Rein in Taufers
Rein in Taufers (italienisch Riva di Tures) ist eine Fraktion der Marktgemeinde Sand in Taufers in Südtirol (Italien).
Der Ort mit etwa 340 Einwohnern liegt auf 1600 m Höhe im Reintal, einem Seitental des Tauferer Tals, direkt am Zusammenschluss des Bachertals und des Knuttentals zum Reintal.
Geschichte
BearbeitenRein wird erstmals 1225 in einer Urkunde von Kloster Neustift als Riune erwähnt.[1] Der Name des Dorfes leitet sich von lat. rius, rivus ab und bedeutet so viel wie Kleine Bäche.
Die ersten Spuren einer Begehung der Gegend durch den Menschen reichen bis in die Mittlere Steinzeit (ca. 8000 bis 5500 v. Chr.) zurück. Der einzige, bisher sicher nachgewiesene Jägerrastplatz im Bereich des Tauferer Ahrntals wurde 1984 am Klammljoch (2294 m) entdeckt.
Im Sommer 1992 wurden in der Nähe der Rieserfernerhütte Bekleidungsstücke aus der Eisenzeit gefunden.
Eine Schenkungsurkunde weist darauf hin, dass in Rein um 1419 eine dem Heiligen Wolfgang geweihte Kirche erbaut wurde.[2] Der Legende nach ist der Hl. Wolfgang bei seiner Missionstätigkeit in Norikum auch in das damals noch heidnische Rein gekommen. Die heutige Kirche wurde 1908 bis 1911 in neugotischen Stilformen nach Plänen des Diözesanarchitekten Peter von Stadl (auch: Vonstadl) neu errichtet.[2] Die Pfarrkirche von Rein gehört zu den wenigen Kirchenbauten in Südtirol, die im neugotischen Stil errichtet wurden.
1929 wurde das bis dahin eigenständige Rein der Gemeinde Sand in Taufers zugeschlagen.
Landschaft
BearbeitenRein liegt umgeben vom Naturpark Rieserferner-Ahrn in landschaftlich reizvoller, hochalpiner Lage im Reintal. Der Ort ist Ausgangspunkt für eine Vielzahl von Bergtouren in der Durreckgruppe und Rieserfernergruppe. Hausberg ist der Hochgall, mit 3436 m der höchste Berg der Rieserfernergruppe der Hohen Tauern, den man über die Kasseler Hütte (auch Hochgallhütte) in anspruchsvoller Tour (nur für erfahrene Alpinisten) erreicht.
Am Tristennöckl oberhalb der Kasseler Hütte befindet sich in knapp 2300 m der höchste Zirbenbestand der Ostalpen. Der Reinbach bildet in der Reinbachschlucht drei eindrucksvolle Wasserfälle aus, die über den 1985 eingeweihten Franziskusweg zu erreichen sind.
Wirtschaft
BearbeitenDer bedeutendste Wirtschaftszweig ist der Tourismus mit ganzjähriger Saison. Rein war schon vor dem Ersten Weltkrieg wegen seiner Naturschönheiten und der mächtigen Berge ein beliebtes Touristenziel. Im Ort gibt es mehrere Hotels, Gaststätten und private Beherbergungsbetriebe sowie zwei kleine Skilifte und ein Langlaufzentrum. Die 15 km Langlaufloipen – mit Biathlon-Schießstand – sind Teil von Dolomiti Nordic Ski, dem größten Langlaufkarussell Europas.
Die Bauern haben den Kartoffel- und Getreideanbau völlig aufgegeben und betreiben nur noch Viehzucht und Waldwirtschaft.
Seit 2002 befindet sich in Rein eine Windkraftanlage mit einer Nennleistung von 200 kW, die zur Stromversorgung der Gemeinde ergänzend beiträgt. Es handelt sich um die erste derartige Anlage in Südtirol. Das 2008 zwischen Rein und Sand in Taufers fertiggestellte Wasserkraftwerk (Hochdruck-Ausleitungskraftwerk) am Reinbach liefert bei einem Einzugsgebiet von 91 km² und einer Nennfallhöhe von 432 m jährlich durchschnittlich 63 Mio. kWh an Strom.
Bildung
BearbeitenIn Rein gibt es eine Grundschule für die deutsche Sprachgruppe.
Literatur
Bearbeiten- Josef Innerhofer: Taufers, Ahrn, Prettau – Die Geschichte eines Tales. Verlagsanstalt Athesia, Bozen 1980.
- Reimo Lunz: Archäologische Streifzüge durch Südtirol. Band 1. Verlagsanstalt Athesia, Bozen 2005.
- Gemeinden des Tauferer Ahrntales (Hrsg.): Kulturmeile Tauferer Ahrntal. Tappeiner Verlag, Lana 2004.
- Zeno Braitenberg (Redaktion): Tauferer Ahrntal – Geschichte und Zukunft. Tappeiner AG, Lana 2007.
- Markus Mahlknecht: Mesolithische Funde aus dem Ursprungtal (Rein). In: Der Schlern 81, 2007, S. 17–19.
- Serafin Bacher: Rein am Fuße des Hochgall – Dorfbuch. Ohne Verlagsangabe, Effekt! Buch, Neumarkt a. d. Etsch 2010.
- Serafin Bacher: Kirchenführer St. Wolfgang in Rein. Tappeiner-Verlag, Lana. 1998.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Georg Tinkhauser: Topographisch-historisch-statistische Beschreibung der Diöcese Brixen. Band 1. Brixen, Weger 1855, S. 403.
- ↑ a b Josef Weingartner: Die Kunstdenkmäler Südtirols. Band 1: Eisacktal, Pustertal, Ladinien. 8. Auflage, bearb. von Magdalena Hörmann-Weingartner. Bozen-Innsbruck-Wien: Athesia-Tyrolia 1998. ISBN 88-7014-360-0, S. 579–580.
Koordinaten: 46° 57′ N, 12° 4′ O