Schleswig-Holsteinisches Fußartillerie-Regiment Nr. 9

Das Schleswig-Holsteinische Fußartillerie-Regiment Nr. 9 (FsAR 9) wurde am 14. September 1867 gestiftet. Die Bezeichnung des Regimentes lautete damals noch: „Schleswigsche Festungsartillerie-Abteilung Nr. 9“.

Geschichte

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1812–1815 Befreiungskriege

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In den Befreiungskriegen kämpften die 1. und die 2. Kompanie des späteren Fußartillerieregimentes 9. Die erste Kompanie wurde 1809 aus versprengten Artilleristen der Feldartillerieregimenter 1 und 3 gebildet. Sie diente als provisorische 10. Kompanie der Brandenburgischen Brigade. Im Feldzug 1813/1814 kämpfte sie als 12-pfündige Batterie Nr. 6 des II. AR unter Friedrich von Kleist. Kommandeur der Batterie war Premier-Leutnant Wolf.

Im Sommerfeldzug von 1815 war sie dem I. AR unter von Zieten unterstellt. Batteriechef war Hauptmann Reuter. Wie andere Einheiten der schweren Artillerie wurde auch die 1. Kompanie nicht bei Waterloo als mobile Feldartillerie eingesetzt, sondern stellte mit ihrem Geschütz- und Munitionspark das Material für die Belagerung diverser französischer Festungen.

Die zweite Kompanie wurde 1813 in Graudenz errichtet. Sie diente als Fuß-Reserve-Batterie. Kommandeur der Kompanie war Leutnant Hertig. Ausgerüstet war die 2. Kompanie mit preußischen 12-Pfündern. Im Oktober 1813 kamen dazu eroberte französische siebenpfündige Haubitzen. Durch unzureichende Ausbildung und Trainingszeiten an den Haubitzen gingen diese relativ schnell im Verlauf des Feldzuges verloren und wurden durch ebenfalls erbeutete französische 12-Pfünder ersetzt. Die zweite Kompanie nahm genau wie die Erste am Feldzug 1815 gegen Napoleon teil und wurde hauptsächlich als Belagerungsartillerie eingesetzt.

Die 3. Kompanie wurde in Königsberg gegründet. Sie wurde ab dem 16. Juni 1864 die 6. Kompanie des ostpreußischen Festungsartillerie-Regimentes Nr. 1.

1864 Krieg gegen Dänemark

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Die erste Kompanie nahm am Krieg gegen Dänemark 1864 unter Hauptmann Heineccius teil. Sie besetzte zwei reduzierte Batterien zu je vier 24-Pfündern und einer Batterie mit vier 12-Pfündern. Die Artilleristen der Kompanie traten ebenfalls mit zum Sturm auf die Düppeler Schanzen an. Die ihnen gestellte Aufgabe, nämlich das Umdrehen dänischer Geschütze und das Überfeuern der eigenen Truppen mit feindlichem Geschützmaterial, konnten die Artilleristen nicht erfüllen. Die Dänen hatten alle Geschütze rechtzeitig unbrauchbar gemacht.

Aus der 8. Kompanie des pommerschen Festungsartillerie-Regimentes Nr. 2 wird die 4. Kompanie des FsAR 9 gegründet. Sie ging aus der 1809 in Berlin geschaffenen 4. Kompanie dieses Regimentes hervor.

1866 Deutscher Krieg

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Das Fußartillerie-Regiment Nr. 9 nahm am Deutschen Krieg nicht teil. Zwar wurde es wie fast alle preußischen Truppen mobilgemacht, besetzte aber weisungsgemäß nur die preußischen Festungen.

1870–1871 Krieg gegen Frankreich

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Am Krieg gegen Frankreich nahm nur die 1. Kompanie mobil teil. Die restlichen Einheiten des Regimentes wurden weisungsgemäß zur Küstenverteidigung eingesetzt. (Man fürchtete, durchaus berechtigt, die überlegene französische Marine). Die erste Kompanie überschritt am 15. November 1870 die Grenze zu Frankreich. Sie stellte unter anderem Geschützmaterial für die Belagerung von Metz und später von Paris ab. Die 1. Kompanie stellte die artilleristische Besatzung des zuvor eroberten Fort Plappeville im Nordwesten von Metz. Die Festung war zu Kriegsbeginn noch nicht vollständig einsatzbereit und wurde mit Hilfe der Artilleristen und deutscher Genietruppen bis 1871 fertiggestellt. Im April 1871 kehrte die Besatzung des Forts in ihre Garnison in Sonderburg zurück.

1900 Boxeraufstand

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Fahne des Schleswig-Holsteinischen Fußa­rtillerie­regimentes 9

Am 27. Januar 1900 (dem Geburtstag von Kaiser Wilhelm II.) erhält das FsAR 9 als eigene Regimentsfahne diejenige Fahne, die bisher beim Feldartillerieregiment Nr. 9 verblieben war. Beide Regimenter „teilten“ sich bis dahin die am 24. Juni 1867 übergebene Fahne. Die Fahnenbänder sowie die Kriegsdenkmünzen(kennzeichnungen) verbleiben bei der übergebenen Fahne. Einheiten des Regimentes wurden zur Niederschlagung des Boxeraufstandes abkommandiert. In China fielen dabei drei Kanoniere, ein Kanonier wurde verwundet.

Die 9. (vormals 3. FsAR 2) und 10. (vormals 6. FsAR 2) Kompanie treten als Halbbataillon zum Regiment. Garnisonsstadt wird Diedenhofen.

Das Bataillon wird mit Haubitzen des Typs 02 ausgerüstet.

Das I. Bataillon erhält Stahlmörser. Diese ersetzen die veralteten Bronzemörser. Das Halbbataillon in Diedenhofen wird zur Bildung des III. Fußartillerie 8 abgegeben.

Die Kompanien erhalten die Bezeichnung „Batterien“.

Das I. Bataillon erhält Rohrrücklauf-Mörser (21-cm-Mörser). Dieses Geschütz wird das spätere Feldgeschütz.

Die Bespannungsabteilung wird vergrößert. Eine halbe Abteilung wird nach Köln verlegt.

1914–1918 Erster Weltkrieg

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Mobilmachung. Aus I/9 werden zwei Bataillone gebildet und zwar I./9 bestehend aus 1. und 2. Batterie und II./9 bestehend aus 3. und 4. Batterie. Das II./9 in Ehrenbreitstein geht als III./9 in den Krieg.

Am 30. September wird das Schleswig-Holsteinsche Fußartillerie-Regiment Nr. 9 formal aufgelöst.

Garnisonen

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  • 1866–1871: Sonderburg
  • 1872: Sonderburg, Cuxhaven und Lehe
  • 1873: Geestemünde, Geestendorf, Lehe, Cuxhaven
  • 1874: Bremerhaven, Cuxhaven, Lehe
  • 1875–1887: Bremerhaven, Lehe
  • 1893–1903: Ehrenbreitstein und Köln
  • Ab 1903: Ehrenbreitstein (II. Bataillon: Feste Ehrenbreitstein und Fort Rheineck), Köln, Diedenhofen
  • 1914–1918: Ehrenbreitstein (Stab; II. Bataillon in Feste Ehrenbreitstein und Fort Rheineck) und Köln (I. Bataillon); 1914 war eine Zusammenfassung des Regiments in Ehrenbreitstein geplant

Angehörige des Regimentes

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Ehrenmäler

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Ein Ehrenmal für die Gefallenen des Regiments befindet sich in Köln. Das 1927 errichtete Denkmal im Friedenspark erinnert an die Einheiten mit Bezug zur (Garnisons)stadt Köln im Ersten Weltkrieg. Die Inschrift auf der Bronzetafel lautet:

PRO GLORIA ET PATRIA VOM SCHLESWIG-HOLSTEINISCHEN FUSSARTILLERIE-REGT. NR. 9 UND SEINEN KRIEGSFORMATIONEN STARBEN AUF DEM FELDE DER EHRE 78 OFFIZIERE 184 UNTEROFFIZIERE 184 MANNSCHAFTEN.

Eine weitere Gedenktafel befindet sich auf dem Hauptfriedhof Koblenz in der zentralen Gedenkstätte der Opfer des Ersten Weltkrieges. Die dortige Inschrift lautet:

SCHLESWIG-HOLSTEIN. FUSZARTILLERIE REG. NR. 9 UND SEINE FELDFORMATIONEN 78 OFFIZIERE 1368 UNTEROFFIZIERE UND MANNSCHAFTEN.

Literatur

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  • Paul von Abel: Stammliste der Königlich Preußischen Armee. Salzwasser Verlag, Paderborn 2013, ISBN 978-3-7340-0012-6, S. 360–361 (Textarchiv – Internet Archive – Reprint der 1905 bei E.S. Mittler und Sohn in Berlin erschienenen Ausgabe).
  • Kurt Heydemann: Schleswig-holsteinsches Fußartillerie-Regiment Nr. 9 (Erinnerungsblätter deutscher Regimenter; [18] Artillerie-H. 1). Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg 1921. Digitalisat der Württembergischen Landesbibliothek.
  • A. Schwencke, M. Reymann: Schlachten des Weltkrieges. Band 13, 14 u. 15: Die Tragödie von Verdun 1916. Verlag Gerhard Stalling, 1928 Oldenburg i.O. / Berlin 1928 (im Auftrag des Reichsarchivs).
  • 1. Regimentsappell mit Wiedersehensfeier des Ehem. Schleswig-Holsteinischen Fußartillerie-Regiments Nr. 9 und seiner Kriegsformation in der befreiten Garnison Ehrenbreitstein vom 31.5. – 2.6.1930 / Hrsg.: 9er Bund. Vereinsdruck, Köln 1930. dilibri.de
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Commons: Schleswig-Holsteinisches Fußartillerie-Regiment Nr. 9 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien