Rocuronium ist ein nicht-depolarisierendes Muskelrelaxans, das 1995 in Deutschland in die klinische Anästhesie eingeführt wurde. Es stellt eine Weiterentwicklung des Aminosteroids Vecuronium dar (Rapid onset veCURONIUM[2]).

Strukturformel
Strukturformel von Rocuronium
Gegenion nicht abgebildet
Allgemeines
Freiname Rocuronium
Andere Namen

[3-Hydroxy-10,13-dimethyl-2-morpholin-4-yl-16-(1-prop-2-enyl-2,3,4,5-tetrahydropyrrol-1-yl)-2,3,4,5,6,7,8,9,11,12,14,15,16,17-tetradecahydro-1H-cyclopenta[a]phenanthren-17-yl]acetat (IUPAC)

Summenformel C32H53N2O4+
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer (Listennummer) 601-597-6
ECHA-InfoCard 100.122.235
PubChem 441290
ChemSpider 390053
DrugBank DB00728
Wikidata Q27108171
Arzneistoffangaben
ATC-Code

M03AC09

Eigenschaften
Molare Masse 529,77 g·mol−1
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]

Bromid

Gefahr

H- und P-Sätze H: 301​‐​335
P: 261​‐​264​‐​270​‐​271​‐​301+310​‐​304+340+312[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Eigenschaften

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Rocuronium hat unter den nicht-depolarisierenden Muskelrelaxantien die kürzeste Wirkeintrittszeit (Anschlagzeit) und ist daher eine Alternative, wenn aufgrund von Kontraindikationen bei einer Rapid Sequence Induction kein Succinylcholin verwendet werden kann. Nach ca. 60–90 Sekunden liegen gute Intubationsbedingungen vor. Die klinische Wirkdauer (Zeitdauer bis zur 25%igen Spontanerholung der Kontrollzuckungsstärke) mit 0,6 mg·kg−1 Rocuroniumbromid (das Desacetoxy-Derivat von Vecuronium) beträgt 30–40 Minuten. Die Gesamtwirkungsdauer (Zeit der Spontanerholung auf 90 % der Kontrollzuckungsstärke) beläuft sich auf 50 Minuten. Zudem setzt Rocuronium in Dosierungen von 0,6 bis 1,2 mg/kg kein Histamin[3] frei.

Rocuronium wird vorwiegend in der Leber abgebaut und teilweise über die Niere ausgeschieden. Vorsicht ist also bei Einschränkungen der Leberfunktion geboten.

Anwendung

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Rocuronium darf nur im Rahmen einer Narkose angewendet werden. Es entspannt alle Skelettmuskeln, daher führt die Gabe von Rocuronium zur vorübergehenden Lähmung der Atemmuskulatur und Apnoe. Die Anwendung setzt also das Vorhandensein einer Beatmungsmöglichkeit und die Anwesenheit eines im Airway-Management erfahrenen Arztes voraus.

Gegenmittel

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Seit Mitte 2008 steht mit Sugammadex ein für Rocuronium spezifisches Antidot (Gegenmittel) zur Verfügung. Durch Sugammadex kann die muskelblockierende Wirkung von Rocuronium innerhalb weniger Minuten beendet werden, was die Anwendung von Rocuronium bei Narkoseeinleitungen mit erschwertem Airway-Management wie z. B. der RSI (s. o.) sicherer macht.[4]

Handelsnamen

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Monopräparate

Esmeron (D, A, CH), sowie als Generikum (D, A)

Literatur

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  • J. M. Hunter: Rocuronium: the newest aminosteroid neuromuscular blocking drug. In: British journal of anaesthesia. Band 76, Nummer 4, April 1996, S. 481–483, PMID 8652315. (Review).
  • W. C. Bowman: Neuromuscular block. In: British journal of pharmacology. Band 147 Suppl 1, Januar 2006, S. S277–S286, doi:10.1038/sj.bjp.0706404. PMID 16402115. PMC 1760749 (freier Volltext). (Review).
  • T. Raghavendra: Neuromuscular blocking drugs: discovery and development. In: Journal of the Royal Society of Medicine. Band 95, Nummer 7, Juli 2002, S. 363–367, PMID 12091515. PMC 1279945 (freier Volltext).
  • H. Striebel: Die Anästhesie Hrsg. 4., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2019. doi:10.1055/b-006-163370

Einzelnachweise

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  1. a b Datenblatt Rocuronium Bromide, United States Pharmacopeia (USP) Reference Standard bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 1. Januar 2023 (PDF).
  2. H. Striebel: Die Anästhesie. 4., vollständig überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart 2019, S. 174. doi:10.1055/b-006-163370
  3. Reinhard Larsen: Anästhesie und Intensivmedizin in Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie. (1. Auflage 1986) 5. Auflage. Springer, Berlin/ Heidelberg/ New York u. a. 1999, ISBN 3-540-65024-5, S. 37.
  4. M. Naguib: Sugammadex: another milestone in clinical neuromuscular pharmacology. In: Anesthesia and analgesia. Band 104, Nummer 3, März 2007, S. 575–581, doi:10.1213/01.ane.0000244594.63318.fc, PMID 17312211.