St. Ulrich (Wangen)

Katholische Kuratiekirche in Wangen (Starnberg), barocker Saalbau, 1736, Turm 1908.

Die katholische Kuratiekirche[1] St. Ulrich in Wangen, einem Stadtteil von Starnberg, ist ein spätbarocker Saalbau, der im frühen 18. Jahrhundert an der Stelle wesentlich älterer Vorgängerkirchen errichtet wurde. Die Kirche gehört zu den geschützten Baudenkmälern in Bayern.[2]

Kirche St. Ulrich in Wangen

Geschichte

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Hauptaltar und Seitenaltäre

In einer Urkunde des Klosters Polling aus dem Jahr 1010 ist das Dorf Wangen erstmals schriftlich erwähnt. Die Wangener Kirche wird in der Konradinischen Matrikel, dem 1315/16 erstellten Güterverzeichnis des Bistums Freising, als eine Filiale der Pfarrei Aufkirchen aufgeführt.

Im Jahr 1736 wurde die heutige Kirche durch den Wolfratshauser Maurermeister Georg Lettner neu errichtet. Bis 1920 blieb St. Ulrich Filialkirche der Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Aufkirchen, danach wurde Wangen zur Expositur und 1956 wurde es Kuratie.

Patrozinium

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Obwohl Wangen schon in früher Zeit zum Bistum Freising gehörte, ist die Kirche dem heiligen Ulrich geweiht, dem Augsburger Bistumspatron. Die große Verehrung des Bischofs von Augsburg wird seiner Rolle bei der Schlacht auf dem Lechfeld im Jahr 955 und seiner frühen Heiligsprechung, die bereits im Jahr 993, zwanzig Jahre nach seinem Tod erfolgte, zugeschrieben. Das Ulrichspatrozinium legt die Vermutung nahe, dass die Gründung der Wangener Kirche in den ersten Jahrzehnten nach dieser Heiligsprechung erfolgte.

Architektur

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Langhausfresko Sieben Zufluchten

An der Südseite des Langhauses steht der 1908 von dem Münchner Architekten Franz Xaver Boemmel erbaute Glockenturm, der den ursprünglich über der Westfassade errichteten barocken Dachreiter ersetzte. Wie schon der ehemalige Dachreiter ist auch der heutige Turm mit einer Zwiebelhaube gedeckt. Der zuvor an der Südwestseite gelegene Eingang wurde 1926 an die Westfassade verlegt.

Das einschiffige Langhaus ist in drei Achsen gegliedert, der eingezogene Chor ist halbrund geschlossen. Chor und Langhaus werden von abgeflachten Stichkappentonnen gedeckt, die auf flachen Pilastern mit schlichten, profilierten Kapitellen aufliegen. Große Rundbogenfenster beleuchten den Innenraum.

Deckenmalereien

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Die Deckenfresken im Chor und im Langhaus wurden vermutlich von Benedikt Dersch aus Wolfratshausen ausgeführt.[3][4][5] Auf dem Deckenbild im Chor ist die Übergabe der Ordensregeln durch den heiligen Augustinus an einen Mönch, vielleicht Norbert von Xanten, den Begründer des Prämonstratenserordens, dargestellt. Das Langhausfresko ist den Sieben Zufluchten gewidmet.

Ausstattung

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Linker Seitenaltar
 
Rechter Seitenaltar, Predella mit dem Relief der Grablegung Christi
 
Die Orgelempore
  • Der viersäulige Hochaltar von 1740 rahmt ein Gemälde der Unterweisung Mariens, das dem Münchner Hofmaler Balthasar Augustin Albrecht zugeschrieben wird. Der Altarauszug wurde um 1770 im Stil des späten Rokoko neu gestaltet, das Auszugsbild stellt den Kirchenpatron, den heiligen Ulrich, dar.
  • Die frühbarocken Seitenaltarretabel stammen ursprünglich aus der Kirche Heilig Kreuz in Freiham im Münchner Stadtteil Aubing. Die beiden mit den Retabeln entstandenen Figuren am linken Altar stellen den heiligen Georg und den heiligen Benno von Meißen[3] bzw. den heiligen Ulrich von Augsburg[6][7][8][9] dar. Die beiden Figuren am rechten Altar, der heilige Nikolaus und die heilige Odilia, wurden kurz nach 1500 geschaffen. Die Figuren in den Mittelnischen der beiden Seitenaltäre, eine barocke Madonna im Strahlenkranz und eine frühbarocke Sitzfigur des heiligen Ulrich aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, wurden in den 1950er Jahren an ihrem heutigen Standort aufgestellt. Die Figur des heiligen Ulrich war wahrscheinlich die Mittelfigur des Altars der Vorgängerkirche. Die Predella des rechten Altars enthält ein Relief mit der Darstellung der Grablegung Christi. Die Schnitzarbeit stellt das kostbarste Kunstwerk der Kirche dar. Sie stammt aus der Zeit um 1520 und wird der Werkstatt des Meisters von Rabenden zugeschrieben.
  • Der neue Zelebrationsaltar wurde 2000 von Carola Heine geschaffen.[3]
  • Aus der Bauzeit der Kirche stammt die barocke Kanzel, deren Schalldeckelbekrönung nicht mehr erhalten ist.
  • Die Orgel wurde 1984 von Orgelbau Pirchner gebaut. Sie hat zwei Manuale und acht Register.[10]

Literatur

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  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bayern IV: München und Oberbayern. 2. Auflage, Deutscher Kunstverlag, München 2002, ISBN 3-422-03010-7, S. 1245.
  • Gertrud Rank, Michael Schmid: Ein Stück vom Himmel. Kunsthistorische Einblicke in die Starnberger Kirchenlandschaft. Kulturverlag Starnberg, Starnberg 2008, ISBN 978-3-941167-03-2, S. 220–230.
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Commons: St. Ulrich (Wangen bei Starnberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. St. Ulrich, Erzbistum München und Freising
  2. Denkmalliste für Starnberg (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Denkmalnummer D-1-88-139-124
  3. a b c Michael Schmid: Wangen. Die Kuratiekirche St. Ulrich. In: Gertrud Rank, Michael Schmid: Ein Stück vom Himmel. Kunsthistorische Einblicke in die Starnberger Kirchenlandschaft (= Starnberger Stadtgeschichte, Band 4). Kulturverlag Starnberg, Starnberg 2008, ISBN 978-3-941167-03-2, S. 220–230.
  4. Bislang wurde Frater Lukas Zais als Maler vermutet: Ernst Götz u. a. (Bearbeiter): Bayern IV: München und Oberbayern (= Georg Dehio [Begründer], Dehio-Vereinigung [Hrsg.]: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler). 1. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1990, ISBN 978-3-422-03010-7, S. 1245. – Ernst Götz u. a. (Bearbeiter): Bayern IV: München und Oberbayern (= Georg Dehio [Begründer], Dehio-Vereinigung [Hrsg.]: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler). 3. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2006, ISBN 978-3-422-03115-9, S. 1351–1352.
  5. Zu den Fresken siehe auch: Wangen. In: Die Landkreise Landsberg am Lech, Starnberg, Weilheim-Schongau. Wissenschaftliche Texte von Anna Bauer-Wild (und anderen?) (= Hermann Bauer, Frank Büttner, Bernhard Rupprecht [Hrsg.]: Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland. Band 1). Hirmer Verlag, München 1976, ISBN 3-7991-5737-9, S. 360–361.
  6. Max Gruber, Klaus Kraft, Michael Meier, Wilhelm Neu (Bearbeiter): Westlicher Umkreis (= Die Kunst- und Kulturdenkmäler in der Region München. Band 1). Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1977, DNB 770396186, S. 167.
  7. Ernst Götz u. a. (Bearbeiter): Bayern IV: München und Oberbayern (= Georg Dehio [Begründer], Dehio-Vereinigung [Hrsg.]: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler). 1. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1990, ISBN 978-3-422-03010-7, S. 1245.
  8. Ernst Götz u. a. (Bearbeiter): Bayern IV: München und Oberbayern (= Georg Dehio [Begründer], Dehio-Vereinigung [Hrsg.]: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler). 3. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2006, ISBN 978-3-422-03115-9, S. 1351–1352.
  9. Beide Bischöfe werden für gewöhnlich mit Buch und Fisch dargestellt, Benno manchmal zusätzlich mit einem Schlüssel. Die ikonographische Unterscheidung anhand der Attribute ist daher nicht immer möglich. Die Münchner Patrizier, die den Altar für Freiham stifteten, hatten wahrscheinlich den Münchner Stadtpatron Benno im Sinn. In der Ulrichskirche von Wangen wird der Betrachter eher an den Kirchenpatron Ulrich denken.
  10. Orgeldatenbank Bayern v5 (2009) online, abgerufen am 14. Februar 2024

Koordinaten: 48° 0′ 40,8″ N, 11° 24′ 11,2″ O