Obernburg (Vöhl)
Obernburg ist ein Ortsteil der Gemeinde Vöhl im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg.
Obernburg Gemeinde Vöhl
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Koordinaten: | 51° 14′ N, 8° 54′ O |
Höhe: | 399 m ü. NHN |
Fläche: | 4,09 km²[1] |
Einwohner: | 409 (2014)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 100 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1974 |
Postleitzahl: | 34516 |
Vorwahl: | 05631 |
Lage von Obernburg in Vöhl
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Geographie
BearbeitenDer Ort liegt im nördlichen Teil des Naturparks Kellerwald-Edersee am Rande des Kuhbachtals auf einem Hügel.
Geschichte
BearbeitenOrtsgeschichte
BearbeitenDie älteste erhaltene Urkunde, die Obernburg erwähnt, datiert auf 1278 und findet sich im Klosterarchiv des Klosters Haina.[2] Der Name leitet sich vermutlich von der ehemaligen Burg auf dem Weißenstein ab, die die „Obere Burg“ genannt wurde und die bereits 1058 die erste der drei Itterburgen war.
Obernburg gehörte zunächst zur Landgrafschaft Hessen, seit 1806 zum Großherzogtum Hessen. Dort lag es in dessen Provinz Oberhessen. Nach Auflösung der Ämter im Großherzogtum 1821 gehörte es zum Landratsbezirk Vöhl und zum Bezirk des Landgerichts Vöhl. Die Gemeinde gehörte zu den Landesteilen, die das Großherzogtum nach dem verlorenen Krieg von 1866 mit dem Friedensvertrag vom 3. September 1866 an Preußen abtreten musste. Dort wurde es dem Landkreis Frankenberg und dem Amtsgericht Vöhl zugeordnet.[2]
Hessische Gebietsreform (1970–1977)
Am 1. Januar 1974 wurden die Gemeinden Hessenstein, Ittertal, Marienhagen, Obernburg und Vöhl kraft Landesgesetz zur Großgemeinde Vöhl zusammengeschlossen.[3][4] Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Vöhl wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[5]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
BearbeitenDie folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Obernburg angehört(e):[2][6][7]
- vor 1356: Heiliges Römisches Reich, Herrschaft Itter
- 1356–1590: Heiliges Römisches Reich, Landesherrschaft strittig zwischen Landgrafschaft Hessen, Kurmainz und Grafschaft Waldeck, Herrschaft Itter
- ab 1585: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Herrschaft Itter
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt (Hessenkrieg)[8]
- ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Herrschaft Itter
- ab 1627: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Amt Herrschaft Itter[9][10]
- ab 1806: Großherzogtum Hessen,[Anm. 2] Fürstentum Oberhessen, Amt Herrschaft Itter[11]
- ab 1815: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Herrschaft Itter[12]
- ab 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Vöhl[Anm. 3]
- ab 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
- ab 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Vöhl
- ab 1867: Königreich Preußen,[Anm. 4] Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg[10]
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
- ab 1918: Deutsches Reich (Weimarer Republik), Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Landkreis Frankenberg
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone,[Anm. 5] Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Frankenberg
- ab 1946: Amerikanische Besatzungszone, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Frankenberg
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Frankenberg
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg, Gemeinde Vöhl[Anm. 6]
Bevölkerung
BearbeitenEinwohnerstruktur 2011
BearbeitenNach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Obernburg 417 Einwohner. Darunter waren 6 (1,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 66 Einwohner unter 18 Jahren, 189 waren zwischen 18 und 49, 90 zwischen 50 und 84 und 72 Einwohner waren älter.[13] Die Einwohner lebten in 174 Haushalten. Davon waren 45 Singlehaushalte, 51 Paare ohne Kinder und 60 Paare mit Kindern, sowie 15 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 24 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 123 Haushaltungen leben keine Senioren.[13]
Einwohnerentwicklung
BearbeitenQuelle: Historisches Ortslexikon[2]
- 1585: 6 Hausgesesse
- 1629: 7 Haushaltungen
- 1742: 6 Haushaltungen
- 1791: 109 Einwohner[14]
- 1800: 101 Einwohner[15]
- 1806: 128 Einwohner, 20 Häuser[11]
- 1829: 156 Einwohner, 24 Häuser[16]
Obernburg: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2014 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1791 | 109 | |||
1800 | 101 | |||
1806 | 128 | |||
1834 | 196 | |||
1840 | 180 | |||
1846 | 195 | |||
1852 | 197 | |||
1858 | 212 | |||
1864 | 193 | |||
1871 | 176 | |||
1875 | 160 | |||
1885 | 203 | |||
1895 | 188 | |||
1905 | 200 | |||
1910 | 224 | |||
1925 | 237 | |||
1939 | 247 | |||
1946 | 443 | |||
1950 | 462 | |||
1956 | 396 | |||
1961 | 372 | |||
1967 | 368 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 417 | |||
2014 | 409 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: Gemeinde Vöhl[1]; Zensus 2011[13] |
Historische Religionszugehörigkeit
BearbeitenIm Jahr 1885 waren von den 203 Einwohnern 201 evangelisch was (99,0 % entspricht) und zwei Einwohner bekannten sich zum katholisch Glauben (0,1 %). 1961 wurden 301 evangelische (80,9 %) und 65 katholische (17,5 %) Christen gezählt.[2]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenKirche
BearbeitenDie im romanischen Stil erbaute Kirche wurde bereits vor 1200 errichtet. An ihrer Empore sind sehenswerte Bilder und Schnitzereien zu bewundern. Die Eingangstür und das wertvolle Kruzifix stammen von dem Waldecker Barockbildhauer Josias Wolrat Brützel.
Drachenhöhle
BearbeitenAm Dorfrand liegt die „Drachenhöhle“, von der, wie eine örtliche Legende erzählt, Siegfried den Drachen Fafnir erschlagen haben soll. Daher ist die Höhle bei der Bevölkerung auch als „Siegfriedshöhle“ bekannt. Von der Höhle führt ein versteckter Gang bis unter die Kanzel der Kirche. Dieser Gang diente in alten Zeiten als Fluchtweg.
Hof Lauterbach
BearbeitenEtwas östlich des Orts befindet sich der Gutshof Lauterbach, errichtet als Landsitz durch Landgraf Georg III. von Hessen-Darmstadt.
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Karl Frank (1790–1875), 1831 bis 1875 Pfarrer in Obernburg
Literatur
Bearbeiten- Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 3. Auflage. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-228-6, S. 150.
- Wagner, Wüstungen, S. 403.
- Literatur über Obernburg nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Weblinks
Bearbeiten- Ortsteil Obernburg. In: Webauftritt der Gemeinde Vöhl.
- Obernburg, Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Anmerkungen und Einzelnachweise
BearbeitenAnmerkungen
- ↑ Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
- ↑ Infolge der Rheinbundakte.
- ↑ Trennung von Justiz (Landgericht Vöhl) und Verwaltung.
- ↑ Infolge des Deutschen Krieges.
- ↑ Infolge des Zweiten Weltkriegs.
- ↑ Am 1. Januar 1974 als Ortsbezirk zur Gemeinde Vöhl
Einzelnachweise
- ↑ a b c Ortsteile Vöhls. In: Webauftritt. Gemeinde Vöhl, abgerufen im Oktober 2020.
- ↑ a b c d e Obernburg, Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. Juli 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Frankenberg und Waldeck (GVBl. II 330-23) vom 4. Oktober 1973. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr. 25, S. 359, § 6 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,3 MB]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 391 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Hauptsatzung. (PDF; 22 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Vöhl, abgerufen im Oktober 2020.
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Die Zugehörigkeit der Herrschaft Itter anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- ↑ Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ a b Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 13, § 26 1648:Punkt c (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 265 f. (Online in der HathiTrust digital library).
- ↑ Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 420 (online bei Google Books).
- ↑ a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 50 und 106, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020 .
- ↑ Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 201 f. (Online in der HathiTrust digital library).
- ↑ Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 219 f. (Online in der HathiTrust digital library).
- ↑ Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 222 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).