Robert Lehniger

deutscher Regisseur und Videokünstler

Robert Lehniger (* 1974 in Weimar)[1] ist ein deutscher Regisseur und Videokünstler.

Robert Lehniger (2021)

Lehniger wurde 1974 in Weimar geboren und wuchs in Gotha auf.[2] Später studierte er Visuelle Kommunikation und Mediengestaltung (Experimentelle Television) an der Bauhaus-Universität Weimar.[3] Eines seiner ersten Theaterprojekte „Wir Voodookinder“ in dem u. a. auch Sandra Hüller debütierte, wurde 1996 zum Theatertreffen der Jugend nach Berlin eingeladen[4]. Von 2000 bis 2002 war er Regieassistent am Theater Basel.[5] Seit 2002 arbeitet er als freier Regisseur und Videokünstler.[6]

2008 wurde Lehniger für Robinson Crusoe oder Friday, I'm in love zum Theaterfestival junger Regisseure Radikal jung ans Münchner Volkstheater eingeladen.[7][8][9] Mit seiner Inszenierung von Rainer Werner Fassbinders Katzelmacher wurde er 2015 erneut zum Berliner Theatertreffen der Jugend eingeladen.[10]

2016 entwickelte Lehniger in Düsseldorf das Format des Theater „to go“, in dem er Bearbeitungen von deutschen Klassikern aufführt und das Theater auf Einladung Düsseldorfer Bürger an verschiedene Orte der Stadt bringt. Entstanden ist seine Idee zum Format während der Sanierung des Schauspielhauses am Gustaf-Gründgens-Platz. Das neue Leitungsteam der Intendanz von Wilfried Schulz hatte zunächst keinen festen Spielort mehr, und aus dem unfreiwilligen Umgang mit Provisorien entstand schließlich die Idee, die Inszenierungen an verschiedenen Orten Düsseldorfs aufzuführen.[11] Bisher wurden so Goethes Faust (to go), Lessings Nathan (to go) und Dorsts Parzival (to go) auf Gastspielreise durch die Stadt geschickt und so unter anderem in der JVA, im Industrieclub, in der Bunkerkirche, im Düsseldorfer Landtag, im Oberlandesgericht, in der Düsseldorfer Synagoge, in der Psychiatrie und später auch im Schauspielhaus gezeigt. 2023 folgte die Neuinszenierung von Schillers Johanna (to go).[12][13][14][15] Lehnigers Format wurde ebenfalls von der Wissenschaftlerin Verena Elisabet Eitel aufgegriffen, die dieses anschließend zum Gegenstand einer Forschungsarbeit über „temporäre Aufführungsanordnungen“ machte.[11][16]

Neben seiner Arbeit als Regisseur produzierte er Videos für Inszenierungen von Stefan Pucher, Benedikt von Peter, Calixto Bieito und Christiane Pohle.[1]

Von 2019 bis 2022 war er Professor für Schauspiel und Studiengangsleiter am Cours Florent Berlin[17][18] an der Hochschule Macromedia.[19] Seit September 2022 leitet er die MetFilm School in Berlin[20].

2021 wurde seine Inszenierung „Corpus Delicti“ nach dem Roman von Juli Zeh am Deutschen Theater Berlin zu den Ruhrfestspielen[21] und zum Schäxpir-Theaterfestival für junges Publikum nach Linz eingeladen.[22]

In seinen filmischen Arbeiten, Bühneninszenierungen, Videoinstallationen und Transmedia-Projekten untersucht er die Schnittstelle von Theater und digitalen Medien und spielt mit den Formen des medialen Erzählens im Realraum und im Netz. Seine Arbeiten basieren auf Romanvorlagen, Filmstoffen und eigenen Stückentwicklungen und werden u. a. an Schauspiel- und Opernhäusern in Deutschland, Österreich und der Schweiz gezeigt, wie z. B. am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Schauspielhaus Zürich, am Schauspiel Frankfurt, an den Münchner Kammerspielen, an der Volksbühne Berlin, am Burgtheater Wien, am Residenztheater München, am Theater Neumarkt in Zürich, am Staatsschauspiel Dresden und an der Deutschen Oper Berlin.[23]

Er führt auch Regie bei der Show zur Verleihung des Europäischen Filmpreises 2023 in Berlin.[24]

Inszenierungen (Auswahl)

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Auszeichnungen

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  • 2003: Einladung zum Prager Theaterfestival deutscher Sprache mit der Inszenierung Neunundreissigneunzig nach dem Roman von Frédéric Beigbeder am Theater Basel[59]
  • 2005: Einladung zum Berliner Theatertreffen mit Stefan Puchers Inszenierung Homo Faber von Max Frisch am Schauspielhaus Zürich, an der Lehniger als Dramaturg mitarbeitete[60]
  • 2011: Auszeichnung „Hammer in Gold“ der Fachzeitschrift HORIZONT in der Ausgabe 43/2011 für das Crossmedia-Projekt Eyjafjallajökull-Tam-Tam[42][61][62]
  • 2023: Einladung zu den 22. Internationalen Schillertagen ans Nationaltheater Mannheim mit der Inszenierung von Friedrich Schillers Johanna (to go) am Düsseldorfer Schauspielhaus[63][64]
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Einzelnachweise

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  1. a b lexikon - Lehniger, Robert. Abgerufen am 18. August 2022.
  2. "Schneckenmühle ist eine Utopie". In: Sächsische Zeitung, S. 15. 29. Oktober 2013.
  3. Robert Lehniger. In: Deutsches Theater Berlin. Abgerufen am 1. August 2022.
  4. Hüller. Abgerufen am 12. Dezember 2023.
  5. Sturm 2002/03 | Archiv Theater Basel. Abgerufen am 1. August 2022.
  6. Lehniger, Robert. In: Nachtkritik. Abgerufen am 1. August 2022.
  7. lexikon - Lehniger, Robert. Abgerufen am 18. August 2022.
  8. Claudia Schülke: Schauspiel Frankfurt: Immer wieder Freitag. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 18. August 2022]).
  9. Lehniger, Robert. In: Nachtkritik. Abgerufen am 1. August 2022.
  10. a b Katzelmacher, von Rainer Werner Fassbinder Erzählt von jungen Dresdnerinnen und Dresdnern eine Produktion der Bürgerbühne. In: Schauspielhaus Dresden. Abgerufen am 1. August 2022.
  11. a b Sema Kouschkerian: Schauspielhaus erfolgreich mit Theater "to go". In: Rheinische Post Nr. 301 - Düsseldorf-Mitte/West, S. 19. 30. Dezember 2019.
  12. a b Faust (to go), von Johann Wolfgang von Goethe. In: D'haus-Düsseldorfer Schauspielhaus. Abgerufen am 1. August 2022.
  13. a b Nathan (to go), von Gotthold Ephraim Lessing. In: D'haus-Düsseldorfer Schauspielhaus. Abgerufen am 1. August 2022.
  14. a b Sema Kouschkerian: Theaterpremiere: Der Junge, der ein Ritter werden wollte. In: RP Online. 8. Dezember 2019, abgerufen am 1. August 2022.
  15. a b Johanna (to go), von Friedrich Schiller — Eine mobile Inszenierung. In: D'haus-Düsseldorfer Schauspielhaus. Abgerufen am 1. August 2022.
  16. Verena Elisabet Eitel: Theater in Bewegung. Eine Befragung des „Architektonischen“ anhand mobiler und temporärer Aufführungsanordnungen — MAP. In: map media archive performance. Abgerufen am 17. August 2022.
  17. Robert Lehniger – Künstler*innen – Schauspielhaus Bochum. In: Schauspielhaus Bochum. Abgerufen am 1. August 2022.
  18. Dozenten am Cours Florent | Robert Lehniger | Cours Florent. Abgerufen am 1. August 2022.
  19. René Zipperlen: "Netflix ist, wo alle hinwollen" - Die Macromedia Hochschule bietet nun auch in Freiburg einen Studiengang Schauspiel an. In: Badische Zeitung, S. 10. 30. März 2022.
  20. MetFilm School Team. Abgerufen am 23. August 2022 (britisches Englisch).
  21. a b Corpus Delicti. In: Ruhrfestspiele. Abgerufen am 1. August 2022.
  22. Marlene Penn: Schäxpir 2021: Corpus Delicti. In: subtext.at. 19. Juni 2021, abgerufen am 5. August 2022 (deutsch).
  23. Robert Lehniger. In: Deutsches Theater Berlin. Abgerufen am 1. August 2022.
  24. European Film Awards. Abgerufen am 12. Dezember 2023 (englisch).
  25. Neunundreissigneunzig 2001/02 | Archiv Theater Basel. Abgerufen am 18. August 2022.
  26. Motto «Ausnahmezustand». In: nzz.ch. 17. Mai 2002, abgerufen am 18. August 2022.
  27. schauspielfrankfurt_spielplan_premieren. Abgerufen am 18. August 2022.
  28. Schweizer Träumer, sibirische Terroristen. In: nzz.ch. 21. Dezember 2004, abgerufen am 19. August 2022.
  29. Koch. Abgerufen am 18. August 2022.
  30. schauspielfrankfurt_spielplan_bildergalerie. Abgerufen am 18. August 2022.
  31. Stadt der Zukunft 2005/06 | Archiv Theater Basel. Abgerufen am 18. August 2022.
  32. Macht und Rebel. In: Volksbühne Berlin. Abgerufen am 1. August 2022.
  33. Eva Maria Klinger: - Katzenjammer auf dem Catwalk - Undurchschaubare Moral: Lisa D. präsentiert ihr Modelabel "boat people TM" im Kasino am Schwarzenbergplatz. In: Wiener Zeitung. Abgerufen am 5. August 2022.
  34. Claudia Schülke: Schauspiel Frankfurt: Immer wieder Freitag. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 1. August 2022]).
  35. Esther Boldt: Nibelungen – Robert Lehnigers Remake des urdeutschen Trauerspiels. In: Nachtkritik. 26. Oktober 2008, abgerufen am 1. August 2022.
  36. Peter Schneeberger: Ich habe King Kong zum Weinen gebracht – Raffiniert stachelt Johannes Schrettle die Sehnsucht an. In: Nachtkritik. 6. April 2008, abgerufen am 1. August 2022.
  37. Apartment666.com (15 Kurzfilme), Kurzspielfilm, 2009 | Crew United. Abgerufen am 18. August 2022.
  38. Schauspielfrankfurt Spielplan Stueckinhalt. In: Bühnen Frankfurt. Abgerufen am 5. August 2022.
  39. Ensembles und Premieren 2009/2010 im Schauspiel Hannover. Abgerufen am 18. August 2022.
  40. Felizitas Ammann: Week_End – Robert Lehniger bringt Jean Luc Godards grausig-groteskes Meisterwerk auf die Bühne. In: Nachtkritik. 9. Februar 2010, abgerufen am 1. August 2022.
  41. Neverland Rising. In: werkleitz. Abgerufen am 5. August 2022.
  42. a b Bärbel Unckrich: Großes Tamtam: Sirup überzeugt mit virtuellem "Eyjafjallajökull"-Stück für das Münchner Residenztheater. In: Horizont. 28. Oktober 2011, abgerufen am 1. August 2022.
  43. André Mumot: Faserland – Robert Lehninger bringt Christian Krachts Roman von 1995 in Hannover auf die Bühne. In: Nachtkritik. 14. April 2012, abgerufen am 1. August 2022.
  44. Der Ring: Next Generation. In: IMDb. Deutsche Oper Berlin, 10. März 2013, abgerufen am 1. August 2022.
  45. Melissa Eddy: Injecting Fresh Gold Into Wagner’s ‘Ring’. In: The New York Times. 26. März 2013, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 18. August 2022]).
  46. Schneckenmühle, nach dem Roman von Jochen Schmidt für die Bühne eingerichtet von Beret Evensen und Robert Lehniger. In: Schauspielhaus Dresden. Abgerufen am 1. August 2022.
  47. HAIR - Theater Bremen. Abgerufen am 1. August 2022.
  48. Oreste - Theater Bremen. Abgerufen am 1. August 2022.
  49. Europa (2016), von Lars von Trier und Niels Vørsel Deutsch von Ulrike Syha | Staatsschauspiel Dresden. In: Schauspielhaus Dresden. Abgerufen am 1. August 2022.
  50. Sascha Ehlert: Herr der Fliegen: survival mode – Minecraft trifft auf William Goldings Robinsonade in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin. In: Nachtkritik. 8. Februar 2016, abgerufen am 1. August 2022.
  51. The Fairy Queen. In: Theater Bremen. Abgerufen am 1. August 2022.
  52. zeit zu lieben zeit zu sterben – Otto Falckenberg Schule. 24. Januar 2019, abgerufen am 1. August 2022.
  53. Abiball, von Lutz Hübner und Sarah Nemitz. In: D'haus-Düsseldorfer Schauspielhaus. Abgerufen am 1. August 2022.
  54. Deutsches Theater Berlin: Deutsches Theater Berlin - Verirrten sich im Wald, nach Hänsel und Gretel der Gebrüder Grimm. Abgerufen am 2. Februar 2023.
  55. Corpus Delicti, nach dem Roman von Juli Zeh. In: Deutsches Theater Berlin. Abgerufen am 1. August 2022.
  56. DAVOR. In: MÜNCHENER BIENNALE – FESTIVAL FÜR NEUES MUSIKTHEATER. Abgerufen am 1. August 2022.
  57. Uraufführung "DAVOR" - VR Theaterstück mit Dokumentarischen Elementen. In: XR HUB Bavaria. 28. April 2022, abgerufen am 19. August 2022 (amerikanisches Englisch).
  58. Torben Ibs: „VERBUNDENSEIN“ AM JUNGEN SCHAUSPIELHAUS BOCHUM. In: Die junge Bühne. 25. Januar 2022, abgerufen am 1. August 2022.
  59. Prager Theaterfestival deutscher Sprache. In: theater.cz. Abgerufen am 17. August 2022.
  60. Homo Faber - Theatertreffen. In: Berliner Festspiele. Abgerufen am 5. August 2022.
  61. Was für ein Tam Tam! In: SIRUP. Abgerufen am 1. August 2022.
  62. Eyjafjallajökull - Tam-Tam (Inszenierungsbegleitendes Spielfilmprojekt), TV-Film, 2011 | Crew United. Abgerufen am 18. August 2022.
  63. Nationaltheater Mannheim: Schillertage | Nationaltheater Mannheim. Abgerufen am 29. April 2023.
  64. Kulturregion Rhein Neckar: Kulturmagazin Metropolregion Rhein Neckar. Abgerufen am 6. Juni 2023.