Richard Berger (Heimatforscher)
Richard Berger (* 3. August 1900 in Leipzig; † 30. Juni 1948 im Speziallager Nr. 1 Mühlberg)[1][2] war ein deutscher Heimatforscher für das Erzgebirgsdorf Breitenbrunn.
Leben
BearbeitenBerger studierte am Königlichen Lehrerseminar in Borna bei Leipzig. Nach erfolgreichem Studium wurde er 1924 als Lehrer an der Volksschule Breitenbrunn eingesetzt. Berger war von 1925 bis 1933 erster Vorsitzender des Erzgebirgszweigvereins Breitenbrunn. 1921 gründete er die Sparte Ski im Arbeiter-Turn- und Sportbund „Vorwärts“ Breitenbrunn.[3] Von 1925 bis 1939 leitete er die Abteilung Ski innerhalb des 1923 gegründeten bürgerlichen Deutschen Turnvereins Breitenbrunn, der 1934 im Deutschen Reichsbund für Leibesübungen aufging. 1933 wurde Berger zum Gauschneelaufwart ernannt, einer leitenden Position im Gau Westerzgebirge des Deutschen Turnvereins.[4] Zum 1. Mai 1933 war er der NSDAP beigetreten (Mitgliedsnummer 3.544.290).[5] 1937 referierte er auf dem Mitgliederappell der NSDAP in Breitenbrunn zum Thema „Deutscher Osten – Deutsches Schicksalsland in Vergangenheit und Zukunft“.[6] Im folgenden Jahr hielt er als Parteigenosse heimatkundliche Vorträge in den um Breitenbrunn in der Sommerzeit aufgeschlagenen Hitlerjugend-Lagern.[7]
Berger verfasste heimatgeschichtliche Beiträge über Breitenbrunn und Umgebung. In seinen Forschungen arbeitete er mit Hans Siegert, Siegfried Sieber und Walter Fröbe zusammen.[4] Seine Beiträge zur Lokalgeschichte wurden auch nach seinem Tode in der Fachpresse rezipiert.[8][9][10] Bergers Geschichte der ehemaligen Papiermühle Breitenbrunn wurde 2003 in die Internationale Bibliographie zur Papiergeschichte des Deutschen Buch- und Schriftmuseums in Leipzig aufgenommen.[11]
Im Zweiten Weltkrieg schrieb Richard Berger Heimatbriefe an Wehrmachtsoldaten an der Front. Nach dem Krieg wurde er ohne Angabe eines Grundes am 12. September 1945 verhaftet und vom Schloss Schwarzenberg aus ins Speziallager Nr. 4 Bautzen und von dort am 9. Oktober 1945 ins Speziallager Nr. 1 Mühlberg gebracht.[12] Nach dreijähriger Lagerhaft verstarb Richard Berger am 30. Juni 1948 im Alter von 47 Jahren an Lungen-Tbc. 1995 wurde er von der Militärhauptstaatsanwaltschaft Moskau als tot und als unschuldig inhaftiert erklärt.[4]
Schriften (Auswahl)
Bearbeiten- Die Geschichte der ehemaligen Breitenbrunner Papiermühle. In: Unsere Heimat, Schwarzenberg, Band 3, 1926, Nr. 1/2, S. 1–5 OCLC 723986551
- Erzgebirgische Hammerwerke. (IV. Breitenbach-Wittigsthal). In: Heimatblätter. Beilage des Erzgebirgischen Volksfreundes Jg. 2, v. 2. Mai 1926
- Verschwindende und verschwundene Forstortsnamen der Staatswaldungen um Breitenbrunn: ein Beitrag zur Flurnamenforschung, Beilage des Erzgebirgischen Volksfreundes. Jg. 3, 1927, Nr. 9. OCLC 315742841
- Abgaben und Dienste der Ortschaften Breitenbrunn und Bockau um das Jahr 1550. In: Auf des Erzgebirgs Höhen. Blätter für Heimatforschung, 1927
- Erinnerungen aus dem Bergwalddorfe Breitenbrunn, gesammelt u. bearb. Richard Berger, Erzgebirgische Heimatkunde, Heft 14, Schwarzenberg 1930, 46 S. OCLC 72424047
- Mit Horst Henschel: Die grosse Flut im Steinbachtal und bei Breitenhof im Schwarzwassertal am 6. Juli 1931, hrsg. vom Erzgebirgszweigverein Breitenbrunn, Erzgebirgische Heimatkunde H. 18, Breitenbrunn 1931, 18 S., mit Abb. OCLC 72424048
- Geschichtliches aus der Gemeinde Breitenhof. In: Heimatblätter. Beilage des Erzgebirgischen Volksfreundes, Aue, Nr. 4/1935
- Gevatter Tod in der Bergwaldgemeinde Breitenbrunn, Beilage des Erzgebirgischen Volksfreundes, 1935
Literatur
Bearbeiten- Annerose Berger: Zum 100. Geburtstag von Heimatforscher Lehrer Richard Berger. In: Glückauf! Zeitschrift des Erzgebirgsvereins 111 9, 2000, S. 204–205. ISSN 0342-5150
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Richard Berger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Richard Berger ( vom 14. März 2016 im Internet Archive) im Personen.Wiki der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB), abgerufen am 6. Januar 2014
- Literatur von und über Richard Berger im SWB-Online Katalog
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Sowjetisches Speziallager 1: Liste ausgewählter Einzelpersonen. In: Lager Mühlberg 1939–1948. Abgerufen am 11. Dezember 2013.
- ↑ Initiativgruppe Lager Mühlberg e. V. (Hrsg.): Totenbuch – Speziallager Nr. 1 des sowjetischen NKWD, Mühlberg/Elbe. Mühlberg/Elbe 2008, ISBN 978-3-00-026999-8, S. 48. Die Identität Richard Bergers wurde von der Initiativgruppe Lager Mühlberg e.V. anhand der sowjetischen Listen bestätigt (E-Mail vom 15. November 2012).
- ↑ Chronik der Sportgemeinschaft Breitenbrunn ( vom 5. Januar 2014 im Internet Archive)
- ↑ a b c Annerose Berger: Zum 100. Geburtstag von Heimatforscher Lehrer Richard Berger. In: Glückauf! Zeitschrift des Erzgebirgsvereins 111 9, 2000, S. 205. ISSN 0342-5150
- ↑ Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/2530557
- ↑ Erzgebirgischer Volksfreund vom 7. September 1937.
- ↑ Erzgebirgischer Volksfreund vom 21. Juli 1938, S. 6.
- ↑ Siegfried Sieber: Zinnseifner im Erzgebirge. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, Akademie-Verlag, Berlin. 1975, Teil III, hier: S. 117.
- ↑ Siegfried Sieber: Um Aue, Schwarzenberg und Johanngeorgenstadt: Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme in den Gebieten von Aue und Johanngeorgenstadt. Akademie-Verlag, Berlin, 1972.
- ↑ Heiko Fiedler: Die Papiermühle in Breitenbrunn und deren Besitzer. Selbstverlag, Breitenbrunn, 2011.
- ↑ Internationale Bibliographie zur Papiergeschichte (IBP). Band 1, Die Deutsche Bibliothek: Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Bücherei Leipzig, 2003, S. 348.
- ↑ Sowjetische Transportlisten im Archiv der Initiativgruppe Lager Mühlberg e.V., Mühlberg/Elbe, eingesehen am 15. November 2012
Personendaten | |
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NAME | Berger, Richard |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Heimatforscher |
GEBURTSDATUM | 3. August 1900 |
GEBURTSORT | Leipzig |
STERBEDATUM | 30. Juni 1948 |
STERBEORT | Mühlberg/Elbe |