Neuses (Wendelstein)
Neuses (fränkisch: Naises[2]) ist ein Gemeindeteil des Marktes Wendelstein im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).[3] Neuses liegt in der Gemarkung Kleinschwarzenlohe.[4]
Neuses Markt Wendelstein
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Koordinaten: | 49° 20′ N, 11° 5′ O |
Höhe: | 325 (318–330) m ü. NHN |
Einwohner: | 308 (8. Jan. 2024)[1] |
Postleitzahl: | 90530 |
Vorwahl: | 09122 |
Neuses Ortsdurchfahrt (2024)
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Geographische Lage
BearbeitenDas Dorf liegt etwa 13 Kilometer südlich von Nürnberg und fünf Kilometer östlich von Schwabach an der Schwarzach. Diese unterquert im Westen des Ortes den Main-Donau-Kanal und mündet am nordwestlichen Rand des Gemeindegebietes in der Nähe von Schwabach in die Rednitz. Im Norden liegt das Flurgebiet Vogelherd, im Nordosten die Flurgebiete Grund und Espan und im Osten der Hohenrain.
Die Staatsstraße 2239 führt nach Kleinschwarzenlohe (2,2 km nordöstlich) bzw. zu einer Auffahrt auf die hier autobahnähnlich ausgebaute Bundesstraße 2 (1,3 km südwestlich), die 1 km weiter nördlich auf die Autobahn A 6 mündet (AS 57 Roth).[5]
Geschichte
BearbeitenDas Schwarzachtal war bereits in der Steinzeit von Menschen besiedelt, wie einzelne Funde belegen. Einige bronzezeitliche Gräber befinden sich nur wenige Kilometer flussaufwärts. Diese datieren auf circa 1600 bis 1300 v. Chr. Im Gemeindegebiet Wendelsteins sind bisher etwa 20 Bodendenkmäler aus mesolithischer, neolithischer, sowie aus der Latènezeit qualifiziert.[6] Zur Zeitenwende galt das gesamte Flusssystem Regnitz als das Ausbreitungsgebiet der Narisker (siehe Karte 1). Um das Jahr 650 stießen boirische Siedler aus Südosten in das Schwarzachtal vor, wurden allerdings etwa 725 von den aus Westen kommenden Franken wieder zurückgedrängt.
Der Ort wurde 1299 als „Newsezze“ (=neuer Sitz) erstmals urkundlich erwähnt. Aus dem Ortsnamen kann geschlossen werden, dass es sich um eine Ausgründung handelt.[7] Neuses bestand ursprünglich aus einer Mühle und fünf Bauernhöfen. Das Kloster Ebrach hatte dort ursprünglich einen Hof, der aber bereits 1302 veräußert wurde.[8] Man kann aber von einer deutlich früheren verstreuten bäuerlichen Besiedelung ausgehen, da die Nachbarorte Schwabach 1117 und Königshammer 1200 bereits urkundlich erwähnt wurden. Neuses liegt auf deren geradliniger Verbindung und ohne bereits eingesessene Bauern hätte es dort keiner Schankstätte oder Mühle bedurft.
Von 1505 bis 1806 war Neuses einer der Grenzorte zwischen dem Fürstentum Ansbach und dem Gebiet der Reichsstadt Nürnberg (siehe Karte 2).
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Neuses 10 Anwesen und ein Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht nördlich der Schwarzach übte das brandenburg-ansbachische Richteramt Kornburg aus, südlich der Schwarzach das Richteramt Schwand. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte die Reichsstadt Nürnberg. Alle Anwesen hatten Nürnberger Eigenherren als Grundherrn (von Holzschuher: 2 Ganzhöfe, 1 Ganzhof mit Tafernwirtschaft, 1 Dreiviertelhof, 1 Halbhof, 1 Köblergut, 1 Gütlein; von Praun: 2 Gütlein, 1 Mahlmühle).[9] 1801 gab es im Ort weiterhin 10 Anwesen.[10]
Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Schwabach. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 Neuses dem Steuerdistrikt Großschwarzenlohe (II. Sektion) und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Kleinschwarzenlohe zugeordnet.[11]
Die historische Mühle wurde mehrfach ausgebaut und überformt und befindet sich nach Angaben der Betreiber seit 1880 im Familienbesitz. Ein Mühlenbetrieb findet immer noch statt, jedoch nicht mehr mit einem klassischen Mühlrad. Stattdessen wird die Wasserkraft zur Elektrizitätserzeugung mittels zweier fischfreundlicher Kaplanturbinen genutzt.[12] Weiterhin wird ein Mühlenladen betrieben.
Am 1. Mai 1978 wurde Neuses im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Wendelstein eingegliedert.[11]
Baudenkmäler
Bearbeiten- An der Mühle 5: Dazugehörige Fachwerkscheune
- Hembacher Weg 4: Dazugehörige Fachwerkscheune
- Penzendorfer Str.: Gemeindehaus
- Penzendorfer Str. 1: Ehemaliges Bauernhaus
- Penzendorfer Str. 2: Gasthaus Weißes Roß
- Schäferstr. 1: Dazugehörige Fachwerkscheune
Einwohnerentwicklung
BearbeitenJahr | 1818 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 | 2014 | 2024 |
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Einwohner | 87 | 95 | 105 | 84 | 109 | 87 | 86 | 136 | 119 | 110 | 240 | 311 | 308 |
Häuser[13] | 15 | 14 | 15 | 15 | 15 | 21 | 24 | 65 | |||||
Quelle | [14] | [15] | [16] | [17] | [18] | [19] | [20] | [21] | [22] | [23] | [24] | [1] |
Religion
BearbeitenSeit der Reformation ist der Ort evangelisch-lutherisch geprägt. Die Einwohner nördlich der Schwarzach waren ursprünglich nach Unsere Liebe Frau (Katzwang) gepfarrt, die Einwohner südlich der Schwarzach nach St. Johannes und St. Martin (Schwabach) gepfarrt.[9][25] Heute gehört der gesamte Ort zur Pfarrei St. Nikolaus (Kornburg). Die Katholiken sind nach St. Sebald (Schwabach) gepfarrt.[22][26]
Veranstaltungen
BearbeitenAm Pfingstmontag findet das jährliche Mühlenfest statt. Die örtliche Freiwillige Feuerwehr veranstaltet ein Sommerfest; jeweils im September wird Kirchweih gefeiert.
In den Räumen der Mühle befindet sich eine Dauermodellbahnausstellung modellbahnselbstfahrwelten.de, bei der Besucher alles selbst bedienen können.
Sonstiges
BearbeitenUnmittelbar westlich von Neuses verläuft der Rhein-Main-Donau-Kanal, der hier mit einer imposanten 219 Meter langen Stahltrogbrücke den Unterlauf der Schwarzach und die Staatsstraße 2239 überspannt. 1979, also noch vor der vollständigen Fertigstellung des in diesem Abschnitt bereits gefluteten Kanales kam es im 4 km nördlich gelegenen Nachbarort Katzwang zu einem Dammbruch. In weniger als drei Stunden lief die gesamte Haltung aus und richtete umfangreiche Verwüstungen an.[27] Ein Todesopfer sowie mehrere Verletzte waren zu beklagen. Nach der Reparatur und konstruktiven Verbesserungen ging der Kanal in diesem Abschnitt dann 1987 zunächst bis zur Lände Roth in den (Sack-)Betrieb. Seit 1992 ist er durchgängig vom Main bis zur Donau befahrbar. Seit 2008 sind der Kanal und die Schwarzach in Neuses mit einem Hochwasserentlastungskraftwerk verbunden, das bis zu 550 kW an elektrischer Energie erzeugen kann.[28]
Westlich direkt neben dem Kanal verläuft eine Gemeindeverbindungsstraße, die die Staatsstraße 2239 mit der Staatsstraße 2407 verbindet, ein ehemaliger Betriebsweg. Früher wurden dort mächtige Bausandvorkommen abgebaut. Die ausgebeuteten Sandgruben wurden in den Jahren 1950 bis 1975 als Rest- und Hausmülldeponie genutzt und verfüllt. Während der Bauphase des Main-Donau-Kanals wurden die Deponien geschlossen, versiegelt und mit Kanalaushub überdeckt. Das Gelände wurde anschließend zum Teil renaturiert. Heute wird dort vor allem Bauschutt recycelt. Allerdings kommt es gelegentlich zu Geruchsbelästigungen der Anwohner bis hin zu den Nachbarorten, wenn Deponiegas austritt, oder eine der Deponien zu Kontrollzwecken geöffnet werden muss.
In den frühen 2020er Jahren wird die Ortsmitte umgestaltet und mit einer Niederkai-Bootsanlegestelle für den Kanusport auf der Schwarzach aufgewertet.[29]
Öffentlicher Nahverkehr
BearbeitenEine Bedarfshaltestelle des öffentlichen Nahverkehrs, über die Schwabach, Wendelstein und Feucht erreicht werden können, wird wochentags und samstags von der Buslinie 678 fahrplanmäßig bedient. An Sonn- und Feiertagen besteht eine Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr nur bedarfsgesteuert per Anrufsammeltaxi 660 mit einstündiger Voranmeldung.
Bilder
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Johann Kaspar Bundschuh: Neuses. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 3: I–Ne. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753092, Sp. 775 (Digitalisat).
- Friedrich Eigler: Schwabach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 28). Michael Laßleben, Kallmünz 1990, ISBN 3-7696-9941-6.
- Georg Paul Hönn: Neuses. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 499 (Digitalisat).
- Willi Ulsamer (Hrsg.): 100 Jahre Landkreis Schwabach (1862–1962). Ein Heimatbuch. Schwabach 1964, DNB 984880232, OCLC 632541189, S. 352.
- Eberhard Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1969, DNB 457000937, S. 52.
Weblinks
Bearbeiten- Neuses. In: wendelstein.de. Abgerufen am 4. August 2023.
- Neuses in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 21. November 2021.
- Neuses in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 24. September 2019.
- Neuses im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Fußnoten
Bearbeiten- ↑ a b Daten & Fakten - Markt Wendelstein. Abgerufen am 26. September 2024.
- ↑ E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 52. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „náisəs“.
- ↑ Gemeinde Wendelstein, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 4. August 2023.
- ↑ Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 10. Oktober 2024.
- ↑ Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 4. August 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- ↑ Denkmalsliste Wendelstein Seiten 20–22.
- ↑ E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 52.
- ↑ F. Eigler: Schwabach, S. 314.
Nach Neuses auf der Website wendelstein.de Ersterwähnung 1435. - ↑ a b F. Eigler: Schwabach, S. 408.
- ↑ J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 3, Sp. 775.
- ↑ a b F. Eigler: Schwabach, S. 475f.
- ↑ Beschreibung der Mühle in Neuses
- ↑ Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
- ↑ Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 63 (Digitalisat).
- ↑ Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 236 (Digitalisat).
- ↑ Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1086, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1252, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1187 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1260 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1297 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1125 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 824 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 180 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 349 (Digitalisat).
- ↑ W. Eigler: Schwabach, S. 311.
- ↑ Katholische Pfarrei St. Sebald, Schwabach. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 4. Juni 2023.
- ↑ Bilder zum Dammbruch in Katzwang 1979
- ↑ Bebilderter Bericht zur Wasserkraftanlage Wendelstein ( des vom 7. Januar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF-Datei)
- ↑ Pressebericht Nordbayern.de vom April 2020