Rochus III. von Rochow-Plessow

Ehrenkämmerer des Papstes, Ehrenritter des Malteserordens und königlich preußischer Major, Publizist und Politiker

Rochus III.[1] von Rochow-Plessow (* 2. Oktober 1828 in Plessow bei Werder (Havel); † 8. Juni 1896[2] in Dresden) war Ehrenkämmerer des Papstes[3], Ehrenritter des Malteserordens und königlich preußischer Major,[4] Publizist[5] und Politiker.

Grabstätte des Rochus III. von Rochow und seiner Frau Julie, geborene von Stolberg-Stolberg, in Brauna (Sachsen); hinten links mittig.

Rochus entstammte dem alten evangelischen Landadel und war der jüngste Sohn des Hans Karl Dietrich von Rochow auf Plessow (1797–1857) und der Wilhelmine, geborene von Schack (1801–1848). Rochus Vater war Gutsherr auf alt ererbten Besitz bei Potsdam, Hofmarschall und Major d. R.[6] Die Mutter war eine Tochter des Generals Wilhelm Georg von Schack. Geschwister waren der später bekannt gewordene Politiker Hans von Rochow auf Plessow und Stülpe und der Regierungsrefendar Adolf Friedrich V. von Rochow (1826–1864) auf Krahne mit Rotscherlinde. Entgegen dem klassischen Schulweg seiner Cousins aus der Stülper Nebenlinie sowie seiner älteren Plessower Brüder ging Rochus III. nicht auf das Internat der Brandenburger Ritterakademie. Er war seit 1842 gleich beim Kadettenkorps in Potsdam. Von Rochus vier Schwestern verstarben zwei sehr früh. Schwester Luise Wilhelmine (1822–1915)[7] lebte lange in Bel-Air in der Schweiz und war zum Schluss die älteste Vertreterin der 19. Familiengeneration des Adelsgeschlecht von Rochow.[8] Schwester Elisabeth (1826–1904) war mit August von Waldow-Stubbenhagen liiert. Mit seinem Bruder Hans war er Mitglied im Verband der Familiengeschichtsforscher, mit Hauptaugenmerk auf Genealogie und Heraldik.[9] Friedrich Ludwig VII. von Rochow-Plessow war sein Neffe.

Militärzeit

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Rochus III. war königlicher Leibpage und Offiziersanwärter beim Königlich Preußischen 1. Garde-Ulanen-Regiment in Potsdam, 1848 Sekondeleutnant, 1857 erhielt man den Dienstgrad Rittmeister. Zeitgleich war er auch mit seinen Brüdern Mitglied des Vereins für Pferdezucht und Pferdedressur zu Berlin.[10] 1866 nach der Schlacht bei Königgrätz nahm er seinen Abschied mit dem Charakter eines Majors.[11][12]

Am 30. Mai 1865[13] heiratete er Julie Luise Marie Anna Gräfin zu Stolberg-Stolberg (1842–1879), eine Tochter des Reichstagsabgeordneten Cajus zu Stolberg-Stolberg. Das Paar[14] lebte zunächst in Potsdam, zuletzt dauerhaft seit 1870 in Dresden[15], und zwischendurch auf Schloss Brauna bei Kamenz in Sachsen. Das Ehepaar hatte eine Tochter, Marie (1866–1915). Marie übernahm in Tradition des Vaters die Unterstützung des Potsdamer Krankenhauses St. Josef[16], ging 1887 nach Frankreich in das Kloster „Der Töchter christlicher Liebe“ als Krankenpflegerin. Nach dem Tode des Vaters erhielt sie von der Familie von Rochow eine Abfindung.[17] Sie starb als Nonne in Rom.[18] Julie und Rochus sind auf dem herrschaftlichen Friedhof in Brauna beerdigt, Tochter Marie auf dem deutschen Friedhof im Vatikan. Rochow selbst konvertierte bereits 1852 zum katholischen Glauben[19] und legte dieses Bekenntnis in Breslau ab.[20] Als Theodor Fontane ihn kennenlernte bemerkte der kurz, „katholisch geworden; Bruder des Plessower`s“.[21] Seine selbstverfasste Vita als Konvertit erschien kurz nach seinem Tode, unter dem Titel „Glückliche Fahrt“.[22]

Malteserritter und Wohlfahrt

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Rochus III. von Rochow war führend in der Katholischen Gemeinde zu Potsdam[23] und somit ebenso an der Gründung und dem Ausbau des Potsdamer Krankenhauses St.Josef beteiligt.[24] Als Ehrenritter des souveränen Malteserordens finanzierte Rochow ein so genanntes Freibett für Bedürftige in einem schlesischen Krankenhaus[25] und war dann allgemein Delegierter für die vom Verein der Schlesischen Malteser-Ritter gestifteten Krankenhausbetten in Berlin und Potsdam zuständig.[26]

Publizist und Politiker

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Er war Redakteur des Katholischen Volksblattes[27] aus Sachsen, dessen Leitung er 1874 übernahm und gab parallel eine katholische Beilage[28] des doch zu jener Zeit eher protestantisch geprägten Deutschen Adelsblattes heraus. Später war Rochow ein enger Mitarbeiter des Kommissars der General-Versammlungen der Katholiken Deutschlands, Karl Fürst zu Löwenstein.[29] Als einer der führenden Persönlichkeiten[30] der Ultramontanen Partei[31] ist er mehrfach als Kandidat zum Reichstag vorgeschlagen gewesen.[32] Er kandidierte konkret für die Wahlkreise 4 und 5 (Dresden-Altstadt, Friedrichstadt, Neustadt und Umgegend).[33]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Adolf Friedrich August von Rochow: Nachrichten zur Geschichte des Geschlechts derer von Rochow und ihrer Besitzungen. Ernst und Korn, Berlin 1861, S. 184 (hab.de).
  2. Zweitangabe eines anderen Todesdatums, 9. Juni 1896 in:: Herrschaftliches Gutsarchiv von Rochow-Plessow-Stülpe. BLHA 37 Stülpe-Plessow Film 221, XII 785. Stülpe, Plessow 1899, S. 1 f. (brandenburg.de).
  3. Illustrirte Zeitung, 106, Nr. 2764, Johann Jacob Weber, Leipzig 1896-06-20, S. 759. Online
  4. Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog, Hrsg. Anton Bettelheim, Band 3, Georg Reimer, Berlin 1900, S. 29. Online
  5. Zeit- und Lebensbilder, Hrsg. Johannes Janssen, Band 2, 4. Auflage, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 1889, S. VII f. Online
  6. Alphabetischer Nachweis, Adressbuch, des in den Preussischen Staaten mit Rittergütern angesessenen Adels 1857, Hrsg. K. Fr. Rauer, Selbstverlag, Berlin 1857, S. 189. Online
  7. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel 1917, Achtzehnter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1916, S. 755. Online
  8. Wichard von Rochow und Fritz von Rochow: Protokoll des von Rochowschen Familientages. Film 66 Auflage. BLHA Akte 37 Rep. Gutsarchiv von Rochow-Stülpe-Plessow. Berlin 1904, S. 4 (brandenburg.de).
  9. Alfred Freiherr von Eberstein, Botho Freiherr von Eberstein: Hand-und Adressbuch der Genealogen und Heraldiker unter besonderer Berücksichtigung der Familiengeschichtsforscher, in: Handbuch für den deutschen Adel, Band I. Abtheilung, Hrsg. Emil von Maltitz, Mitscher & Röstell, Berlin 1889, S. 126. Online
  10. Verzeichnis der Mitglieder des Vereins für Pferdezucht und Pferdedressur zu Berlin im Jahre 1858. Gebr. Unger Hofbuchdruckerei, Berlin 1858, S. 13. Online
  11. Altwig v. Arenstorff: 75 Jahre des Königlich Preußische 1. Garde-Ulanen-Regiments 1819–1894, Offiziersausgabe, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1898, S. 426. KVK
  12. Horst Conrad: Stand und Konfession. Der Verein der katholischen Edelleute. Band: Die Jahre 1857–1918, Hrsg. Verein katholischer Edelleute Deutschlands, Rheinberg 2008, S. 155. Online/PDF
  13. Gothaischer genealogischer Hofkalender nebst diplomatisch-statistischem Jahrbuch. Band 107. Justus Perthes, Gotha 1870, S. 344 (digitale-sammlungen.de [abgerufen am 30. April 2021]).
  14. Manfred P. Fleischer: Katholische und lutherische Ireniker, unter besonderer Berücksichtigung des 19. Jahrhunderts. Musterschmidt, Göttingen 1968, S. 189–210 (google.de).
  15. Einwohneramt der Königlichen Polizeidirection (Hrsg.): Adreß- und Geschäftshandbuch der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden, Jahrgänge bis 1896. Band 16. E. Blochmann u. Sohn, Dresden 8. Januar 1870, S. 246 (slub-dresden.de).
  16. Herrschaftliches Gutsarchiv von Rochow-Plessow-Stülpe. In: Patronatspflichten der Gutsherrschaft Stülpe. Enthält auch: Stiftung der Marie v. Rochow an das St. Joseph-Krankenhaus in Potsdam im Jahre 1887. Stülpe, Plessow 1902, S. 1889–1902 (brandenburg.de [abgerufen am 2. Mai 2021]).
  17. Herrschaftliches Gutsarchiv von Rochow-Plessow-Stülpe. In: Abfindung der Marie v. Rochow, Tochter des Majors a.D. Rochus v. Rochow († 8.6.1896) zu Dresden, aus dessen Lehnstämmen und Auseinandersetzung unter den Lehnserben (Handakten von Hans Wilhelm v. Rochow und seinem Sohn Rochus Friedrich Rudolf). Stülpe, Plessow 1901, S. BLHA-Rep. 37 Stülpe-Plessow Film 144 (brandenburg.de).
  18. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser 1917. 18. Auflage. Justus Perthes, Gotha 1916, S. 756 (archive.org [abgerufen am 27. Mai 2021]).
  19. Genealogisches Taschenbuch. Justus Perthes, Gotha 1874, S. 284 (google.de).
  20. David August Rosenthal: Konvertitenbilder aus dem neunzehnten Jahrhundert. 1872, S. 24 (google.de).
  21. Theodor Fontane: Werke, Schriften und Briefe. In: Walter Keitel, Helmuth Nürnberger, Bernhard Zand, Isabella Borinski, Gotthard Erler, Heide Streiter-Buscher (Hrsg.): 3. Abteilung, Aus den Tagebüchern. Band III., Nr. 2. Carl Hanser, München 1997, ISBN 978-3-446-12397-7, S. 1152 (google.de).
  22. Rochus von Rochow: Glückliche Fahrt, Verlag Pflugmacher, Leipzig 1897, S. 1–52. KVK
  23. Manfred Glaser, Michael Kindler: Borromäerinnen in Potsdam. In: Schriftenreihe der katholischen Propstei St. Peter und Paul Potsdam. Nr. 14. Potsdam 2010, S. 12 f. (peter-paul-kirche.de).
  24. Ein Haus für Kranke, der Patient ein Gast. Potsdam 2020, S. 1861–1892 (alexianer-potsdam.de).
  25. Archiv für schlesische Kirchengeschichte. Band 19–21. Aschendorff, Münster 1961, S. 286 (google.de).
  26. Handbuch des Vereins der Schlesischen Malteser-Ritter, Verlag Schles. Volkszeitungs-Buchdruckerei (G. P. Aderholz Buchhandlg.), Breslau 1891, S. 42–43. Online/PDF
  27. Die katholische Presse in Europa 1877. 2. Auflage. Leo Woerl, Würzburg 15. Februar 1877, S. 29 (google.de [abgerufen am 2. Mai 2021]).
  28. Westfälische Zeitschrift. Band 158. Bonifacius-Druckerei, Paderborn 2008, S. 141 f. (google.de).
  29. Paul Siebertz: Karl Fürst von Löwenstein, ein Bild seines Lebens, nach Briefen, Akten und Dokumenten. Josef Kosel & Pustet, München, Füssen 1924, S. 337–460 (google.de).
  30. Friedrich Nippold: Der christliche Adel deutscher Nation: ein Rückblick und Ausblick auf seine Vergangenheit und Zukunft. Georg Reimer, Berlin 1893, S. 122 (google.de).
  31. Karl Buhheim: Ultramontanismus und Demokratie, der Weg der deutschen Katholiken im 19. Jahrhundert. Kösel, München 1963, S. 362 f. (google.de).
  32. Kamenzer Wochenschrift Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und des Stadtraths zu Kamenz so wie des Stadtgemeinderaths zu Elstra. In: Stadt Kamenz (Hrsg.): Zeitung. 14. Juni 1896. Krausche, Kamenz (hfbk-dresden.de).
  33. An die katholischen Reichstagswähler des 4. und 5. Wahlkreises (Dresden-Altstadt, Friedrichstadt, Neustadt und Umgegend rechts und links der Elbe): Wiederum naht die Gelegenheit, in der Erfüllung unserer Pflicht als Reichstagswähler am 28. October ... Wählen wir also ... Herrn Major a.D. Rochus von Rochow in Dresden, in: Wahlaufruf, Verlag Franz Kreutzer, Dresden 1884-10-15, S. 1. Online
  34. Nachrichten zur Geschichte des Geschlechts derer von Rochow und ihrer Besitzungen, Berlin 1861. Online diglib.hab