Rundbogenstil

Baustil des Historismus

Der Rundbogenstil ist ein Baustil des Historismus, der die Stildiskussion in Deutschland in der Mitte des 19. Jahrhunderts dominierte. Er nahm Elemente der byzantinischen, romanischen und Renaissancearchitektur auf und verband sie mit stilneutralen Motiven, wobei die Ausprägungen regional unterschiedlich waren. Eine Abgrenzung zur Neuromanik und Neurenaissance ist nicht eindeutig möglich.[1]

Heinrich Hübsch: Hauptgebäude des Polytechnikums in Karlsruhe, 1833–35

Beschreibung

Bearbeiten

Mit der Anlehnung an frühchristliche Vorbilder grenzt sich der Rundbogenstil vom Klassizismus ab, der mit seinem Rückgriff auf die Formensprache der griechischen Antike das frühe 19. Jahrhundert beherrscht hatte. Der Rundbogenstil schaffte mit seiner neuartigen Fassadenarchitektur die erste zeitgenössische Antwort auf die Frage nach einem angemessen Baustil seiner Zeit, die gegen Mitte des 19. Jahrhunderts von politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen vor dem Hintergrund der aufkeimenden deutschen Nationalbewegung und der beginnenden Industriellen Revolution gestellt wurde. Gegenüber den Säulenordnungen und dem Gliederbau des Klassizismus ermöglichte die Wölbtechnik flexiblere und rationellere Konstruktionen. Damit ist der Rundbogenstil ein frühes Beispiel für den Historismus, der schließlich Stilformen als Ausdruck einer bestimmten Bauaufgabe definierte.

Vertreter

Bearbeiten
 
Empfangsgebäude des Bahnhofs Borken (Hessen) von Julius Eugen Ruhl

Ein einflussreicher Vertreter und theoretischer Vordenker des Rundbogenstils war unter anderem der Karlsruher Architekt Heinrich Hübsch, der mit seiner 1828 erschienenen Schrift In welchem Style sollen wir bauen? gedankliche Grundlagen für den Rundbogenstil schuf. In München können verschiedene Bauten von Leo von Klenze und Friedrich von Gärtner dem Rundbogenstil zugerechnet werden. In Norddeutschland vertrat ihn vor allem die von Conrad Wilhelm Hase begründete Hannoversche Architekturschule (weitere Vertreter waren hier Ludwig Droste und Edwin Oppler). In Preußen bildete die Schinkelschule die sogenannte „Berliner Rundbogenarchitektur“ heraus. In Kassel folgte unter anderem Julius Eugen Ruhl mit seinen Bahnhofsbauten diesem Stil. Auch auf die nordamerikanische Architektur des mittleren 19. Jahrhunderts, namentlich in New York oder Philadelphia, übte der Rundbogenstil einen entscheidenden Einfluss aus.[2]

Beispiele

Bearbeiten

Siehe auch

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Rundbogenstil architecture – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Eintrag Rundbogenstil in: Gerhard Strauss, Harald Olbrich: Lexikon der Kunst. Architektur, bildende Kunst, angewandte Kunst, Industrieformgestaltung, Kunsttheorie. Seemann, Leipzig 1994, Band 6, S. 293 ff.
  2. Kathleen Curran: The German Rundbogenstil and Reflections on the American Round-Arched Style. In: Journal of the Society of Architectural Historians 47, 1988, S. 351–373. - Michael J. Lewis: Der Rundbogenstil und die Karlsruhe-Philadelphia Achse. In: Dauer und Wechsel: Festschrift für Harold Hammer-Schenk. Lukas Verlag, Berlin 2004, S. 128–138.
  3. Franz Ast: Anstaltsberichte In: Heinrich Laehr (Hrsg.): Allgemeine Zeitschrift für Psychiatrie und psychisch-gerichtliche Medizin. de Gruyter, 1871, S. 346–347 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Johanneskirche Düsseldorf, Geschichte
  5. „Bahnhöfe im Saarland, Stilentwicklung“
  6. tuepedia