Spoiler (Politik)

Partei oder andere Bewegung in der russischen Politik, die von außen geplant wurde, um einer meist oppositionellen Konkurrenzorganisation Wählerstimmen oder gesellschaftlichen Einfluss abzunehmen

Als Spoiler bezeichnen Politikwissenschaftler eine Partei oder andere Bewegung in Russland, die von außen geplant wurde, um einer meist oppositionellen Konkurrenzorganisation Wählerstimmen oder gesellschaftlichen Einfluss abzunehmen. Spoiler haben dabei oft ähnliche Namen wie die Konkurrenz, um Anhänger zu verwirren, führen teilweise keinen echten eigenen Wahlkampf durch oder streben selbst als Spoilerparteien keine eigenen Mandate in Parlamenten an bzw. werden dann Teil eines vom Moskauer Kreml gesteuerten Machtkartells. Spoilerparteien werden weniger als politische Bewegungen denn als politisch-technologische Projekte oder Marken gesehen. Sie nutzen insofern den politikwissenschaftlichen Spoilereffekt durch Schaffung einer scheinbar der Konkurrenz ähnlichen Partei aus.[1][2][3]

Geschichte

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Spoilerparteien traten u. a. im Zuge der Wahl zur russischen Staatsduma 2016 auf, wo erstmals zwei andere kommunistische Parteien der traditionsreichen KPRF unter ähnlichem Namen Konkurrenz machten, ohne dass sie eine erhebliche politische Basis besaßen. Auch bei der Wahl 2021 wurden mehrere Parteien von politischen Experten als reine Spoiler bezeichnet, wie die Kommunisten Russlands oder die regierungsnahe Bewegung Neue Leute. Weitere Beispiele für Spoilerparteien gab es in Russland bei verschiedenen regionalen Wahlen, wo teilweise mehrere Kandidaten oder Parteien unter sehr ähnlichen Namen wie chancenreiche Wahlbewerber auftraten. Für eine neuere vom Kreml „am Reißbrett“ entworfene Partei wird die Partei Neue Leute gehalten, die 2021 in das russische Parlament einzog.[4]

Siehe auch

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Literatur

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  • Alexander Kynew: Die russischen Regionalwahlen vom 9. September 2018: Rückkehr realen Wettbewerbs. Übers. aus dem Russischen von Hartmut Schröder. In: Russland-Analysen Nr. 360, 5. Oktober 2018 (PDF).

Einzelnachweise

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  1. Yury Gaivoronsky: Strategic Coordination in the 2021 Russian Legislative Election: Effects and Counterbalances. In: Russian Politics. Band 8, Nr. 3, 15. August 2023, ISSN 2451-8913, S. 283–304, doi:10.30965/24518921-00803001 (schoeningh.de [abgerufen am 10. September 2023]).
  2. Felix Light: In Russia’s Parliamentary Vote, Spoiler Parties and Dirty Tricks Abound. In: The Moscow Times. 17. September 2021, abgerufen am 10. September 2023 (englisch).
  3. Petra Stykow: Russland. Ein politisches System zwischen Demokratie und Autokratie. In: Hans Joachim Lauth (Hrsg.): Politische Systeme im Vergleich: formale und informelle Institutionen im politischen Prozess (= Lehr- und Handbücher der Politikwissenschaft). De Gruyter Oldenbourg, München 2014, ISBN 978-3-11-039852-6, S. 320.
  4. Janis Kluge, Leslie Schübel: Russlands Dumawahl 2021. Die Kremlpartei Einiges Russland siegt im stark manipulierten Urnengang. Nr. 67, Oktober 2021, doi:10.18449/2021A67 (swp-berlin.org [abgerufen am 26. September 2023]).