Prudencia Ayala

salvadorianische Autorin und Politikerin

Prudencia Ayala (* 28. April 1885 in Sonzacate, Departamento Sonsonate; † 11. Juli 1936 in San Salvador) war eine salvadorianische Autorin und Politikerin, die für die Anerkennung der Frauenrechte in El Salvador kämpfte. Sie war die erste weibliche Präsidentschaftskandidatin ihres Landes.[1] Sie trug mit Entschlossenheit zu einer beginnenden Anerkennung von Frauen in einer Gesellschaft bei, die zu ihrer Zeit Männer in Bezug auf Rollen, Ehrungen und die Besetzung von Schlüsselfunktionen innerhalb des politischen und wirtschaftlichen Lebens vollständig privilegierte.

Prudencia Ayala, unbekanntes Aufnahmedatum

Ayala stammte aus einer indigenen Familie, ihre Eltern waren Aurelia Ayala und Vicente Chief. Als zehn Jahre alt war, zog die Familie nach Santa Ana, wo sie bei der Lehrerin María Luisa de Cristofine zur Grundschule ging.[2] Aufgrund mangelnder wirtschaftlicher Mittel der Familie konnte sie aber nie eine Schulausbildung abschließen,[3] so dass sie sich autodidaktisch bilden musste. Sie erlernte den Beruf der Näherin und übte ihn parallel zu ihrer späteren Tätigkeit aus.

Sie behauptete, die Fähigkeit zu haben, die Zukunft durch Offenbarungen von „geheimnisvollen Stimmen“ vorauszusagen.[3][4] Das brachte ihr sowohl Bekanntheit und Ruhm wie auch Kritik und Spott ein.[2] Ihre Vorhersagen wurden in den Zeitungen von Santa Ana veröffentlicht, wo man begann, sie „die Sibylle von Santa Ana“ zu nennen. Im Jahr 1914 sagte sie den Sturz von Kaiser Wilhelm II. und den Kriegseintritt der Vereinigten Staaten voraus.[2]

1913 begann sie, Kommentare im Diario de Occidente zu veröffentlichen, einer Zeitung, die in der westlichen Region El Salvadors zirkulierte, in denen sie ihre Unterstützung für den Antiimperialismus, den Feminismus und Gewerkschaften zum Ausdruck brachte, aber auch ihre Ablehnung der US-Militärintervention in Nicaragua zum Ausdruck brachte. Sie veröffentlichte auch Gedichte in mehreren Zeitungen des Landes.

1919 wurde sie inhaftiert, weil sie in einer ihrer Kolumnen den Bürgermeister von Atiquizaya kritisiert hatte, und später, in Guatemala, wurde sie wegen des Vorwurfs der Beteiligung an der Planung eines Staatsstreichs für mehrere Monate inhaftiert.[2] 1921 veröffentlichte sie das Buch Escible. Aventuras de un viaje a Guatemala, in dem sie ihre Reise nach Guatemala während der letzten Monate der diktatorischen Regierung von Manuel Estrada Cabrera schildert. Sie veröffentlichte weitere Bücher, Inmortal, amores de loca (1925) und Payaso literario (1928). In den späten 1920er Jahren gründete und redigierte sie die Zeitung Redención femenina, in der sie sich für die Verteidigung der Bürgerrechte der Frauen einsetzte.[1]

Im Jahr 1930 versuchte sie, für die Präsidentschaft der Republik zu kandidieren, obwohl die salvadorianische Gesetzgebung das Frauenwahlrecht nicht anerkannte. Ihr Regierungsprogramm beinhaltete die Unterstützung der Gewerkschaften, Ehrlichkeit und Transparenz in der öffentlichen Verwaltung, die Einschränkung des Vertriebs und des Konsums von Schnaps (Aguardiente), die Achtung der Religionsfreiheit und die Anerkennung illegitimer Kinder.[5] Es begann eine öffentliche Debatte über rechtliche und politische Argumente für und gegen ihre Forderung. Einer der Verteidiger ihrer Kandidatur war der Philosoph, Journalist und Kongressabgeordnete Alberto Masferrer, der in der Zeitung Patria schrieb: „Prudencia Ayala verteidigt eine gerechte und edle Sache, nämlich das Recht der Frauen, zu wählen und hohe Ämter zu bekleiden. Ihr Regierungsprogramm steht dem anderer ernstzunehmender Kandidaten an Klarheit, Praktikabilität und Einfachheit nicht nach.“[6] Schließlich wurde ihr Antrag vom Obersten Gerichtshof abgelehnt, aber die Debatte, die auf ihren Versuch, für das Amt zu kandidieren, folgte, gab der Frauenbewegung Auftrieb, die 1939 das aktive Wahlrecht, aber erst 1961 das passive Wahlrecht erreichte.[7] Die Wahl gewann Arturo Araujo. In El Salvador gab es bis 2020 nur eine weitere weibliche Präsidentschaftskandidatin seitdem.[5]

Prudencia Ayala starb 1936, weit weg von der politischen Arena. Es gibt keine Aufzeichnungen über ihre Teilnahme am Bauernaufstand von 1932, aber es wird angenommen, dass sie mit den Rebellen kollaborierte.[8]

Nachleben

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Gedenktafel zu Ehren von Prudencia Ayala in San Salvador

In der Innenstadt von San Salvador, in der Nähe der Metropolitan-Kathedrale, gibt es einen kleinen Platz, der nach Ayala benannt ist. Auf dem Gelände befindet sich eine offizielle Gedenktafel, die auch ihre Präsidentschaftskandidatur würdigt.

Es gibt mehrere Organisationen, die ihren Namen tragen, allen voran der Dachverband Concertación Feminista Prudencia Ayala.[9]

Im März 2009 wurde anlässlich des Frauentages und als Hommage an Prudencia Ayala in San Salvador das Theaterstück Prudencia en tiempos de brujería („Klugheit in Zeiten der Hexerei“) aufgeführt.[10]

2018 erschien ein von Ricardo Barahona und Carlos Henriquez Consalvi produzierter Zeichentrickfilm zu ihrer Geschichte.[11]

Das Museo de la Palabra y la Imagen beschäftigt sich mehrfach auch in Ausstellungen mit ihr. 2021 realisierte es eine Online-Veranstaltungsreihe mit dem Titel Tras los pasos de Prudencia Ayala („Auf den Spuren von Prudencia Ayala“).[12]

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Commons: Prudencia Ayala – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b Carlos Henriquez Consalvi: Prudencia Ayala, hija de la Centella. In: Revista Trasmallo. 2009, ISSN 1817-5724 (academia.edu).
  2. a b c d Prudencia Ayala, la luchadora incansable (El Salvador). In: Diario Co Latino. Nr. 34, 22. September 2007, S. 7 f. (archive.org [PDF]).
  3. a b José Luis Reyes: Prudencia Ayala, ‘hija de la centella’. El Diario, archiviert vom Original am 30. September 2007; abgerufen am 14. Juli 2021.
  4. Mariela Benítez: Prudencia Ayala. Brevespacio (Blog), 9. August 2004, archiviert vom Original am 11. April 2009; abgerufen am 14. Juli 2021.
  5. a b Isabel Castillo: She Dared to Run: The Unlikely Story of Prudencia Ayala. Americas Quarterly, 22. Oktober 2020, abgerufen am 14. Juli 2021.
  6. Participación de las mujeres en el período de 1900 a 1989. Instituto Salvadoreño para El Desarrollo de la Mujer, 2006, archiviert vom Original am 9. Juni 2007; abgerufen am 14. Juli 2021.
  7. New Parline: the IPU’s Open Data Platform (beta). Inter-Parliamentary Union (IPU), abgerufen am 14. Juli 2021.
  8. Ministerio de Educación de la República de El Salvador (Hrsg.): Historia de El Salvador, tomo II. MINED, San Salvador 1994.
  9. Redes Nacionales | Concertación Feminista Prudencia Ayala. Asociación Organización de Mujeres Salvadoreñas por la Paz (Ormusa), abgerufen am 14. Juli 2021.
  10. Prudencia en tiempos de brujería. Escena X Teatro (Blog), 31. März 2009, abgerufen am 14. Juli 2021.
  11. Prudencia Ayala. Archivo Mesoamericano, 2018, abgerufen am 14. Juli 2021.
  12. Realizado nuevo conversatorio virtual serie «Tras los pasos de Prudencia Ayala» con Aracely Panameño. MUPI, 8. Juli 2021, abgerufen am 14. Juli 2021.