Maximilian Aichern
Maximilian Aichern OSB (* 26. Dezember 1932 in Wien) ist ein römisch-katholischer Geistlicher und emeritierter Bischof von Linz.
Leben
BearbeitenMaximilian Aichern wurde als Sohn von Max († 1980) und Franziska († 1998) Aichern in Wien geboren. Religiös wurde er von den Kalasantinern geprägt, die seine Heimatpfarre St. Josef (Wien XIV.) betreuten. Er besuchte das Gymnasium und schloss es 1951 mit der Matura ab. Ursprünglich sollte er den Fleischhauereibetrieb seiner Eltern übernehmen. Aichern besuchte die Berufsschule und legte die Gesellenprüfung für Fleischhauer ab. Als seine jüngere Schwester den elterlichen Betrieb übernehmen konnte, trat er 1954 in das Benediktinerstift St. Lambrecht in der Steiermark ein. Er studierte daraufhin in Salzburg und am Päpstlichen Athenaeum Sant’Anselmo in Rom.
Die Priesterweihe empfing Maximilian Aichern am 9. Juli 1959 in der Abtei Subiaco bei Rom. Er war zunächst Kaplan in St. Lambrecht und Religionslehrer in der Landesberufsschule in Murau. 1964 wurde er Abt-Koadjutor und von 24. Februar 1977 bis zum 16. Jänner 1982 war er Abt des Stiftes St. Lambrecht. Von 1978 bis 1981 war er auch Abtpräses der Österreichischen Benediktinerkongregation.
Im Mai 1981 wurde ihm mitgeteilt, dass er als Bischof von Linz vorgesehen sei. Aichern lehnte dieses Amt mehrmals ab und gab erst im Dezember seine Zustimmung. Am 15. Dezember 1981 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Nachfolger von Franz Zauner. Franz Kardinal König spendete ihm die Bischofsweihe im Mariä-Empfängnis-Dom in Linz am 17. Jänner 1982.
Aicherns Wahlspruch lautete In caritate servire („In Liebe dienen“). Er galt als „Sozialbischof Österreichs“. Innerhalb der Österreichischen Bischofskonferenz war er für gesellschaftliche und politische Fragen zuständig. Die Arbeitswelt oder die Sonntagsruhe waren für ihn besondere Anliegen. Unter seiner Führung erarbeiteten die Bischöfe 1990 den Sozialhirtenbrief der katholischen Bischöfe Österreichs.[1] Auch am Zustandekommen des Sozialworts des Ökumenischen Rates der Kirchen Österreichs, das 2003 veröffentlicht wurde, war er maßgeblich beteiligt.[2] Außerdem gründete er die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung und war Wegbereiter der „Allianz für den freien Sonntag“.[3]
Aichern sprach sich gegen die Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf (WAA) aus und bezeichnete in einem Hirtenwort den Bau und Betrieb von Atomkraftwerken „nach Tschernobyl“ als „ethisch nicht mehr vertretbar“.[4] Im Juni 1986 zu Beginn der Alpenfehde wurde sein Hirtenbrief (der erste gegen die WAA im deutschsprachigen Raum) bei einer ökumenischen Andacht auf dem Schwandorfer Marktplatz verlesen.[5]
In den ersten zehn Jahren nach seinem Amtsantritt besuchte er alle 485 Pfarren der Diözese offiziell als Bischof. Über mehrere Jahre beherbergte Aichern in seinem Bischofshaus zwei Flüchtlingsfamilien.[6]
2005 gab er überraschend seinen Rücktritt aus Altersgründen bekannt, der am 18. Mai von Papst Benedikt XVI. angenommen wurde. Danach blieb er auf Wunsch des Papstes bis zur Amtseinführung seines Nachfolgers Ludwig Schwarz am 6. Juli 2005 Apostolischer Administrator des Bistums Linz.
2012 äußerte Maximilian Aichern in einem Interview Verständnis für die Anliegen der österreichischen Pfarrer-Initiative.[6] Einer Weihe von verheirateten Männern und von Frauen zu Priestern steht Aichern positiv gegenüber. Ende 2022 sagte er, eine Priesterweihe für Frauen sei „nicht aufzuhalten“.[7]
Immer wieder wurde Aichern aufgrund seiner (in den Augen vieler Konservativer zu liberalen) Amtsführung kritisiert, wobei man auch in Rom Beschwerde einlegte. Der private Verein kath.net prangerte auf seiner Internetseite insbesondere die von Aichern angeblich oder tatsächlich geduldete Übertretung liturgischer Normen bei der Messfeier und Sakramentenspendung an. Aichern betonte bei der Ankündigung seines Rücktritts, nicht aufgrund dieser Kritik zurückzutreten. Er selbst sagte dazu: „Da hätte ich schon viel früher zurücktreten müssen.“[8][9][10][11]
Werke
Bearbeiten- Kirchen und Kapellen in den Pfarren der Diözese Linz. Eine kunstgeschichtlich-pastorale Dokumentation. Bischöfliches Ordinariat, Linz 2001, ISBN 3-902195-00-2.
Ehrungen (Auszug)
Bearbeiten- 1992: Großes Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich[12]
- 2005: Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich[13]
- 2008: Erwin-Wenzl-Preis: Ehrenpreis für sein Lebenswerk[14]
- 2014: Aufnahme in die Bruderschaft von Santa Maria dell’Anima ("Animabruderschaft")
- Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark
- Ehrenring des Landes Steiermark
Literatur
Bearbeiten- Christine Haiden: Maximilian Aichern. Bischof mit den Menschen. Trauner, Linz 2005, ISBN 3-85487-847-8.
- Peter Hofer: Aufmerksame Solidarität. Festschrift für Bischof Maximilian Aichern zum siebzigsten Geburtstag. Pustet, Regensburg 2002, ISBN 3-7917-1846-0.
Weblinks
Bearbeiten- Diözesanbischof Maximilian Aichern OSB ( vom 17. Februar 2012 im Internet Archive)
- Eintrag zu Maximilian Aichern auf catholic-hierarchy.org
- Literatur von und über Maximilian Aichern im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Sozialhirtenbrief der katholischen Bischöfe Österreichs. Osterr. Bischofskonferenz, 15. Mai 1990 Text online: [1]
- ↑ http://www.sozialwort.at/
- ↑ Herbert Schorn: Maximilian Aichern: Bischof statt Metzger. www.nachrichten.at, 27. Dezember 2017.
- ↑ Kirche: Kartoffeln und Kraut. In: Der Spiegel, 29. September 1986.
- ↑ „Bauzaun beginnt an der Grenze zu Österreich“ – Demonstration und Andacht gegen WAA-Bau / Christa Meier wirft der CSU Völkerrechtsverletzung vor. In: Mittelbayerische Zeitung, 30. Juni 1986 auf Kultur gegen die WAA, S. 6.
- ↑ a b Maximilian Aichern seit 30 Jahren Bischof. religion.orf.at, abgerufen am 30. Mai 2022.
- ↑ Altbischof Aichern: Priesterweihe für Frauen „nicht aufzuhalten“. kurier.at, 16. Dezember 2022.
- ↑ Liberaler Bischof Aichern nach Rücktritt: „Habe meine Dienste getan“. In: derStandard.at. 23. Mai 2005, abgerufen am 5. Dezember 2017.
- ↑ Rom wollte Aichern Weihbischof vorsetzen. In: derStandard.at. 23. Mai 2005, abgerufen am 5. Dezember 2017.
- ↑ Theologen bestätigen „Denunziationen“ ( vom 23. Mai 2005 im Internet Archive). orf.at.
- ↑ https://web.archive.org/web/20150225205301/http://www.news.at/a/dioezesanbischof-aichern-wechsel-spitze-linzer-kirche-112393
- ↑ Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)
- ↑ Bischof Aichern erhält das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich Bischof Aichern erhält das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich ( vom 27. Oktober 2012 im Internet Archive)
- ↑ Bischof Aichern mit Wenzl-Preis geehrt. In: Oberösterreichische Nachrichten, 28. Oktober 2008, S. 5.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Franz Zauner | Bischof von Linz 1981–2005 | Ludwig Schwarz |
Koloman Holzinger | Abtpräses der Österreichischen Benediktinerkongregation 1978–1982 | Clemens Lashofer |
Wilhelm Blaindorfer | Abt der Abtei St. Lambrecht Abtkoadjutor 1964–1977, Abt 1977–1982 | Otto Strohmaier |
Personendaten | |
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NAME | Aichern, Maximilian |
ALTERNATIVNAMEN | Aichern, Maximilian OSB |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Ordensgeistlicher, Bischof der Diözese Linz |
GEBURTSDATUM | 26. Dezember 1932 |
GEBURTSORT | Wien |