St. Mauritius (Lautzkirchen)

Kirchengebäude in Lautzkirchen

Die Kirche St. Mauritius ist eine katholische Pfarrkirche in Lautzkirchen, einem Stadtteil von Blieskastel im saarländischen Saarpfalz-Kreis. Kirchenpatron ist der heilige Mauritius.

Die Pfarrkirche St. Mauritius in Lautzkirchen
Modell der 1958 abgetragenen Kirche
Blick ins Innere der Kirche
Blick vom Altarraum zur Empore
Orgelprospekt

Geschichte

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Im Jahr 1180 wurde in Lautzkirchen zum ersten Mal eine Kirche urkundlich erwähnt. In den Jahren 1469–70 erfolgte der Anbau eines neuen Kirchenschiffs an den romanischen Chorturm der in der Urkunde erwähnten Kirche. Als nach dem Dreißigjährigen Krieg Lautzkirchen wieder besiedelt wurde, war das Kirchengebäude in einem stark baufälligen Zustand, der 1724 durch eine Restaurierung behoben wurde. 1733 kam es zur Wiederbesetzung der Lautzkircher Pfarrei[1].

Nach Plänen des Architekten Johannes Peter Reheis, der auch für die Pläne der Kirche St. Stephan in Illingen verantwortlich zeichnete, sowie an der Schlosskirche Blieskastel beteiligt war, erfolgte in den Jahren 1785–86 der Bau einer neuen Kirche mit Dachreiter, wobei der romanische Chorturm nur noch als Treppenhaus Verwendung fand. 1825 wurde in der Kirche eine Empore errichtet. Von 1859 bis 1860 wurde das Gotteshaus einer Restaurierung unterzogen. Im Jahr 1900 erfolgte die erste Ausmalung, der 1934 eine zweite durch den Kirchenmaler Alfred Gottwald (Bonn) folgte. 1930 wurde das Kirchengebäude durch den Anbau einer Sakristei erweitert. Bei der Baumaßnahme wurden unterirdische Gewölbe entdeckt. 1936 erfolgte eine letzte Restaurierung, bevor die Kirche 1958 völlig abgetragen wurde[1].

In den Jahren 1958 bis 1960 wurde nach Plänen des Speyerer Diözesan-Baurates Wilhelm Schulte II. das heutige Kirchengebäude errichtet und am 25. September 1960 eingeweiht[2]. Am Entwurf der Kirche war neben Schulte auch der Architekt Helfrich beteiligt[1].

Von 2000 bis 2001 wurde die Kirche restauriert[1].

Ausstattung

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Zur Ausstattung der Kirche gehören wertvolle Messgeräte der aufgelösten Pfarrei Gutenbrunnen[1]. Des Weiteren die Ausstattung von Peter Reheis aus dem 18. Jahrhundert, die in der Denkmalliste des Saarlandes als Einzeldenkmal aufgeführt ist[3]. Einige Kirchenfenster entwarf die saarländische Künstlerin Marianne Aatz (Neunkirchen), die auch teilweise bei deren Ausführung im Jahr 1960 mitwirkte[4].

Die Orgel der Kirche wurde 1975 von der Firma Hugo Mayer Orgelbau (Heusweiler) erbaut. Das seitlich auf einer Empore aufgestellte Instrument verfügt über 24 Register, verteilt auf 2 Manuale und Pedal und besitzt mechanische Schleifladen mit elektrischer Registertraktur. Der Spieltisch der Orgel ist als Spielschrank ausgeführt und im Unterteil der Orgel eingebaut[5].

I Hauptwerk C–g3

1. Gedacktpommer 16′
2. Principal 8′
3. Offenflöte 8′
4. Octave 4′
5. Spillflöte 4′
6. Nazard 223
7. Octave 2′
8. Mixtur IV-VI 113
9. Trompete 8′
II Schwellwerk C–g3
10. Holzgedackt 8′
11. Salicional 8′
12. Principal 4′
13. Waldflöte 2′
14. Sesquialter II
15. Octävlein 1′
16. Scharff IV 12
17. Fagott 16′
18. Oboe 8′
Tremulant
Pedal C–f1
19. Subbaß 16′
20. Octavbaß 8′
21. Flötgedackt 8′
22. Choralbaß 4′
23. Hintersatz IV 223
24. Posaune 16′
  • Koppeln: II/I, I/P, II/P
  • Spielhilfen: zwei freie Kombinationen, Tutti, Zungeneinzelabsteller

Im Kirchturm befindet sich seit dem Jahr 2000 ein Geläut, bestehend aus 28 Glocken. Es gliedert sich auf in acht Läuteglocken der Gießereien Paccard (Annecy/Frankreich) und Schilling (Heidelberg), in drei ehemalige „Schilling“-Läuteglocken mit den Schlagtönen f" (110 kg), as" (62 kg) und b" (43 kg) sowie ein Carillon bestehend aus 17 Glocken[6].

Vor dem Jahr 2000 befand sich im Turm ein Geläut aus insgesamt elf Glocken, das bis zur Jahrtausendwende mit seinen fünf „Schilling“- und sechs „Paccard“-Glocken an Größe und Qualität eine Einmaligkeit darstellte, und dem eine überragende Bedeutung im deutschen Glockenwesen zugesprochen wurde[2]. Dreimal am Tag, um 8.32, 12.32 und 19.32 Uhr, erklingen nach den kirchlichen und weltlichen Gegebenheiten ausgewählte Melodien, wobei das Repertoire hierbei insgesamt 80 Lieder umfasst.

Nr. Ton Gewicht (kg) Gießer, Gussort Gussjahr
1 2700 Paccard, Annecy (Frankreich) 1959
2 des′ 1605 Paccard, Annecy (Frankreich) 1959
3 f′ 1005 Paccard, Annecy (Frankreich) 1959
4 as′ 510 Paccard, Annecy (Frankreich) 1959
5 b′ 420 Paccard, Annecy (Frankreich) 1959
6 c″ 325 Paccard, Annecy (Frankreich) 1959
7 des″ 225 Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg 1951
8 es″ 153 Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg 1951

Literatur

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  • Bernhard H. Bonkhoff: Die Kirchen im Saar-Pfalz-Kreis. Saarbrücken 1987.
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Commons: St. Mauritius (Lautzkirchen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Informationen zur Pfarrkirche St. Mauritius Auf: www.kunstlexikonsaar.de, abgerufen am 7. Oktober 2012
  2. a b Informationen zu Lautzkirchen auf der Website der Stadt Blieskastel, abgerufen am 7. Oktober 2012
  3. Denkmalliste des Saarlandes, Teildenkmalliste Saarpfalz-Kreis (PDF; 1,2 MB), abgerufen am 7. Oktober 2012
  4. Aatz, Marianne: Werke im öffentlichen Raum Auf: www.kuenstlerlexikonsaar.de, abgerufen am 7. Oktober 2012
  5. Orgel der Kirche St. Mauritius (kath.) (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.saar-orgelland.de Infoseite des Webangebots Orgeln im Saarland, abgerufen am 7. Oktober 2012
  6. Beschreibung von Turbofreak89 Auf: www.youtube.com, abgerufen am 22. Oktober 2012

Koordinaten: 49° 15′ 6,4″ N, 7° 15′ 21,9″ O