Rehweiler (Geiselwind)
Rehweiler ist ein Ortsteil des Marktes Geiselwind im unterfränkischen Landkreis Kitzingen.
Rehweiler Markt Geiselwind
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Koordinaten: | 49° 46′ N, 10° 26′ O |
Höhe: | 378 m |
Einwohner: | 249 |
Eingemeindung: | 1. Juli 1972 |
Postleitzahl: | 96160 |
Vorwahl: | 09556 |
Lage von Rehweiler (fett) im Geiselwinder Gemeindegebiet
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Geografische Lage
BearbeitenDas Pfarrdorf liegt im äußersten Westen des Geiselwinder Gemeindegebietes. Nördlich, getrennt durch die Autobahn A 3, befindet sich Gräfenneuses. Im Nordosten liegen Langenberg und Geiselwind. Südöstlich erstreckt sich Dürrnbuch, der Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim beginnt im Süden. Westlich von Rehweiler liegt die Gemeinde Abtswind. In der Gemarkung von Rehweiler befindet sich der 463 m hohe Schönberg am Rande des Steigerwaldes.
Nächstgelegene größere Städte sind Kitzingen mit einer Entfernung von etwa 19 Kilometern und das 11 Kilometer entfernte Scheinfeld.
Geschichte
BearbeitenIm Mittelalter befanden sich zwei Dörfer auf der Fläche des heutigen Rehweiler. Weiler wurde im Jahr 1258 als „Wielere“ erwähnt, „Fuchsstatt“ erstmals 1384 genannt. Beide Dörfer waren bereits ab dem 15. Jahrhundert verlassen und kamen als castellisches Lehen in die Hände mehrerer Adeliger. So vermachte Georg von Gnottstadt im Jahr 1533 der Kirche in Rüdenhausen den wüsten Steigerwaldweiler.
Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts ordnete Graf Johann Friedrich zu Castell-Rüdenhausen die Wiederbesiedlung des Dorfes an. Er hatte es 1697 verlassen erworben und in ein Kammergut umwandeln lassen. Der neue Name Rehweiler soll auf einen Ausspruch eines Grafen von Hohenlohe zurückgehen. Er verwies auf die gute Jagdausbeute und meinte: „Warum heißt das Örtchen Weiler, es sollte Rehweiler heißen.“[1]
Graf Ludwig Friedrich zu Castell-Remlingen baute die Siedlung im Sinne des herrnhutischen Pietismus um. Im Jahr 1734 erwarb er das Gut Rehweiler und ließ Prediger aus der pietistischen Hochburg in der Lausitz nach Franken reisen. Die Gemeinde erhielt ein Waisenhaus und man begann mit der Produktion von Porzellan in der Finger’schen Mühle.[2] In Rehweiler gab es damals auch eine israelitische Kultusgemeinde. Im Jahr 1972 wurde Rehweiler ein Teil der neugebildeten Großgemeinde Geiselwind.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenBaudenkmäler
BearbeitenDie Pfarrkirche der evangelischen Gemeinde ist die einzige Herrnhuter Saalkirche in Bayern. Das Gebäude wurde im Jahr 1774 fertiggestellt und schließt nach oben mit einem achteckigen Glockentürmchen ab. Im Inneren befinden sich ein Altar und eine Kanzel aus der Erbauungszeit, die beide dem Rokoko zuzurechnen sind. Ein jüdischer Friedhof wurde im Jahr 1938 aufgelöst, lediglich ein Grabstein des 19. Jahrhunderts erinnert noch an die Gemeinde.
Das Dorf wird von der sogenannten Schlösslein-Kolonie der Herrnhuter geprägt. Mehrere Walmdachbauten, darunter das ehemalige Schul- und Waisenhaus, stehen an der Durchfahrtsstraße des Ortes. Eines der Häuser ist mit der Jahreszahl „1737“ bezeichnet.
Die Fayence-Manufaktur (1788–1792)
BearbeitenDie Fayence-Fabrik in Rehweiler wurde im Jahr 1788 von Marktbreit aus gegründet. Der in Berlin geborene Johann Gottlieb Ehrgott Matthias Gottbrecht (1751–1795) erwarb die Fingermühle in Rehweiler und wandelte die Anlage zusammen mit seinem Sohn Christian Gottbrecht in eine Fayence-Manufaktur um.[3] Gottbrecht investierte allerdings nicht genug in das Unternehmen, sodass die Manufaktur bereits 1789 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Die Aktionäre verpachteten sie 1790 an den Rat Cunradi, der hohe Zinsen versprach.
Der Pächter betrieb die Manufaktur einige Zeit und übergab die Anlage im August 1791 an das gräfliche Haus Castell, das auch die Aktienmehrheit erwarb. Als technischen Direktor setzten die Grafen den aus Ilmenau in Thüringen stammenden Christian Zacharias Gräbner ein. Allerdings scheiterte auch er mit der Fortführung der Produktion. Im Juli 1792 übergab man die Anlage wieder einem Müller und die Vorräte wurden an den Betrieb in Vestenbergsgreuth veräußert.[4]
Sage
BearbeitenIm Dorf lebte einst ein armer Holzfäller. Er hatte eine junge Frau geheiratet, die als Fremde ins Dorf gekommen war und von der niemand wusste, woher sie kam. Immer im Frühjahr um den Walpurgitag wurde sie unruhig, dass ihr Mann dachte, sie sei krank. In dieser Zeit verschüttete der Holzfäller aus Versehen eine Suppe, die ihm seine Frau zum Abendessen zubereitet hatte. Anders als in den Nächten zuvor konnte er nicht einschlafen. Um Mitternacht erhob sich seine Frau plötzlich vom Lager und stieg durch das Fenster.
Der Holzfäller folgte erschrocken seiner Gemahlin ins Dunkle, konnte sie aber nicht entdecken. Ihm dämmerte, dass seine Frau zu den Unirdischen gehörte, die dem Teufel ihre Seele verschrieben hatten. Diese Druden konnten allerdings nur durch die gleichen Öffnungen ins Haus zurückkehren, durch die sie es verlassen hatten. Er stellte eine geweihte Kerze ins Fenster und hörte nach einiger Zeit ein lautes Schluchzen vor dem Haus.
Nun löschte er unauffällig das Licht und seine Frau konnte zurückkehren. In der Folgezeit rührte er während der Frühjahrszeit die Suppe seiner Frau nicht mehr an, in den seine Frau einen Schlaftrunk geschüttet hatte und stellte immer wieder das Licht ins Fenster. Zunächst war die Frau darüber sehr unglücklich, aber bald hatte der Spuk ein Ende. Als sie starb und im Friedhof beerdigt wurde, nannten die Leute die Stelle das wendische Grab.[5]
Bildung
BearbeitenRehweiler liegt heute im Sprengel der Drei-Franken-Grundschule im Hauptort Geiselwind. Ab der 5. Klasse besuchen die Kinder die Nikolaus-Fey-Mittelschule in Wiesentheid. Weiterführende Schulen können mit der Mädchenrealschule in Volkach und mit der Realschule in Dettelbach besucht werden. Gymnasien gibt es in Münsterschwarzach (Egbert-Gymnasium), Volkach-Gaibach (Franken-Landschulheim Schloss Gaibach), Wiesentheid (Steigerwald-Landschulheim) und Kitzingen (Armin-Knab-Gymnasium). Bereits in Mittelfranken liegt das Gymnasium Scheinfeld.
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Johann Pöschel (1711–1741), Geistlicher und Kirchenlieddichter, Hofprediger in Rehweiler
- Johann Wilhelm Baumer (1719–1788), Physiker, Mediziner und Mineraloge
- Johann Philipp Baumer (1725–1771), Professor der Medizin an der Universität Erfurt, Schriftsteller
- Christian Gottbrecht (1789–), Porzellanmaler, Fabrikbesitzer in Reichmannsdorf, später Obermaler in Volkstedt
- Max Herold (1840–1921), Kirchenrat, Dekan, Stadtpfarrer, Herausgeber der „Siona“, Ehrenbürger von Schwabach[6]
- Georg Kern (1885–1947), Kirchenrat, Dekan, Pfarrer und Kreisdekan
Literatur
Bearbeiten- Hans Bauer: Landkreis Kitzingen. Ein Kunst- und Kulturführer, Marktbreit 1993.
- Alexander Graf zu Castell: Rehweiler. In: Jesko Graf zu Dohna (Hg.): Kulturpfad. Auf den Spuren der Grafen zu Castell. Münsterschwarzach 2004. S. 154–155.
- Johann Ludwig Klarmann: Der Steigerwald in der Vergangenheit. Ein Beitrag zur fränkischen Landeskunde. Gerolzhofen2 1909.
- Theophil Steinbrenner, Gerhard Wahler, Auguste Steinberger, Felix von Fokczynski (Hg.): Zwischerlichten. Überlieferte Erzählungen aus der alten Grafschaft Castell. Albertshofen² 1979.
- Karl Treutwein: Von Abtswind bis Zeilitzheim. Geschichtliches, Sehenswertes, Überlieferungen, Volkach 1987.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Castell, Alexander Graf zu: Rehweiler. S. 154.
- ↑ Treutwein, Karl: Von Abtswind bis Zeilitzheim. S. 195 f
- ↑ o. A.: Kalendarium. In: Im Bannkreis des Schwanbergs 1972. Heimat-Jahrbuch für den Landkreis Kitzingen. Würzburg 1972. S. 9.
- ↑ Klarmann, Johann Ludwig: Der Steigerwald in der Vergangenheit. S. 156.
- ↑ Steinbrenner, Theophil (Hg., u. a.): Zwischerlichten. S. 86.
- ↑ Klarmann, Johann Ludwig: Der Steigerwald in der Vergangenheit. S. 206.