Schaumkräuter

Gattung der Familie Kreuzblütengewächse (Brassicaceae)

Die Schaumkräuter (Cardamine) sind eine Pflanzengattung in der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Die Gattung Zahnwurzen (Dentaria), die lange als eigenständig geführt wurde, wird heute als Untergattung in die Gattung Cardamine integriert. Der deutsche Trivialname Schaumkraut geht wahrscheinlich auf die Schaumzikaden (Cercopidae) zurück, die an manchen Arten häufig zu finden sind und sich zu ihrem Schutz mit einem Schaum umgeben.

Schaumkräuter

Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis), Illustration

Systematik
Rosiden
Eurosiden II
Ordnung: Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie: Kreuzblütler (Brassicaceae)
Tribus: Cardamineae
Gattung: Schaumkräuter
Wissenschaftlicher Name
Cardamine
L.

Beschreibung

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Illustration aus Sturm von 1) Fieder-Zahnwurz (Cardamine heptaphylla) und 2) Zwiebel-Zahnwurz (Cardamine bulbifera)
 
Früchte des Spring-Schaumkraut (Cardamine impatiens)

Vegetative Merkmale

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Die Schaumkraut-Arten sind ein-, zweijährige bis ausdauernde krautige Pflanzen. Oberirdische Pflanzenteile können flaumig mit einfachen Trichomen (Pflanzenhaaren) besetzt sein. Sie wachsen aufrecht. Einige Arten (der ehemaligen Gattung Dentaria) besitzen unterirdische, fleischige und mit Niederblättern besetzte Rhizome, einige Arten bilden Knollen als Überdauerungsorgene und bei Cardamine flagellifera sind Stolonen vorhanden. Die aufrechten, aufsteigenden, niederliegenden bis liegenden Stängel können verzweigt sein.

Die Laubblätter stehen am Rhizom, in grundständigen Rosetten oder meist wechsel-, selten gegenständig oder in Wirteln am Stängel verteilt. Die Laubblätter sind bei der ehemaligen Gattung Dentaria drei- bis fünfzählig gefingert, wobei die Teilblätter über 3 cm lang sind, spitz und in Quirlen stehend. Ansonsten sind die Laubblätter gefiedert mit stumpfen, unter 3 cm langen, gestielten oder sitzenden Fiederblättchen, oder fiederspaltig, oder ungeteilt. Die Blätter sind gestielt oder sitzend, manche sind am Grund herzförmig, allerdings nicht stängelumfassend. Die Blattränder sind glatt, gezähnt oder gelappt.

Generative Merkmale

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Die traubigen Blütenstände stehen einzeln oder zu mehreren in rispige oder schirmtraubige Gesamtblütenständen zusammen und sie enthalten viele Blüten, aber nur Cardamine pattersonii besitzt Tragblätter. Bis zur Fruchtreife verlängern sich die Blütenstände. Die schlanken oder gedrungenen Blütenstiele sind bei der Fruchtreife aufstrebend, sparrig oder zurückgebogen.

Die zwittrigen Blüten sind vierzählig. Die vier meist glatten Kelchblätter sind meist aufrecht oder aufsteigend. Die inneren Kelchblätter sind leicht ausgesackt. Die vier rötlichen, violetten, reinweißen, gelblichweißen oder gelben Kronblätter sind meist über 1 cm lang und sie können genagelt sein, selten fehlen sie. Die Staubbeutel sind gelb oder violett. Es sind meist sechs, selten vier, gleich lange Staubblätter vorhanden. Die mittleren Nektardrüsen können vorhanden sein oder fehlen. Es sind 4 bis 80 Samenanlagen je Fruchtknoten vorhanden. Der kurze oder deutliche Griffel endet in einer kopfigen Narbe ist leicht zweilappig.

Die Schoten sind zusammengedrückt, über 1 mm breit, mindestens 1 cm lang und zur Reife länger als die Fruchtstiele. Die Klappen krümmen sich zur Reife spiralig zusammen. Die Samen stehen in einer Reihe, sie springen bis zur Mitte der Scheidewand vor und bilden eine einzige Längszeile. Sie sind nicht in die Scheidewand eingesenkt, weshalb die Fruchtklappen über den Samen höckrig sind. Die länglichen, eiförmigen oder kugeligen Samen besitzen selten Flügel und sind auch selten gerandet.

Die Chromosomengrundzahlen betragen x = 7, 8.

Standorte

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Die Cardamine-Arten wachsen vorwiegend auf feuchten, humosen Böden.

 
Untergattung Zahnwurz (Subgenus Dentaria): Zwiebel-Zahnwurz (Cardamine bulbifera)
 
Untergattung Zahnwurz (Subgenus Dentaria): Quirlblättrige Zahnwurz (Cardamine enneaphyllos)
 
Untergattung Zahnwurz (Subgenus Dentaria): Ausläufer-Zahnwurz (Cardamine glanduligera)
 
Untergattung Zahnwurz (Subgenus Dentaria): Fieder-Zahnwurz (Cardamine heptaphylla)

Systematik und Verbreitung

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Der Gattungsname Cardamine wurde 1753 durch Carl von Linné Species Plantarum, 2, S. 654–656[1] erstveröffentlicht. 1913 wurde als Lectotypus die Art Cardamine pratensis L. festgelegt.[2] Synonyme für Cardamine L. sind: Dentaria L. (heute Rang einer Untergattung), Dracamine Nieuwl., Heterocarpus Phil., Loxostemon Hook. f. & Thomson, Porphyrocodon Hook. f., Sphaerotorrhiza (O.E.Schulz) Khokhrjakov.[3] Der Gattungsname Cardamine geht auf vorlinneische Autoren zurück und leitet sich von einem griechischen Wort kardamon für die Gartenkresse ab (vgl. auch „Schaumkresse“).

Die Gattung Zahnwurzen (Dentaria), die lange als eigenständig geführt wurde, wird heute als Untergattung in die Gattung Cardamine gestellt. Die Gattung Cardamine gehört zur Tribus Cardamineae in der Familie der Brassicaceae[3].

Die Gattung Cardamine ist weltweit verbreitet.

 
Untergattung Schaumkraut (Subgenus Cardamine): Alpen-Schaumkraut (Cardamine alpina)
 
Untergattung Schaumkraut (Subgenus Cardamine): Blüte des Bitteren Schaumkrauts (Cardamine amara)
 
Untergattung Schaumkraut (Subgenus Cardamine): Wald-Schaumkraut (Cardamine flexuosa)
 
Untergattung Schaumkraut (Subgenus Cardamine): Spring-Schaumkraut (Cardamine impatiens)
 
Untergattung Schaumkraut (Subgenus Cardamine): Resedablättriges Schaumkraut (Cardamine resedifolia)
 
Untergattung Schaumkraut (Subgenus Cardamine): Kleeblättriges Schaumkraut (Cardamine trifolia)

Die Gattung umfasst (früher etwa 150 Arten[4]) etwa 200 Arten[5][6].

Die in Mitteleuropa vorkommenden Arten sind[4][7]:

  • Untergattung Zahnwurz (Subgenus Dentaria)
  • Untergattung Schaumkraut (Subgenus Cardamine)
    • Alpen-Schaumkraut (Cardamine alpina Willd.): Es kommt in Spanien, Andorra, Frankreich, Deutschland, in der Schweiz, Italien und in Österreich vor.[8]
    • Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara L.)
    • Neuseeländisches Schaumkraut (Cardamine corymbosa Hook. f.)
    • Sumpf-Schaumkraut (Cardamine dentata Schult., Syn.: Cardamine fragmentosa Pénzes & Vida, Cardamine grandiflora Hallier, Cardamine paludosa Knaf, Cardamine palustris (Wimm. & Grab.) Peterm., Cardamine pratensis subsp. dentata (Schult.) Čelak., Cardamine pratensis subsp. paludosa (Knaf) Čelak., Cardamine pratensis subsp. palustris (Wimm. & Grab.) Janch., Cardamine pratensis var. palustris Wimm. & Grab., Cardamine pratensis var. dentata (Schult.) Wimm. & Grab., Cardamine dentata var. palustris (Wimm. & Grab.) Khatri): Es gibt viele Synonyme und es kommt nach Euro+Med in zahlreichen Ländern Europas vor.[8]
    • Wald-Schaumkraut (Cardamine flexuosa With.)
    • Behaartes Schaumkraut (Cardamine hirsuta L.)
    • Spring-Schaumkraut (Cardamine impatiens L.)
    • Májovský-Wiesen-Schaumkraut (Cardamine majovskii Marhold & Záborský): Es kommt in Österreich, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Rumänien, in der Slowakei und in der Ukraine vor.[8]
    • Weißes Wiesen-Schaumkraut (Cardamine matthioli Moretti): Es kommt in der Schweiz, Österreich, Tschechien, Polen, Italien, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Serbien, Montenegro, Albanien, Bulgarien, Griechenland, Rumänien, Slowakei und in der Ukraine vor.[8]
    • Japanisches Reisfeld-Schaumkraut (Cardamine occulta Hornem. = Cardamine hamiltonii G. Don), Neophyt aus Ost-Asien.[8][9][10] Die Art kommt als Neophyt in zahlreichen Ländern Europas, Asiens, Afrikas und Amerikas vor.[3]
    • Kleinblütiges Schaumkraut (Cardamine parviflora L.): Es kommt in Europa und in Nordamerika vor.[3]
    • Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis L.)
    • Resedablättriges Schaumkraut (Cardamine resedifolia L.)
    • Gebirgs-Wiesen-Schaumkraut (Cardamine rivularis Schur): Es kommt nur in Bulgarien und Rumänien vor.[8] Es ist nicht identisch mit der 'Cardamine rivularis', die subalpin in den Ostalpen vorkommt.[4]
    • Kleeblättriges Schaumkraut (Cardamine trifolia L.)
    • Morast-Wiesen-Schaumkraut (Cardamine „udicola“ Jord.), diploid, kaum von den polyploiden Populationen von Cardamine pratensis abgrenzbar.[4] Nach Euro+Med ist sie ein Synonym zu Cardamine pratensis.[8]
  • Arten außerhalb Europas und des Mittelmeerraumes (Auswahl):

Von einigen Arten werden die Blätter gegessen. Bei einigen Arten wurden die medizinischen Wirkungen untersucht.[12]

  • Ihsan A. Al-Shehbaz, Karol Marhold, Judita Lihová: Cardamine, S. 464 – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 7: Magnoliophyta: Salicaceae to Brassicaceae, Oxford University Press, New York und Oxford 2010, ISBN 978-0-19-531822-7. (Abschnitte Beschreibung und Systematik)
  • Tai-yien Cheo, Lianli Lu, Guang Yang, Ihsan Al-Shehbaz, Vladimir Dorofeev: Brassicaceae.: Cardamine, S. 86 – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 8: Brassicaceae through Saxifragaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2001, ISBN 0-915279-93-2. (Abschnitte Beschreibung, Systematik und Nutzung)
  • Tor Carlsen, Walter Bleeker, Herbert Hurka, Reidar Elven & Christian Brochmann: Biogeography and Phylogeny of Cardamine (Brassicaceae), In: Annals of the Missouri Botanical Garden, Volume 96, Issue 2, 2009, S. 215–236. ISSN 0026-6493 doi:10.3417/2007047
  • Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv. CD-ROM, Version 1.1, Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2002, ISBN 3-494-01327-6.

Einzelnachweise

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  1. Erstveröffentlichung eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  2. Cardamine bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s Cardamine im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
  4. a b c d Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
  5. Ihsan A. Al-Shehbaz, Karol Marhold, Judita Lihová: Cardamine, S. 464 – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 7: Magnoliophyta: Salicaceae to Brassicaceae, Oxford University Press, New York und Oxford 2010, ISBN 978-0-19-531822-7.
  6. Marcus A. Koch, Ihsan A. Al-Shehbaz: Molecular Systematics and Evolution of ”wild“ crucifers (Brassicaceae or Cruciferae). (PDF 286,19 KB) Biology and Breeding of Crucifers. Taylor and Francis Group, 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. März 2012; abgerufen am 9. Juli 2010 (englisch).
  7. Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6
  8. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq Karol Marhold, 2011: Brassicaceae.: Cardamine bei The Euro+Med Editorial Committee: Werner Greuter, Vernon Heywood, Stephen Jury, Karol Marhold, Pertti Uotila, Benito Valdés: Euro+Med PlantBasethe information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  9. F. Wolfgang Bomble: Japanisches Reisfeld-Schaumkraut (Cardamine hamiltonii) in Aachen. Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins. Bd. 6, 2015, S. 7–11 (PDF 2,7 MB)
  10. F. Wolfgang Bomble: Cardamine – Schaumkraut: Kleinblütige Arten in Nordrhein-Westfalen. Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins. Bd. 9, 2018, S. 175–187 (PDF 13,4 MB)
  11. a b c d e f g h i Datenblatt Cardamine bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
  12. Beispielsweise Cardamine amara, Cardamine impatiens, Cardamine leucantha, Cardamine oligosperma, pratensis bei Plants for A Future.
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Commons: Schaumkräuter (Cardamine) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien