Das Ministerium Hussarek (25. Juli 1918 – 27. Oktober 1918; „Ministerium“ bezeichnete im damaligen Sprachgebrauch das ganze Kabinett) war die vorletzte Regierung der österreichischen Länder (Cisleithanien) in der zerfallenden Monarchie Österreich-Ungarn.

Amtszeit

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Die Regierung folgte auf das von Ernst von Seidler geleitete Ministerium Seidler, das wegen der Aufregung um den Brotfrieden (Separatfrieden mit der Ukraine) zurücktrat. Kaiser Karl I. berief nun Max Hussarek von Heinlein, seit 1911 Unterrichtsminister und von Beruf Universitätsprofessor für Kirchenrecht, zum neuen k.k. Ministerpräsidenten.

Die Lage des Staates war sehr schwierig geworden: Der 1917 erfolgte Kriegseintritt der Vereinigten Staaten machte den Sieg der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg immer unwahrscheinlicher, die Nationalitäten Altösterreichs strebten auseinander, die Versorgungslage von Militär und Zivilbevölkerung verschlechterte sich laufend. Das Ministerium Hussarek konnte daran nichts ändern.

Die bis Mitte Oktober 1918 ventilierte Idee, die Regierung zur Erneuerung des Staates in ein Völkerministerium umzubauen, in dem alle Nationalitäten Cisleithaniens vertreten sind, scheiterte daran, dass die Slawen im Norden und im Süden des bisherigen Staates es ablehnten, sich zu beteiligen, weil sie ihre Pläne unabhängig voneinander und unabhängig von einer Regierung in Wien verfolgen wollten. Nun verfolgten der Kaiser und Hussarek einen wesentlich vageren Plan: Man wollte den völligen Zerfall der Monarchie mit dem kaiserlichen „Völkermanifest“ vom 16. Oktober 1918 verhindern, das den Nationalitäten weitgehende Selbstständigkeit und die Umwandlung der österreichischen Reichshälfte in einen Bund freier Völker versprach. Der ungarische Ministerpräsident Sándor Wekerle lehnte es ab, für Transleithanien ein ähnliches Manifest vorzuschlagen; am 18. Oktober 1918 kündigte die ungarische Regierung mit Wirksamkeit vom 31. Oktober den Ausgleich 1867 und damit die Realunion mit Österreich auf. Die österreichischen Nationalitäten griffen zwar das Zugeständnis des Völkermanifests, nun auch offiziell eigene Nationalräte zu bilden, auf, verbanden dies aber mit der Vorbereitung von Staatsgründungen ohne Zustimmung des Kaisers. Hussarek, der sich schon vorher zurückziehen wollte, demissionierte daraufhin definitiv.

Am 27. Oktober 1918 ernannte der Kaiser das Ministerium Lammasch, die letzte Regierung Altösterreichs, in Wiener Medien schon vor der Bestellung als „Liquidationsministerium“ bezeichnet.

Staatsoberhaupt Cisleithaniens war Karl I., Kaiser von Österreich und König von Böhmen (auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften verzichtet 11. November 1918), gemeinsame österreichisch-ungarische Minister der Zeit waren:

Minister

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k.k. Minister ab Amtsinhaber Partei k.k. Behörde Anmerkung
Ministerpräsident Max Freiherr Hussarek von Heinlein  CS  Ministerratspräsidium vorher Kultus-/Unterrichtsminister (Stürgkh, Koerber II, Clam-Martinic, Seidler)
Minister des Innern Edmund Ritter von Gayer Ministerium des Innern seit 11. Juni 1918 (Seidler); bis 11. Nov. (Lammasch) im Amt
Justizminister Hugo Ritter von Schauer Justizministerium
Minister für Kultus und Unterricht Georg Ritter von Madeyski-Poray Ministerium für Kultus und Unterricht
Finanzminister Ferdinand von Wimmer Finanzministerium
Handelsminister Friedrich Freiherr von Wieser Handelsministerium seit 30. Aug. 1917 (Seidler) und bis 11. Nov. (Lammasch) im Amt
Minister für öffentliche Arbeiten Emil Homann[1] Ministerium für öffentliche Arbeiten zuvor 24. Juni–30. Aug. 1917 (Seidler) und bis 11. Nov. (Lammasch) im Amt
Eisenbahnminister Karl Freiherr von Banhans Eisenbahnministerium seit 24. Juni 1917 (Seidler) und bis 11. Nov. (Lammasch) im Amt
Ackerbauminister Ernst Graf Silva-Tarouca Ackerbauministerium seit 30. Aug. 1917 (Seidler) und bis 11. Nov. (Lammasch) im Amt
Minister für soziale Fürsorge Viktor Mataja Ministerium für soziale Fürsorge 15. November 1908–3. November 1911 (Bienerth, Gautsch) sowie ab 23. Juni 1917 (Seidler) mit der Leitung des Handelsministeriums betraut (bis 30. August 1917, dann ohne Portefeuille), am 22. Dezember 1917 zum Minister für soziale Fürsorge ernannt; das Ministerium nahm seinen Betrieb am 1. Jänner 1918 auf
Minister für Volksgesundheit 30. Juli 1918,
zuvor ohne
Geschäfts-
bereich
Ivan (Johann) Horbaczewski Ministerium für Volksgesundheit neu errichtet, Amtsbetrieb ab 10. August 1918; zuvor seit 30. August 1917 (Seidler, Hussarek) Minister ohne Geschäftsbereich, bis 11. Nov. (Lammasch) im Amt
Minister für Landesverteidigung Karl Freiherr Czapp von Birkenstetten Ministerium für Landesverteidigung
Minister (inoffiziell: Staatsminister für Galizien) Kasimir Ritter von Galecki[2] Ministerratspräsidium formal ohne Portefeuille; zuvor Sektionschef, bis 11. Nov. (Lammasch)
Minister (Leiter des Amtes für Volksernährung)[3] Ludwig Paul Amt für Volksernährung (dem Ministerratspräsidium unterstellt)[4] seit 26. Feb. 1918 (Seidler), dann bis 11. Nov. (Lammasch); 1919 Staatssekretär für Verkehrswesen (Renner IIIII) bis † 1. Juli 1920

Literatur

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  • Klaus Berchtold: Verfassungsgeschichte der Republik Österreich. Band 1, Springer, 1998, ISBN 978-3-211-83188-5, S. 2–18.
  • Helmut Rumpler, Peter Urbanitsch (Hrsg.): Die Habsburgermonarchie 1848–1918. Band VII: Verfassung und Parlamentarismus. Zwei Teilbände. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2000, ISBN 978-3-7001-2869-4 und ISBN 978-3-7001-2871-7.
  • Elisabeth Kovács, Pál Arató (S.J.), Franz Pichorner, Lotte Wewalka: Untergang oder Rettung der Donaumonarchie? Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs, Kommission für Neuere Geschichte Österreichs, Band 1, ISBN 978-3-205-77295-8.
  • Schulthess’ Europäischer Geschichtskalender. 59,2, N.F. 34 (1918), München 1922, S. 21, 47 f.
  • Bertold Spuler (Bearb.): Regenten und Regierungen der Welt. Teil 2, Band 3, Würzburg 1962, S. 282, 291–293, 308 f.
  • Österreichische Regierung (1918-07-25 – 1918-10-27) Kabinett Hussarek von Heinlein. Schlagwort Nr. 29002 in: Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917–1929). pacelli-edition.de abgerufen am 19. Februar 2013.

Dokumentation

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Einzelnachweise

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  1. Homann von Herimberg, Emil Frh. (1862–1945), Verwaltungsbeamter. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 411 f. (Direktlinks auf S. 411, S. 412).
  2. auch: Kazimierz, * 1863 † 1941
    Galecki, Kazimierz. In: Baza osób polskich – polnische Personendatenbank, baza-nazwisk.de
  3. John W. Boyer: Karl Lueger (1844–1910): christlichsoziale Politik als Beruf. Band 93 von Studien zu Politik und Verwaltung, hrsg. von Christian Brünner, Wolfgang Mantel, Manfried Welan. Böhlau Verlag, Wien 2010, ISBN 978-3-205-78366-4, Anmerkung 39, S. 541. verweist Hans Loewenfeld-Russ: Die Regelung der Volksernährung im Kriege. Wien 1926, S. 292–296. Hans Loewenfeld-Russ: Im Kampf gegen den Hunger. Aus den Erinnerungen des Staatssekretärs für Volksernährung 1918–1920. Hrsg.: Isabella Ackerl. Wien 1986, S. 43–44, Fußnote 37 oberhalb> (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Von Koerber dem Ministerialpräsidium unterstellt. Boyer: Karl Lueger. 2010, Anmerkung 38, S. 541 (verweist BDFA, Band 10, S. 361, 398). Loewenfeld-Russ: Im Kampf. S. 43–44, Fußnote 37 oberhalb.}