Richard Schapke

deutscher Nationalrevolutionär, Verbandsfunktionär und Publizist

Richard Hermann Schapke (* 16. Juni 1897 in Berlin; † 1940) war ein deutscher Nationalrevolutionär, Verbandsfunktionär und Publizist.

Werdegang

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Richard Schapke kam als zweites Kind von Julius Hermann Schapke (* 7. September 1854) und dessen Frau Marie Ida geb. Castner (* 20. Februar 1865) am 16. Juni 1897 in Berlin-Charlottenburg zur Welt. Dort verbrachte er mit zwei Schwestern seine Jugend.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war Schapke ein begeisterter Anhänger der Wandervogelbewegung, bei der er ab 1920 in Nordwestdeutschland leitend tätig war. Kurzzeitig setzte er sich innerhalb der Wandervogelbewegung für die Aufnahme von Mädchen ein, nahm von diesem Vorhaben aber 1922 wieder Abstand. Er war Mitverfasser der Bremer Leitsätze und gab 1928/29 die Jungpolitischen Rundbriefe heraus. Zuletzt war er Bundesführer des Wandervogel.

Schapke wurde Mitglied der Alt-Sozialistischen Partei (ASP). Zu dieser Zeit begann Schapkes Zusammenarbeit mit vielen gleichgesinnten, die später einmal die Schwarze Front gründen würden. Als die ASP an ihrem Versuch sich als ernstzunehmende politische Kraft zu etablieren scheiterte und wieder ein Teil der SPD wurde, schloss Schapke sich zusammen mit Eugen Mossakowsky der NSDAP an. Als NSDAP-Mitglied wurde Schapke ein Mitarbeiter des Kampfverlags, dem publizistischen Sprachrohr der Strasser-Brüder. Dort wurde Schapke 1930 der Redakteur der Zeitschrift „Der Nationale Sozialist“. Auch engagierte er sich als HJ-Führer.

Nach zahlreichen Auseinandersetzungen zwischen dem „Linken Flügel“ der NSDAP und Adolf Hitler, wurde Schapke 1930 durch das Oberste Parteigericht der NSDAP aus der NSDAP ausgeschlossen und unterzeichnete Otto Strassers Aufruf „Die Sozialisten verlassen die NSDAP“. Zusammen mit Otto Strasser, Eugen Mossakowsky, Bruno Ernst Buchrucker und Herbert Blank, wurde Schapke im Juli 1930 ein Mitbegründer der Oppositionsgruppe Kampfgemeinschaft revolutionärer Nationalsozialisten (KGRNS), aus der später die nationalbolschewistische Kleinpartei Schwarze Front entstand. In dieser Organisation war er ebenfalls Jugendführer. In den Jahren 1932 und 1933 veröffentlichte Schapke zwei Werke und war Herausgeber der Landvolkbriefe.

Aufgrund seiner Tätigkeiten im Kampf gegen Hitler wurde Schapke unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtergreifung des Hochverrats beschuldigt. Er wurde Ende August 1933 in Berlin festgenommen, was reichsweit in der Presse gemeldet wurde. Er blieb mehrere Wochen in „Schutzhaft“.[1] Er wurde – wie sein Mitverschwörer Eugen Mossakowsky – im KL Oranienburg gefangen gehalten.[2] Nach Entlassung betätigte er sich weiter im Rahmen illegaler Arbeit in Berlin.

Im Sommer 1934 emigrierte Schapke nach Kopenhagen. Von dort aus agierte er einige Jahre als Leiter der Auslandsorganisation der Schwarzen Front für Skandinavien und gab ab 1936 mit Otto Buchwitz die Volkssozialistischen Blätter heraus. Seinen Lebensunterhalt verdiente er mit einem Korrespondenzbüro, das Artikel über Skandinavien an deutschsprachige Zeitungen vertrieb; er schrieb auch Beiträge für dänische und schwedische Publikationen, Strassers Prager Blatt Die Deutsche Revolution und andere Exilzeitungen, etwa die Pariser Tageszeitung.[1] Innerhalb der Führung der Auslandsorganisation der Schwarzen Front wurde er im Mai 1938 Stellvertreter Otto Strassers. Am 16. August 1938 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges war Schapke als Vertreter Strassers für Großbritannien vorgesehen. Nach der deutschen Besetzung des Landes musste er 1940 aus Dänemark flüchten. Schapke verstarb im selben Jahr während der Überfahrt nach Schweden, das Boot wurde durch die schwedische Küstenartillerie versenkt.[3]

Literatur

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  • Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. Saur, München u. a. 1980, ISBN 3-598-10087-6, S. 640.
  • Joseph Nyomarkay: Charisma and Factionalism in the Nazi Party, University of Minnesota Press 1967.
  • Wilhelm Grabe: Im Schatten des „Gegenführers“ : Richard Schapke und die Schwarze Front – Forschungsprojekt über die politische Emigration von rechts. In: Neuer Nachrichtenbrief der Gesellschaft für Exilforschung e. V. ISSN 0946-1957, Juni 1996, S. 13–14 (Digitalisat bei exilforschung.de)
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Einzelnachweise

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  1. a b Wilhelm Grabe: Im Schatten des „Gegenführers“ : Richard Schapke und die Schwarze Front – Forschungsprojekt über die politische Emigration von rechts. In: Neuer Nachrichtenbrief der Gesellschaft für Exilforschung e. V. ISSN 0946-1957, Juni 1996, S. 13–14 Digitalisat bei exilforschung.de – Das genaue Arrestdatum ist unklar. Viele Tageszeitungen brachten eine kurze Meldung der offiziösen Nachrichtenagentur Wolffs Telegraphisches Bureau (WTB) über die Festnahme mit Veröffentlichungsdatum 28. August 1933 sowie eine Meldung am 29. August 1933, dass zwei gleichzeitig mit Schapke verhaftete Personen, die Ehefrau Otto Strassers und der ehemalige Kriminalkommissar Rudolf, wieder auf freien Fuß gesetzt worden seien. Beispiel: Kölnische Zeitung, 29. August 1933, „Frau Straßer wieder freigelassen“, S. 2 [Digitalisat Zeitungsportal]
  2. „Schapke, Richard, Verbandsfunktionär“, in: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. Saur, München u. a. 1980, ISBN 3-598-10087-6, S. 640. doi:10.1515/9783110968545-021
  3. Hans-Joachim Schoeps: Rückblicke: die letzten 30 Jahre (1925-1955) und danach. Haude & Spener, Berlin 1963, S. 121.