Robert Deutsch (Archäologe)

israelischer Archäologe, Numismatiker und Antiquitätenhändler

Robert Deutsch (hebräisch רוברט דויטש, * 12. Januar 1951) ist ein israelischer Archäologe, Epigraphiker, Numismatiker und Antiquitätenhändler.[1][2][3]

Elfenbein-Granatapfel
Jakobus-Ossuar

Deutsch wanderte aus Rumänien nach Israel ein.[4][5]

Nach eigenen Angaben studierte Deutsch 1991 bei Benjamin Mazar Archäologie an der Universität Tel Aviv, um seinen Master zu erlangen.[6] Er promovierte dort 2009 mit einer Arbeit zum Thema The Jewish Coinage During the First Revolt Against Rome, 66-73 C.E. über Münzen des Jüdischen Krieges.[7][8][3][9]

Von 1992 bis 2004 nahm er zusammen mit David Ussishkin und Israel Finkelstein an Ausgrabungen am Tell Megiddo teil. Dort leitete er die Ausgrabungen im Area M, das 1902 von Gottlieb Schumacher ausgegraben wurde.[10][8][3]

Von 1997 bis 2004 hielt er Vorlesungen über Epigraphie, Paläografie, antike Inschriften aus der Zeit des Ersten Tempels und über die Entwicklung des westsemitischen Alphabets an der Universität Haifa.[8][3]

Als er 2004 zusammen mit anderen der Fälschung von Antiquitäten angeklagt wurde, erlitt sein Ansehen einen derartigen Schaden, dass er diese Vorlesungstätigkeit aufgab und die Universität verließ.[4][5] Der Prozess zog sich über sieben Jahre hin und endete mit dem Freispruch Deutschs.[11] Das Ansehen, die Gesundheit und das Leben Deutschs wurden durch diesen langen Prozess und die damit verbundenen Verdächtigungen geschädigt.[4][5] Deutsch erhielt in dieser schweren Zeit Unterstützung von einigen Kollegen, darunter Hershel Shanks, André Lemaire, Gabriel Barkay, Régine Hunziker-Rodewald, Ada Yardeni, Alan Ralph Millard,[5][12]

Zusammen mit Régine Hunziker-Rodewald, Meir Lubetski von der City University of New York, Annalisa Azzoni, Vanderbilt University, gründete Deutsch 2014 die EABS Research group: Northwest Semitic Epigraphy Related to the Biblical World. Deren Anliegen war es, die immer zahlreicher auftauchenden antiken Inschriften aus dem 1. Jahrtausend v. Chr. aus den laufenden Ausgrabungen im Nahen Osten auszuwerten und einzuordnen.[13] Deutsch war von 2015 bis 2019 Präsident der Israel Numismatic Society.[8]

Deutsch ist Antiquitätenhändler mit dem Geschäft Archaeological Center in Tel Aviv-Jaffa.[5] Er wird als Experte auf dem Gebiet der Fälschungen betrachtet. Er wurde in vielen Fällen um sein Urteil gebeten, so auch im Fall des Siegels der Maadana. Deutsch hielt es für eine Fälschung.[14]

Forschungsinteressen

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Deutsch forscht auf dem Gebiet der antiken westsemitischen Inschriften aus der Zeit des Ersten Tempels, der jüdischen Ikonografie, der antiken Münzen, speziell der Münzen aus der Zeit des Jüdischen Krieges.[3]

Prozess zum Handel mit archäologischen Fälschungen

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Seit den 1970er Jahren erlebte die Produktion von gefälschten Antiquitäten in Israel einen Aufschwung. Hinter den Fälschungen standen häufig Experten, die die Fälschungen so geschickt ausführten, dass sie auch für Fachleute nur sehr schwer zu erkennen waren. Manche Fälschungen konnten nur durch Anwendung modernster Methoden entlarvt werden, andere sind bis heute umstritten.

Von 2004 bis 2012 wurde gegen fünf vermutete Fälscher ein Prozess geführt, der dann jedoch aus Mangel an Beweisen eingestellt wurde. Bei diesen fünf handelte es sich um

  • Rafael Braun, Restaurator von Antiquitäten, ehemaliger Leiter des Antiquitätenlabors des Israel-Museums
  • Shlomo Cohen, Sammler von Antiquitäten
  • Faiz al-Amaleh, Antiquitätenhändler
  • Oded Golan (* 1951), Sammler von Antiquitäten
  • Robert Deutsch, Antiquitätenhändler, Archäologe, Epigraphiker.[15][16]

Die Anklage gegen Shlomo Cohen wurde fallen gelassen. Der ägyptische Künstler Marco Samah Shoukri Ghatas gestand, dass er die Joasch-Inschrift gemacht hatte. Faiz al-Amaleh wurde zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt.[16] Robert Deutsch und Oded Golan wurden vom Vorwurf der Fälschung von Antiquitäten freigesprochen.[11] Dies war jedoch kein Urteil über die Echtheit der betroffenen Antiquitäten, die von vielen Archäologen weiterhin als Fälschungen angesehen werden.

Das Muster der Fälschungen war wie folgt: Echte Antiquitäten wurden mit Inschriften versehen, bzw. vorhandene Inschriften erweitert. Dann wurden diese neuen Inschriften mit einer speziell zu diesem Zweck hergestellten Patina bedeckt. Der Inhalt dieser Inschriften bestätigte oft biblische, religiöse und politische Aussagen, nach denen die Archäologen schon lange suchten. Dadurch wurde die jeweilige Antiquität „aufgewertet“ und konnte oft sehr teuer verkauft werden.

Im Fall des Jakobus-Ossuars, der Joasch-Inschrift und des Elfenbein-Granatapfels kam Yuval Goren durch Untersuchungen der Patina über den Inschriften mit Hilfe der Röntgenfluoreszenzanalyse zum Schluss, dass diese wahrscheinlich ganz oder teilweise in jüngerer Zeit hinzugefügt wurden.[17][18] Deutsch, Yuval Goren, Ada Yardeni, Aaron Demsky, André Lemaire und andere arbeiteten gemeinsam an der Beurteilung dieser vermutlichen Fälschungen. Die Kompliziertheit der Situation zeigt sich unter anderem darin, dass zeitweise sogar die Gutachter selbst als Komplizen der Fälscher verdächtigt wurden.[19][20] Teilweise wird die Echtheit der Fundstücke kontrovers diskutiert, wie zum Beispiel im Fall der Berekhyahu Bullae. Diese werden von Yuval Goren als moderne Fälschungen betrachtet, während Deutsch und andere sie als echte Antiquitäten werten.[21][22]

Nach seinem Freispruch verklagte Deutsch die Israel Antiquities Authority (IAA) wegen Diskreditierung zu 3 Millionen Dollar Schadensersatz und Schmerzensgeld. Die Klage wurde abgewiesen.[4][5]

Veröffentlichungen

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  • Jewish coinage during the First Revolt against Rome, 66-73 CE, Tel Aviv: Archaeological Center Publication, 2017, ISBN 9789657162224
  • Recording New Epigraphic Evidence; Essays in Honor of Robert Deutsch zusammen mit Gabriel Barkai, André Lemaire, Martin Heide, Regine Hunziker-Rodewald, Andre Lemaire, Meir Lubetski, Alan Millard, Bezalel Porten, Philip Schmitz, Daniel Vainstub, Leshon Limudim; First Edition, 2015, ISBN 978-9657162217
  • Haneroth halalou: ma collection d'anciennes lampes à huile d'Eretz Israël zusammen mit Josef Chaim Kaufman, Jaffa: Archaeological Center Publication, 2012, ISBN 9789657162200
  • Biblical period epigraphy: the Josef Chaim Kaufman collection: seals, bullae, handles, Tel Aviv: Archaeological Center Publication, 2011, ISBN 9789657162170
  • Biblical period Hebrew bullae: the Josef Chaim Kaufman Collection, 2 Bände, Tel Aviv: Archaeological Center Publication, 2003–2011, ISBN 9789657162170
  • Adoniram collection of West Semitic inscriptions zusammen mit André Lemaire, Tel Aviv: Archaeological Center Publication, 2003, ISBN 9789657162019
  • Shlomo: studies in epigraphy, iconography, history, and archaeology in honor of Shlomo Moussaieff zusammen mit Shlomo Moussaieff, Tel Aviv: Archaeological Center Publication, 2003, ISBN 9789657162071
  • Biblical period personal seals in the Shlomo Moussaieff collection zusammen mit André Lemaire, Tel Aviv: Archaeological Center Publication, 2000, ISBN 9789659024056
  • Michael: historical, epigraphical and biblical studies in honor of Prof. Michael Heltzer zusammen mit Michael Heltzer, Yitsḥaḳ Avishur und anderen, Tel Aviv: Archaeological Center Publication, 1999, ISBN 9789652229397
  • Messages from the past : Hebrew bullae from the time of Isaiah through the destruction of the First Temple, Tel Aviv: Archaeological Center Publication, 1999, ISBN 9789659024032
  • West Semitic epigraphic news of the 1st millenium BCE zusammen mit Michael Heltzer, Gabriel Barkay, Tel Aviv: Archaeological Center Publication, 1999, ISBN 9789659024049
  • Windows to the past zusammen mit Michael Heltzer, Tel Aviv: Archaeological Center Publication, 1997, ISBN 9789652228390
  • New epigraphic evidence from the biblical period zusammen mit Michael Heltzer, Tel Aviv: Archaeological Center Publication, 1995, ISBN 9789652226129
  • Forty new ancient West Semitic inscriptions, Tel Aviv: Archaeological Center Publication, 1994, ISBN 9789652225115

Artikel (Auswahl)

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Einzelnachweise

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  1. Deutsch, Robert bei d-nb.info. Abgerufen am 27. Mai 2021.
  2. Deutsch, Robert bei lccn.loc.gov. Abgerufen am 27. Mai 2021.
  3. a b c d e Robert Deutsch bei biblicalarchaeology.org. Abgerufen am 27. Mai 2021.
  4. a b c d Robert Deutsch Files Suit Against the IAA bei biblicalarchaeology.org. Abgerufen am 27. Mai 2021.
  5. a b c d e f Hershel Shanks: Trial Reaching Climax? bei biblicalarchaeology.org. Abgerufen am 27. Mai 2021.
  6. Lasting Impressions, Robert Deutsch, BAR 28:04, Jul-Aug 2002 bei cojs.org. Abgerufen am 27. Mai 2021.
  7. Daniel I. Block: Israel: Ancient Kingdom Or Late Invention?, B&H PUB GROUP; Illustrated Edition, 2008, ISBN 978-0805446791, S. 66, 67 Fußnoten
  8. a b c d Dr. Robert Deutsch bei independent.academia.edu. Abgerufen am 27. Mai 2021.
  9. Coinage of the First Jewish Revolt Against Rome: Iconography, Minting Authority, Metallurgy in The Jewish Revolt against Rome, Brill, 2011 Coinage of the First Jewish Revolt Against Rome: Iconography, Minting Authority, Metallurgy, S. 369 Fußnote bei academia.edu. Abgerufen am 27. Mai 2021.
  10. Western Area M (The 1998-2000 Seasons) Israel Finkelstein, David Ussishkin, Robert Deutsch, MEGIDDO IV in Emery and Claire Yass Publications in Archaeology Tel Aviv, 2006. Bei independent.academia.edu. Abgerufen am 27. Mai 2021.
  11. a b After 7-year saga, a surprising end to antiquities fraud case bei timesofisrael.com. Abgerufen am 27. Mai 2021.
  12. Recording New Epigraphic Evidence; Essays in Honor of Robert Deutsch zusammen mit Gabriel Barkay, André Lemaire, Martin Heide, Regine Hunziker-Rodewald, Meir Lubetski, Alan Millard, Bezalel Porten, Philip Schmitz, Daniel Vainstub, Leshon Limudim; First Edition, 2015, ISBN 978-9657162217
  13. EABS Research group: Northwest Semitic Epigraphy Related to the Biblical World bei academia.edu. Abgerufen am 27. Mai 2021.
  14. What If an Israeli National Symbol Is a Fake? The trouble with the Maadana lyre, Daniel Estrin, 2016 bei newrepublic.com. Abgerufen am 27. Mai 2021.
  15. Israel names fifth suspect in major antiquities fraud case bei jweekly.com. Abgerufen am 27. Mai 2021.
  16. a b Thomas D. Bazley: Crimes of the Art World, Praeger, 2010, ISBN 978-0-313-36047-3, S. 72, Box 4.3 Bible-Era Relics found to be Frauds in Israel bei google books. Abgerufen am 27. Mai 2021.
  17. Examination of Authenticity: James Brother of Jesus Ossuary and Yehoash King of Yehuda Inscription bei bibleinterp.arizona.edu. Abgerufen am 27. Mai 2021.
  18. Ivory Pomegranate bei madainproject.com. Abgerufen am 27. Mai 2021.
  19. The Inscribed Pomegranate from the Israel Museum Examined Again, 2007 bei researchgate.net. Abgerufen am 14. Mai 2021.
  20. Strata: Lemaire and Yardeni Were Suspected of Forgery, 2009 bei baslibrary.org. Abgerufen am 17. November 2020.
  21. Reconsidering the Authenticity of the Berekhyahu Bullae: A Rejoinder zusammen mit Pieter G. van der Veen, Gabriel Barkey, 2016 bei academia.edu. Abgerufen am 27. Mai 2021.
  22. Yuval Goren: The Authenticity of the Bullae of Berekhyahu Son of Neriyahu the Scribe zusammen mit Eran Arie in Bulletin of the American Schools of Oriental Research, 2014, doi:10.5615/bullamerschoorie.372.0147 download als pdf möglich bei researchgate.net. Abgerufen am 27. Mai 2021.