Paul Rotterdam

österreichischer Maler

Paul Rotterdam (* 1939 in Wiener Neustadt, eigentlich Werner Paul Zwietnig-Rotterdam) ist ein österreichischer Maler. Er lebt in New York und Texas.

Paul Rotterdam

Paul Rotterdam verbrachte seine Kindheit im vom Bombenkrieg schwer betroffenen Wiener Neustadt und nach dem Alter von 7 in Leoben. Nach dem Gymnasium in Leoben ging er nach Wien, um Kurse an der Hochschule für angewandte Kunst Wien und an der Akademie der bildenden Künste Wien zu belegen. An der Universität Wien studierte Rotterdam von 1960 bis 1966 Philosophie, wobei er sich in seiner Dissertation mit visuellen Theorien beschäftigte.[1]

1965 vertrat er Österreich auf der Biennale junger Künstler in Paris und auf der Biennale in Tokyo. Mehrere Einzelausstellungen in Florenz, Graz und Wien folgten. 1967 heiratete er seine erste Frau Heidrun Vogelberg, die gemeinsame Tochter Charlotte wurde 1969 geboren.

1968 wurde Rotterdam als außerordentlicher Professor an das Visual Art Center der Harvard University in Cambridge (Massachusetts) berufen. 1975 erhielt er außerdem eine Gastprofessur an der Cooper Union School of Art, New York City. Nach einer Schaffensperiode in Paris 1977 mit Ausstellungen in den Galerien Piltzer und Maeght publizierte er ein Buch mit Zeichnungen und Texten von Kenneth Wahl.

1979 erhielt Paul Rotterdam eine einjährige Gastprofessur an der University of Texas in San Antonio, wo er auch zusammen mit Alvin Martin das Buch “ Fourteen Stations of the Cross” veröffentlichte. Im selben Jahr endete auch seine Ehe.

Ab 1973 lebte Paul Rotterdam in einem Loft am West-Broadway, New York. In den Frühjahrssemestern unterrichtete er an der Harvard University. Nach dem Ende seiner Lehrtätigkeit 1987 zog er sich auf eine Farm im Bundesstaat New York zurück und arbeitete dort in seinem Atelier.[2]

1986/87 unternahm der Künstler zahlreiche Reisen zur Kupferdruckwerkstätte von Rolf Meier in Winterthur und illustriert „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ von Rainer Maria Rilke. 1994/95 kam Paul Rotterdam wieder nach Wien, wo er in den Frühjahrssemestern 14 Vorträge an der Akademie der Bildenden Künste hielt.[3] 1996 heiratete Paul Rotterdam die Malerin Rebecca Little John. 2004 Prestel (München New York) publiziert Werkliste von Malerei und Skulptur 1953–2004. 2007 Retrospektive von Zeichnungen im Leopold Museum, Wien. 2014 publizierte er eine Sammlung von öffentlichen Vorträgen in English (University of Chicago Press) und Deutsch (Hirmer Verlag, München): „Wilde Vegetation – Von Kunst zu Natur.“ 2017 hatte er eine Ausstellung gemeinsam mit Rebecca Little John im Museum der Stadt Leoben.

Rotterdam besucht jährlich für einige Wochen die Benediktinerabtei Seckau in Österreich für Ruhe, Stille und Reflexion. Er besitzt eine umfangreiche Sammlung afrikanischer Masken.

Seine Bilder sind abstrakte Objekte, meist monochrom oder reduziert in der Farbe. Physische Formen reichen von der Leinwand in den Raum.

Die Kunstkritikerin Dore Ashton schreibt über seinen Stil:[4]

„Seine Vorstellung von der Mission des Malers ähnelt der Aussage Rilkes in einem Brief an seine Frau, dass Wirklichkeit nicht ein Verbleiben in Träumen, Absichten oder Stimmungen sei, sondern deren Umsetzung in reale Dinge. Rotterdam ist ein moderner Maler (obwohl er an seiner Modernität zweifelt und sie manchmal sogar provokativ abstreitet), mit Bildern, die in sich geschlossene, physische Einheiten darstellen. Er ist gezwungen, seine starken Gefühle in Dinge umzusetzen.“

Ab etwa 1980 wird sein minimalistischer Stil breiter und schließt mehr und mehr Formen der Natur mit ein.[5] Alvin Martin schreibt:

„Seine neuen Arbeiten befassen sich nach wie vor mit kosmischer Weite, aber nun auf der Ebene des romantischen Begriffs des Erhabenen. Seine metaphysische Verschmelzung von Erde, Pflanzen, Himmel und Wasser, akzentuiert durch Hinweise auf vergängliche, vom Menschen geschaffene Dinge oder Mythen, repräsentiert für ihn die ewige Einheit nicht nur von Mensch und Natur, sondern auch von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.“

Auszeichnungen

Bearbeiten

Ausstellungen

Bearbeiten

Zahlreiche Einzelausstellungen in Galerien und Museen. Ausgewählte Gruppenausstellungen: 1975: Biennial Exhibition of Contemporary Art, Whitney Museum, New York. 1976: Artists-Immigrants of America 1876–1976, Hirshhorn Museum, Washington DC. 1980: American Drawing 1970–1980, Brooklyn Museum, New York. 1986: National Drawing Invitational, The Arkansas Arts Center, Little Rock. 1991: Le Cabinet des Dessins, Fondation Maeght, Saint-Paul, France. 1997: The New York School, Museum of Contemporary Art, Tokyo, Japan.

Werke in öffentlichen Sammlungen

Bearbeiten

Albertina, Vienna. Busch-Reisinger Museum, Cambridge. Birmingham Museum of Art, Birmingham. Brooklyn Museum, New York. Cornell University Art Museum, Ithaca. Crystal Bridges Museum of American Art, Bentonville. Des Moines Art Center, Des Moines. Fogg Art Museum, Cambridge. Fondation Maeght, Saint-Paul de Vence. Solomon R. Guggenheim Museum, New York. Hirshhorn Museum, Washington D.C. Landesmuseum Joanneum, Graz. Leopold Museum, Wien. Metropolitan Museum, New York. Museum of Modern Art, New York. Musée de Nice, Nice. Musée l’Abbaye Sainte Croix, Les Sables d’Olonne. Musée d’Art Modern-Beaubourg, Paris. Musée d’Art Contemporain de Montréal, Montréal. Museum der Stadt Leoben, Leoben. Niederösterreichisches Landesmuseum, St. Pölten. Ohara Museum, Tokyo. The Arkansas Arts Center, Little Rock. The National Museum of Art, Osaka. The Power Institute of Fine Arts, Sydney. The University of Arizona Museum of Art, Tucson. Walker Art Center, Minneapolis.

Publikationen

Bearbeiten
  • Paul Rotterdam. Ausstellung 1965. Katalog, Galerie im Griechenbeisl, 1965.
  • Carl Aigner (Hrsg.): Paul Zwietnig-Rotterdam. Worklist. painting, sculpture, projects. Werkliste. Malerei-Skulptur-Projekte. 1953–2004. Mit Essays von Dore Ashton, Konrad Paul Liessmann, Joachim Rössl, Manfred Wagner u. a. Prestel, München 2004 und 2007, ISBN 978-3-7913-3286-4.
  • Alvin Martin: Paul Rotterdam: The 14 Stations of the Cross. The University of Texas, San Antonio 1982.
  • Carter Ratcliff: Paul Rotterdam. Selected paintings 1972–1982. Storrer Edition, Zürich 1982.
  • Joachim Rössl, Dore Ashton: Paul Zwietnig-Rotterdam. Ausgewählte Arbeiten, 1969–1989 Hrsg. von der Kulturabteilung des Landes Niederösterreich, Wien 1989, ISBN 3-85460-005-4.
  • Kenneth Wahl: Paul Rotterdam: Selected drawings 1974–1977. Storrer Edition, Zürich 1977, ISBN 3-85908-001-X.
  • Townsend Wolfe: Paul Zwietnig-Rotterdam, A Drawing Retrospective 1969–1994. The Arkansas Arts Center, Little Rock 1995.
  • Paul Zwietnig Rotterdam: Wilde Vegetation – Von Kunst zu Natur. Hirmer Verlag, München 2014, ISBN 978-3-7774-2228-2.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Brigitte Borchhardt-Birbaumer: Substanz des Lebendigen. In: Wiener Zeitung. 30. August 2007.
  2. Galerie Erich Storrer (Memento des Originals vom 29. November 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.galeriestorrer.com (PDF; 56 kB) Biographical Data Werner Paul Zwietnig-Rotterdam & Works in Museums and Public Collections
  3. Leopold Museum (Memento des Originals vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/le000310.host.inode.at Paul Rotterdam: Die Kunst der Linie – Zeichnungen – Biographische Daten
  4. Dore Ashton: All painting is initiated in paradox. In: Carl Aigner (Hrsg.): Paul Zwietnig-Rotterdam. Worklist. painting, sculpture, projects. Werkliste. Malerei-Skulptur-Projekte. 1953–2004. Mit Essays von Dore Ashton, Konrad Paul Liessmann, Joachim Rössl, Manfred Wagner u. a. Prestel, München 2004 und 2007, ISBN 978-3-7913-3286-4, S. 45.
  5. Alvin Martin: Paul Rotterdam’s new Romanticism. In: Carl Aigner (Hrsg.): Paul Zwietnig-Rotterdam. Worklist. painting, sculpture, projects. Werkliste. Malerei-Skulptur-Projekte. 1953–2004. Mit Essays von Dore Ashton, Konrad Paul Liessmann, Joachim Rössl, Manfred Wagner u. a. Prestel, München 2004 und 2007, ISBN 978-3-7913-3286-4, S. 144.
  6. BMUKK Kunstministerin Claudia Schmied überreicht Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst an Paul Zwietnig-Rotterdam, die Laudatio hielt Joachim Rössl, 3. September 2007.
  7. ORF Ö1@1@2Vorlage:Toter Link/oe1.orf.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Heinz Janisch: Substanz. Paul Rotterdam. Ein österreichischer Maler in den USA. Menschenbilder 4. Oktober 2009.
Bearbeiten