Püssensheim (Adelsgeschlecht)

fränkisches Adelsgeschlecht

Die Herren von Püssensheim waren ein fränkisches Adelsgeschlecht, welches sich ab der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts nach dem unterfränkischen Ort Püssensheim bei Prosselsheim benannte, und zu den Iringern gezählt werden darf.

Wappen der Linie Krensheim

Geschichte

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Herkunft

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Bereits im Jahr 800 wird ein Iring, unter den Zeugen einer Schenkung an das Bistum Würzburg der Amalbirg, Tochter des Adelher genannt.[1] Diesen seltenen Namen begegnen wir als einer der Leitnamen der Püssensheimer. Des Weiteren ist eine Urkunde vom 13. Oktober 1005 bekannt worin Heinrich, König der Franken und Langobarden, die Leibeigenen Geroldus und Iringus an Bischof Heinrich von Würzburg aus dem Haus der Grafen von Rothenburg übergab[2]. Dieser Iring darf mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als Ahnherr der Herren von Püssensheim angenommen werden. Seine Nachkommen finden wir danach im Umfeld der Grafen von Rothenburg wieder. Ab 1097 werden Urkunden mit einem Iring in der Zeugenreihe zur Regel. Leider zu dieser Zeit noch ohne den Zusatz eines Ortes beziehungsweise eines Familiennamens.

Erstnennung

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Am 10. Juli 1136 treten mit Konrad von Püssenhsheim (Buzinishem) die Herren von Püssensheim erstmals unter diesem Namen in Erscheinung. Sie gehörten zum fränkischen Uradel und waren Ministeriale des Bistums Würzburg. Aus der Urkunde von 1136 erfahren wir, dass Konrad zwei Brüder namens Adelhalm (vermutlich von Tiefen oder Stetten) und Iring hatte.[3] Diesen Konrad von Püssensheim zieht Schäfer als den Stammvater der Herren von Homburg bei Gössenheim und Homburg am Main in Betracht. Iring wurde um 1137 erschlagen und hinterließ einen minderjährigen Sohn namens Konrad wie wir aus einer Urkunde vom 5. Mai 1137 erfahren. Der Abt des Klosters Ebrach Adam sowie der Klostergründer Berno (wohl der Onkel des Iring von Pleichfeld) hatten vereinbart, dass der Ministeriale Iring [von Pleichfeld] ihnen seine Lehen in Alitzheim (Alolvesheim) übertragen sollte, wofür sie ihm 3,5 Mark bezahlt hatten. Der vorzeitige Tod Irings unter Hinterlassung eines minderjährigen Sohnes als Erben hatte jedoch die Übergabe dieser Lehen an das Kloster verhindert. Daraufhin einigten sich Abt und Berno der Klostergründer mit dem Großvater (wohl der Würzburger Vitztum Konrad) des Jungen Konrad [von Pleichfeld] und dessen Vormund Ebo dahingehend, dass diese das Lehen des Iring in Alitzheim dem Bischof auflassen. Im Austausch erhielt der Sohn des Iring 14,5 Hufen und ein Gut in Geldersheim vom Bischof von Würzburg zu Lehen. Abt Adam und Bruder Berno haben außerdem ein Gut in Ober- oder Unterpleichfeld (Bleifelt), dem minderjährigen Sohn des Iring von Pleichfeld und seinen Freunden und Vormündern überlassen. Unter den Zeugen werden auch ein Konrad und sein Bruder Iring aufgelistet.[4]

Konrad von Püssensheim und Konrad von Homburg werden 1140 in einer Urkunde genannt, jedoch ohne entsprechenden Hinweis auf ein Verwandtschaftsverhältnis (Vater/Sohn). Deutlicher wird das Verwandtschaftsverhältnis durch eine Urkunde aus dem Jahr 1157. Darin wurde ein Vergleich über das Erbe des Würzburger Domherrn Eberhard beurkundet. Eberhard hatte seinen bedeutenden Besitz in Gössenheim (unterhalb der Burg Homburg) dem Kloster Schlüchtern und dessen Abt Mangold vermacht. Dagegen legten sein Bruder Iring und seine namentlich nicht genannte Schwester erfolgreich Einspruch ein, da ihre Ansprüche auf die Güter in Gössenheim nicht berücksichtigt worden waren. Man einigte sich schließlich auf einen Vergleich. Dabei verpflichtete sich Abt Mangold zu einer Ausgleichszahlung von 100 Mark. Die hohe Summe veranschaulicht wie großzügig das Vermächtnis war. Es umfasste bewirtschaftete und unbebaute Flächen, Gebäude in der Stadt, den Turm, die Kirche, Felder, Bäume und die ganze Ebene samt Weinbergen.[5] Dass eine Verwandtschaftliche Beziehung zwischen dem Haus Homburg und den Püssensheimer bestand vermutete auch Dr. A. Amrhein, begründete seine Vermutung jedoch nicht näher.[6] Der Sohn des 1136 genannten Iring von Püssensheim nannte sich ab 1152 Iring von Zabelstein.[5]

Dank des recht seltenen Vornamen Iring lässt sich auch ihr Vater bestimmen. Ein Iring ist urkundlich von ca. 1100 bis 1115 unter anderem in Urkunden der Grafen von Comburg zu finden. In einer Urkunde des Würzburger Bischofs Erlung wird dieser als Ministerial bezeichnet. In einer Urkunde aus dem Jahr 1113 hingegen finden wir ihn als Treuhänder des Grafen Heinrich von Comburg.[7] Es darf daher vermutet werden, dass Iring ursprünglich ein Ministerial der Grafen von Comburg war, dann jedoch durch die Aufgabe der Grafschaft und die damit verbundene Schenkung ihres Besitzes zu Ministerialen des Bischofs von Würzburg wurden. Eine Abstammung der Herren von Püssensheim von den Herren von Freinberg kann aufgrund des recht seltenen Vornamens Iring in Betracht gezogen werden. Dort tritt ein Irinch de friginperge um 1080 in Erscheinung. Dies würde die Theorie J.P.J. Gewins stützen, der die Herkunft des Reichsküchenmeisters Heinrich I. von Rothenburg von den Herren von Moosburg zu erkennen vermag.[8] Richtig, und auch urkundlich belegbar ist, dass Iring von Zabelstein und der erste Reichsküchenmeister Heinrich von Rothenburg Brüder waren.[9]

Unter dem Namen Püssensheim ist dieses Geschlecht urkundlich bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts nachweisbar, was aber nicht bedeutet, dass dadurch die Familie ausstarb. Vielmehr lässt sich eine Abwanderung in andere Gebiete Süddeutschlands nach dem Aussterben des letzten Zähringers Berthold V. erkennen, die dort unter anderen Namen fortbestanden. Zu den Püssensheimer sind nach Schäfer zu zählen:[5] Da sich Nachnamen bei Ministeriale erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts zu entwickeln begannen und diese sich je nach Sitz ändern konnten ist eine mögliche Abstammung zu dieser Zeit nur anhand von Vornamen möglich. Wer von wem abstammte ist daher schwierig zu beurteilen. Die folgende Abstammung ist daher mit äußerster Vorsicht zu sehen.

  • Herren von Zabelstein (Erstnennung unter dem Namen Zabelstein: 1147)[10], wird 1146 noch als „Iringum de Pusenesheim“ bezeichnet[11] jedoch in der Zeugenfolge gleich wie 1147
  • Herren von Stollburg (Erstnennung der Stollburg 1146)[13] evtl. lediglich durch Heirat.
  • Herren von Clingenburg (1184 Mundschenk Konrad von Klingenberg[14] - Linie der Schenken von Limpurg)
  • Herren von Krensheim (Erstnennung: 1176 „Heinrico Crehse“ Schreibweisen: Cresso, Creseno, Crassenus, Crase, Cressonis)
  • Herren von Königheim (1149 tauschte König Konrad III. Güter unter anderen in Königsheim mit dem Kloster Ebrach. Ab 1209 finden sich dort der Zabelsteiner Cuonradus de Kennencheim; Ab 1220 erstmals im Breisgau – Diethericus de Kunigisheim, 1223 Dietrico de Chungesheim mit seinem Bruder Colarius)
  • Herren von Endingen (Erstnennung: 1223 Colarius, frater Dietrici sculteti de Endingen, et filius suus)
  • Herren von Collenberg-Endingen (in Urkunden meist als Koler oder Kolman bezeichnet. Erstnennung im Breisgau: 1223 Colarius, frater Dietrici sculteti de Endingen, et filius suus)[15]
  • Herren Geben, Freiburg, 1264 „her[r] cholman (Kolmann, Koler von Endingen) der alte, un[d] s[e]in sun (Sohn) her[r] Gebene“
  • Herren von Randersacker (Adelsgeschlecht) (Erstnennung: „1209 Iringos de Randesaker et Heinricus filius eius“)
  • Herren von Collenburg am Main (Erstnennung: 1131 „Colman“ / 1140 „prepositum Gotefridum de Culenberc“)
  • Herren von Rottendorf (Erstnennung: 1177 De Rotendorf: Billungus et fratres sui Dietricus et Herbordus.)
  • Herren von Homburg (Erstnennung: 1136 Cunrath de Hohenburg).
  • Homburg (Gössenheim) (Das Verwandtschaftsverhältnis zwischen den Zabelsteinern; den Herren von Reinstein, den Homburgern und darüber hinaus eventuell mit den Herren von Marmelstein vermutete bereits August Amrhein.[6] Den im 12. Jahrhundert genannten Eberhard von Marmelstein (de Marmone) setzt Schäfer hingegen mit Eberhard von Püssensheim gleich.)
  • Herren von Neuenburg-Triefenstein (Erstnennung: 1155 Walther de Nuenburc)
  • Herren von Homburg-Reinstein (so auch Amrhein[6])
  • Herren von Tiefen (Erstnennung 1103)
  • Herren von Pleichfeld (Erstnennung 1137: Iring von Pleichfeld[16])

Wappengalerie

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Literatur

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  • Walter Schilling: Die Burgen, Schlösser und Herrensitze Unterfrankens. 1. Auflage. Echter Verlag, Würzburg 2012, ISBN 978-3-429-03516-7, S. 244–245.
  • Carl Friedrich Colland: Historische, und durch Wappen erläuterte Nachrichten, von dem altfränkischen Geschlecht, der Herren von Nordenberg : des Heil. Röm. Reichs ehemaligen Erbküchenmeistern und ihren Blutsfreunden, und Anverwanten, zu mehrerer Vollständigkeit der fränkisch- und schwäbischen Geschichte, auch zu weiterer historischer Erläuterung der goldenen Bulle, Wagner Verlag, Ellwangen, 1777 (Digitalisat).
  • Rezension von: Bauer, Hermann, Die Butigler von Weiltingen, die Herrn von Insingen und Rotenburg, auch die Herrn von Seldeneck, Jahresbericht des Historischen Vereins von Mittelfranken, 35 1867, S. 61-96. (Digitalisat).
  • Heinrich Wilhelm Bensen: Historische Untersuchungen über die ehemalige Reichsstadt Rotenburg oder die Geschichte einer deutschen Gemeinde. (Digitalisat).
  • J. P. J. Gewin: Blüte und Niedergang hochadeliger Geschlechter im Mittelalter. 1955.

Siehe auch

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Burgruine Zabelstein

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Einzelnachweise

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  1. Staatsarchiv Würzburg, Kloster St. Stephan Würzburg Urkunden 1/1
  2. Caroli Henrici de LANG: REGESTA sive Rerum Boicarum Autographa ad annum usque MCCC , e Regni Scriniis , Band I., 1822, S. 54
  3. Signatur: StAWü, Kloster St. Stephan Würzburg Urkunden 12.
  4. StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 2
  5. a b c Markus Schäfer: Fränkische und Schwäbische Geschlechter., 2022.
  6. a b c August Amrhein: Reihenfolge der Mitglieder des adeligen Domstiftes zu Wirzburg, St. Kilians – Brüder genannt, von seiner Gründung bis zur Säkularisation 742-1803. Festgabe zur 12 hundertjährigen Jubelfeier des Martyriodes des hl. Kilian und seiner Gefährten. In: Archiv des Historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg, Bd. 21, 1888, S. 38.
  7. Signatur: StAWü, Kloster St. Stephan Würzburg Urkunden 1 / 56.
  8. J. P. J. Gewin: Blüte und Niedergang hochadeliger Geschlechter im Mittelalter. 1955.
  9. RI V,1,1 n. 56. In: Regesta Imperii (Online).
  10. StAWü, Kloster St. Stephan Würzburg Urkunden 14
  11. Staatsarchiv Bamberg, Kloster Michelsberg, Urkunden 33
  12. Bellbach 1826, bzw. Gropp Monum. sepulch. 81.
  13. Tangl, K. und Volkert, W. (Hrsg.). (1891). Urkundenbuch des Hochstifts Würzburg, Band 1: Bis zum Jahr 1160. Würzburg: Verlag der Stahel’schen K. Hof- und Universitäts-Buchhandlung. Urkunde Nr. 444, S. 356.
  14. RI IV,2,4 n. 2787
  15. Tennenbacher Urkundenbuch Nr. 190 bzw. GLA Karlsruhe 24/48
  16. StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 2