My Child: Lebensborn

ernsthaftes Computerspiel aus Norwegen

Mein Kind: Lebensborn ist ein ernsthaftes Computerspiel, in dem man als Adoptiveltern ein Kind aus dem Lebensborn-Projekt des Nazireichs aufzieht. Es ist eine Lebens- bzw. Erziehungssimulation und spielt nach dem Zweiten Weltkrieg in Norwegen. Das Spiel wurde 2018 von den norwegischen Software-Entwicklungsfirmen Teknopilot und Sarepta Studio herausgebracht.

My Child: Lebensborn
Entwickler Norwegen Teknopilot
Norwegen Sarepta Studio
Publisher Norwegen Teknopilot
Leitende Entwickler Catharina Due Bøhler, Elin Festøy
Veröffentlichung 8. Mai 2018
Plattform Microsoft Windows, iOS, Android
Genre Lebenssimulation
Spielmodus Einzelspieler
Sprache u. a. Deutsch, Englisch, Norwegisch
Altersfreigabe
PEGI
PEGI ab 12 Jahren empfohlen
PEGI ab 12 Jahren empfohlen
PEGI-Inhalts-
bewertung
Schimpfwörter

Das Spiel ist für iOS, Android und Microsoft Windows erschienen.

Spielinhalt

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In der Erziehungssimulation My Child: Lebensborn schlüpft der Spieler in die Rolle der Zieheltern eines siebenjährigen Kindes aus dem Lebensborn-Projekt des nationalsozialistischen Deutschen Reichs, das nach Ende des Zweiten Weltkriegs in deren Obhut kommt. Dabei werden die Spieler vor verschiedene Situationen gestellt und müssen Entscheidungen zur Erziehung treffen und dem Kind so durch seine Kindheit helfen, die durch Misstrauen, Mobbing und Benachteiligung geprägt ist. Das Spiel beginnt mit dem Schulstart des Kindes im Jahr 1951, das Geschlecht des Kindes kann dabei frei gewählt werden; das männliche Kind wird als Klaus, das weibliche als Karin benannt.[1][2] Der Spieler wird zudem jeweils am Anfang und Ende der Kapitel über die historischen Hintergründe des Spiels informiert.[3]

Als Gesamtspielzeit für das Spiel werden etwa vier bis fünf Stunden angesetzt.[2]

Entwicklung

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Das Spiel wurde als Gemeinschaftsprojekt der norwegischen Entwicklerfirmen Teknopilot und Sarepta Studio entwickelt. Die Entwickler wurden durch das internationale Projekt Children Born of War[4] zu ihrem Spiel inspiriert. Die Realisierung wurde durch eine von Elin Festøy von März bis April 2017 durchgeführte Kickstarter-Kampagne finanziert, bei der fast 130.000 Norwegische Kronen (14.000 €) gesammelt wurden.[2] Zum 8. Mai 2018, dem als Tag der Befreiung bekannten Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs, wurde die englische Version des Spiels veröffentlicht. Ende August 2018 erschien das Spiel zusätzlich auf Deutsch und Norwegisch und wurde auf der Gamescom in Köln, der größten Messe für Computerspiele weltweit, vorgestellt.

Rezeption

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Guardian

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Am 9. Juni wurde das Spiel My Child: Lebensborn in der britischen Tageszeitung The Guardian als „Game of the Month“ vorgestellt.[3]

“As a portrait of how any child’s spirit can be flattened and damaged by repeated ‘othering’, My Child Lebensborn is fierce and unflinching. As a tool to bring to vivid life the emotional texture of history, away from the dry dates and military manoeuvres laid out by so many male history writers, it is uniquely effective. As a video game, however, it’s a difficult ride – oppressive, psychologically strenuous and repetitive. But not all video games need be fun to be effective, and My Child Lebensborn will leave any caring, persistent player with an indelible memory.”

„Als Porträt, wie der Geist eines Kindes durch wiederholte ‚Alterisierung‘ abgestumpft und beschädigt werden kann, ist My Child Lebensborn hart und unnachgiebig. Als Werkzeug, um die emotionale Struktur der Geschichte lebendig zu machen, weg von den trockenen Daten und militärischen Operationen, die von so vielen männlichen Geschichtsschreibern dargelegt wurden, ist es einzigartig effektiv. Als Videospiel ist es jedoch eine schwierige Reise – bedrückend, psychisch belastend und monoton. Aber nicht alle Videospiele müssen Spaß machen, um ihre Wirkung zu entfalten, und My Child Lebensborn wird jeden fürsorglichen, hartnäckigen Spieler mit einer unauslöschlichen Erinnerung zurücklassen.“

Simon Parkin: The Guardian[3]

Deutschlandfunk

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In einem Interview des Deutschlandfunks mit dem Kulturwissenschaftler Christian Huberts beschreibt dieser das Spiel und kommentiert es, indem er es mit einer Variante des Tamagotchi vergleicht (ein Vergleich, den auch die Entwickler[1] und The Guardian[3] nennen). Nach seiner Meinung handelt es sich um ein hochwertiges und cleveres Serious Game, und seiner Meinung nach merke man dem Spiel an, „dass sehr genau gearbeitet wurde, es wird sensibel umgegangen mit dem Thema“.[5]

Alterseinstufung

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Das Spiel durchlief nicht das Prüfverfahren der USK. Jedoch erhielt das Spiel über das auf Selbstauskunft beruhende Einstufungsverfahren der International Age Rating Coalition (IARC), an welcher die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) beteiligt ist, die rechtlich nicht bindende Altersbewertung "12+".

Auszeichnungen

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Einzelnachweise

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  1. a b Spielbeschreibung für My Child: Lebensborn auf der offiziellen Website; abgerufen am 16. September 2018 (englisch).
  2. a b c My Child: Lebensborn auf kickstarter.com; abgerufen am 16. September 2018 (englisch).
  3. a b c d Simon Parkin: My Child Lebensborn review – could you raise a Nazi baby? The Guardian, 9. Juni 2018; abgerufen am 16. September 2018 (englisch).
  4. International Network for Interdisciplinary Research on Children Born of War (INIRC-CBOW). Abgerufen am 11. April 2019.
  5. "My Child: Lebensborn" aus Norwegen, Computerspiel zu Mobbing im historischen Kontext - Christian Huberts im Gespräch mit Max Oppels. Deutschlandfunk Kultur, 4. Juli 2018; abgerufen am 16. September 2018.
  6. Game Beyond Entertainment in 2019. Abgerufen am 23. Juli 2021 (englisch).
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