Schmiedeberg (Dippoldiswalde)

Ortsteil von Dippoldiswalde, ehemals selbständige Gemeinde

Schmiedeberg ist seit 2014 ein Ortsteil der sächsischen Großen Kreisstadt Dippoldiswalde im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Der Ort wurde 1412 ersterwähnt und war bis Ende 2013 eigenständige Gemeinde.

Schmiedeberg
Große Kreisstadt Dippoldiswalde
Ortswappen von Schmiedeberg
Koordinaten: 50° 50′ N, 13° 41′ OKoordinaten: 50° 50′ 17″ N, 13° 40′ 35″ O
Höhe: 434 m ü. NHN
Fläche: 40,76 km²
Einwohner: 1582 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 39 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2014
Postleitzahl: 01744
Vorwahlen: 035052, 03504
Schmiedeberg (Sachsen)
Schmiedeberg (Sachsen)
Lage von Schmiedeberg in Sachsen
Blick auf Schmiedeberg

Geografie

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Schmiedeberg befindet sich etwa 23 km südlich der Landeshauptstadt Dresden und etwa sechs km südlich des Stadtzentrums von Dippoldiswalde. Der Ort liegt im Tal der Roten Weißeritz am Nordhang des Osterzgebirges. In Schmiedeberg mündet der Pöbelbach.

Geschichte

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Am 29. September 1412 wurde Schmiedeberg als Smedewerg erstmals urkundlich erwähnt. 1492 ist erstmals ein Hammer zu Neuschmiedeberg dokumentiert, in dem die Eisenerze aus Schellerhau und Berggießhübel verarbeitet wurden und der als eines der ältesten Hammerwerke des Erzgebirges gilt. Um diesen Hammer herum entstand im Bereich der Herrschaft Weesenstein ein Vorwerk mit Zinnabbaurechten. Später entwickelte es sich zum Rittergut Schmiedeberg und gehörte zum Herrschaftsgebiet Bärenstein und wurde der Familie Kölbel belehnt. Der Ortsname entstand nach den zahlreichen Schmelzhütten des ansässigen Bergbaus. Im Jahr 1521 wurde das Flößen auf der Weißeritz erstmals erwähnt. 1564 wird am westlichen Hang oberhalb des Mühlgrabens die St.-Wolfgang-Kapelle erwähnt, die wohl ein Opfer des Dreißigjährigen Krieges wurde, im Jahr 1644 hieß der Ort Bergflecken Schmiedeberg. Nachdem er 1675 das Stadtrecht und Marktrecht erhalten hatte, wurde er ab 1752 als Bergstädtlein bezeichnet. Eine städtische Verfassung erlangte Schmiedeberg jedoch nie. Um das Jahr 1720 bekam der Ort eine Kursächsische Postmeilensäule,[2] die im Jahre 1927 noch gestanden ist. Im 18. Jahrhundert übernahm die Altenberger Zwitterstockgesellschaft den Eisenhammer und den Eisenhüttenbetrieb.

 
Historische Siegelmarke der Gemeinde Schmiedeberg

Schmiedeberg wurde seit 1833 Dorf genannt. 1880 wurde das Hammerwerk stillgelegt, das Eisenwerk überdauerte bis zur Wende. 1897 gab es ein schweres Hochwasser im Tal der Roten Weißeritz. Im Jahr 1898 erhielt Schmiedeberg einen Anschluss an das Fernsprechnetz in Sachsen. 1912 wurde die Graugießerei gebaut.

In der Zeit des Nationalsozialismus erhielten Hitler, Hindenburg und Mutschmann die Ehrenbürgerschaft. Nach dem Krieg ließ die neue Verwaltung diese Eintragungen löschen.

1946 wurden die Vereinigten Werkstätten Schmiedeberg mit 155 Arbeitsplätzen gegründet. Diese wurden 1949 aufgelöst und in einen VEB überführt. Der VEB Gießerei- und Maschinenbau ,Ferdinand Kunert’ beschäftigte bis zur Wende mehrere hundert Arbeiter, wodurch sich der Ort stark vergrößerte. Der Betrieb wurde nach 1990 unter dem Namen Schmiedeberger Gießerei GmbH weitergeführt.

Im Pöbeltal befand sich zu DDR-Zeiten das Ferienlager Geschwister Scholl des VEB Waggonbau Ammendorf für die Kinder seiner Betriebsangehörigen.[3]

Eingemeindungen

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Die erste Eingliederung nach Schmiedeberg erfolgte 1935 durch die Eingemeindung von Niederpöbel.[4] Am 1. Juli 1950 wurde der Nachbarort Naundorf eingemeindet.[5][6] Nach der Wende kamen die Gemeinden Dönschten (1994) und Schönfeld zu Schmiedeberg. Im Jahr 2001 erfolgte der Zusammenschluss von Obercarsdorf mit Schmiedeberg.[7] Bis zur Eingliederung Schmiedebergs in die Große Kreisstadt Dippoldiswalde, die am 1. Januar 2014 in Kraft trat,[8] hatte die Gemeinde die zehn Ortsteile Ammelsdorf, Dönschten, Hennersdorf, Naundorf, Niederpöbel, Obercarsdorf, Oberpöbel, Sadisdorf, Schmiedeberg und Schönfeld.

Gedenkstätten

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Entwicklung der Einwohnerzahl

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Entwicklung der Einwohnerzahl (Datenstand ab 1998: 31. Dezember)[9]:

  
Einwohnerentwicklung von Schmiedeberg. Oben ab 1548 bis 2015. Unten ein Ausschnitt ab 1871
Jahr Einwohner
1548/52 25 besessene Mann
und 25 Inwohner (etwa 150 Einwohner)
1748/64 21 besessene Mann
und 19 Häusler (etwa 200 Einwohner)
1834 0439
1871 0513
1890 0749
1910 2402
1925 2432
1939 2518
Jahr Einwohner
1946 3184
1960 8832
1990[10] 5649
1998 3462
2004 5006
2008 4679
2010 4557
2012 4467
2014 1721
Jahr Einwohner
2015 1853
2020 1582

Entwicklung der Einwohnerzahl

Der große Sprung der Einwohnerzahlen vom Jahr 2012 auf 2014 ist durch die Eingemeindung Schmiedebergs und dessen Ortsteile an die Stadt Dippoldiswalde zu erklären. Die Ortsteile werden fortan Dippoldiswalde zugerechnet, so dass Schmiedeberg alleine betrachtet wird. Siehe dazu auch den Abschnitt Entwicklung der Einwohnerzahl im Artikel Dippoldiswalde.

Wirtschaft und Infrastruktur

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Die Schmiedeberger Gießerei GmbH gehört heute zur Dihag Holding und ist mit 250[11] Mitarbeitern der bedeutendste Arbeitgeber im Ort. Die ortsansässige Wirtschaft besteht sonst aus kleinen Handwerks- und Gewerbebetrieben, meist in Familienbesitz.

Die B 170 führt durch den Ort. Hier zweigt die B 171 Richtung Marienberg ab. Etwa 20 km südlich liegt die Grenze zur Tschechischen Republik.

Im Jahr 1882 erhielt der Ort eine Eisenbahnverbindung mit Freital und Dippoldiswalde über die schmalspurige Weißeritztalbahn. Vom Hochwasser 2002 an bis 2017 war diese Strecke stark beschädigt und konnte nicht mehr befahren werden, ab 17. Juni 2017 ist die Gesamtstrecke wieder in Betrieb. Schmiedeberg war der geplante Ausgangspunkt für die nicht verwirklichte Pöbeltalbahn nach Moldau in Tschechien.

Am südlichen Ortsrand befindet sich ein Asylbewerberheim des Landkreises mit 160 Plätzen.[12]

Bauwerke

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Kirche „Zur Heiligen Dreieinigkeit“

Die Schmiedeberger Kirche Zur Heiligen Dreieinigkeit[13] wurde nach Plänen von George Bähr zwischen 1713 und 1718 erbaut. In ihr befindet sich eine Orgel aus dem Jahre 1967 der Firma Rühle mit einem Prospekt von 1716 und ein Kanzelaltar. Der aus Sandstein gefertigte Taufstein stammt vom Dresdner Hofbildhauer Johann Benjamin Thomae. In der Kirche befindet sich gegenüber dem Kanzelaltar eine sehenswerte Patronatsloge.

In der Umgebung liegen der 200 Meter lange Eisenbahnviadukt der Weißeritztalbahn sowie Spuren der geplanten Pöbeltalbahn. Im Vereinshaus befindet sich ein Schulmuseum.

In Schmiedeberg geborene Persönlichkeiten

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Siehe auch

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Literatur

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  • Friedrich Polle: Führer durch das Weißeritzthal nach Schmiedeberg und seiner Umgebung. Sekundärbahn Hainsberg – Kipsdorf. Huhle, Dresden 1885 (Digitalisat)
  • Richard Steche: Schmiedeberg. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 2. Heft: Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde. C. C. Meinhold, Dresden 1883, S. 74.
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Commons: Schmiedeberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Wo Dipps Einwohner gewinnt und verliert. Abgerufen am 28. November 2022.
  2. Siegfried Störzner: zwei Wohnltäter Schmiedebergs. In: Weißeritz Zeitung. SLUB, 1927, abgerufen im Jahr 2024.
  3. Facebook-Eintrag
  4. Sachsenbuch, Band 1, Dresdener Verlagsgesellschaft mbH, Dresden, 1947
  5. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 1. Januar 1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  6. Verzeichnisse der seit Mai 1945 eingemeindeten Gemeinden und Nachweis über die Aufgliederung der selbständigen Gutsbezirke und Staatsforstreviere, 1952, Herausgeber: Ministerium des Innern des Landes Sachsen
  7. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Gebietsänderungen
  8. StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2014
  9. Gerhardt Müller: Zwischen Müglitz und Weißeritz. Werte der deutschen Heimat Bd. 8. Berlin 1964. / Statistisches Landesamt Sachsen
  10. Datenstand zum 3. Oktober 1990
  11. Angabe im Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2013 bis zum 31.12.2013 auf Bundesanzeiger.de
  12. Homepage des Landkreises, landratsamt-pirna.de, abgerufen am 25. April 2015
  13. Gerhardt Müller: Zwischen Müglitz und Weißeritz. Werte der deutschen Heimat Bd. 8. Berlin 1964, S. 104