Paul Bert Elvstrøm (* 25. Februar 1928 in Hellerup; † 7. Dezember 2016 ebenda[1]) war ein dänischer Segler und der bislang erfolgreichste Regattasegler, gemessen an WM-Titeln und Olympiamedaillen.

Paul Bert Elvstrøm

Paul Elvstrøm
Paul Elvstrøm, 1972

Nationalität: Danemark Dänemark
Geburtstag: 25. Februar 1928
Geburtsort: Hellerup, Dänemark
Todestag: 7. Dezember 2016
Sterbeort: Hellerup, Dänemark
Größe: 1,82 cm
Gewicht: 85 kg
Verein: Hellerup Sejlklub (HS)
Bootsklassen: Snipe-Jolle, Finn-Dinghy, Starboot, Soling,
Tornado, 505er, Firefly, Flying Dutchman
Medaillenspiegel
Olympische Spiele 4 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Weltmeisterschaften 13 × Goldmedaille 2 × Silbermedaille 2 × Bronzemedaille
Olympische Ringe Olympische Spiele
Gold London 1948 Firefly
Gold Helsinki 1952 Finn Dinghy
Gold Melbourne 1956 Finn Dinghy
Gold Rom 1960 Finn Dinghy
 Weltmeisterschaften
Gold La Baule 1957 505er
Gold La Baule 1958 505er
Gold Zeebrugge 1958 Finn-Dinghi
Gold Hellerup 1959 Finn-Dinghi
Gold Porto Alegre 1959 Snipe-Jolle
Gold St. Petersburg 1962 Flying Dutchman
Gold Kopenhagen 1966 5,5 Meter
Gold Kiel 1966 Star-Boot
Gold Kopenhagen 1967 Star-Boot
Gold Kopenhagen 1969 Soling
Gold WM Halbtonner 1971 Halbtonner
Gold Sydney 1974 Soling
Gold WM Halbtonner 1981 Halbtonner
Silber Burnham 1956 Finn-Dinghi
Silber San Diego 1969 Star-Boot
Bronze New York 1971 Soling
Bronze Travemünde 1985 Tornado
Paul Elvstrøm (Olympische Spiele 1960, Finn-Dinghi)
Paul Elvstrøm (Olympische Spiele 1960, Finn-Dinghi), Hängetechnik
Siegerehrung Olympische Spiele 1952, Finn-Dinghi: Silber: Charles Currey, Gold: Paul Elvstrøm, Bronze: Rickard Sarby

Größte Erfolge

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Paul Elvstrøm nahm von 1948 bis 1988 achtmal an den Olympischen Spielen teil, womit er bis heute zu den Sportlern mit den meisten Olympiateilnahmen überhaupt zählt. Bei den ersten vier Teilnahmen gewann er viermal die Goldmedaille in einer Einzeldisziplin, was in der Geschichte überhaupt nur neun Mal vorgekommen ist (die anderen sind der Segler Ben Ainslie, die Schwimmer Michael Phelps und Katie Ledecky, die Ringer Kaori Icho und Mijaín López, die Eisschnellläuferin Ireen Wüst und die Leichtathleten Carl Lewis im Weitsprung und Al Oerter im Diskuswurf). Bei den Olympischen Spielen 1968 vor Acapulco verpasste er knapp eine Medaille im Starboot und ebenso 1984 vor Los Angeles, als er im Olympiakatamaran Tornado mit seiner jüngsten Tochter Trine an den Start ging (Rang 4).[2][3] Er beendete seine Regattakarriere nach den Olympischen Spielen von 1988, an denen er mit seiner Tochter Trine im Tornado teilnahm (Rang 15).[4]

Olympia-Bilanz

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Elvstrøm erzielte die folgenden Ergebnisse bei Olympischen Spielen:[5]

  • 1948: London (Torquay), Bootsklasse: Firefly, Goldmedaille (Alter: 20)[6]
  • 1952: Helsinki, Bootsklasse: Finn-Dinghy, Goldmedaille (Alter: 24)
  • 1956: Melbourne, Bootsklasse: Finn-Dinghy, Goldmedaille (Alter: 28)
  • 1960: Rom, Bootsklasse: Finn-Dinghy, Goldmedaille (Alter: 32)
  • 1968: Mexiko, Bootsklasse: Star, 4. Platz (Alter: 40)
  • 1972: München, Bootsklasse: Soling, 13. Platz (Alter: 44)
  • 1984: Los Angeles, Bootsklasse: Tornado, 4. Platz (Alter: 56)
  • 1988: Seoul, Bootsklasse: Tornado, 15. Platz (Alter: 60)

Weltmeister

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Paul Elvstrøm hat insgesamt 13 WM-Titel in acht verschiedenen Bootsklassen gewonnen, ein Rekord, der bislang unerreicht geblieben ist.[7]

Ehrungen

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  • 1956 Goldene Verdienstmedaille des Königlich Dänischen Yachtclubs (KDY) in Kopenhagen (dän.: KDY’s Fortjenstmedalje i Guld)
  • 11. Januar 1985 Paul Elvstrøm wird zum Ritter des Dannebrogordens ernannt
  • Verleihung des goldenen Sterns des Dannebrogordens durch die dänische Königsfamilie. Eine Auszeichnung, die bis heute kein anderer dänischer Sportler erhalten hat.
  • 1982 Dansk Sejlunions Ærestegn (deutsch: Ehrennadel der Dänischen Segelunion)[8]
  • 1990 Verleihung der Beppe Croce Trophy durch die IYRU. Diese hochrangige Ehrenauszeichnung wird nur an Personen verliehen, die eine außergewöhnliche Hingabe zum Segelsport in ihrem Leben bewiesen haben.
  • 1992 wurde er als erster Sportler in die neu gegründete dänische Sportens Hall of Fame (deutsch: Hall of Fame des dänischen Sports) des dänischen Sportverbandes (Danmarks Idrætsforbund) aufgenommen.
  • 1996 Verleihung des Titels Sportler des Jahrhunderts (dän.: Århundredets Sportsmand) in seinem Heimatland Dänemark.
  • 2007 Erstes Ehrenmitglied (Inductee) in der neu geschaffenen ISAF Sailing Hall of Fame[3]
  • 2017 Ein Platz wurde in Kopenhagen-Hellerup nach ihm benannt: Poul Elvstrøms Plads, die neue Adresse seines Heimatvereins Hellerup Sejlklub[9]

Andere seglerische Aktivitäten

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Elvstrøm versuchte auch, am America’s Cup teilzunehmen, revolutionierte aber die Technologie seiner 12-Meter-Segelyacht derart, dass sein Sponsor, Baron Marcel Bich (France I) aus Frankreich, Änderungen einbringen wollte. Elvstrøm gab sein Vorhaben auf, da er keine Kompromisse schließen wollte.

Elvstrøm ist als Konstrukteur und Designer von Booten und Segelzubehör bekannt und hat im Jahr 1954 seine eigene Firma „Elvstrøm Dinghy Sails“ heute „Elvstrøm Sails“ mit Sitz in Aabenraa (dt. Apenrade) aufgebaut.[10][11] Die Firma hat als Logo eine rote dreizackige Krone. Der Doppelolympiasieger Jesper Bank arbeitet heute bei Elvstrøm Sails als Finanzdirektor.[12] Er beherrschte die Bootsklasse Finn-Dinghy in den 1950er Jahren und brachte viele technische Innovationen und neue Trainingsmethoden (zum Beispiel gezieltes Krafttraining) ins Jollensegeln ein.[13]

Elvstrøm entwickelte als Segler der Finn-Dinghi-Klasse die sogenannte Hängetechnik im Segelsport. In den Pionierzeiten des ambitionierten Jollensegelns trainierte er die Technik zuhause in seiner Garage in Hellerup. Die Hängetechnik revolutionierte das Jollensegeln und ist heute die Norm in allen Jolleklassen.[14]

Elvstrøm konstruierte gemeinsam mit dem dänischen Yachtkonstrukteur Jan Kjaerulff die schnelle, leichte und sportlich-schlanke Yacht Aphrodite 101 (Auftraggeber: Jörgen Juul Rasmussen [DK]), die sehr erfolgreich wurde. Während Kjaerulff die Rumpfform entwarf, konstruierte Elvstrøm das Deckslayout, die Beschlagsanordnung und das Rigg. Weiterhin erfand Elvstrøm den Elvström-Knarrblock und den Selbstlenzer (engl. self bailer)[15], beide heute weitverbreitet, und die Regatta-Schwimmweste, heute fester Bestandteil der Ausstattung jedes Wettbewerbsseglers.[16]

Sein seglerisches Wissen gab er auch in Büchern weiter, insbesondere zur Segeltaktik und zur Regelkunde beim Regattasegeln.

Paul Elvstrøm war Mitglied im Hellerup Sejlklub und lebte zuletzt in Hellerup bei Kopenhagen in Dänemark. Er kämpfte mit der Alzheimer-Krankheit in den letzten Jahren seines Lebens[17] und schlief still ein in seinem Heim am 7. Dezember 2016 im Alter von 88 Jahren.[18]

Literatur

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  • Paul Elvstrøm: Elvstrøm erklärt die Wettsegelbestimmungen. 1966, ISBN 3-87412-021-X.
  • Paul Elvstrøm, Ullrich Libor: Jollen-Segeln. Delius, Klasing 1966.
  • Paul Elvstrøm: Expert Dinghy and Keelboat Racing. Times Books, 1967, ISBN 0-8129-0054-5 (englisch).
  • Paul Elvstrøm: Elvström Speaks on Yacht Racing. One-Design & Offshore Yachtsman Magazine, 1970, ISBN 0-8129-0134-7 (englisch).
  • Paul Elvstrøm: Paul Elvstrom Speaks on Yacht Racing. Nautical Publishing Company, 1970, ISBN 0-245-59851-0 (englisch).
  • Richard Creagh-Osborne: Elvstrøm, sein Leben, seine Erfolge. Delius, Klasing 1972, ISBN 3-7688-0128-4.
  • Paul Elvstrøm: Paul Elvstrom Explains the Racing Rules of Sailing: 2009–2012 Rules. 16. Auflage. Verlag Adlard Coles, 2009, ISBN 978-1-4081-0949-6 (englisch).
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Commons: Paul Elvstrøm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Paul Elvstrøm er død. TV 2 (Dänemark), 7. Dezember, abgerufen am 9. Dezember 2016 (dänisch).
  2. Foto: Danish skipper Paul Elvstrøm (L) with daughter Trine (R) racing in the Tornado class at the Summer Olympics 1984. In: Getty Images. Abgerufen am 9. Februar 2020.
  3. a b ISAF Sailing Hall of Fame: Paul Elvstrøm. Abgerufen am 21. September 2015 (englisch).
  4. TV2: Paul Elvstrøm er død (Nachruf auf Paul Elvstrøm), 7. Dezember 2016, dänisch, abgerufen am 8. Dezember 2017
  5. SR/Olympic Sports: Paul Elvstrøm, (englisch), abgerufen am 9. Februar 2020
  6. Foto: Danish yachtsmen Paul Elvstrøm, winner of the Firefly class at the 1948 Olympics in Torquay, Devon. In: Getty Images. 13. August 1948, abgerufen am 9. Februar 2020.
  7. fyns,dk: Det 20. århundredes største danske sportsmand er død (Nachruf auf Paul Elvstrøm), 7. Dezember 2016, dänisch (Memento vom 8. Dezember 2017 im Internet Archive), abgerufen am 8. Dezember 2017
  8. Dansk Sejlunion: Dansk Sejlunions Ærestegn, (dänisch), abgerufen am 2. März 2020
  9. Frederik Alexander Vording: Århundredets danske idrætsmand får plads i Hellerup (deutsch: Jahrhundert Sportsmann bekommt Platz in Hellerup). TV2, 23. April 2017, abgerufen am 2. März 2020 (dänisch).
  10. History – Paul Elvstrøm. Elvstrøm Sails, abgerufen am 21. Dezember 2023 (englisch).
  11. website Elvstroem-sails: Porträt Paul Elvström (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), abgerufen am 21. September 2015
  12. History of Elvstrøm Sails. Archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 21. September 2015.
  13. yacht.de: Nachruf und Interview mit Paul Elvstrøm in der YACHT 10/2005 (Tatjana Pokorny), 8. Dezember 2016, abgerufen am 8. Dezember 2017
  14. Frederik Alexander Vording: Århundredets danske idrætsmand får plads i Hellerup (deutsch: Jahrhundert Sportsmann bekommt Platz in Hellerup). TV2, 23. April 2017, abgerufen am 2. März 2020 (dänisch).
  15. classicsailor.com: RIP Paul Elvstrom 1928 – 2016 (Dan Houston), 9. Dezember 2016, englisch, abgerufen am 8. Dezember 2017
  16. Tüftler am Wind. In: Tageszeitung taz. 8. Dezember 2016, abgerufen am 24. Februar 2020.
  17. Kasper Ellesøe, Jakob Flarup: OL-heltens barske skæbne: Kæmper med Parkinson (deutsch: Das harte Schicksal des Olympiahelden: Mit Parkinson zu kämpfen). Berlingske Tidende (BT), 29. Juli 2012, abgerufen am 16. November 2024 (dänisch).
  18. Mindeord: Paul Elvstrøm, 8. Dezember 2016 af Dan Ibsen (Nachruf des Kongelig Dansk Yachtklub auf Poul Elvstrøm), dänisch (Memento vom 21. Dezember 2016 im Internet Archive), abgerufen am 15. Dezember 2016