Rusa II. war ein urartäischer König. Seine genaue Herrschaftszeit ist unbekannt. Sie wird gewöhnlich auf 680 bis 650 v. Chr. (oder 685–645[2]) angesetzt. Er war einer der bedeutendsten urartäischen Könige. Der Name wurde vermutlich Ursa ausgesprochen – ein R am Wortanfang ist für kein anderes urartäisches Wort belegt – so wird der Name teilweise auch in assyrischen Quellen geschrieben. Nach einer Inschrift Assurbanipals wurde er auch Jaja genannt.

Urartu zur Zeit Rusas II. Die Nordgrenze ist hier zu weit nach Norden vorgeschoben, Qulḫa ist nicht mehr inschriftlich belegt. Die assyrische Grenze ist im Gebiet des Urmiasees zu weit nah Norden vorgeschoben.[1]

Rusa führt nach der Torinschrift von Ayanıs die Titel:

Dynastische Beziehungen

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Rusa II. war der Sohn seines Vorgängers Argišti II. und gewann die bedeutende Stellung Urartus in Vorderasien vorübergehend zurück. Er bemühte sich um gute Beziehungen zu den skythischen und kimmerischen Einwanderern, die Assyrien bedrängten. König der Assyrer war zu dieser Zeit Assurhaddon. Rusas II. Erbfolge ist nicht geklärt; Nachfolger wurde vielleicht Erimena, der sein Sohn gewesen sein könnte. Erimena trägt allerdings keinen der traditionellen Königsnamen, was auf einen Bruch in der dynastischen Abfolge deuten könnte. Erimenas Sohn Sarduri III. war dann wieder sicher König.

Herrschaft

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Bernbeck geht davon aus, dass sich unter Rusa II. die urartäische Gesellschaft grundsätzlich veränderte.[3] Er führte unter anderem eine differenzierte Bürokratie ein. Rusa rühmt sich in einer Inschrift von dem Tempel in der Festung Rusahinili des Sieges über Assur, Targu, Etiuni, vielleicht das Tal des Kura, Tabal, Qairanu, Ḫatti, Muški und Siluquini (Suluqu südlich des Sewansees?),[4] Bewohner dieser Länder wurden nach Urarṭu deportiert. Er verschleppte Frauen aus Muški, Ḫatti und Ḫaliṭu.[5]

Rusa II. entfaltete eine rege Bautätigkeit, die Provinzen in Transkaukasien erlebten eine Blütezeit. Am Vansee bei Tušpa (heute Van) im Zentrum des Reiches ließ Rusa II. die Stadt Rusaḫinili („Stadt des Rusa“, heute Toprakkale) erbauen und Bewässerungskanäle, Weingärten und Felder anlegen. Rusa erbaute, im Gegensatz zu seinen Vorgängern nicht nur eine, sondern fünf Festungen. Sie können meist durch entsprechende Inschriften zugewiesen werden. Toprakkale löste die Festung von Van ab, Kamir blur die Festung Erebuni. Am Ende seiner Regierungszeit wurden unter anderem die Festungen von Ayanıs, Yukan Anzaf und Çavuştepe zerstört. Diese Zerstörungen werden gewöhnlich den Kimmerern zugeschrieben, Çilingiroğlu und Salvini[6] schließen jedoch auch ein verheerendes Erdbeben nicht aus.

urartäischer Name heutiger Name Lage Bau Ende Anmerkungen
Ḫaldiei URU Ziuqinui Kef Kalesi 6 km nordöstlich von Adilcevaz am nordwestlichen Ufer des Van-Sees unter Rusa II. Unterstadt von Burney identifiziert
Rusaḫinili Eiduru-kai Ayanıs Kalesı Aǧartı nordöstlich von Van, Provinz Van 651 v. Chr. unter Rusa II. vollendet am Ende der Regierungszeit von Rusa II. zerstört, vielleicht durch Erdbeben Unterstadt im Norden (Pinatbası), Osten (Güneytepe) und Süden der Zitadelle
Rusaḫinili Qilbanikai Toprakkale nordöstlich der Zitadelle von Van, auf einem Ausläufer der Zimzim-Berge Rusa II., nach Bastam erbaut gewaltsam zerstört Unterstadt im Osten und Nordosten
Rusa-i URU.TUR Bastam Ak Cay-Tal oberhalb der Qara Ziyaeddin Ebene, Bezirk Choy, westliches Aserbaidschan, Iran unter Rusa II. durch die Meder zerstört? Straßenbefestigung als Vorgängerbau im 8. Jh.
Teišebai URU Kamir blur Ufer des Razdan (Zanga), nordwestlich von Jerewan, Armenien unter Rusa II. Unterstadt liegt südlich und westlich der Zitadelle

Materielle Kultur

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Seine Herrschaft sah tiefgreifende Veränderungen der urartäischen materiellen Kultur. Aus seiner Regierungszeit stammen die ersten Keilschrifttafeln.[7] Fundorte:

  • Toprakkale
  • Kamir blur
  • Bastam
  • Ayanıs
 
Steleninschrift von Keschir-göl über die Erstellung der Wasserversorgung durch Rusa II.

Inschriften

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Inschriften von Rusa II. sind insgesamt auffallend selten und stammen vor allem aus den königlichen Festungen.

  • Der Chemiker Waldemar Belck entdeckte 1891 bei Tušpa die „Rusa-Stele vom Keşiş Gölü (Priestersee)“. Sie belegt die Anlage eines Stausees zur Wasserversorgung Tušpas und Rusaḫinilis.
  • Torinschrift von Ayanıs

Datierung

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Einziger Fixpunkt für die Regierungszeit Rusas ist eine Erwähnung in einem Gebet Assurbanipals von 653/652. Ein Balken aus dem Ḫaldi-Tempel in der Zitadelle Ayanıs hatte ein Fälldatum von 677 bis 673 +4/-7 v. Chr. (keine Waldkante), was den herkömmlichen Datierungs-Ansatz für Rusa bestätigt.[8]

Literatur

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  • Adam T. Smith: Rendering the political aesthetic: Political legitimacy in Urartian representations of the built environment. In: Journal of Anthropological Archaeology, 19, 2000, S. 131–163 (doi:10.1006/jaar.1999.0348).
  • Tuğba Tanyeri-Erdemir: Innovation, change, continuity: considering the agency of Rusa II in the production of the imperial art and architecture of Urartu in the 7th Century BC. In: D. L. Peterson, L. M. Popova, A. T. Smith (Hrsg.): Beyond the Steppe and the sown. Proceedings of the 2002 University of Chicago Conference on Eurasian Archaeology (= Colloquia Pontica, 13). Brill, Leiden 2006, ISBN 90-04-14610-5, S. 264–281.

Einzelnachweise

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  1. Raffaele Biscione, Simon Hmayakyan Neda Parmegiani (Hrsg.): The North-Eastern frontier Urartians and non-Urartians in the Sevan Lake basin. CNR, Istituto di studi sulle civiltà dell’Egeo e del Vicino Oriente, Rom 2002
  2. Tuğba Tanyeri-Erdemir: Agency, Innovation, change, continuity: considering the agency of Rusa II in the production of the imperial art and architecture of Urartu in the 7th Century BC. In: D. L. Peterson, L. M. Popova, A. T. Smith (Hrsg.): Beyond the Steppe and the sown. Proceedings of the 2002 University of Chicago Conference on Eurasian Archaeology. Colloquia Pontica 13. Brill, Leiden 2006, S. 264.
  3. Reinard Bernbeck: Politische Struktur und Ideologie in Urartu. In: Archäologische Mitteilungen aus Iran und Turan, 35/36, S. 267–312.
  4. Paul E. Zimansky: Archaeological enquiries into ethno-linguistic diversity in Urarṭu. In: Robert Drews (Hrsg.): Greater Anatolia and the Indo-Hittite Language family. Institute for the Study of Man, Washington 2001, S. 22
  5. Miroj Salvini: Geschichte und Kultur der Urartäer. Darmstadt 1995, S. 108.
  6. Altan Çilingiroğlu, Mirjo Salvini: When was the Castle of Ayanıs built and what is the meaning of the Word ‘Šuri’? In: Anatolian Iron Ages 4, Proceedings of the Fourth Anatolian Iron Ages Colloquium, Mersin 19-23 May 1997. Anatolian Studies, 49, 1999, S. 56
  7. Tuğba Tanyeri-Erdemir: Agency, Innovation, change, continuity: considering the agency of Rusa II in the production of the imperial art and architecture of Urartu in the 7th Century BC. In: D. L. Peterson, L. M. Popova, A. T. Smith (Hrsg.): Beyond the Steppe and the sown. Proceedings of the 2002 University of Chicago Conference on Eurasian Archaeology. Colloquia Pontica 13. Brill, Leiden 2006, S. 267
  8. P. Kuniholm: Anatolian Iron Ages 4. In: Proceedings of the Fourth Anatolian Iron Ages Colloquium, Mersin, 19-23 May 1997. Anatolian Studies 49, 1999
VorgängerAmtNachfolger
Argišti II.König von Urartu
ca. 680–650 v. Chr.
Erimena