MacGuffin

Objekt, das die Handlung vorantreibt, ohne wirklich von Nutzen zu sein

MacGuffin (auch: McGuffin) ist der Begriff für mehr oder weniger beliebige Objekte oder Personen, die in einem Film dazu dienen, die Handlung auszulösen oder voranzutreiben, ohne während der Handlung selbst von besonderem Nutzen zu sein. Vor allem in Kriminalfilmen und Thrillern ist der MacGuffin neben dem klassischen Whodunit ein verbreitetes Mittel, um Spannung über die gesamte Filmhandlung hinweg aufrechtzuerhalten. Die Prägung des Begriffs wird dem Filmemacher Alfred Hitchcock und seinem Drehbuchautorkollegen Angus MacPhail zugeschrieben.[1]

Erläuterung

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Ein typischer MacGuffin ist ein Dokument mit einer Geheimformel, kompromittierenden Informationen oder illegalen Abmachungen, das in die Hände eines mehr oder weniger Unbeteiligten gerät, genauso gut kann es eine Tasche mit der Beute eines Bankraubs sein – für die Filmhandlung ist der Inhalt des Dokuments oder das Geld in der Tasche von untergeordneter Bedeutung, sie konzentriert sich auf die Jäger-Beute-Konstellation, die der Besitzerwechsel nach sich zieht, und die daraus folgenden dramatischen Situationen von Verfolgung und Flucht, bei denen der Zuschauer sich mit dem Jäger oder Gejagten identifiziert.

In einem 1966 von François Truffaut geführten Interview mit Hitchcock erklärte dieser einen MacGuffin mit folgender kleinen Geschichte, die dessen Beliebigkeit verdeutlichen sollte:

It might be a Scottish name, taken from a story about two men in a train. One man says ‘What’s that package up there in the baggage rack?’, and the other answers ‘Oh, that’s a McGuffin’. The first one asks ‘What’s a McGuffin?’. ‘Well’, the other man says, ‘It’s an apparatus for trapping lions in the Scottish Highlands’. The first man says ‘But there are no lions in the Scottish Highlands’, and the other one answers ‘Well, then that’s no McGuffin!’. So you see, a McGuffin is nothing at all.

„Es könnte ein schottischer Name sein aus einer Geschichte über zwei Männer, die Zug fahren. Der eine Mann fragt: ‚Was ist das für ein Päckchen in der Gepäckablage?‘ ‚Nun,‘ sagt der andere Mann, ‚das ist ein MacGuffin.‘ ‚Was ist ein MacGuffin?‘ ‚Ein MacGuffin ist eine Vorrichtung, um im schottischen Hochland Löwen zu fangen.‘ ‚Aber im schottischen Hochland gibt es doch gar keine Löwen.‘ ‚Nun, dann ist es eben auch kein MacGuffin.‘ Sehen Sie, ein MacGuffin ist gar nichts.“[2]

Slavoj Žižek bezeichnet den Ring in Richard Wagners Ring des Nibelungen als den „größten MacGuffin aller Zeiten“ und als Beispiel für das sogenannte Objekt klein a in der lacanschen Theorie der Psychoanalyse.[3]

Eine Kontroverse existiert bezüglich der Frage, ob ein MacGuffin dennoch ein wesentliches Element der Geschichte eines Films sein darf. Beispiele hierfür sind die Steine in Das fünfte Element oder Rosebud in Citizen Kane, deren tiefere und wesentliche Bedeutung sich am Ende des Films ergibt. Auch fraglich ist, ob es sich um einen MacGuffin handelt, wenn das Objekt und dessen Eigenschaften genau definiert sind (z. B. das Geld in Psycho).

Beispiele

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Beispiele aus Hitchcock-Filmen

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Beispiele aus Filmen anderer Regisseure

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Beispiele aus anderen Medien

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  • in der Hörspielserie Held & Jedermann von Ben Calvin Hary kommt in mehreren Episoden ein außerirdisches Artefakt namens „MacGuffin“ vor, von dem niemand weiß, worum es sich handelt, hinter dem aber alle her sind
  • in Episode 4.06 der Fernsehserie Community dient das MacGuffin Neurological Institute als Auslöser der Handlung der Episode, ohne dass man Weiteres über dieses Institut erfährt
  • der Schatz von Wischnipur in Benjamin Blümchen und Bibi in Indien
  • im Computerspiel Supraland muss der Spieler einen „MacGuffin“ finden, bei dem es sich um eine Spezialwaffe handelt, ohne die der Spieler nicht weiterkommt

Siehe auch

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Literatur

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  • Mike Digou: Hitchcock’s MacGuffin in the Works of David Mamet. In: Literature – film quarterly (LFQ). 31/4 (2003), 270–275.
  • Anton Fuxjäger: Der MacGuffin: Nichts oder doch nicht? Definition und dramaturgische Aspekte eines von Alfred Hitchcock angedeuteten Begriffs. In: Maske und Kothurn. 52/2 (2006), 123–154.
  • François Truffaut: Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?. Heyne, 2003, ISBN 3-453-86141-8.

Einzelnachweise

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  1. Martin Stollery: MacPhail, Angus (1903–1962). In: Screenonline. British Film Institute, abgerufen am 7. Juni 2019.
  2. Sidney Gottlieb: Framing Hitchcock: Selected essays from the Hitchcock annual. Wayne State University Press, Detroit 2002, ISBN 0-8143-3061-4, S. 48.
  3. Žižek, Slavoj: Lacan in Hollywood. Turia & Kant, Wien 2000, S. 12. Zitiert in: Wolfgang Schmitt und Franziska Schößler: Was ist aus der Revolution geworden? Kapitalismuskritik und das intellektuelle Handwerk der Kunst in Elfriede Jelineks Bühnenessay Rein Gold. In: JELINEK[JAHR]BUCH 2013. S. 90–106, S. 98, Fußnote 49.
  4. Rainer Maria Köppl: Hitchcock und die IG Farben: Filmsynchronisation als Tanz in Ketten. In: Lew N. Zybatow (Hrsg.): Sprach(en)kontakt – Mehrsprachigkeit – Translation. Ringvorlesungen zur Translationswissenschaft V. Peter Lang, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-631-56055-6.
  5. Audiokommentar von Regisseur John Carpenter und Hauptdarsteller Kurt Russell, enthalten im Bonusmaterial der blu-Ray Disc Die Klapperschlange, November 2016, Constantin Film Verleih GmbH, München
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Wiktionary: MacGuffin – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen