. Militär(M)/Industrie(I)/Infrastruktur(IS)/Zivile(Z)
  4. Sprengbomben(SB)/Brandbomben(BB)
  5. 2.392 Dürener, 394 Auswärtige, 320 Soldaten