Die Regierung Simons war von 22. September 1853 bis 26. September 1860 die Regierung im Großherzogtum Luxemburg, die vom Präsidenten des Ministerrats (seit 1857 Staatsminister und Präsident der Regierung) Charles-Mathias Simons gebildet wurde.

Präsident des Ministerrats Charles-Mathias Simons.

Nach der Absetzung der vorherigen Regierung auf Druck von König-Großherzog Wilhelm III. wurde unter Charles-Mathias Simons ein konservativ-reaktionäres Kabinett der Reaktionsära gebildet.

Hauptaugenmerk der Außenpolitik der Regierung Simons war die Wiederherstellung guter Beziehungen zum Deutschen Bund bzw. Preußen und den Niederlanden, die unter der Vorgängerregierung Willmar stark gelitten hatten. So wurde der Zollvereinsvertrag kurz vor dem Ablaufdatum verlängert und die Verhandlungen um die Beteiligung des Großherzogtums an der Bezahlung der Staatsschulden des ehemaligen Königreichs der Vereinigten Niederlande wiederaufgenommen. Im Gegenzug übernahmen die Niederlande wieder den diplomatischen Schutz für luxemburgische Staatsbürger im Ausland.

Innenpolitisch bereitete die Berufung dieses Kabinetts den Boden für eine konservative Revision der Verfassung von 1848. Die Restaurationspolitik des Deutschen Bundes bot dafür einen willkommenen Anlass. König-Großherzog Wilhelm III. beauftragte die Regierung entsprechend einen Entwurf vorzulegen, in der die Macht und Rolle der Abgeordnetenkammer deutlich geschwächt und die Rechte des Souveräns gestärkt und gewahrt werden sollten. Im Oktober 1856 legte die Regierung der Kammer einen entsprechenden Entwurf vor. Die Kammer weigerte sich allerdings diesen zu debattieren und sprach der Regierung das Misstrauen aus. In einem Staatsstreich löste Wilhelm III. die Kammer auf und erließ ohne ihre notwendige Zustimmung die revidierte Verfassung. Die revidierte Verfassung stufte die Abgeordnetenkammer auf eine Ständeversammlung zurück, die nun nicht mehr die Kontrolle über den Staatshaushalt und die Steuern ausübte, nicht mehr den eigenen Präsidenten bestimmen durfte, nur noch über eingeschränkte Debatten- und Redezeit verfügte und der die Regierung nicht mehr verantwortlich war. Die Souveränität wurde nun in der Person des Großherzogs festgelegt. Als neues Organ wurde der Staatsrat eingeführt, der die Ständeversammlung weiter einschränken sollte. Die revidierte Verfassung betonte darüber hinaus die Mitgliedschaft im Deutschen Bund als Legitimation für die Übernahme der Pressezensur. Außerdem wurde der Wahlzensus erhöht und ein Klassenwahlrecht nach preußischem Vorbild eingeführt.

In wirtschaftspolitischer Hinsicht forcierte die Regierung Simons den Eisenbahnbau, der die beginnende Erschließung der Eisenerzgruben befördern sollte. Nach erheblichen Schwierigkeiten, für dieses Vorhaben Investoren zu gewinnen, gelang es mit Hilfe französischer Gelder und luxemburgischer Staatsmittel, die Wilhelm-Luxemburg-Bahn zu finanzieren, die Strecken nach Arlon und Diedenhofen baute, deren erste Abschnitte 1859 fertiggestellt wurden.

Die Finanzierung des Eisenbahnbaus und der Entwicklung von Industrie und Handel erforderte die Einrichtung eines neuen Kreditsystems. Die Regierung Simons legte den Grundstein für das moderne luxemburgische Bankensystem, indem sie nach Verhandlungen mit deutschen Bankiers 1856 die Banque internationale à Luxembourg gründete. Im gleichen Jahr wurde die Banque et Caisse d’Epargne de l’Etat als staatliche Bank und Sparkasse für Privatkunden gegründet. Die 1853 beschlossene Gründung einer Kreditgenossenschaft für Landwirte und Landbesitzer scheiterte allerdings.

Die Wahl von 1857 stärkte die liberale Opposition in der Ständeversammlung, mit der Folge, dass das Regieren der Staatsstreichminister gegen die Parlamentsmehrheit immer schwieriger wurde. Eine kleine Meinungsverschiedenheit mit dem Souverän vorschiebend, reichte Simons am 26. September 1860 schließlich den Rücktritt seiner Regierung ein.

Der Regierung Simons gehörten folgende Kabinettsmitglieder an:

Erste Regierung Simons (22. September 1853 bis 22. September 1854)

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Amt Amtsinhaber Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit
Präsident des Ministerrats Charles-Mathias Simons 22. September 1853 22. September 1854
Auswärtige Angelegenheiten Charles-Mathias Simons 22. September 1853 22. September 1854
Inneres Vendelin Jurion 22. September 1853 22. September 1854
Justiz François-Xavier Wurth-Paquet 22. September 1853 22. September 1854
Finanzen Emmanuel Servais 22. September 1853 22. September 1854
Öffentliche Arbeiten Jean-Mathias Wellenstein 22. September 1853 22. September 1854

Zweite Regierung Simons (22. September 1854 bis 21. Mai 1856)

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Amt Amtsinhaber Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit
Präsident des Ministerrats Charles-Mathias Simons 22. September 1854 21. Mai 1856
Auswärtige Angelegenheiten Charles-Mathias Simons 22. September 1854 21. Mai 1856
Inneres Vendelin Jurion 22. September 1854 21. Mai 1856
Justiz François-Xavier Wurth-Paquet 22. September 1854 21. Mai 1856
Finanzen Emmanuel Servais 22. September 1854 21. Mai 1856
Gemeindeangelegenheiten Édouard Thilges 22. September 1854 21. Mai 1856

Dritte Regierung Simons (21. Mai 1856 bis 30. Mai 1857)

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Amt Amtsinhaber Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit
Präsident des Ministerrats Charles-Mathias Simons 21. Mai 1856 30. Mai 1857
Auswärtige Angelegenheiten Charles-Mathias Simons 21. Mai 1856 30. Mai 1857
Inneres François-Xavier Wurth-Paquet 21. Mai 1856 30. Mai 1857
Justiz Charles-Gérard Eyschen 21. Mai 1856 30. Mai 1857
Finanzen Emmanuel Servais 21. Mai 1856 30. Mai 1857
öffentliche Arbeiten Paul de Scherff 21. Mai 1856 30. Mai 1857

Vierte Regierung Simons (30. Mai 1857 bis 28. November 1857)

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Amt Amtsinhaber Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit
Staatsminister, Präsident der Regierung Charles-Mathias Simons 30. Mai 1857 28. November 1857
Auswärtige Angelegenheiten Charles-Mathias Simons 30. Mai 1857 28. November 1857
Inneres François-Xavier Wurth-Paquet 30. Mai 1857 28. November 1857
Justiz Charles-Gérard Eyschen 30. Mai 1857 28. November 1857
Finanzen Emmanuel Servais 30. Mai 1857 28. November 1857
Eisenbahnen Paul de Scherff 30. Mai 1857 28. November 1857
öffentliche Arbeiten Guillaume-Mathias Augustin 30. Mai 1857 28. November 1857

Fünfte Regierung Simons (28. November 1857 bis 12. November 1858)

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Amt Amtsinhaber Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit
Staatsminister, Präsident der Regierung Charles-Mathias Simons 28. November 1857 12. November 1858
Auswärtige Angelegenheiten Charles-Mathias Simons 28. November 1857 12. November 1858
Inneres
(prov.)
François-Xavier Wurth-Paquet
Charles-Mathias Simons
28. November 1857
29. September 1858
29. September 1858
12. November 1858
Justiz und Finanzen Guillaume-Mathias Augustin 28. November 1857 12. November 1858
Eisenbahnen Paul de Scherff 28. November 1857 mit Stimme in der Regierung bis 5. Februar 1858

Sechste Regierung Simons (12. November 1858 bis 23. Juni 1859)

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Amt Amtsinhaber Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit
Staatsminister, Präsident der Regierung Charles-Mathias Simons 12. November 1858 23. Juni 1859
Auswärtige Angelegenheiten Charles-Mathias Simons 12. November 1858 23. Juni 1859
Inneres Jean Ulveling 12. November 1858 23. Juni 1859
Justiz und Finanzen Guillaume-Mathias Augustin 12. November 1858 23. Juni 1859

Siebte Regierung Simons (23. Juni 1859 bis 15. Juli 1859)

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Amt Amtsinhaber Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit
Staatsminister, Präsident der Regierung Charles-Mathias Simons 23. Juni 1859 15. Juli 1859
Auswärtige Angelegenheiten Charles-Mathias Simons 23. Juni 1859 15. Juli 1859
Justiz und öffentliche Arbeiten (prov.) Charles-Mathias Simons 23. Juni 1859 15. Juli 1859
Inneres und prov. Finanzen Jean Ulveling 23. Juni 1859 15. Juli 1859

Achte Regierung Simons (15. Juli 1859 bis 26. September 1860)

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Amt Amtsinhaber Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit
Staatsminister, Präsident der Regierung Charles-Mathias Simons 15. Juli 1859 26. September 1860
Auswärtige Angelegenheiten Charles-Mathias Simons 15. Juli 1859 26. September 1860
Inneres und Justiz Édouard Thilges 15. Juli 1859 26. September 1860
Finanzen Jean Ulveling 15. Juli 1859 26. September 1860
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