Sandgrube am Weilersberg
Koordinaten: 49° 59′ 35″ N, 8° 5′ 46″ O
Das Naturschutzgebiet Sandgrube am Weilersberg liegt im Landkreis Mainz-Bingen in Rheinland-Pfalz.
Das etwa 9,5 ha große Gebiet, das im Jahr 1986 unter Naturschutz gestellt wurde, erstreckt sich westlich der Ortsgemeinde Heidesheim am Rhein direkt an der nördlich verlaufenden L 422. Die A 60 verläuft etwas weiter entfernt nördlich.
Bei dem Gebiet handelt es sich um eine aufgelassene Sandgrube und angrenzende Flächen mit feuchten, wechselfeuchten und trockenen Bereichen. Der Kalkflugsand wurde in den 1970er Jahren zum Bau der A 60 für die Aufschüttung der Trasse bis auf den Mergelgrund abgebaut. Der nur wenig wasserdurchlässige Mergel begünstigt die Bildung von Feuchtbiotopen, während im Süden der Kalkflugsand als Hang erhalten blieb.
Das kleine Naturschutzgebiet mit seiner einzigartigen Flora und Fauna gehört zum überregional bedeutenden FFH-Gebiet Kalkflugsandgebiet zwischen Mainz und Ingelheim und ist somit Teil des europäischen Natura-2000-Netzes.[1]
Lebensräume
BearbeitenVielfältige, hochwertige Lebensräume auf engstem Raum machen dieses Gebiet so wertvoll: Feuchtbiotope mit Quellbereichen, Röhrichtbestände mit Weidenauengebüsch, Sand- und Steppenrasen im Flugsandbereich.
Pflegemaßnahmen
BearbeitenUm die hochwertigen Lebensräume, die bedrohten Tier- und Pflanzenarten zu erhalten sind gezielte Maßnahmen erforderlich: Rücknahme der Verbuschung, Offenhalten der Sandrasen, Bekämpfung invasiver Arten. Dies erfolgt durch temporäre Beweidung mit Schafen, Exmoor-Ponys oder Eseln. Ergänzt wird die Beweidung durch jährliche Pflegemaßnahmen im Winterhalbjahr.
Flora
BearbeitenBesonders geschützte Arten im NSG:
- Badener Rispengras (Poa badensis), Poaceae, stark gefährdet (Rote Liste 2), im RLP nur zwischen Mainz und Ingelheim.
- Berg-Haarstrang (Peucedanum oreoselinum), Apiaceae, gefährdet (Vorwarnliste)
- Echtes Federgras (Stipa pennata), Poaceae, gefährdet (Rote Liste 3)
- Echtes Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea), Gentianaceae, besonders geschützt
- Feld-Beifuß (Artemisia campestris), Asteraceae
- Feld-Mannstreu (Eryngium campestre), Apiaceae, gefährdet, besonders geschützt (Vorwarnliste)
- Gold-Distel (Carlina vulgaris), Asteraceae
- Haar-Pfriemengras (Stipa capillata), Poaceae, gefährdet (Rote Liste 3)
- Kegelfrüchtiges Leimkraut (Silene conica), Caryophyllaceae, gefährdet (Rote Liste 3)
- Ohrlöffel-Leimkraut (Silene otites), Caryophyllaceae, gefährdet (Rote Liste 3)
- Sand-Lieschgras (Phleum arenarium), Poaceae, gefährdet (Rote Liste 3)
- Sand-Steinkraut (Alyssum montanum ssp. gmelinii), Brassicaceae, stark gefährdet (Rote Liste 2)
- Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium), Asteraceae, besonders geschützt (Rote Liste 3)
- Silbergras (Corynephorus canescens), Poaceae, in RLP stark gefährdet
- Spargelbohne, (Tetragonolobus maritimus), Fabaceae, gefährdet (Rote Liste 3)
- Moose: Eine Studie von 2008 bis 2010 ergab 74 Moosarten mit unterschiedlichen ökologischen Ansprüchen: Arten der Trockenbereiche, der wechselfeuchten, sowie der feuchten Gebiete. Darunter sind sehr seltene Moosarten.[2]
Fauna
Bearbeiten- Avifauna: Neuntöter (Lanius collurio) brüten regelmäßig im NSG. Weitere wertgebende Vogelarten sind u. a. Grünspecht (Picus viridis), Turteltaube (Streptopelia turtur), Nachtigall (Luscinia megarhynchos) und Wiedehopf (Upupa epops).
- Insektenfauna: Bisher sind in dem Gebiet nur die Laufkäferarten in einer Studie von 2017 dokumentiert. 51 Laufkäferarten, 17 davon stehen auf der Roten Liste Deutschlands bzw. von RLP.[3]
Pilze
Bearbeiten2016 bis 2019 wurden in einer Studie 206 Pilzarten dokumentiert, Großpilze, phytoparasitische Pilze und dungbewohnende Pilzarten. 13 Arten davon stehen auf den Roten Listen Deutschlands oder von Rheinland-Pfalz.[4]
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Sandgrube am Weilersberg (Karte) auf protectedplanet.net
- 339-081 Rechtsverordnung über das Naturschutzgebiet „Sandgrube am Weilersberg“ Landkreis Mainz-Bingen vom 21. April 1986 (PDF; 480 kB) auf naturschutz.rlp.de
- NSG-Album Sandgrube am Weilersberg Oktober 2011
- Steckbrief zum FFH-Gebiet 6014-302 Kalkflugsandgebiet zwischen Mainz und Ingelheim September 2017
- GNOR Pressemitteilung November 11/2011, Neue Dungkäferarten im NSG Sandgrube am Weilersberg nachgewiesen. (PDF; 2,1 MB)
- Bewirtschaftungsplan BWP-2012-04-S. (pdf) Teil A: Grundlagen, FFH 6014-302 „Kalkflugsandgebiet Mainz-Ingelheim“, VSG 6014-401 „Dünen- und Sandgebiet Mainz-Ingelheim“. Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, August 2018 .
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ FFH-Gebiet Kalkflugsandgebiet zwischen Mainz und Ingelheim
- ↑ Albert Oesau: Moose im Naturschutzgebiet „Sandgrube am Weilersberg“ bei Heidesheim in Rheinhessen (Rheinland-Pfalz). In: Archive for Bryology. Band 72, 2010, ISSN 0945-3466, S. 1–8 (archive-for-bryology.com [PDF; 394 kB]).
- ↑ Hans-Helmut Ludewig: Zur Laufkäferfauna des Naturschutzgebietes „Sandgrube am Weilersberg“ bei Heidesheim am Rhein in Rheinhessen (Coleoptera: Carabidae). In: Mainzer Naturwissenschaftliches Archiv. Band 55, 2018, ISSN 0542-1535, S. 225–235.
- ↑ Hagen Graebner: Untersuchungen zu den Pilzen (Fungi) des Naturschutzgebietes „Sandgrube am Weilersberg“ in Ingelheim am Rhein, Ortsteil Heidesheim. In: Mainzer Naturwissenschaftliches Archiv. Band 57, 2020, ISSN 0542-1535, S. 143–160.