Multipolar ist ein von Paul Schreyer und Stefan Korinth herausgegebenes deutsches Online-Magazin, das im Januar 2020 von ihnen und dem Politikwissenschaftler Ulrich Teusch gegründet wurde. Die Finanzierung der Plattform erfolgte durch Crowdfunding, der laufende Betrieb durch Spenden der Leser. Das Medium wird zu den verschwörungstheoretischen Alternativmedien gerechnet. Bekanntheit erlangte das Magazin im März 2024 durch die Veröffentlichung der Protokolle des RKI-Krisenstabs.

Multipolar

Beschreibung Online-Magazin
Sprache Deutsch
Erstausgabe 22. Januar 2020
Erscheinungsweise laufend
Herausgeber Stefan Korinth, Paul Schreyer
Weblink multipolar-magazin.de

Ausrichtung

Nach Darstellung des Stern vom 25. März 2024 ist unter Bezugnahme auf die Webseite das gemeinsame Ziel der Herausgeber die „fundierte Herrschaftskritik“. Diese gehe über die von Multipolar als „offiziell erwünscht“ bezeichnete Kritik, etwa an Putin, Trump, China u. a., hinaus.[1]

Der Politikwissenschaftler Markus Linden reihte Multipolar 2021 unter den „klassischen verschwörungstheoretischen Alternativmedien“ ein.[2][3] Ähnlich kritisch urteilte die taz 2024.[4] Der Politikwissenschaftler Werner Bührer bestätigte 2022 Lindens Einordnung des Multipolar-Herausgebers Schreyer als „vergleichsweise geschickten Verschwörungstheoretiker“.[5][1]

BR24 wies am 26. März 2024 auf die Verbindungen von Multipolar zu anti-spiegel.ru, zu Wolfgang Wodarg im Netzwerk der „Querdenken“-Bewegung und Swiss Policy Research hin. Einer der Herausgeber verbreite die verschwörungstheoretische These, die COVID-19-Pandemie sei geplant gewesen, und habe verschwörungstheoretische Bücher etwa zum 11. September 2001 veröffentlicht.[6][7] Eine Publikation sei gemeinsam mit Jürgen Elsässer, Chefredakteur des rechtsextremen Magazins Compact, entstanden.[6]

Geschichte

2020 gründeten die drei Journalisten Stefan Korinth, Paul Schreyer und Ulrich Teusch die elektronische Zeitung.[1] Die Gründung mit Gestaltung der Website und des Leserforums wurde nach Angaben des Magazins durch eine Crowdfunding-Kampagne finanziert.[8]

Im ersten Jahr wurden 78 Artikel und Interviews veröffentlicht. Ende 2023 schied Ulrich Teusch nach Angaben des Magazins aus privaten Gründen aus dem Herausgeberkreis aus.[1]

Protokolle des RKI-Krisenstabs

Das Magazin klagte erfolgreich auf die Herausgabe der Protokolle des RKI-Krisenstabs und veröffentlichte die in über 1000 Passagen geschwärzten Dokumente am 20. März 2024.[9] Im Mai wurden die Protokolle dann weitgehend ungeschwärzt publiziert.[10]

Auch Focus-Mitherausgeber Helmut Markwort (FDP) bedankte sich bei Paul Schreyer. Unabhängig davon, wo „Schreyer und sein Onlineportal ‚Multipolar‘ politisch stehen“, sei es „ein Verdienst, die Debatte über die Vorkommnisse im Zusammenhang mit Corona neu belebt zu haben.“ Die Debatte beträfe „die dunkelsten Stunden in der aktuellen Geschichte Deutschlands“, Politiker hätten „massiv in die Freiheitsrechte der Bürger“ eingegriffen.[11]

Der Journalist Martin Rücker (RiffReporter) ermittelte, dass die „zentrale These“ von Multipolar – dass die Hochstufung der Risikobewertung im März 2020 als Grundlage späterer Lockdown-Maßnahmen von einem politischen Akteur angewiesen wurde – durch die Protokolle nicht gedeckt war.[12] Nach der Entschwärzung bestätigte sich diese Recherche.

Einzelnachweise

  1. a b c d Wer steckt hinter dem Onlinemagazin, das die Veröffentlichung der Corona-Protokolle erzwang? In: Stern. 25. März 2024, abgerufen am 28. März 2024.
  2. Markus Linden: Verschwörungsmythen – Zur politischen Relevanz von Desinformation und Widerstandspropaganda. Onlinevortrag, Politisches Bildungsforum der KAS-Saarland, 9. September 2021.
  3. Markus Linden: Die Legende vom „Konformitätsdruck“. Zur zweifelhalten Kritik an der Corona-Debatte. In: Merkur. Band 75, Heft 866, Juli 2021, ISSN 0026-0096, S. 34–45, insb. S. 39 u. 44 (merkur-zeitschrift.de).
  4. Moritz Huhn: Verschwörungsmagazin und RKI-Files: Sobald XXXX ein Signal gibt. In: Die Tageszeitung: taz. 26. März 2024, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 28. März 2024]).
  5. Werner Bührer: Neue Literatur zu Verschwörungstheorien. In: Neue Politische Literatur. Band 67, Nr. 3, 21. September 2022, ISSN 0028-3320, S. 287–318, bei Fußnote 7, doi:10.1007/s42520-022-00455-6, PMID 36164373, PMC 9491658 (freier Volltext) – (springer.com).
  6. a b Julia Ley, Jan-Claudius Hanika, Max Gilbert, Sophie Rohrmeier: RKI-Protokolle: Wie Sätze aus dem Zusammenhang gerissen werden. In: br.de. 26. März 2024, abgerufen am 29. März 2024.
  7. siehe zum Teilsatz „Einer der Herausgeber verbreite die verschwörungstheoretische These, die COVID-19-Pandemie sei geplant gewesen“ auch den Aufsatz von Bührer, S. 289 ff.
  8. Multipolar bei Startnext.com, abgerufen am 26. März 2024
  9. Britta Spiekermann: Die brisanten Corona-Protokolle des RKI. In: zdf.de. 24. März 2024, abgerufen am 28. März 2024.
  10. Corona: RKI muss Protokolle des Krisenstabs veröffentlichen. In: Der Spiegel. 25. März 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 18. April 2024]).
  11. Helmut Markwort: Corona-Protokolle legen Fehler offen: Für wen die Debatte jetzt gefährlich wird. In: Focus. 6. April 2024, abgerufen am 17. Mai 2024.
  12. „RKI-Protokolle“: Warum die Vorwürfe zum politischen Einfluss nie belegt waren (RiffReporter). 30. März 2024, abgerufen am 24. Mai 2024.