Lusthaus

Veranstaltungshaus für Feste, Empfänge und gesellschaftliche Veranstaltungen

Ein Lusthaus war in der höfischen Kultur der Renaissance und des Barocks – zumeist in öffentlichen Parks in Residenzstädten – ein größeres Veranstaltungshaus für Feste, Empfänge und gesellschaftliche Veranstaltungen. Hier wurden größere und kleinere Festlichkeiten veranstaltet, Festmähler ausgerichtet und getanzt. Diese städtischen Lusthäuser beherbergten Ballsäle, Theaterbühnen und Sammlungen als Kuriositätenkabinett; damit waren sie Vorläufer der späteren Hoftheater.

Sogenannte Wasserburg Seligenstadt, barockes Lusthaus (ca. 1700–1705) der Äbte von Seligenstadt mit Wassergraben und Zugbrücke, Hessen
„Wasserburg Seligenstadt“, alte Ansicht des 18. Jahrhunderts

Als Lusthaus wird auch ein in einem Park errichtetes pavillonartiges Haus bezeichnet, das dazu dient, darin zu verweilen und sich die Zeit zu vertreiben.[1] Diese kleinen Lusthäuser befinden sich zumeist in Parkanlagen des Adels oder in Wäldern, die als Jagdgebiete dienten. Sie dienten wie auch Lustschlösser als private Rückzugsorte oder Jagdschlösschen.

Die Entwicklung der Lusthäuser in Renaissance und Barock

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Lusthäuser, die im Heiligen Römischen Reich in der Nähe von Residenzschlössern errichtet werden, verzichten im 16. und 17. Jahrhundert selten auf Ecktürme. Das italienisch beeinflusste Belvedere in Prag (1537) ist eine Ausnahme.

Bei den Lusthäusern in Stuttgart (1548), Gottesau (1587), Kassel (1570), und Saarbrücken (1575–1577) prägen die runden oder polygonalen Ecktürme das Erscheinungsbild entscheidend.

Zu einer besonderen Wirkung wird das Turmmotiv beim Stuttgarter Lusthaus durch eine zwischen Turm und Außenwand geschobene und von Arkaden getragene Galerie gebracht. Der Vorgängerbau hatte sich noch mit Erkern an den Gebäudeecken begnügt. Eine gänzlich andere Lösung wird für das Lusthaus in Berlin (1650) gefunden, das sich als eine dem Zentralbau angenäherte, axialsymmetrische Komposition von vier Pavillons und zwei Türmen darstellt. Auch wenn Schloss Stern bei Prag (1555) mit Bastionen umgeben wird, verbinden sich damit keine militärischen Überlegungen. Das Gebäude ist Lustschloss und Jagdschloss zugleich. Sein Grundriss mit sechs rhomboiden Eckräumen und einem runden Mittelsaal variiert das Thema der Bastion. Die heute fehlenden kleinen Türmchen an den Gebäudeecken sollten die Gebäudeform zusätzlich als „Wehrform“ zu erkennen geben.[2]

Lusthäuser der Renaissance

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Lusthäuser des Barock

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Besonders bemerkenswert ist die sogenannte „Wasserburg Seligenstadt“ in Hessen, ein hochbarockes Lusthaus mit Wassergraben, Zugbrücke und Ecktürmchen an der Umfassungsmauer. Die Beliebtheit der Lusthäuser in adeligen Parks erreichte im Barock ihren Höhepunkt.

Lusthäuser des Klassizismus und des Historismus

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Zeitgenössische Berichte über Lusthäuser

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Während über die beiden Lusthäuser auf der sächsischen Festung Königstein bezüglich ihrer Nutzung kaum etwas überliefert ist, existieren zur Nutzung der stilistisch verschiedenen – zeitlich aufeinander folgenden – Lusthäuser auf der Dresdner Jungfernbastei mehrere Berichte, die belegen, dass das Dresdner Lusthaus bei Turnieren und Feuerwerksveranstaltungen benutzt wurde. Im Jahr 1629 berichtet Philipp Hainhofer in seinem Tagebuch:

„Wie man den Kaiser Matthiam, König Ferdinandum und Herzogen Maximilianum auf der Mönchwiesen über der Elbe empfinge, da war die Bastei und das Lusthaus voll Geschütz und Feuerwerk welche herüberspielten.“

Philipp Hainhofer[3]
 
Fasanenschlösschen mit Fasanerie und Mole mit Leuchtturm im Großteich bei maritimen Spielen um 1790

Die bekannte Abbildung der „Seeschlachten“ von Moritzburg vor dem Fasanenschlösschen verdeutlicht die Bedeutung eines barocken Lustschlösschens/Lusthauses im Zusammenhang mit hochherrschaftlichen Festen.

Siehe auch

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Literatur

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  • W. Bachmann: Nossenis Lusthaus auf der Jungfernbastei in Dresden. In: neues Archiv für sächsische Geschichte 57 (1937), S. 1–29
  • Wolfgang Götz: Das Lusthaus des Saarbrücker Renaissance-Schlosses. In: Baukunst des Mittelalters in Europa. Hans Erich Kubach zum 75. Geburtstag. Stuttgart 1988, S. 587–604
  • Eva-Maria Höhle: Das Neugebäude – ein vergessenes Kaiserliches Lustschloß in Simmering. In: Arx.1988, S. 408–410
  • Wilhelm H. Köhler: Das Lusthaus Gottesau in Karlsruhe und der Friedrichsbau zu Heidelberg. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen manieristischen Architektur um 1600. Dissertation, Heidelberg, 1961.
  • Friedrich Nette: Adeliche Land- und Lust-Häuser nach modernen Gout..., Augsburg, ohne Jahresangabe, um 1710
  • Michael Gosmann: Von der Burg zum Lustschloß. Ein Grundriß des Arnsberger Schlosses von 1633. In: Heimatblätter 3 (1982), S. 58–62
  • Karl-Heinz Strothmann: Das Jagd- und Lustschloß des Kurfürsten Clemens August. Arnsberg. (Städtekundliche Schriftenreihe über die Stadt Arnsberg, 4), Arnsberg 1969
  • Franz Vogt: Die Entstehung der Jagd- und Lustschloßbauten des Herzogs Ernst August von Sachsen-Weimar. Ein Beitrag zur Geschichte der thüringischen Barock-Architektur. (Sonderschriften der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt, 12). Erfurt 1938

Einzelnachweise

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  1. Lusthaus im Duden
  2. Auszug aus: Ulrich Schütte: Das Schloss als Wehranlage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1994, S. 242, ISBN 978-3-534-11692-8
  3. Ulrich Schütte: "Das Schloss als Wehranlage, Befestigte Schlossbauten der frühen Neuzeit", Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1994, Kap. "Schlösser der Wettiner", S. 64, ISBN 3-534-11692-5