St.-Johannis-Friedhof (Hannover-Südstadt)

ehemaliger Friedhof in Hannover

Der St.-Johannis-Friedhof (auch: Katholischer Friedhof) in Hannover war ein im 17. Jahrhundert von der ersten katholischen Gemeinde in der Calenberger Neustadt (heute: Gemeinde der Basilika St. Clemens)[1] angelegter Begräbnisplatz. Das Areal „vor dem Aegidientore“ erstreckte sich von der Höltystraße[2] über die Hildesheimer Straße in Höhe der heutigen Stadtbibliothek[3] bis zur Maschstraße[2] im (heutigen) Stadtteil Südstadt.[4]

Der Turm der Stadtbibliothek Hannover und das Magazin der Städtischen Bühnen auf ehemaligem Friedhofsgelände zwischen Hildesheimer Straße und Maschstraße

Geschichte

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Der Soldatenfriedhof und der katholische Friedhof vor dem Gasthaus König von Hannover 1825 links der Hildesheimer Straße im Verlauf der heutigen Höltystraße;
Tuschzeichnung von 1825, unbekannter Künstler; Original im Besitz des Historischen Museums Hannover

Die Entstehung des St.-Johannis-Friedhofs steht im Zusammenhang mit der Residenznahme der Stadt Hannover durch Herzog Georg von Calenberg 1636, mitten im Dreißigjährigen Krieg. Kurz nach dem Westfälischen Frieden 1848 konvertierte sein Sohn und Nachfolger Johann Friedrich 1651 zum katholischen Glauben.[1]

Laut der Chronik von Johann Heinrich Redecker hatte Johann Friedrich den Patres des Kapuzinerordens ein Absteigehaus errichten lassen,[2] zugleich das „Sommerhaus der Kapuzinermönche“,[5] außerhalb der Stadtbefestigung Hannovers, „vor dem Aegidientore“. Auf einem Teil des dortigen „Patergartens“ wurde ab 1669 nun mit der Anlage des St.-Johannis-Friedhofs begonnen. Er soll erst vier Jahre später 1673 geweiht und nach seinem herzoglichen Stifter benannt worden sein.[2][6]

 
Bruchstück des vom katholischen Friedhof St.-Johannis-Friedhof auf den Alten St.-Nikolai-Friedhof versetzten denkmalgeschützten Grabmals für Jean Joseph La Croix (1737–1828), zuvor vermutlich für Pierre La Croix (um 1660–1729) verwendet

Während die Bürger der Stadt Hannover nach der Reformation dann ab 1588 nur noch Einwohner protestantischen Glaubens geduldet hatten,[7] wurde nun Niels Stensen 1677 zum Apostolischen Vikar ernannt. So bildete sich statt in Hannover nun in der neuen, der Calenberger Neustadt, zaghaft die erste katholische Gemeinde nach einem 30-jährigen Krieg um Macht und rechten Glauben – die Gemeinde St. Clemens entstand.[1]

Nachdem jedoch schon seit dem 16. Jahrhundert die Kirchhöfe von den Kirchen gelöst und zumeist im unmittelbaren Umland der Städte als Friedhöfe neu angelegt wurden, wurde, nachdem noch mitten im Krieg der bereits 1645 vor dem Aegidientore benannte Invaliden- und Soldatenfriedhof an die Hildesheimer Straße angelegt worden war, nach dem Abbruch der dortigen Marienkapelle und neben dem Sommerhaus der Kapuzinermönche 1669 nun auch der Katholische Friedhof eingerichtet und 1783 geweiht.[5] 1692 wurde der Friedhof zur Maschstraße hin erweitert.[2]

Bedingt durch die Industrialisierung und das Wachsen der Stadt wurde der katholische St.-Johannis-Friedhof aufgegeben und 1926 eingeebnet.[8] An seiner Stelle wurde 1929 bis 1931 durch den Architekten Hans Bettex der Ursprungsbau der Stadtbibliothek Hannover angelegt, entstand unter der Leitung des Stadtbaurats Karl Elkart ein ganzer Komplex städtischer Bauten mit dem Magazin und den Werkstätten der Städtischen Bühnen, der zur Maschstraße hin mit einem Wohnhaus abgeschlossen wurde.[9]

Bedeutende Grabsteine

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Grabstein des Freiherrn Franz Edmund Josef von Schmitz-Grollenburg an der Rückwand der Maschstraße 19

Laut Arnold Nöldeke waren 1926 jedoch noch folgende Grabmäler erhalten:

  • Standmal des Simon Tronen (1668–1717), ähnlich der Abbildung Nr. 158 bei Carl Schuchhardt: Die hannoverschen Bildhauer der Renaissance (1909);
  • Standmal des Edmund Wilh. Mihen von 1817, ähnlich wie der vorige, wiederverwendet, gefertigt von einem Meister im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts;
  • Standmal des Jean Joseph La Croix, wiederverwendet, zuvor vermutlich für dessen Großvater Pierre La Croix († 1729) angefertigt,[2][10] später auf den Alter St.-Nikolai-Friedhof versetzt.[11]

Bekannte Abbildungen des Friedhofes (Auswahl)

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Literatur

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  • Arnold Nöldeke: St.-Johannis-Friedhof. In: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover Bd. 1, H. 2, Teil 1, Selbstverlag der Provinzialverwaltung Hannover, Theodor Schulzes Buchhandlung, Hannover 1932 (Neudruck Verlag Wenner, Osnabrück 1979, ISBN 3-87898-151-1), S. 257
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Commons: St.-Johannis-Friedhof (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Klaus Mlynek: Clemens, St. C. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 113f.
  2. a b c d e f g Arnold Nöldeke: St.-Johannis-Friedhof (siehe Literatur)
  3. Helmut Knocke, Hugo Thielen: Hildesheimer Straße 12. In: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, S. 147
  4. Wolfgang Neß: Die Bebauung der Hauptausfallstraßen. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 1, Bd. 10.1, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt - Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig/Wiesbaden 1983, ISBN 3-528-06203-7, S. 117; sowie: Südstadt, in Addendum zu Bd. 10.2: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege) / Stand: 1. Juli 1985 / Stadt Hannover, S. 7ff.
  5. a b Carl-Hans Hauptmeyer: Nutzung des nächsten Umlandes. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.): Geschichte der Stadt Hannover, Bd. 1, Von den Anfängen bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Hannover 1992, ISBN 3-87706-351-9; S. 210; online über Google-Bücher
  6. Nach Nöldeke in: Johann Heinrich Redecker: Historische Collectanea von der Königlichen und Churfürstlichen Residenz-Stadt Hannover ... am 8. Julii 1723 angefangen; 2 Bände mit einem Register-Band, S. 683
  7. Klaus Mlynek: Reformation. In: Stadtlexikon Hannover, S. 517f.
  8. Peter Schulze: Friedhöfe. In: Stadtlexikon Hannover, S. 193–196, hier: S. 194
  9. a b Helmut Knocke, Hugo Thielen: Hildesheimer Straße 12. In: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, S. 147
  10. Laut Arnold Nöldeke vergleiche auch Eduard Schuster: Kunst und Künstler in den Fürstenthümern Calenberg und Lüneburg in der Zeit von 1636 bis 1727. 1905; erschien zuvor in: Hannoversche Geschichtsblätter, Jg. 1904
  11. Helmut Zimmermann: Familiengeschichte um Herrenhausens Fontänen. In: Hannoversche Porträts. Lebensbilder aus sieben Jahrhunderten, illustriert von Rainer Ossi Osswald, Hannover: Harenberg, S. 505
  12. Bernhard Dörries, Helmut Plath: Hildesheimer Straße. In: Alt-Hannover 1600 - 1900 / Die Geschichte einer Stadt in zeitgenössischen Bildern von 1600 - 1900, hrsg. im Auftrag der Stadt Hannover und Jahresgabe 1951 vom Kunstverein Hannover, München: F. Bruckmann, S. 85, 132
  13. Bernhard Dörries, Helmut Plath (Hrsg.): Zeuner, Johann Joachim. In: Alt-Hannover 1500 - 1900 / Die Geschichte einer Stadt in zeitgenössischen Bildern von 1500 - 1900. Vierte, verbesserte Auflage 1977, Heinrich Feesche Verlag Hannover, ISBN 3-87223-024-7, S. 141

Koordinaten: 52° 22′ 1,6″ N, 9° 44′ 41″ O