Marija (2016)

Film von Michael Koch (2016)

Marija ist ein deutsch-schweizerisches Filmdrama von Michael Koch aus dem Jahr 2016. Es behandelt moralische Fragen der Migration, indem es die titelgebende Hauptperson Marija aus der Ukraine bei dem Versuch porträtiert, in der Dortmunder Nordstadt als Frau eine Existenz frei von Abhängigkeit und Ausbeutung aufzubauen.

Film
Titel Marija
Produktionsland Deutschland, Schweiz
Originalsprache Deutsch, Russisch[1]
Erscheinungsjahr 2016
Länge 100[2][1] Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Michael Koch
Drehbuch Michael Koch,
Juliane Grossheim
Produktion Christoph Friedel,
Claudia Steffen,
Andrea Hanke
Kamera Bernhard Keller
Schnitt Florian Riegel
Besetzung

Handlung

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Marija lebt als ukrainische Einwanderin in der Dortmunder Nordstadt, einem migrantischen Problemviertel. In ihrem Bad tropft das Wasser von der Decke. Als schlecht bezahltes Zimmermädchen im Hotel träumt sie von einem eigenen Frisiersalon. Doch der rückt in weite Ferne, als sie den Job verliert, weil eine ebenfalls migrantische Kollegin ihre kleinen Diebstähle verpfeift.

Verbissen macht sie sich an den türkischen Vermieter Cem heran, als der rücksichtslos ihre Wohnung stürmt, um rückständige Miete einzutreiben, die Marija nicht leisten kann. Prompt wird Cem weich und engagiert sie gegen Bezahlung für gelegentliche Hilfe bei anderen Mietern, sei es Übersetzen beim illegalen Arztbesuch oder Ausfüllen von Kindergeldanträgen.

Als Begleiterin zu einer Feier lernt sie Cems Geschäftspartner Georg kennen, der ihr „bezahltes“ Verhältnis gleich durchschaut. Er wirbt Marija, die studiert hat und gut Deutsch wie Russisch spricht, für eine heikle Verhandlung um ein lukratives russisches Bauprojekt von Cem ab. Marija erweist sich als charmant und abgebrüht zugleich, der Plan gelingt. Georg ist beeindruckt und macht zunehmend auch private Avancen, die Marija ihrerseits berühren, während sie Cems Angebot für einen Urlaub zu zweit kühl abwehrt.

Der vorbestrafte Georg stützt Marija in ihrem Traum vom Frisiersalon moralisch und mit Geld, ein wenig Freude und Glück schimmern auf. Doch nach einer Schwarzarbeitskontrolle, der Marija mit Mühe entkommt, landet Georg erneut im Gefängnis, was für ihn ein Horror ist. Er will reinen Tisch. Das aus dem russischen Bauprojekt stammende gebunkerte Bargeld soll der Kaution für die Freilassung dienen und er plant schon eine neue Existenz in Mallorca. Marijas Einsatz für den von ihr vermittelten und nun abgeschobenen Arbeiter Igor, Ehemann von Marijas schwangerer Freundin Olga, ist ihm hingegen ganz egal – und offenbar auch Marijas Traum. Als Olga aufgibt und Igor zurück in die Ukraine nachreist, nutzt Marija Georgs Geld, um ihnen zu helfen und schließlich auch den Frisiersalon zu gründen.

Am Ende kommt Georg trotzdem frei und stellt Marija zur Rede. Sie bietet ihm sogleich sein restliches Geld und entscheidet sich – vor die Alternative gestellt – fast umstandslos für ihre Unabhängigkeit mit Frisiersalon und gegen Georg, der verletzt, erbost und auf sein Geld verzichtend den Laden verlässt.

Produktion

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Marija ist der erste Langfilm des schweizerischen Regisseurs Michael Koch.[4] Die Produktionsfirma Pandora Filmproduktion arbeitet mit Hugofilm Productions, Little Shark Entertainment GmbH, dem WDR und Arte, die als Koproduktionsfirmen an der Herstellung des Films beteiligt waren, zusammen.

Neben den Dreharbeiten am Hauptschauplatz in Dortmund entstanden weitere Aufnahmen in Köln.

Premieren

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Seine Premiere feierte der Film am 8. August 2016 beim Internationalen Filmfestival von Locarno.[5] Im gleichen Jahr wurde der Film auf weiteren Filmfestivals vorgeführt sowie auf dem Toronto International Film Festival in Kanada. In Deutschland wurde Marija am 25. Januar 2017 beim Filmfestival Max Ophüls Preis in Saarbrücken und im Februar bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin gezeigt.[1] Kinostart war nach weiteren Premieren in Städten wie Dortmund, Düsseldorf und Köln am 9. März 2017.

Im Juni 2019 nahm die ARD Marija erstmals in ein Fernsehprogramm auf und zeigte ihn im Rahmen der Reihe „Filmdebüt im Ersten“ in ihrem Hauptsender Das Erste sowie zwei weitere Male bei One.[6][7][8] Außerdem war das Werk nach der Erstausstrahlung eine Woche lang in der ARD Mediathek verfügbar.[6]

Rezeption

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Der Film erhielt durchweg positive Kritiken.[9] So schrieben zum Beispiel:

„Der Debütfilm wird von der herausragenden Hauptdarstellerin getragen, die mit minimalem Aufwand das Dilemma ihrer Figur zwischen Selbstbehauptung und Identitätsverlust spürbar macht.“

Alexandra Wach: Filmdienst[10]

Für Alfred Schlienger und die Neue Zürcher Zeitung war Marija „eine eindringliche Sozial- und Charakterstudie“, in der „Margarita Breitkreiz brilliert“: „Dieses Gesicht vergisst man nicht so schnell. So entschieden wie verletzlich, so widerständig wie scheu, stumm mitfühlend oder auch abweisend wie ein eisiger Wind. Und alles in feinsten Nuancen.“ Bei der Regie hob er die Ambivalenz der Figurenzeichnung als „besondere Stärke“ hervor und nannte die Premiere im Wettbewerb von Locarno „bereits eine schöne Anerkennung“ sowie die Nominierung für den Schweizer Filmpreis „verdient“.[11]

Auszeichnungen

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Locarno Film Festival 2016
  • Nominierung für den Goldenen Leoparden in der Kategorie Bester Spielfilm für Michael Koch
Festival Premiers Plans d'Angers (Frankreich) 2017
  • Mademoiselle Ladubay Award (Darstellerpreis) in der Kategorie European feature films für Margarita Breitkreiz
  • Jean Carmet Award (Darstellerpreis) in der Kategorie European feature films für Georg Friedrich
Glasgow Film Festival (Schottland) 2017
Minneapolis–Saint Paul International Film Festival (USA) 2017
  • Nominierung für den Emerging Filmmaker Award (Preis für Nachwuchsfilmemacher) für Michael Koch
Festival international du film de Mons (Belgien) 2017
  • Le Coup de cœur du Jury (Jury-Preis) im offiziellen Wettbewerb (Langfilme) für Michael Koch
  • Le prix d'interprétation féminine (Preis für die beste Darstellerin) für Margarita Breitkreiz
Prague International Film Festival (Tschechien) 2017
  • Amnesty International Febio Fest Award in der Kategorie Bester Spielfilm für Michael Koch
Riviera International Film Festival (Italien) 2017
  • Nominierung für den Grand Jury Prize (Großen Preis der Jury) für Michael Koch, Christoph Friedel und Claudia Steffen
  • Nominierung für den Jury Prize (Jury-Preis) in der Kategorie Best Director (Bester Regisseur) für Michael Koch
  • Nominierung für den Jury Prize (Jury-Preis) in der Kategorie Best Actress (Bester Schauspielerin) für Margarita Breitkreiz
  • Nominierung für den Jury Prize (Jury-Preis) in der Kategorie Best Actor (Bester Schauspieler) für Georg Friedrich
Schweizer Filmpreis 2017
  • Nominierung für den Schweizer Filmpreis in der Kategorie Bester Spielfilm für Michael Koch
Zürcher Filmpreis 2017
  • Zürcher Filmpreis für Michael Koch
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Einzelnachweise

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  1. a b c Marija. Kurzvorstellung und Vorführtermine auf der Website des Max-Ophüls-Preis-Festivals. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. März 2017; abgerufen am 8. März 2017.
  2. Marija. Kurzvorstellung. Biograph, Kultur- und Kinomagazin, 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. März 2017; abgerufen am 28. Februar 2017.
  3. Freigabebescheinigung für Marija. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 165928/K).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  4. Marija Film (2016). In: Kino.de. Abgerufen am 26. Oktober 2017.
  5. Marija. Kurzvorstellung und Vorführtermine auf der Website des Locarno-Festivals. In: pardolive.ch. Abgerufen am 8. März 2017.
  6. a b Marija. Programmankündigung für 18. Juni 2019 um 22:45 Uhr. ARD.de, abgerufen am 24. April 2018.
  7. Marija. Programmankündigung für 22. Juni 2019 um 21:45 Uhr. ARD.de, abgerufen am 20. Juni 2019.
  8. Marija. Programmankündigung für 24. Juni 2019 um 01:15 Uhr. ARD.de, abgerufen am 20. Juni 2019.
  9. Marija Kritik. moviepilot, abgerufen am 26. Oktober 2017.
  10. Marija. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 26. Oktober 2017.
  11. Alles hat seinen Preis. Feuilleton. In: Neue Zürcher Zeitung. 22. Februar 2017, abgerufen am 21. Juni 2019.