Shuangfengit

sehr seltenes Mineral, Iridiumditellurid

Shuangfengit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung IrTe2[3] und damit chemisch gesehen ein Iridiumtellurid, genauer Iridiumditellurid. Als enge Verwandte der Sulfide werden die Telluride in dieselbe Klasse eingeordnet.

Shuangfengit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1993-018[1]

IMA-Symbol

Sfg[2]

Chemische Formel IrTe2[3][1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/D.28-045

2.EA.20
02.12.14.06
Kristallographische Daten
Kristallsystem trigonal
Kristallklasse; Symbol ditrigonal-skalenoedrisch; 32/m
Raumgruppe P3m1 (Nr. 164)Vorlage:Raumgruppe/164
Gitterparameter a = 3,93 Å; c = 5,39 Å[3]
Formeleinheiten Z = 1[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3 (VHN20 = 86 bis 161, durchschnittlich 108 kg/mm2)[4]
Dichte (g/cm3) berechnet: 10,14[4]
Spaltbarkeit vollkommen nach {0001}[4]
Bruch; Tenazität spröde[4]
Farbe schwarz,[4] im Auflicht hellgelblichweiß mit bläulichem Stich[5]
Strichfarbe schwarz[4]
Transparenz undurchsichtig (opak)[6]
Glanz Metallglanz[6]

Shuangfengit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem, konnte jedoch bisher nur in Form kleiner Aggregate bis etwa 0,5 mm Durchmesser entdeckt werden. Das vollkommen undurchsichtige (opake) Mineral zeigt auf den Oberflächen der schwarzen Aggregate einen metallischen Glanz. Im Auflichtmikroskop kann Shuangfengit auch hellgelblichweiß erscheinen, wobei die Farbe einen Stich ins Bläuliche hat. Seine Strichfarbe ist allerdings ebenfalls schwarz.

Etymologie und Geschichte

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Entdeckt wurde Shuangfengit erstmals in einer Chromit-Seifen-Lagerstätte nahe dem Dorf Shuangfeng und etwa 190 km nordnordöstlich von Peking im Kreis Xinglong in der chinesischen Provinz Hebei. Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte durch Yu Zuxiang, der das Mineral nach dessen Typlokalität benannte.

Yu Zuxiang reichte seine Untersuchungsergebnisse und den gewählten Namen zur Prüfung bei der International Mineralogical Association ein (interne Eingangs-Nr. der IMA: 1993-018[1]), die den Shuangfengit als eigenständige Mineralart anerkannte. Die Publikation der Erstbeschreibung folgte ein Jahr später im chinesischen Fachmagazin Acta Mineralogica Sinica und wurde 1995 mit der Publikation der New Mineral Names im englischsprachigen Fachmagazin American Mineralogist nochmals bestätigt.

Das Typmaterial des Minerals wird im Chinesischen geologischen Museum in Peking (Beijing) aufbewahrt.[5][7]

Klassifikation

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Da der Shuangfengit erst 1993 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet. Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/D.28-45. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfide mit [dem Stoffmengenverhältnis] Metall : S,Se,Te < 1 : 1“, wo Shuangfengit zusammen mit Berndtit, Kitkait, Melonit, Moncheit, Merenskyit, Sudovikovit und Verbeekit die „Melonit-Gruppe“ bildet (Stand 2018).[8]

Die seit 2001 gültige und von der IMA bis 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Shuangfengit dagegen in die Abteilung der „Metallsulfide mit M : S ≤ 1 : 2“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach dem genauen Stoffmengenverhältnis und den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „M : S = 1 : 2; mit Cu, Ag, Au“ zu finden ist, wo es allerdings ebenfalls zusammen mit Berndtit, Melonit, Moncheit, Merenskyit, Kitkait und Sudovikovit ebenfalls die „Melonitgruppe“ mit der System-Nr. 2.EA.20 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Shuangfengit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er ebenfalls in der „Melonitgruppe (Trigonal: P3m1) AX2-Typ“ mit der System-Nr. 02.12.14 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n) : p = 1 : 2“ zu finden.

Chemismus

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In der theoretisch idealen, das heißt stoffreinen Verbindung von Shuangfengit (IrTe2) besteht das Mineral aus Iridium (Ir) und Tellur (Te) im Stoffmengenverhältnis von 1 : 2. Dies entspricht einem Massenanteil (Gewichts-%) von 42,96 Gew.-% Ir und 57,04 Gew.-% Te.[10]

Insgesamit 9 Mikrosondenanalysen ergaben dagegen eine leicht abweichende Zusammensetzung von 40,3 Gew.-% Ir und 56,7 Gew.-% Te sowie zusätzliche Gehalte von 1,2 Gew.-% Platin (Pt), 0,2 Gew.-% Kupfer (Cu) und Spuren von Osmium und Rhodium, die einen Teil des Iridiums vertreten. Zusätzliche Gehalte von 0,3 Gew.-% Schwefel (S) und 0,4 Gew.-% Bismut (Bi) wurden als Vertreter von Tellur ermittelt. Diese Werte korrespondieren mit der empirischen Formel (Ir0,93Pt0,03Cu0,01)Σ=0,97(Te1,97S0,04Bi0,01)Σ=2,02, die zur eingangs genannten Formel idealisiert wurde.[5]

Kristallstruktur

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Shuangfengit kristallisiert in der trigonalen Raumgruppe P3m1 (Raumgruppen-Nr. 164)Vorlage:Raumgruppe/164 mit den Gitterparametern a = 3,93 Å und c = 5,39 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[3]

Die Kristallstruktur von Shuangfengit besteht aus IrTe6-Oktaedern, die Schichten senkrecht zur c-Achse {0001} bilden. Die einzelnen Schichten werden nur über schwache Van-der-Waals-Kräfte zusammengehalten,[3] was auch die Ursache für die vollkommene Spaltbarkeit entlang dieser Kristallachse ist.

Kristallstruktur von Shuangfengit[11]
Farbtabelle: _ Ir 0 _ Te

Modifikationen und Varietäten

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Bisher ist mit Platinoshuangfengit nur eine Varietät von Shuangfengit bekannt (Stand 2020). Bei insgesamt fünf Mikrosondenanalysen wurde ein Platingehalt zwischen 15,9 und 19,7 Gew.-% (durchschnittlich 17,2 Gew.-%) ermittelt werden. Aus den erhaltenen Daten errechnete sich die empirische Formel (Ir0,57Pt0,40Cu0,01)Σ=0,98(Te2,01Bi0,01)Σ=2,01 für platinreichen Shuangfengit,[12] die zur vereinfachten Mischformel (Ir,Pt)Te2 idealisiert wurde.[13]

Bildung und Fundorte

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An seiner Typlokalität fand sich Shuangfengit als Bestandteil in Schwermineral-Konzentraten und zerkleinerten Erzen einer Chromit-Seife nahe Shuangfeng im Kreis Xinglong, wo er in Paragenese mit anderen platinmetallhaltigen (PGE)-Mineralen auftrat.

Außer an der genannten Typlokalität konnte Shuangfengit bisher nur noch in einer ultramafischen Chromitlagerstätte entlang eines Nebenflusses des Luan He nahe dem Dorf Maying sowie in einer PGE-haltigen Seifenlagerstätte am Fluss Wulie und der Cr-PGE-Lagerstätte Gaositai nahe dem gleichnamigen Ort im Kreis Chengde (Provinz Hubei) entdeckt werden.[14]

Siehe auch

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Literatur

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Commons: Shuangfengite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 101 (englisch).
  4. a b c d e f Yu Zuxiang: Shuangfengite – a new iridium bitelluride. In: Acta Mineralogica Sinica. Band 14, Nr. 4, 1994, S. 322–326 (chinesisch, englische Kurzbeschreibung online verfügbar auf en.cnki.com.cn [abgerufen am 21. Dezember 2020]).
  5. a b c John Leslie Jambor, Jacek Puziewicz, Andrew C. Roberts: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 80, 1995, S. 1328–1333 (englisch, rruff.info [PDF; 703 kB; abgerufen am 21. Dezember 2020]).
  6. a b Shuangfengite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 21. Dezember 2020 (englisch).
  7. Catalogue of Type Mineral Specimens – S. (PDF 143 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, abgerufen am 21. Dezember 2020.
  8. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  10. Shuangfengit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 21. Dezember 2020.
  11. Ralph Walter Graystone Wyckoff: Crystal Structures. Band 1, 1963, S. 239–444, doi:10.1107/S0365110X65000361 (englisch)., siehe auch American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Shuangfengite. In: rruff.geo.arizona.edu. Abgerufen am 20. Dezember 2020 (englisch).
  12. John Leslie Jambor, Andrew C. Roberts: New Mineral Names. New Data. In: American Mineralogist. Band 84, 1999, S. 197–198 (englisch, rruff.info [PDF; 80 kB; abgerufen am 21. Dezember 2020]).
  13. Platinoshuangfengite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 21. Dezember 2020 (englisch).
  14. Fundortliste für Shuangfengit beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 21. Dezember 2020.