Quinta (Anwesen)

Bezeichnung für landwirtschaftliche Betriebe und Landsitze in Portugal und Spanien

Quinta ist eine portugiesische [ˈkı̃tɐ] und spanische [ˈkinta] Bezeichnung für ein Anwesen im ländlichen Raum, welches ursprünglich und teilweise bis heute für landwirtschaftliche Zwecke genutzt wird, mittlerweile aber auch zu Repräsentations- oder Erholungszwecken dienen kann. International am bekanntesten sind die portugiesischen Weinbau-Quintas, aber auch andere traditionelle Quintas funktionieren bis heute als landwirtschaftliche Betriebe, etwa für Olivenöl, Obst oder Getreide.

Die Quinta da Revolta in Porto

Verbreitung

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Der Begriff Quinta wird vor allem vom Norden Portugals bis etwa zur Setubal-Halbinsel im Süden von Lissabon benutzt. Weiter im Süden, insbesondere im Alentejo, wird eher der Begriff Herdade für landwirtschaftliche Anwesen verwendet, der mit dem verbreiteten Großgrundbesitz verbunden ist, der sich dort im 13. Jahrhundert im Verlauf der letzten Phase der Reconquista entwickelte. Die Quintas im Norden erreichen üblicherweise keine vergleichbaren Ausdehnungen wie die Herdades im Süden.

Merkmale und historische Entwicklung

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Die traditionellen Bauern- oder Gutshöfe bestanden oft aus von Mauern umgebenen Feldern mit einem Waldstück und Gärten sowie einem Wohnhaus; auch das Wohnhaus selbst wird als Quinta bezeichnet.[1] Auch im Spanischen wird der Begriff verwendet.[2] Er leitet sich ursprünglich von quinta parte her, dem „fünften Teil“ der Erträge, den ein Pächter im Mittelalter an den Eigentümer des Hofes zahlen musste[2][3] (vergleiche Zehnt). In Südamerika wird der Begriff auch für ein einfaches Haus mit Vorgarten oder auf einem Gartengrundstück (Mexiko, Kolumbien, Venezuela) bzw. für einen Gemüsegarten verwendet (Uruguay).[2]

In Portugal bekamen seit der Renaissance viele Landgüter des Adels unter dem Einfluss der italienischen Landvillen[4] als Quinta de Recreio (von portugiesisch recreio ‚Erholung‘) zunehmend auch repräsentative Aufgaben und entwickelten sich zu einem eigenständigen Typus von teils aufwendig gestalteten Landsitzen, wie etwa die Quinta da Bacalhoa in Setúbal. Die Quinta de Recreio ist ein „organisiertes Ganzes aus Wald, Gebäude, Gartenanlage, Obstgarten und Gemüsegarten“, in dem sich Erholung und Produktion den gleichen Raum teilen.[5] Mit der Quinta da Regaleira und der Quinta da Penha Verde gehören heute zwei der zahlreichen im Umfeld der königlichen Sommerresidenzen Palácio Nacional de Sintra und Palácio Nacional da Pena entstandenen Quintas als Teil der Kulturlandschaft Sintra zum UNESCO-Welterbe.[6]

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Commons: Quintas in Portugal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

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  • Amilcar Gil Pires: A Quinta de Recreio em Portugal: Vilegiatura, Lugar e Arquitectura. Caleidoscópio, Casal de Cambra 2013.
  • Inês Pires Fernandes: A Quinta de Recreio no Concelho de Vila Franca de Xira. (pdf) In: A Casa Nobre: um património para o Futuro. 4º Congresso Internacional, Casa das Artes de Arcos de Valdevez. 27.–29. November 2014; (portugiesisch, Konferenzbeitrag).

Einzelnachweise

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  1. Quinta. In: Dicionário Priberam da Língua Portuguesa. Abgerufen am 14. Juni 2019 (portugiesisch).
  2. a b c quinto, ta. In: Diccionario de la lengua española. 2014, archiviert vom Original am 14. Juni 2019; abgerufen am 14. Juni 2019 (spanisch, Bedeutungen 10, 14, 15).
  3. Quintus – Quinta. Eintrag in: Johann Christian August Heyse: Allgemeines verdeutschendes und erklärendes Fremdwörterbuch. 10. Auflage. Hahn, Hannover 1848.
  4. Inês Pires Fernandes: The utopia of paradise in architecture—gardens, countryside, and landscape in Roman and Renaissance villas. In: Utopia(s) - Worlds and Frontiers of the Imaginary: Proceedings of the 2nd International Multidisciplinary Congress. 20.–22. Oktober 2016, Lissabon. CRC Press, Leiden 2017, S. 41–46, S. 45 (englisch).
  5. Aurora Carapinha: A Quinta de Recreio. In: Diário de Notícias. 21. April 2008, abgerufen am 14. Juni 2019 (portugiesisch).
  6. Kulturlandschaft Sintra auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO (englisch und französisch).