Shweshwe

Bedruckter und gefärbter Baumwollstoff, der häufig für traditionelle südafrikanische Kleidung genutzt wird.

Shweshwe (/ˈʃwɛʃwɛ/)[1] ist ein bedruckter, gefärbter Baumwollstoff, der häufig für traditionelle südafrikanische Kleidung genutzt wird.[2][3] Der Stoff wird zuerst mit Indigo gefärbt und danach weiterverarbeitet. Er wird in einer Vielzahl von Farben und Druckmustern gefertigt, wobei verzweigte, geometrische Muster charakteristisch sind.[4][5] Aufgrund seiner Beliebtheit, wurde Shweshwe auch als Denim oder Tartan Südafrikas beschrieben.[6][7]

Basotho-Frau, die ein braun-rotes Shweshwe-Kleid trägt.
 
Xhosa-Frauen in traditionellen Tracht tragen indigoblaue Shweshwe-Schürzen.
 
Xhosa-Frau mit einem Kopftuch aus Indigo-Shweshwe. (rechts)

Der landesübliche Name shweshwe leitet sich aus Lesothos König Moshoeshoe I. ab,[8][9] der auch „Moshweshwe“ geschrieben wird. Moshoeshoe I. wurde in den 1840er-Jahren von französischen Missionaren mit dem Stoff beschenkt und machte ihn daraufhin populär.[8][10][11]

Es ist auch bekannt als sejeremane oder seshoeshoe in Sotho sowie als terantala (abgeleitet von Afrikaans tarentaal)[10] und ujamani in Xhosa. Nach dem 19. Jahrhundert waren deutsche und Schweizer Siedler daran beteiligt, den Stoff in der südafrikanischen und Basotho-Kultur zu verankern, da sie den Blaudruck-Stoff für ihre Kleidung importierten.[6][8][11][12][13]

Verwendungen

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Shweshwe wird traditionell genutzt um Kleider, Röcke, Schürzen und Kleidungsstücke zum Umwickeln herzustellen. Getragen wird die Kleidung üblicherweise von frisch verheirateten Xhosa-Frauen, bekannt als makoti, sowie verheirateten Sotho-Frauen.[9][10][14] Die Xhosa-Frauen haben den Stoff auch in ihre traditionelle, ockerfarbene Wickelkleidung integriert.[7][15] Neben der traditionellen Kleidung wird Shweshwe auch im zeitgenössischen südafrikanischen Modedesign für Frauen und Männer aller ethnischen Gruppen verwendet,[5][9][12] wie auch zur Herstellung von Accessoires und Polstermöbeln.[16] In den USA wird es auch als Quilting-Stoff verwendet.[4][17]

Produktion

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Schokoladenbraunes Shweshwe

Shweshwe wird mit einem Ätzdruck und Walzendruckverfahren auf Baumwoll-Kaliko hergestellt.[4][5][9] Der Stoff wird dabei in einer Breite von 90 cm in einem wiederholenden oder die ganze Fläche bedeckenden Muster (engl. all-over pattern) und nebeneinander gedruckten A-förmigen Rockbahnen bedruckt. Er wird in verschiedenen Farben gefertigt, wie dem originalen indigo, schokoladenbraun und rot, sowie in einer Vielzahl an Mustern, wie Blumen, Streifen, Diamanten, Karo und wiederkehrenden geometrische Mustern.[7][11] Die aufwändigen Designs werden mit einer Pikotage geschaffen; einer Textildrucktechnik die auch Pinning genannt wird und bei der unterschiedlich große Messingstifte in einen großen Holzblock getrieben werden, um Lichter und Schatten im Druck darzustellen.[4]

Der markenrechtlich geschützte Stoff wurde vormals von Europa nach Südafrika importiert und seit 1982 von Da Gama Textiles im Zwelitsha-Township außerhalb von Qonce im Ostkap verarbeitet.[8][9][10][11] Im Jahr 1992 kaufte Da Gama Textiles das alleinige Recht auf die Marke Three Cats, was zu der Zeit die bekannteste Marke des Stoffes war, und welcher von der Spruce Manufacturing Co. Ltd in Manchester hergestellt wurde. Damit wurden die originalen, gravierten Kupferrollen nach Südafrika verschifft.[18][19]

 
Stärke wird ausgewaschen, um den Stoff weich zu machen.

Die lokale Textilindustrie, zu der auch die Shweshwe-Produktion gehört, wird von Konkurrenz durch Produktimitation bedroht. Diese bietet Stoffe günstiger an, hat aber eine schlechtere Qualität und wird vor allem aus China und Pakistan importiert.[9][11][14][20] Das Originalprodukt kann erkannt werden durch fühlen, riechen, schmecken, hören, sowie die vollständige Färbung und Markenlogos auf der Rückseite. Weitere Hinweise sind Stoffe, die schmaler als 90 cm sind und die Steife von neuen Stoffen, die durch das traditionelle Stärken entsteht, jedoch ausgewaschen werden kann.[4][5][6][12]

In der Popkultur

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Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. Definition von shwe-shwe. In: Collins English Dictionary. HarperCollins Publishers, abgerufen am 8. September 2024 (englisch).
  2. a b Margy Rochlin: Jo Katsaras: 'No. 1 Ladies' Detective Agency'. In: New York Times. 5. Juni 2009 (nytimes.com): ‚But Ms. Katsaras always keeps the series's central character, the private investigator Precious Ramotswe (Jill Scott, above), the focus of attention with colorful dresses and head scarves made of shweshwe, the traditional South African fabric known for its pulsating motifs.‘ / ‚Aber Frau Katsaras stellt die Hauptfigur der Serie, die Privatdetektivin Precious Ramotswe (Jill Scott, oben), mit ihren farbenfrohen Kleidern und Kopftüchern aus Shweshwe, dem traditionellen südafrikanischen Stoff, der für seine pulsierenden Motive bekannt ist, immer in den Mittelpunkt.‘
  3. Helen Grange: Stylish isishweshwe? Check. In: Post. Independent News and Media, 4. März 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 24. Januar 2014 (englisch).
  4. a b c d e Cynthia deVillemarette: Shweshwe: A True Blue Passion. In: The Country Register of Tennessee & Kentucky. August 2010 (englisch, englisch: Shweshwe: A True Blue Passion. Übersetzung): “Im Gegensatz zu modernen bedruckten Stoffen, bei denen die Farbe auf die Oberfläche aufgetragen wird, werden die Designs in einem Entladungsprozess hergestellt. Für Shweshwe wird der Baumwollstoff zunächst vollständig eingefärbt, wobei die Farbe gründlich in die Faser eindringt. Dann wird der Stoff durch Kupferdruckwalzen geführt, die eine milde Säurelösung abgeben und die Farbe punktgenau entfernen. Eines der Merkmale von Shweshwe ist die intensive Verwendung von Pikotage, winzigen Nadelstichen, die nicht nur die Muster, sondern auch Textur und Tiefe erzeugen. Wegen der Schwierigkeit und der hohen Kosten für die Herstellung dieser Muster fielen sie bei den amerikanischen und europäischen Herstellern in Ungnade, die stattdessen auf Druckverfahren umstiegen. Da Gama Textiles aus Südafrika ist der einzige bekannte Hersteller von Stoffen, der noch das Entladungsverfahren anwendet [...] Die Rückseite des Stoffes ist einfarbig, da sie gefärbt wurde.”
  5. a b c d Sandra H. Dudley: Museum Objects: Experiencing the Properties of Things. Hrsg.: Victoria L. Rovine:. Taylor & Francis, 2012, ISBN 978-1-135-72147-3, S. 276–277 (englisch, google.de).
  6. a b c Lucille Davie: Shweshwe, the denim of South Africa. In: lucilledavie.co.za. 18. November 2013, abgerufen am 8. September 2024 (englisch).
  7. a b c A stylish ode to Mama Afrika. In: Independent Online. 27. September 2011, abgerufen am 21. Januar 2014 (englisch).
  8. a b c d Jeremy Kuper: London shows material interest in Africa’s old clothes. In: The Mail & Guardian. 19. April 2013, abgerufen am 8. September 2024 (englisch).
  9. a b c d e f Thalia Holmes: The fabric of society needs underpinning. In: The Mail & Guardian. 22. November 2013, abgerufen am 8. September 2024 (englisch).
  10. a b c d Fezekile Futhwa: Setho: Afrikan Thought & Belief System. CreateSpace Independent Publishing Platform, 2012, ISBN 978-1-4750-2935-2 (google.de [abgerufen am 8. September 2024]).
  11. a b c d e Liam Karabo Joyce: Swish shweshwe! In: Independent Online. 14. Oktober 2013, abgerufen am 20. Januar 2014 (englisch).
  12. a b c Erica de Greef: ‘The IsiShweshwe Story: Material Women?’ In: Textile History. Band 47, Nr. 1, 2. Januar 2016, ISSN 0040-4969, S. 124–128, doi:10.1080/00404969.2016.1148419 (tandfonline.com [abgerufen am 8. September 2024]).
  13. B. Pheto-Moeti, D. M. Riekert, A. J. Pelser: Perceptions of Seshoeshoe fabric, naming and meanings of motifs on fabric. In: Journal of Consumer Sciences. 18. Mai 2017, ISSN 0378-5254 (ajol.info [abgerufen am 8. September 2024]).
  14. a b Siya Miti: Textile sector threat to fabric of society. In: DispatchLive. 11. Mai 2013, abgerufen am 20. Januar 2014 (englisch).
  15. A stylish ode to Mama Afrika. In: Independent Online. 27. September 2011, abgerufen am 21. Januar 2014 (englisch).
  16. Esther Lewis: IsiShweshwe: cut from a different cloth. In: Independent Online. 28. März 2013, abgerufen am 22. Januar 2014 (englisch).
  17. Claire Fulton: Cottoning on to Shweshwe chic. In: SouthAfrika.info. 23. November 2006, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 23. Januar 2014 (englisch).
  18. Judy Bryant: Transplanted Culture Through Trade. (PDF) Cape Crafts & Design Institute, Juni 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 20. Januar 2014 (englisch).
  19. Who We Are. In: Da Gama. Abgerufen am 8. September 2024 (amerikanisches Englisch).
  20. Linda Sparg: Fabric firm wins with a focus on local flair. In: Independent Online. 15. Januar 2012, abgerufen am 21. Januar 2014 (englisch).
  21. Annalisa Barbieri: All shapes and sizes. In: New Statesman. 3. April 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 24. Januar 2014 (englisch).

Literatur

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  • Liz Ralfe: Not Just Any Dress: Narratives of Memory, Body, and Identity. Hrsg.: Weber. Peter Lang, New York 2004, ISBN 978-0-8204-6118-2, Love Affair with my Isishweshwe, S. 211–218 (englisch, google.com).
  • Moletsane (Hrsg.): Was it Something I Wore?: Dress, Identity, Materiality. HSRC Press, Cape Town 2012, ISBN 978-0-7969-2362-2 (englisch, academia.edu).
  • Mandy Rossouw: Londen oorrompel deur SA se modes (deutsch: London wird von SAs Mode erobert) In: Beeld, 23. September 2006. Abgerufen am 22. Januar 2014 (afrikaans). 
  • Bettie Lamprecht: Ikoniese materiaal wat geen grense ken (deutsch: Ikonisches Material, das keine Grenzen kennt) In: Beeld, 5. März 2013. Abgerufen am 22. Januar 2014 (afrikaans). 
  • Juliette Leeb-Du Toit: isiShweshwe: A History of the Indigenisation of Blueprint in South Africa. University of KwaZulu-Natal Press, Pietermaritzburg 2017, ISBN 978-1-86914-314-5 (englisch).