Mimameid, auch Mimameidr, altnordisch Mímameiðr, ist ein Baum der nordischen Mythologie, der mit dem Weltenbaum Yggdrasil gleichgesetzt wird.

Der Baum wird nur einmal in der nordischen Literatur erwähnt und zwar im Lied Fjölsvinnsmál, das man zur Lieder-Edda zählt. Dort wird Mimameid als hoher Baum beschrieben, dessen Zweige sich über alle Länder breiten. Es heißt, dass niemand seine Wurzeln kennt und niemand weiß, wie man ihn fällt, da weder Eisen noch Feuer ihm etwas anhaben können. In seiner Krone sitzt der goldene Hahn Widofnir, der Surt und Sinmara bedrängt. Aus den Baumfrüchten soll man ein Feuer machen, das bei kränklichen Frauen das hinaustreibt, was in ihnen ist. Die Stelle übersetzt man auch so, dass es sich dabei um Frauen mit Gebärschwierigkeiten handelt.[1]

Rezeption

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Der Dichter des Liedes beschreibt Mimameid so, dass er eine Reihe von Merkmalen mit dem Weltenbaum Yggdrasil gemeinsam hat, weswegen man allgemein von der Identität beider Bäume ausgeht.[2]

Obwohl man den Baumnamen meist mit „Mimirs Baum“ übersetzt, heißt der Baum wörtlich „Baum des Mimi“. Auch wenn Mimi und Mimir nicht miteinander identisch sein müssen,[3] geht man dennoch von Personengleichheit aus. Mimirs Brunnen liegt unter der Wurzel Yggdrasils, insoweit ist es durchaus möglich, von einem Baum Mimirs zu sprechen.[2]

Eine Ansicht, die den Namen Mimirs mit dem altnordischen Schicksalsbegriff mjǫtudr „das Gemessene“ verbindet, übersetzt den Baumnamen nicht mit „Baum des Mimi“, sondern unmittelbar mit „Messbaum“, man vergleiche altnordisch mjǫtvidr „Messbaum“[4] als Kenning für Yggdrasil.[5]

Besonders bedeutsam ist der Baum aber für die Frauen unter den Menschen. Der altnordische Text bezeichnet sie als kelisjúkar. Nach einer Übersetzungsweise sind damit kränkliche Frauen gemeint,[6] nach anderem Verständnis Frauen mit Schwierigkeiten beim Gebären.[7] Mit den Früchten des Baums soll man Feuer machen und damit (durch Räuchern?) das aus ihnen heraustreiben, was in ihnen ist. Demnach die Krankheit oder das zu gebärende Kind.

Im Falle von Gebärschwierigkeiten soll es sich bei den Früchten um Wacholderbeeren, die zur Behandlung des Vorfalls der Gebärmutter eingesetzt wurden, handeln (Reichborn-Kjennerud).[8] In der isländischen Volksmedizin wurden bestimmte Hülsenfrüchte, die der Golfstrom nach Island trägt, auch zur Erleichterung der Niederkunft genutzt (Gering).[9]

Einzelnachweise

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  1. Lieder-Edda: Fjölsvinnsmál 19–24
  2. a b Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie (= Kröners Taschenausgabe. Band 368). 3., völlig überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2006, ISBN 3-520-36803-X.
  3. Jacob Grimm: Deutsche Mythologie. 3 Bände. Dieterich, Göttingen 1835. Neuauflage: Marix, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-86539-143-8, Bd. 1, S. 314
  4. Lieder-Edda: Völuspá 2
  5. Åke Viktor Ström, Haralds Biezais: Germanische und Baltische Religion. Kohlhammer, Stuttgart 1975, ISBN 3-17-001157-X, S. 254
  6. Arnulf Krause: Lieder-Edda (Übersetzung). Reclam-Verlag, 2004
  7. Karl Joseph Simrock: Die Edda (Übersetzung). 1851 – John Arnott MacCulloch: Eddic. In: Canon John Arnott MacCulloch (Hrsg.): The Mythology Of All Races, 13 Bd.e. New York 1964, Bd. 2, S. 331 – U. Willerding. In: Johannes Hoops (Hrsg.): Reallexikon der germanischen Altertumskunde. 2. Auflage, 2004, Bd. 14, S. 218
  8. U. Willerding. In: Johannes Hoops (Hrsg.): Reallexikon der germanischen Altertumskunde. 2. Auflage, 2004, Bd. 14, S. 218
  9. John Arnott MacCulloch: Eddic. In: Canon John Arnott MacCulloch (Hrsg.): The Mythology Of All Races, 13 Bd.e. New York 1964, Bd. 2, S. 331: Gering points out that in Icelands belief a hard legumen borne to Iceland by the Gulf Stream is used for the same purpose.