Moritz von Hessen

deutscher Unternehmer, Chef des Hauses Hessen
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Moritz Landgraf von Hessen (eigentlich: Moritz Prinz und Landgraf von Hessen;[1] italienisch Maurizio d’Assia; * 6. August 1926 im Schloss Racconigi, Piemont; † 23. Mai 2013 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Unternehmer und seit 1980 Oberhaupt des ehemals regierenden Hauses Hessen.

Moritz Landgraf von Hessen im Schloss Kronberg, November 2010

Moritz Friedrich Karl Emmanuel Humbert Prinz und Landgraf von Hessen[2] trat als Chef des Hauses Hessen durch Verkürzung des bürgerlich-rechtlichen Namens unter alleiniger Verwendung des Namensbestandteils „Landgraf“ auf und wurde daher als Moritz Landgraf von Hessen bekannt.[3] Das Haus der ehemaligen Großherzöge von Hessen und bei Rhein (Linie Hessen-Darmstadt) hatte den Familiennamen „Prinz von Hessen und bei Rhein“. Deren letzter Agnat Ludwig von Hessen und bei Rhein und dessen Ehefrau Margaret von Hessen und bei Rhein, Tochter von Auckland Geddes, 1. Baron Geddes, adoptierten 1960 Moritz Prinz und Landgraf von Hessen. Seitdem trug er beide Namen, bis er 1988 den Namensteil „Prinz von Hessen und bei Rhein“ wieder ablegte.[4]

 
Moritz von Hessen (links) mit seiner Mutter Mafalda und Bruder Heinrich, ca. 1930

Moritz von Hessen war der älteste Sohn von Philipp von Hessen und Prinzessin Mafalda von Savoyen, einer Tochter des Königs Viktor Emanuel III. von Italien. Er war ein Urenkel von Kaiser Friedrich III. und Ururenkel von Queen Victoria. Er entstammte dem jüngeren, landgräflichen Zweig Hessen-Kassel-Rumpenheim der kurfürstlichen Hauptlinie Hessen-Kassel des Hauses Hessen.

Der in seiner Jugend Maurizio d’Assia genannte Moritz von Hessen verbrachte seine ersten Lebensjahre in Rom und in Kassel. Nach dem Tod seiner Mutter 1944 im KZ Buchenwald lebte er in Kronberg im Taunus. Nach seinem Einsatz im Kriegsdienst studierte er Landwirtschaft. Er verwaltete das Gut Panker in Schleswig-Holstein.

Moritz von Hessen-Kassel wurde 1960[5] von Ludwig Prinz von Hessen und bei Rhein († 1968), dem kinderlosen Oberhaupt der anderen Hauptlinie Hessen-Darmstadt im Haus Hessen, adoptiert sowie als Erbe eingesetzt. Durch den Erbgang wurden die beiden seit 1567 getrennten Hauptlinien in seiner Person wieder vereinigt.

Am 17. April 1978 wurde Moritz von Hessen Opfer einer Entführung, aber bereits 84 Minuten später wieder von der Polizei befreit.[6]

Er folgte seinem Vater Philipp von Hessen 1980 gemäß den traditionellen Bestimmungen des Hausgesetzes als Oberhaupt des Hauses Hessen (Hauptlinie Hessen-Kassel) nach und vereinigte das Haus als Erbe seines Adoptivvaters Ludwig von Hessen mit der zweiten Hauptlinie (Hessen-Darmstadt).

 
Moritz von Hessen vor Schloss Friedrichshof, 2010

Er brachte einen beachtlichen Teil des Familienvermögens beider Häuser in die Hessische Hausstiftung ein und leitete als Vorsitzender der Stiftung die Verwaltung des historischen Kulturbesitzes. Im Jagdschloss Fasanerie (Adolphseck) bei Fulda wurden nach dem Zweiten Weltkrieg viele wertvolle Exponate aus zahlreichen anderen Schlössern der Familie gesammelt und ausgestellt. Ebenfalls wurden die 5-Sterne Hotels Hessischer Hof in Frankfurt und Schlosshotel Kronberg sowie das Weingut Prinz von Hessen in Geisenheim/Rheingau und das Schloss und Gestüt Panker in der Holsteinischen Schweiz Vermögenswert der Stiftung. Auch das Schloss Tarasp im Unterengadin gehörte bis 2012 zum Familienbesitz. Moritz von Hessen wohnte zunächst überwiegend auf Gut Panker, seit dem Tod seiner Tante und Adoptivmutter Margaret von Hessen und bei Rhein 1997 in Schloss Wolfsgarten.

Moritz von Hessen galt als wichtiger Kunstförderer in Hessen und wurde dafür 1999 mit einer der höchsten Auszeichnungen des Landes Hessen, der Georg-August-Zinn-Medaille, ausgezeichnet. Er engagierte sich auch für das Institut für Neue Technische Form in Darmstadt und förderte die Kronberg Academy.

Moritz von Hessen starb im Alter von 86 Jahren in einem Frankfurter Krankenhaus an einem Lungenleiden.[7] Die Trauerfeier fand am 3. Juni 2013 mit der Aufbahrung in der St. Johanniskirche in Kronberg im Taunus statt. Beigesetzt wurde er im Schlossfriedhof Kronberg.[8]

Vorfahren

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Friedrich Wilhelm von Hessen (1820–1884)
 
 
 
 
Friedrich Karl von Hessen (1868–1940)
 
 
 
 
 
Anna von Preußen (1836–1918)
 
 
 
Philipp von Hessen (1896–1980)
 
 
 
 
 
 
Kaiser Friedrich III. (1831–1888)
 
 
 
Margarethe von Preußen (1872–1954)
 
 
 
 
 
Victoria von Großbritannien (1840–1901)
 
 
 
Moritz von Hessen
 
 
 
 
 
 
 
 
 
König Umberto I. von Italien (1844–1900)
 
 
 
König Viktor Emanuel III. von Italien (1869–1947)
 
 
 
 
 
Margarethe von Italien (1851–1926)
 
 
 
Mafalda von Savoyen (1902–1944)
 
 
 
 
 
 
 
 
Nikola I. von Montenegro (1841–1921)
 
 
 
Elena von Montenegro (1873–1952)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Milena von Montenegro (1847–1923)
 
 

Nachkommen

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Aus seiner später geschiedenen Ehe mit Tatiana Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (* 1940), Tochter von Gustav Albrecht zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, hatte Moritz von Hessen vier Kinder:

Literatur

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Commons: Moritz von Hessen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Eckhart G. Franz: Das Haus Hessen. Kohlhammer, Stuttgart 2005, ISBN 3-17-018919-0, S. 205.
  2. Die Vornamen sind z. B. auch im Online Gotha von Paul Theroff genannt
  3. Seit 1919 sind in Deutschland durch die Abschaffung der Standesvorrechte des Adels keine früheren Erstgeburtstitel Bestandteil des bürgerlich-rechtlichen Namens. Gemäß einer Auskunft des Familienarchivs der Hessischen Hausstiftung verhält es sich in der Namensfrage wie folgt: „wenn Sie nach dem Familiennamen fragen, so lautet er für alle Mitglieder des Hauses Hessen seit 1920 ‚Prinz und Landgraf von Hessen‘“. Das Amtsgericht Frankfurt am Main hat diesen Namen am 22. Dezember 1956 bestätigt. „Landgraf“ ist hier also Namensbestandteil des bürgerlich-rechtlichen Namens und kein überholter Primogeniturtitel. Und doch wird er gewissermaßen so gehandhabt: dadurch, dass alle anderen Familienmitglieder im öffentlichen Auftreten ihren Namen auf „Prinz/essin von Hessen“ verkürzen, und nur der Chef des Hauses seinen Namen auf „Landgraf von Hessen“ verkürzt.
  4. Adoption amtsgerichtlich bestätigt Langen am 4. Dezember 1961. Vgl. Genealogisches Handbuch des Adels, Fürstliche Häuser Band XVI, Limburg an der Lahn 2001, S. 33.
  5. Genealogisches Handbuch des Adels, Fürstliche Häuser, Band XVI, Limburg a. d. Lahn, 2001, S. 33.
  6. Aus dem Lehrbuch. In: Online-Archiv DER SPIEGEL. 23. April 1978, abgerufen am 23. Juni 2024.
  7. Familienoberhaupt gestorben. In: op-online.de. 24. Mai 2013, abgerufen am 10. April 2024.
  8. Corona am 4. Juni 2013: Begräbnis von SKH Landgraf Moritz von Hessen (abgerufen am 11. Juni 2013)
VorgängerAmtNachfolger
PhilippChef des Hauses Hessen
1980–2013
Heinrich Donatus